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heit verborgen; sie hat ihn, den Größten der Großen, zum Opfer sich erkoren, ihn ebenso verständnislos beurteilt, wie jener preußische Priester den armen Schmul; aber sie hat diesen einseitig geschauten, falschen Jesus als den echten ausgegeben und dadurch sein Volk, welches ihn in dieser kirchlich entleerten, blutleeren, geistesarmen, willensschwachen, kirchlich maskierten Gestalt nicht wiedererkennen konnte, von ihm abgewandt! Auf der kirchlichen Jesus-Lehre lastet mit weltgeschichtlicher Schwere die Anklage, daß grade sie erst vom 2. Jahrhundert an den gewaltigen tragischen Riß zwischen Jeschuah und Jisraël gerissen hat, den erst das 20. wieder heilen wird, daß grade sie statt der Bekehrung zu ihm die Abkehr des Volkes von ihm betrieben hat. Im apostolischen Zeitalter war ganz Jisraël (von einer kleinen, aber mächtigen Priesterpartei abgesehen) voll von Liebe, Verständnis und Bewunderung für den gewaltigen Einzigen erfüllt, und erst die KirchenKarikatur, die im 2. Jahrhundert begann und dann vom vierten an ihre Erzeugnisse mit dem staatlichen Stempel versehen und ihren falschen Münzen Zwangskurs verleihen ließ, sie hat den Spalt geschaffen zwischen dem Juden und den Juden, der noch heute in seiner ganzen Tiefe klafft, wenn auch der Kundige klar erkennt, daß er sich grade in unserem Geschlecht zu schließen und ein geheimes Band zwischen Jeschuah und Jisraël sich wieder zu weben beginnt. Denn auch der treueste Bruder wird trotz allen tiefen Naturinstinktes den Bruder kaum wiederzuerkennen vermögen, wenn dieser ihm von Räubern geraubt, von den Räubern zwangsweise in ein Räuberkostüm gesteckt, jahrelang gezwungen wird, mehr und mehr wie einer der Ihrigen zu leben, und nun, als der Bruder nach Jahren ebenfalls unter die Räuber fällt, ihm vorgestellt wird: sieh, Mensch, das ist dein Bruder! Nein, das kann nicht mein Bruder sein! Nein! das kann nicht unser größter jüdischer Bruder sein! rufen mit subjektiver Berechtigung unsere altgläubigen Juden, wenn sie den KirchenJesus sehen, wenn er ihnen in der Theorie wie im Leben als ein Pietist à la Zinzendorf, als der älteste Kirchenvater nach Art des unheiligen Augustinus, als der erste Professor der

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,,Gottesgelahrtheit", als der Vorläufer der Tholuck, Steinmeyer, Kaftan oder Harnack, als ein eitler Kanzelschauspieler nach Art der Hofprediger Frommel, Kögel, als ein Antisemit à la Stöcker oder Paulus Cassel, als das Urbild eines für preußisches Christentum agitierenden Polizeiministers vorgestellt wird, wenn sie ihn auf Bildern von Gebhardt oder Uhde als einen mittelalterlichen teutschen Bauern- oder Stadtpfarrer à la Luther oder als einen christlich-sozialen Arbeiterpastor à la Göhre sehen; oder wenn sie rufen hören: Jesses, Maria, Josef, oder: wir glauben an Jesum ,,Christum." Wie heißt: Jesum? würde der Apostel Johannes diesen Konfessoren zurufen; war mein geliebter Meister Jeschuah ein Römer, dessen Name nach der vierten Deklination dekliniert wurde: Jesus, Jesu, Jesum, Jesu?

Nein! ein Jude war er! Jeschuah sein Name! Und so sicher, wie der erste Jeschuah, der kleine Jeschuah ben Nun, als Führer von seinem Volke geehrt, geliebt und geachtet wurde, und darum sein Volk in das gelobte Land führen konnte, so sicher wird auch Jeschuah der Große, der Einzige, als Meister und Führer in das gelobte Land der Gotteserkenntnis anerkannt werden, wenn er als Jude seinem Volke vorgestellt wird! Und auch er bedarf eines Moses, der ihn dem Volke,,vorstellt"! Aber dieser Moses ist nicht sein Vorgesetzter, wie Moses der Große der des kleinen Jeschuah war, der im ersten Satze des Buches Josua als ,,meschores" des alten Moses bezeichnet wird, sondern umgekehrt: ich, der kleine Moses de Jonge, fungiere in diesem Buche als demütiger Meschores Jeschuah's des Großen, Gewaltigen, Einzigen! Als sein Garderobier, der vom Kirchenkostüm ihn befreit und ihm Stück für Stück die jüdischen Gewänder wieder anlegt, die er in Wahrheit trug, als Mensch, als Rabbi und Prophet!

Erster Teil.

Jeschuah ein jüdischer Mensch.

1. Jeschuah's jüdisches Temperament.

a) Der heilige Choleriker.

Thorwaldsen zeigt uns Jeschuah (von ihm „,Christus" genannt) als einen segnenden Pastor mit glattgescheitelten, strähnigen Haaren, korrekter Haltung, langweiligem Gesichtsausdruck, als einen Kirchen-Pedanten, der die Seelsorge mit der Maschine betreibt, soeben,,lindiglich“, „,mildiglich" als Hirte seine lieben Schäflein angepredigt hat und nun mit geschickt geschulter Geste, die in einem Seminar in Gnadau oder in Friedenau hätte eingeschult sein können, den ,,Segen" erteilt.

Temperamentlos wie Thorwaldsens Statue ist der ganze Kirchen-Jesus! Aber in Wahrheit und Wirklichkeit war Jeschuah von Nazareth zunächst und vor Allem cholerisch! Alle drei Temperamente (das sanguinische ist nach meiner Erkenntnis kein selbständiges Temperament) waren in harmonischer Mischung in ihm vereinigt: das cholerische, das phlegmatische und das melancholische. Aber die cholerische Ader war die stärkste von den drei und grade sie ist deshalb auch,,naturgemäß" von der Kirche fast völlig unterdrückt worden! Statt der Thorwaldsen-Statue will ich einige andere zeigen, einige Reliefs des Cholerikers Jeschuah, vor Allem das, das sich auf dem Grunde des 23. Kap. Ev. Math. abhebt, und von dem ich in Kürze nur einige Züge herausmeißeln kann: Wehe Euch, Ihr Professoren und Pfaffen!

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Heuchler seid Ihr: denn Ihr schließt das Himmelreich zu vor den Menschen! Wehe Euch! Ihr Professoren und

Pfaffen! Heuchler seid Ihr: denn Ihr fresset sogar der Witwen Vermögen auf und macht lange Gebetsphrasen: deshalb werdet Ihr nur um so strenger gerichtet werden! Wehe Euch, Ihr Professoren und Pfaffen, Heuchler seid Ihr: denn zu Wasser und zu Land reist Ihr umher, um einen Proselyten zu machen, und wenn er es geworden ist, dann macht Ihr ein Höllenkind aus ihm, das doppelt so arg ist, wie Ihr selber seid! Wehe Euch, Ihr blinden Führer Ihr Narren und Blinde

Ihr Heuchler, die Ihr seid wie lackierte Grabsteine, die von außen schön aussehen, inwendig aber ist's voll von Leichenknochen und Dreck aller Art!.. Ihr Schlangen und Otternbrut!..." Und der, der die Händler zum Tempel heraustrieb, cholerisch Tische und Stühle niederwerfend, der rief in flammendem Zorn, daß die Wände der salomonischen Vorhalle dröhnten:,,Mein Haus soll ein Bethaus genannt werden, Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht!" (Math. 21, 13). Und als er zum ersten Mal diese Tempelreinigung vornahm (er mußte diese Exekution wiederholt vornehmen), da hatte der Choleriker sich sogar eine Peitsche gemacht, peitschte die ganze Gesellschafft hinaus einschließlich der Schafe und Ochsen und warf den Geldwechslern die Geldkassen um" (Joh. 2, 15).

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Heilig war seine cholerische Wallung in diesen beiden Fällen, wie in allen anderen, heilig, absolut gerecht, wie der Grimm Jehovahs über den Tanz ums goldene Kalb oder die Rotte Korah und die falschen Propheten. Cholerisch war sein Zorn gegen die Städte, die seine Jünger nicht aufnehmen würden (Math. 10, 14): Wahrhaftig, dem Volke von Sodom und Gomorrha wird es am Tage des großen Gerichts besser ergehen, als solch einer Stadt!" Cholerisch seine Erbitterung gegen die verstockten Städte Chorazin, Bethsaida und Kapernaum (Math. 11, 20-24), die er wieder auf eine tiefere Stufe stellt als Sodom! Cholerisch war an vielen Stellen der Ton seiner gewaltigen Rede vom Berge, an deren Schluß, wie der Evangelist berichtet, die Menge erschüttert" war (§ɛл2ýббovτо, Math. 7, 28). Cholerisch die Abfertigung seiner Mutter bei dem Hochzeitsessen in Kana:,,Weib, was gehen Dich meine

Berufsgeschäfte an?" (Joh. 2, 4). Cholerisch seine Abkanzelung des Petrus:,,Fort von mir, Du Teufel . ." (Marc. 8, 33).

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Cholerisch war er überall da, wo sein jüdischer Radikalismus, der Grundzug seines Wesens, wie ich später noch zeigen werde, hervorbrach. Sein Temperament war nicht das eines Herrenhuter Seminaristen oder eines Handwerkerzöglings der Goßner-Mission. Es war das Temperament des Imperators! Und alle Imperatoren sind in erster Linie Choleriker. Die,,Lindigkeit" eines Studenten-Vaters a la Tholuck oder Neander war ihm völlig fremd. Von bekannten Deutschen hatten weit mehr Wahlverwandtschaft mit ihm der große cholerische Kanzler, der große Kurfürst, der temperamentvollste Hohenzoller, oder auch der regierende König, dessen Temperamentswallungen von der Drohung, zu „,zerschmettern" anno 1890 bis zu der cholerischen Strafrede gegen die sozialdemokratischen Krupp-Feinde einer ähnlichen cholerischen Ader entsprangen, wie die Strafreden Jeschuah's gegen die Pfaffen und das Wort von der ,,Räuberhöhle" - aber ein wesentlicher Unterschied: die Temperamentsausbrüche Wilhelms des Zweiten sind nicht immer gerecht, die Jeschuah's von Nazareth waren es immer!

b) Der heilige Phlegmatiker.

Luc. 23, 8:,,Als aber Herodes Jeschuah vor sich sah, freute er sich sehr. Denn er hatte schon längst gewünscht, ihn einmal zu sehen, nachdem er so viel von ihm gehört hatte. . . . . . Und er legte ihm zahlreiche Fragen vor; aber er antwortete ihm kein Wort."

Math. 27, 12-14:,, . . Und auf die Anklagen der Hohenpriester und Ältesten antwortete er kein Wort. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst Du denn nicht, was sie Alles gegen Dich aussagen? Aber auch diesem antwortete er nicht auf einen einzigen Punkt, so daß sogar der Gouverneur aufs äußerste erstaunte!"

Welch ein Phlegma! Als heiliger Phlegmatiker steht Jeschuah dem nervösen, neugierigen, sensationslüsternen Vizekönig Herodes gegenüber, aber als ein Phlegmatiker, der das

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