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Wie eine Mutter, die geboren, wie ein Vater, der erzeugt hat, kehre zurück an seinen Ort.

Da nach der Unterschrift 1) das Gebet an En-lil oder Bel gerichtet war, so erweist sich dieser Teil mit den Anrufungen der Hauptgötter - mit Ausnahme der Ninlil-offenbar als ein nachträglich eingefügter Zusatz, um das Gebet dem Mardukkult anzupassen

den öffentlichen Klageliedern.)

genau wie in

Bei diesem Gebete fallen vor allem die Anklänge an die öffentlichen Klagelieder auf. Das zeigt sich nicht nur in der Götteranrufung, sondern auch in Aussprüchen wie:

Dessen Herz oben sich nicht beruhigt usw.,

Der mich niedergebeugt hat,

O Herz, wende dich um usw.,

die zum Teil an die Refrains, die wir in öffentlichen Klageliedern vorfanden, zum Teil an Redensarten in den Liedern selbst erinnern. Dazu kommt, dass die Bezeichnung der Götter, die sich um den Mardukkult gruppieren, so genau denjenigen entsprechen, die in den öffentlichen Klageliedern immer wiederkehren, dass an eine Abhängigkeit von derselben Schablone bei beiden Gattungen nicht zu zweifeln ist.

Bei dem allgemeinen Tatbestand ist es nun weiter anzunehmen, dass die öffentlichen Klagelieder als die Muster zu betrachten sind, denen man bei der Abfassung der Lieder mehr persönlicher Art folgte, Anderseits wird der selbständige Charakter der persönlichen Klagelieder den öffentlichen gegenüber dadurch bewahrt, dass man neben den schablonenhaften Götteranrufungen und den litaneiartigen Gebeten um Beruhigung des göttlichen Zornes, grösseres Gewicht auf die genaue Beschreibung des kläglichen Zustandes des Leidenden und Bittenden legte, und mit dieser Beschreibung, die sich zuweilen sehr umfangreich gestaltete und stets ergreifend wirkte, auch das Bekenntnis der Schuld in Verbindung mit der Bitte um Versöhnung in viel ausführlicherer Weise vorbrachte.

Innerhalb der persönlichen Klagelieder kann man nun, wie bereits angedeutet, wiederum die Beobachtung machen, dass sich die Priester bei der Abfassung nicht scheuten, Auszüge aus einer Dichtung in die andere zu übertragen, sodass wir also wiederum zu dem Schluss gelangen, dass sich auch für die persönlichen Klagelieder gewisse Muster und Schablonen entwickelt hatten, von denen sich die späteren Geschlechter mehr oder minder abhängig fühlten. So ist die Übereinstimmung, die neben den Götteranrufungen zwischen den beiden mitgeteilten Gebeten besonders gegen Schluss besteht, darauf zurückzuführen, dass beide

1) er-scha-ku-mal

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schigû von 45 Zeilen an Zahl. Tafel des En-lil, wie sein Original, geschrieben und revidiert. Die letzten fünf Zeilen des Gebetes sind gewiss auch in dem Texte oben S. 77 hinzuzufügen.

2) Siehe oben S. 19 folg., 22, 42 folg., 45. 52, 56, 62 usw.

nach demselben Muster für persönliche Klagelieder ausgearbeitet worden sind. Dass trotz dieser Abhängigkeit jedoch auch allerlei kleine Abweichungen vorkommen, ist selbstverständlich.

Vergleichen wir z. B. die Götter, die hier angerufen werden, so stellt sich heraus, dass in beiden Ea, Damgal-nunna, Marduk, Sarpanitum, Nebo und Taschmitum in derselben Reihenfolge und genau mit denselben Attributen eingeführt vorkommen. Auch Amurru und Aschratum finden wir in beiden Gebeten. Aber während in dem zweiten Text dieses Götterpaar an passender Stelle nach Nebo und Taschmitum eingereiht ist, setzt der erste Text dieses Paar an die Spitze der angerufenen Götter. Nun könnte man sich diese Vorstellung durch das Bestreben, das Gebet dem Adadkult anzupassen, erklären, aber auch bei der Annahme, dass beim Kopieren der Texte ein Schreiber vorlas und ein zweiter schrieb, wäre die falsche Stellung als ein leicht vorkommender Irrtum erklärlich. In anbetracht jedoch der beiden besondern Zeilen, die dem zweiten Gebet gegenüber das erste aufweist mit der doppelten Einführung der Göttin Taschmit-Nanâ- ähnlich wie in der im vorigen Kapitel mitgeteilten Marduk-Litanei1) scheint es vielmehr, dass sich entweder der Verfasser des ersten Gebetes aus dem einen oder anderen Grunde Abweichungen gestattete, oder dass ihm als Muster ein dem zweiten ähnliches, aber doch nicht ganz mit demselben übereinstimmendes vorlag. Solche Texte liegen in der Tat vor,) und da übrigens die Schlusszeilen in beiden Gebeten mit dem Vergleich des Herzens des angerufenen Gottes mit einer frohlockenden Mutter und einem erfreuten Vater auch sonst vorkommen,) so hätten wir in diesen beiden Gebeten den endgültigen Beweis, dass ähnlich wie bei den in historischen Texten vorkommenden Gebeten die Schreiber von einander abhängig sind,*) man auch bei der Abfassung der persönlichen Klage- und Bussgebete nach gewissen Schablonen arbeitete, wobei man sich nicht scheute, Götteranrufungen, Beschwichtigungsformeln und Schlusszeilen von einem Texte

1) Siehe oben I S. 504, wo Tasch mitum genau wie in unserm Text zuerst als die Braut und Erstgeborene des Ninib und sodann als die Göttin, die das Wort des Feindes verwirft und drittens als die erhabene grosse Herrin" eingeführt wird,

2) Z. B. abgesehen von den Parallelen in den öffentlichen Klageliedern, der Reisnerschen Sammlung, K 5157 nach den Angaben bei Haupt, Akkadisch-Sumerische Texte S. 181 und Hommel, Semitische Völker S. 481 Anm. u. 513 (vgl. Zimmern, Busspsalmen S. 51), wo die drei auf Taschmit-Nanâ sich beziehenden Zeilen ebenfalls vorkommen und Haupt a. a. O. Nr. 18, wo dieselbe Reihenfolge wie in dem ersten Gebet vorliegt.

3) z. B. Rawlinson IV2 10, Rev. 50-51; Haupt, Akkadisch-Sumerische Keilschrifttexte Nr. 19, Rev. 21-22 (teilweise ergänzt). Im letzteren Texte (rev. 17—20) auch der Passus beginnend „Dein Antlitz wende in Treue auf mich", so wie in den oben angeführten zwei Gebeten.

4) Siehe oben I S. 225 u. 399.

auf den andern zu übertragen und zugleich durch kleine Änderungen, Umstellungen und Zusätze etwas Abwechslung herbeizuführen. Innerhalb dieser allgemeinen Schablonen findet man am meisten Abwechslung noch zu Anfang der Gebete, wo der Büssende seine Klage ausschüttet, und gerade in diesem Teil zeichnen sich die Gebete nicht nur durch die Mannigfaltigkeit der angewandten Bilder, sondern durch eine gehobene Sprache aus, die dieser Gattung der religiösen Literatur eine eigene Stellung unter den literarischen Erzeugnissen Babyloniens gibt. So werden in einem an die Göttin  die Gemahlin des Sonnengottes gerichteten Gebet 1) die verschiedenen Körperteile in effektvoller Weise von dem fürbittenden Priester in der Beschreibung des Leids des klagenden Büssers eingeführt.

[Ob seines Antlitzes, dass er vor Tränen]) nicht erhebt, klagt er vor dir [Ob seiner Füsse], die in Fesseln liegen, klagt er vor dir,

[Ob seiner Hand], die schlaff ist, klagt er vor dir,

Ob seiner Brust, die wie eine tönende Flöte wehklagt, klagt er vor dir.

Hier setzt der Betende ein:

O, meine Herrin, in Herzensbedrängnis schreie ich wehmütig zu dir,,,ach verkünde Versöhnung“,

Worauf wiederum der Priester seine Fürbitte fortsetzt:

O Herrin, deinem Diener verkünde,Es ist genug" dein Herz sei beruhigt,
Deinem Diener, der von Unheil befallen, gewähre Gnade,

Dein Antlitz wende ihm zu, nimm an sein Flehen,

Deinem Diener, dem du zürnst sei ihm gnädig!

Wiederum fleht der Büssende:

O meine Herrin, obwohl meine Hände gebunden, so rühre ich dich an3).
Bei dem heldenhaften Krieger, Schamasch, deinem geliebten Gemahl, lege

Fürbitte ein,

Dass ich ein langes Leben vor dir führe 4).

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Mein Gott bringe die Klage vor dich dein Herz sei beruhigt,
Meine Göttin flehe zu dir im Gebet dein Gemüt sei besänftigt.
Der heldenhafte Krieger Schamasch 5), dein geliebter Gemahl

Gebet dich anrufen,

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[Der erhabene (?)] Mescharu ") lass das Flehen dich anrufen,
Dein erhabener Vogt') lass das Gebet dich anrufen,

lass das

1) Haupt, Akkadisch-Sumerische Texte Nr. 19, Zimmern Nr. 3 und Sayce, Hibbert Lectures S. 523, sowie Gray, Assyr. and Babyl. Lit. (ed. Harper) S. 435-36. Teilweise auch bei Hommel, Semitische Völker S. 320.

2) So von Zimmern a. a. O. S. 51 ergänzt. Der Anfang des Textes ist abgebrochen.

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3) aptaschilki von paschâlu „anrühren“ im Sinne von ,anflehen' oder,anvertrauen'. Zugrunde liegt wohl eine zeremonielle Betastung des Gottesbildes. 4) Wörtlich: „Ein Leben auf ferne Tage vor dir möge ich wandeln“. 5) So gewiss (an UT) anstatt wie im Text an na zu lesen. Siehe Zeitschi

f. Assyr. I, 272.

6) Mescharu als Trabant des Sonnengottes. Siehe oben I, S. 166 und 175. 7) nâgiru i. e. Ischum nach Haupt a. a. O. S. 98 (Kol. IV, 47). Jastrow, Religion. II.

6

[Der mächtige Bote (?)] von E-barra1)

lass das Flehen dich anrufen, [Dein Auge] blicke [in Treue auf mich]) — möge man dir zurufen, [Dein Antlitz] wende [in Treue mir zu] möge man dir zurufen, [Dein Herz beruhige sich] möge man dir zurufen,

[Dein Gemüt sei besänftigt]

möge man dir zurufen!

[Dein Herz, wie das Herz einer Mutter, die geboren hat], kehre zurück an

seinen Ort,

[Wie eine Mutter, die geboren, wie ein Vater, der erzeugt hat], kehre zurück

an seinen Ort.

Auch in diesem Gebet lassen sich die Anrufungen an die Götter am Schluss von dem übrigen Teil trennen. Das eigentliche Gebet endet mit der Bitte des Betenden an seine Herrin, an die er sich vornehmlich wendet, dass sie bei ihrem Gemahl Fürsprache einlegen möge -ähnlich also wie in den am Schluss von historischen Texten angehängten Gebeten.) Als eine Art „Doxologie" wäre also die schablonenhafte Hinzufügung anderer Götter zu betrachten, die des Büssers Klage vor seine Herrin, die Göttin Â, ebenfalls bringen. Wie so oft wird der Anfang mit dem Schutzgott und der Schutzgöttin gemacht, sodann folgt eine Auswahl des Pantheons offenbar mit Bezugnahme auf den Kult der Göttin  nämlich ihr Gemahl Schamasch und drei andere Sonnengottheiten, die als Trabanten und Diener des grossen Schamasch fungieren, wie wir in andern Klageliedern Göttergruppen, die mit Bel und Marduk in Verbindung stehen, angetroffen haben.')

Ebenfalls dialogische Form aufweisend, aber in anderer Weise als die bereits angeführten Beispiele, indem zum Teil zwei Zeilen von dem vermittelnden Priester vorgesagt und sodann von dem klagenden Büsser wiederholt wurden, ist ein Text, der von beträchtlichem Umfang war"). Leider sind nur Bruchstücke davon erhalten, bei denen selbst die Reihenfolge nicht mit Sicherheit bestimmt werden kann. Da jedoch diese responsenartige Form für die persönlichen Klage- und Bussgebete bezeichnend ist ), so seien wenigstens die erhaltenen Auszüge aus diesem Text mitgeteilt. Nach Hehns Untersuchung der Originaltexte bildet folgendes Bruchstück) den Anfang des Gebetes.

Erzürnter Herr, (es beruhige sich dein Herz),
Es sei besänftigt dein [zorniges]) Gemüt,

1) Wohl Bunene. Siehe oben I S. 175 und Zimmern, Beiträge usw. S. 102 (Z. 105). 2) Ergänzungen nach dem oben S. 78 angeführten Text. 3) z. B. oben S. I 410, 412, 413 usw.

4) Siehe oben S. 19, 39 folg., 61 usw.

5) Fünf kleine Fragmente (K. 3216, K. 9459, K. 3186, K. 3419, K. 9430) sind von Brünnow, Zeitschr. f. Assyr. IV S. 243-250 veröffentlicht worden, und sodann ein grosses Fragment (K. 3175) von Hehn a. a. O. S. 392-393, der die vier ersten noch einmal kopierte und herausgab (S. 394-395). Ein siebentes (K. 8237 Brünnow a. a. O. S. 251; Hehn S. 395) hält Hehn auch für einen Bestandteil der Tafel 6) Andere Beispiele führt Hehn a. a. O. S. 371 an. 7) K. 3216.

8) a[ga-gu (?)].

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Aus dem grösseren Bruchstück) erhalten wir einen mehr befriedigenden Überblick über die dialogische Form des Gebetes.

Barmherziger, du verstehst durch deinen Befehl Schuld zu lösen 3),

Marduk, du verstehst durch deinen Befehl Schuld zu lösen ").

Barmherzig ist dein Herz")

Gegen Sünde [und Frevel],

Marduk, barmherzig ist dein Herz

Gegen Sünde und Frevel.

Herr, fürwahr du bist [weise (?)],

Von umfangreicher Einsicht.

Marduk, du bist fürwahr [weise (?)],

Von umfangreicher Einsicht,

Gebet annehmend, [Flehen] empfangend,

Das Leben beschützend, [ein leitender]7) Gott.
Klage erhörend, [Leben schenkend] ),

Dem es zusteht, schnell zu versöhnen,

Marduk, Klage erhörend, [Leben schenkend],

Dem es zusteht, schnell zu versöhnen.

Auf sein Gebet hin, gleich dir, o Gott, [ist keiner],

Um zu tilgen [und] auszulöschen den Frevel,

Marduk, auf sein Gebet hin, gleich dir, o Gott, [ist keiner],

Um zu tilgen [und] auszulöschen den Frevel.

Wer ist erzürnt . . . . . .?

Wer ist der grösste der Götter?

Marduk, wer ist erzürnt . . . ?

Wer ist der grösste der Götter?

Herr, durch deinen Zorn [überwältigest du],

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Hier tritt der Priester als Vermittler auf und wendet sich direkt an die Gottheit mit einer Beschreibung des elenden Zustandes des Kranken, um dessentwillen er nun um Verzeihung betet").

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3) ga-ba-asch. Unter Vorbehalt möchte ich dies gleich gabschu auffassen. Jedenfalls beziehen sich diese zwei Zeilen auf die Beschreibung Marduks als des leuchtenden und brennenden Sonnengottes.

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7) musch [te-schir]. Für eine so lange Ergänzung, wie Hehn (a. a. O. S. 369) annimmt, ist nicht Platz.

8) ka-i[-schu] balati nach Hehn.

9) Nach der Beschreibung beginnt abermals die Responsenform, wovon jedoch nur noch ein Vers zu lesen ist:

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