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* Wie ich beharre, bin ich Knecht,

*Ob dein, was frag ich, oder wessen.

Die andere Knechtschaft, auf die hier angespielt wird, ist die Abhängigkeit des Verstandes von den Sinneseindrücken.

Mephistopheles.

Ich werde heute gleich beim Doctorschmaus

1360 Als Diener meine Pflicht erfüllen.

Nur eins! Um Lebens oder Sterbens willen

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Bitt ich mir ein paar Zeilen aus.

faust.

Auch was Geschriebnes forderst du, Pedant?

Hast du noch keinen Mann, nicht Manneswort gekannt? 1365 3st's nicht genug, daß mein gesprochnes Wort

Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten?
Rast nicht die Welt in allen Strömen fort,
Und mich soll ein Versprechen halten?
Doch dieser Wahn ist uns ins Herz gelegt;
1370 Wer mag sich gern davon befreien?

Beglückt, wer Treue rein im Busen trägt,
Kein Opfer wird ihn je gereuen!

Allein ein Pergament, beschrieben und beprägt, Ist ein Gespenst, vor dem sich Alle scheucn. 1375 Das Wort erstirbt schon in der Feder,

Die Herrschaft führen Wachs und Leder,
Was willst du, böser Geist, von mir?
Erz, Marmor, Pergament, Papier?

Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben?

1380 Ich gebe jede Wahl dir frei.

Mephistopheles.

Wie magst du deine Rednerei
Nur gleich so hißig übertreiben?

Ist doch ein jedes Blättchen gut.

* Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut.

faust.

1385 Wenn dies dir völlig Gnüge thut,

So mag es bei der Frage bleiben.

Mephistopheles.

* Blut ist ein ganz besondrer Saft.

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In der alten wissenschaftlichen Logik erscheint die affirmatio (die Bestätigung) als eine Funktion des Verstandés, die der Negation entgegengesetzt war; z. B. Gott ist gerecht und: Gott ist nicht ungerecht. Unter Blut ist im "Faust" wiederholt die affirmatio verstanden. Für den positiven Verstand ist dies Bild ganz berechtigt. Dieselbe Bedeutung findet sich im Werke: II, Vers 2414 und 5322 u. s. w., wo das Blut genannt ist.

fauft.

Nur keine Furcht, daß ich dies Bündniß breche! *Das Streben meiner ganzen Kraft

1390* Ist grade das, was ich verspreche.

Ich habe mich zu hoch gebläht,

In deinen Rang gehör ich nur:
Der große Geist hat mich verschmäht,
Vor mir verschließt sich die Natur.
1395* Des Denkens Faden ist zerrissen,
Mir ekelt lange vor allem Wissen.
*Laß in den Tiefen der Sinnlichkeit
Uns glühende Leidenschaften stillen;
In undurchdrungnen Zauberhüllen

1400 Sei jedes Wunder gleich bereit!

Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit,
Ins Rollen der Begebenheit!

Da mag denn Schmerz und Genuß,
Gelingen und Verdruß,

1405 Mit einander wechseln, wie es kann;

Nur rastlos bethätigt sich der Mann.

Diese Rede des Faust sagt: Ich, der Verstand, habe leider erfahren, daß ich für das Transcendente nicht geschaffen bin. Indem ich daher nun alle Verbindungen entdeckend aufsuchen werde, die die irdische Welt dem Verstande bietet, will ich meine ganze Kraft strebend äußern. Nur das Sinnliche (Sinnlichkeit genannt) allein kann ich durchkosten, was du, Egoismus, mir bieten kannst in steter Abwechselung. Daher folgen nunmehr nach einander diejenigen irdischen Verbindungen, die der Verstand eingehen kann, nämlich die Verbindung mit der Jugend und dem Alter, der Naivität, dem Wahn, dem Schein, der Illusion, der Herrschaft, dem Zweifel und endlich dem Willen, hier That genannt.

Mephistopheles.

Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt.
Beliebt's euch überall zu naschen,
Im Fliehen etwas zu erhaschen,

1410 Bekomm euch wohl, was euch ergeht.

Nur greift mir zu und seid nicht blöde!

Faust.

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Von hier ab bis Vers 1480 nimmt dies Gespräch zwischen Faust und Mephisto eine Wendung, die für das Verständniß des ganzen Werkes entscheidend ist. Die Sprechweise der Persönlichkeiten (die „Faustsprache") führt beim aufmerksamen Lesen allemal auf den versteckten Sinn hin. So auch hier. Was, so fragt man sich, ist das Unterscheidende. in diesem Zwiegespräch, zunächst in der Redeweise selbst? Sicherlich dieses, daß etwa zwölf `Zusammenstellungen vorkommen von solchen Begriffen, die den ab

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solutesten Widerspruch enthalten, und darin muß der Schlüssel für den Gedankengang verborgen sein: Zwölf Male in derselben Scene derselbe absichtliche Kunstgriff, und das ohne Grund, während sonst im Werke diese Redeweise nirgend erschiene?!

Die erwähnten Zusammenstellungen aber sind die folgenden: Schmerz und Genuß (Vers 1413), Wohl und Weh (Vers 1420), Tag und Nacht (Vers 1431), kurz und lang (Vers 1434), Muth und Furchtsamkeit (Vers 1441 und 1442), Süd und Nord (Vers 1443 und 1444), Großmuth und Arglist (Vers 1445), Plan und Jugendtrieb (Vers 1446 und 1447), Haar breit und Unendlich (Vers 1461 und 1462), Wiege und Bahre (Vers 1425), verliebter Häß (Vers 1414), erquickender Verdruß (Vers 1414) u. s. w.

Von diesen diametral widersprechenden Begriffen sagt Faust beständig, daß er sie vereinen will, Mephistopheles dagegen, daß sie nicht zu vereinen sind. Faust vereinigt sogar solche Begriffe (wie verliebten Haß“), ohne daß aber damit ein recht klarer Begriff entstünde. Mephisto räth ihm, diese Vereinigung nicht zu versuchen, statt dessen „fortzugehen“ (Vers 1481), das Wissen zu verlassen und sich dem Naiven, dem halb unbewußten Denken zuzuwenden. - Alles das wird vollkommen berechtigt, sobald die Consequenzen aus dem Vorstehenden gezogen sein werden (s. unten).

Die Welt ist voll von Widersprüchen, wie bekannt, und der Verstand Tausender hat sich vergeblich bemüht, solche Widersprüche unter sich zu vereinen; man denke an die Frage: wie verträgt sich ein liebevoller Gott mit der Grausamkeit, die überall im „Kampf um das Dasein“ liegt. Dergleichen Widersprüche mehr hat der Verstand durch Grübeln und Speculiren ausgleichen wollen.

Man wird schon jetzt die Tendenz erkennen, die dieser Scene innewohnt. Faust ist hier nicht mehr der receptive Verstand, wie Anfangs, (Wissen) auch nicht mehr der nach dem Transcendenten ringende Verstand

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sondern er wird der specu

lirende Verstand, und Mephisto verspottet ihn und die Speculation des Verstandes in höchst fein verborgener Weise: er sagt ihm, daß mit der Speculation sich die Einbildung allemal „associirt“, und die Einbildung eben ist der Poet, der dem Verstande vorlügt, er könne die Widersprüche der Welt ausgleichen und in dieser widerspruchsvollen Welt eine kleine Welt im Kopfe, frei von Widersprüchen, schaffen. Da wäre also endlich auch jener Poet", den man Herr Mikrokosmos" nennen möchte (Vers 1459), erklärt; denn die große Welt ist Vorstellung", und diese kleine Welt ohne Widersprüche ist „Einbildung“.

Du hörest ja, von Freud ist nicht die Rede.

*Dem Taumel weih ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,
*Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.

1415 Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
-Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen,
Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,
Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen,
1420 * Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen

Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
Und wie sie selbst am End auch ich zerscheitern.

Der speculirende Verstand will die Widersprüche vereinen. Vom Wissensdurst ist Faust „geheilt", aber der Speculation wendet er sich zu, allerdings in dem irrthümlichen Glauben, als wäre die Speculation eben die ersehnte „That" des Verstandes. Sie ist es nicht.

Mephistopheles.

O glaube mir, der manche tausend Jahre *An dieser harten Speise kaut,

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1425 Daß von der Wiege bis zur Bahre

Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut!

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