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Wenn im I. Theil Vers 3327 das „moralische Bedenken" geschildert wird - so singt selbst Mephisto ein „moralisch“ Lied, und die Moral wird wiederholt genannt, aber in einer Weise, daß Niemandem das Wort auffällt, oder der Sinn sich verräth.

Ist aber einmal der Sinn einer Scene gelöst, so erscheinen. alle diese Andeutungen sehr natürlich, aber sie sind derartig verborgen, daß sie dennoch ehe man eine eigene Faustsprache vermuthete Allen entgehen mußten.

Soviel über die Eigenthümlichkeiten der Faustsprache. Dem denkenden Leser wird die neue Sprache schnell zugänglich werden, aber nur wenn er im Besitz der Faustsprache ist, wird ihm die gegebene Fausterklärung verständlich. Darin liegt der Grund, aber auch zugleich die Rechtfertigung, daß der Faustsprache hier ein so ausgedehnter Hinweis gewidmet worden ist. Es bedarf für die Erfassung derselben keines Dictionairs, wohl aber ein Eingehen auf die poetischen Intentionen des Dichters selbst.

2. Der Faust-Plan.

Es ist bekannt, daß Schiller und W. v. Humboldt den Plan gekannt haben, der dem „Faust“ zu Grunde lag. Wäre dieser Plan heute vorhanden, so hätte der langdauernde Streit um den „Faust“ und dessen Bedeutung nicht entbrennen können.

Die Faust-Dichtung ist ein Labyrinth, und Tausende haben sich in demselben verirrt, eben weil sie den Plan desselben nicht kannten. Jeder Architekt jedoch würde verwundert fragen: Was zankt ihr über den Plan, wenn ihr das Gebäude habt? Nun, so nehmt den Plan des Labyrinths nach der Natur nochmals auf, und ihr habt den verlorenen Plan! — Die Faust-Erklärer erwidern ihm: Die Gänge in dem Labyrinth find theils verschüttet, theils dunkel; wir erkennen bei der Aufnahme nicht, ob wir schon einmal an demselben Ort gewesen sind, die Corridore

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Laufen in einander, und Leute, die vor uns dagewesen sind, haben Zeichen und Nummern an die Wände geschrieben, die uns beständig irre führen, auch fehlt es uns an einem Compaß, an Fackeln, kurz wir überlassen das der Nachwelt. - Der Nachwelt, erwidert der Architekt, laßt ihr eine noch schwerere Arbeit, denn einzelne Wände werden sich senken, einzelne Stiege verfallen; so wagt es und zeichnet den Plan! Woran jedoch sehen, ob der Plan der richtige? Der Plan ist richtig, wenn er ausführbar und ausgeführt ist, und der Sachverständigen giebt es genug, die, obgleich sie kein Labyrinth zu bauen vermögen, dennoch den Plan zu beurtheilen wissen. Also sei es versucht. Die Hochschätzung für den Baumeister verbietet nicht lauter die Herstellung des Planes, als sie die Kritik eines einzelnen Bogens, einer Kuppel oder einer Façade verbietet.

Wenn einer der neuesten Erklärer sagt: „Der erste Theil zeigt die Natur, der zweite die Cultur in der Natur“, so ist das eine sehr zweifelhafte „Bemerkung", aber durchaus kein Plan" zum Faust. Aus dem Plan soll der ganze Aufbau ersichtlich sein, und wenn auch nicht die Farben zu erschen sind an den Wänden, so müssen doch die einzelnen Mauern, die Verbindungen, die Abhängigkeit der Theile von einander, endlich die Zweckmäßigkeit und Schönheit aus dem Plan zu ersehen sein; aber was sagt uns ein solcher Saß wie der obige?

Der Plan, den diese Forschung detaillirt bringt, ist erst nach Vollendung der ganzen Arbeit aufgestellt worden; auch der Leser kann ihn erst würdigen nach Kenntnißnahme des ganzen Werkes.

Dem Werk zu Grunde liegt die Absicht, das volle Menschenleben zu schildern. „Verstand und Vernunft" werden wiederholt im Briefwechsel als Personen in der Dichtung genannt; folglich spielt der Faust auf psychologischem Gebiet. — Daß die Dichtung allegorisch ist, wird nach des Dichters eigenen Worten (Vers 5717) nicht bezweifelt. Also sind die Figuren im Text seelische Erscheinungen im Menscheninnern. Diese kommen im Stücke mit einander in Verbindung, und was die Figuren auf der Bühne thun, das müssen auch die Seelenkräfte unter ein

ander ausüben. Das ist ein Kennzeichen, das einem falschen Plan nothwendig abgehen müßte.

Demnach also müßte der Plan zwei parallele Handlungen aufweisen: die eine, die scheinbare, auf dem Theater, die zweite im Geiste des Menschen.

Man ersicht z. B. aus dem Prolog, daß die scheinbaren Figuren, wie sie genannt werden, sind:

der Herr, Raphael, Gabriel, Michael und Mephisto. Statt dieser erscheinen in der Auflösung:

die Liebe, Freude, Friede, Einigkeit und die Eigenliebe. Somit wäre die Parallelität vollkommen gerettet. Aber, zu unserem eigenen Erstaunen zeigte sich außerdem noch deutlich ein Hinweis auf die Freimaurerloge, die man bekanntlich einen Tempel der brüderlichen Liebe nennt. — Was soll hier die Loge?

Noch mehr. Der Faust tödtet Philemon, Baucis und den Wanderer, d. h. der Verstand besiegt (in der Zuristerei) die Unschuld und beugt das Recht.

Aber ganz deutlich und unverkennbar sind Philemon, Baucis und der Wanderer: die Legende, die Sage und die Tradition. Ferner: Der Kaiser kämpft gegen einen Gegenkaiser; jener siegt mit Hülfe des Faust.

Ohne Allegorien heißt das nach dieser Forschung: Der Schein kämpft gegen das Sein und siegt mit Hülfe des Verstandes.

Warum aber sodann noch im Werke der Hinweis auf den literarischen Kampf der Dogmatiker gegen Locke und die Empiriker? Diese dreifache Gestaltung findet sich bei jeder Scene, und die dritte Gestalt der Scene erschien so lange störend, bis sich herausstellte,

daß jedesmal, bei jeder Scene, auch noch ein culturhisto risches Moment sich ergab neben dem poetischen und dem philosophischen Inhalt der Scene.

Es war nicht mehr zu übersehen,

daß der Faust eine dreifache Darstellung ist, was Niemand geahnt hat.

So überraschend diese Entdeckung ist, so wird der Briefwechsel und die Forschung das Gesagte nachweisen. Hier war diese Mittheilung aber nöthig, weil der Plan des "Faust" verständlich sein muß. Jede Scene zeichnet 1) cin poetisches Bild, 2) einen psychologischen Vorgang und 3) eine culturhistorische Erscheinung, die sich meistens auf Goethes Gegenwart bezog; bald betrifft sie das Werk Faust selbst, bald die Zeitrichtung, das Auftreten epochemachender Schriftsteller, kurz, culturgeschichtliche Vorkommnisse, die immer in der betreffenden Scene selbst gezeichnet sind. Und diese culturelle Erscheinung geht allemal hervor aus den auftretenden Seelenkräften der betreffenden Scene selbst. Das ist sehr beweisend.

Zum Verständniß des nun folgenden Planes wird Nichts. weiter erforderlich sein.

Der Plan mag in Einzelheiten zu rectificiren sein, zugegeben, und etwaige fernere Auflagen werden dankend die Namen der Mitarbeiter nennen, die uns ihre Correcturen zur Verfügung stellen wollen; aber es steht zu hoffen, daß der allgemeine, hier zuerst gegebene Grundriß des kolossalen Werkes als ein klarer und consequenter anerkannt wird.

Sphinx locuta est. I.

3

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1

Vorspiel auf dem Director, Dichter, lustige Person.
Theater.

Handlung, Idee, Darstellung des
Stückes.

Das Theaterwesen.

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Mephistopheles.

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4

Wagner im

Schlafrock.

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Faust, Selbstmordscene.

Der Herr; Raphael, Gabriel, Michael; Die Liebe; Freude, Friede und Einig

Faust, der Erdgeist.

(Der Geist weist Faust zurück.)

Faust, Wagner.

(Faust mißachtet Wagner.)

Faust, der Trank, Engel, Weiber,
Jünger.

(Der Trank soll Faust tödten, die
Anderen rufen ihn ins Leben.)
Vor dem Thor. Spaziergänger aller Art, Faust, der
dunkle Ehrenmann, die Pest.

(Faust und der Dunkle wollen die
Pest heilen, machen sie ärger.)

7

Der schwarze
Butel.

Faust, der Pudel. (Der Pudel wedelt.)

keit; die Eigenliebe.

Verstand, das Transcendente.

(Das Transcendente weist den Verstand zurück.)

Verstand, das Wissen.

(Der Verstand mißachtet das Wissen.)

Verstand, das Nichtdenken, Logik, Sinne,
Gedanken.

(Das Nichtdenken tödtet den Verstand,
die Anderen geben ihm Leben.)
Aeußerungen aller Art in der Sprache,
Verstand, die Pädagogik, die Sprach-
fehler.

(Verstand und Pädagogik wollen Sprach-
fehler heilen, machen sie ärger.)

Verstand, der negative Beweis.
(Der negative Beweis dient dem Ver-
stande.)

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