ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Extrakt! Welch ein Auszug von Auszügen! Welch ein stilistisches Kunstwerk!

[ocr errors]

Von dem ersten Satze an, der die ,,Armen an Geist" glücklich preist, richtiger: die Geistbedürftigen, d. h. die von Bedürfnis und Sehnsucht nach religiöser Erkenntnis erfüllten demütigen Gottsucher, bis zum gewaltigen,,Kladderadatsch" am Schluß, wo er den, der seine Lehre nicht befolgen will, einem Manne gleicht, dessen Haus auf Sand gebaut ist ,,und als nun ein Wolkenbruch kam [nicht: Platzregen, wie Luther blitzdumm übersetzt] und es regnete in Strömen und der Sturm brauste und erschütterte jenes Haus, da stürzte es ein und es gab einen gewaltigen Krach!" (atõõis pɛɣáhy: mapaltau gedauloh), vom ersten bis zum letzten Worte hören und sehen wir Meisterstücke des Stils, sowohl was die Prägnanz und Präzision der abstrakten Begriffe betrifft, als auch die Fülle der Bilder von malerischer Klarheit und Anschaulichkeit. Stilistische Kunstwerke ähnlicher Art sind auch die Parabeln. Was hat Jeschuah im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Luc. 15) in dreißig (1) Sätzen gesagt und gelehrt! Mehr als der berühmte Tränenschulze, der ein ganzes Buch über dieses Gleichnis verübt hat, in dreitausend: mehr! denn als echter,,Prehdiger" verdarb er das herrliche Salz dieser Gleichnisrede, wie ein Kind, das ein Salzfäßchen in ein großes Glas Wasser schüttet, um,,mehr Salz zu gewinnen! Und so haben sie es immer gemacht, die Herren,,Prehdiger" verwässert haben sie die Worte Jeschuah's, aus einem Meister des Stils ihn in einen ,,Prehdiger" karikiert.

A

,,Gesalzen" war vor Allem auch sein Witz, sein funkelnder, oft fast vernichtender Witz, der fast alle seine Reden würzte, auch seine Buß- und Strafreden, in denen er hochmütige Sünder und vor Allem die Pfaffen mit einer satyrischen Kraft und beißenden Komik geißelte, wie kein Juvenal und kein Harden sie erreicht hat aber freilich! die sarkastische Rücksichtslosigkeit seiner Kritik war immer gerecht, die eines Juvenal und Harden durchaus nicht immer! - Mit,,lackierten Grabsteinen vergleicht er die Pfaffen und Professoren der ,,Gottesgelahrtheit" (Math. 23, 27) etwa so, wie wenn man

66

heute mit gerechter Schärfe sagen würde, daß ihre heutigen Kollegen sich mit ihren Prehdigten,,begraben lassen könnten", oder, daß ihre Kirchenzeitungen von der Evangelischen Kirchenzeitung bis zu den kleinen Missionsblättchen der Heidenmission weniger als „Veröffentlichungen" anzusehen seien, denn als Blätter, die unter Ausschluß der Öffentlichkeit erscheinen, oder als Särge, in denen es von Holzfaserpapierwürmern wimmelt. Mit beißendem Spott sagt er ihnen, daß sie ,,Mücken durchsieben, Kameele aber herunterschlucken" (23, 24). Welch eine erschütternde Komik, sich etwa den Professor Seeberg vorzustellen, wie er zur Erholung von einer seiner „Prehdigten" in der Kaiser-Friedrichs- oder Kaiser-Wilhelm-Kirche im Zoologischen Garten in aller Eile und ohne alle Bedenken versuchen will, einige Elefanten herunterzuschlucken, während er hinterher in seiner nahen Wohnung in der Rankestraße, wenn er beim Mittagessen einige kleine Gemüse-Insekten in der Suppe findet, nicht eher ruht, als bis er sie gleich einem peinlich sauberen Chinesen allesamt entfernt hat. Mit Meisterspott hat der gewaltige Meister aller Kritik hier die bornierten Scholastiker aller Zeiten gegeißelt, die das Kleine und das Große nicht zu unterscheiden verstehen, das Kleine als groß und das Große als klein behandeln, die philologisch-historische Nebensachen als gewaltige Probleme ausschreien und umgekehrt die fundamentalsten Probleme (wie z. B. das Messias-Problem) ebenso leicht durch Phrasen glauben bewältigen zu können, wie einen Elefanten durch Fressen.

Die Kameele hat Jeschuah überhaupt oft als Staffage für seine glänzenden Witzbilder benutzt: „Es ist leichter für ein Kameel durch das Loch einer Nadel [die witz- und salzlose, lederne,,neuere" Auslegung, daß ein Tor von Jerusalem des Namens,,Nadelloch" gemeint gewesen sei, erledigt sich schon dadurch, daß für kleinere Kameele jedenfalls jedes Stadttor hoch genug war], hindurchzugehen, als für einen Reichen in das Himmelreich einzugehen“ (Math. 19, 24), d. h. für einen Reichen, der sich auch auf geistlichem Gebiete als Reicher fühlt, da die Reichen an sich mit nichten von ihm getroffen werden sollten, sondern nur die Protzen. Welch eine er

schütternde Komik! eher kriecht ein Elefant aus dem Zoologischen Garten durch ein Schlüsselloch, als daß der Millionär Mosse dermaleinst in den Himmel kommt d. h. als millionenbewußter Geldfürst, der zwar in Berlin W. eine neue Synagoge stiften will, aber unbedenklich sein berühmtes,,Berliner Tageblatt" durch den katholischen (!) Juden Levysohn redigieren läßt!

Welch ein vernichtender Witz liegt in dem weltberühmten Wort vom,,Splitter und Balken" (Math. 7, 3 fgg.). Man denke sich: Herr Walter Rathenau, der jüdische Antisemit von anno 1902 (!), der berühmte impressionistische Schriftsteller und israelitische Coriolan, sammelt in seinem Salon unter Glaskästen sämtliche,,Splitter", die er in den Augen seiner Volksgenossen, auch in ihrem Munde, z. B. in ihrer naiv ehrlichen Sprechweise, gefunden hat (keine „Kleinigkeit“, sie alle emsig zu suchen!), sieht aber gar nicht, daß er selber so viel,,Balken“ im eigenen Auge hat (,,Zustand!"), daß er zu ihrer Unterbringung einen ganzen Holzplatz in Berlin O. mieten müßte. -Welch ein feiner, milder Sarkasmus liegt in dem Bilde, das Jeschuah zur Illustrierung der tröstlichen Versicherung der Gebetserhörung durch Gott (Luc. 11, 11) hinzufügt:,,Wenn Einer von Euch seinen Vater um ein Brod bittet, wird dieser ihm vielleicht einen Stein bieten? oder statt eines Fisches eine Schlange? oder statt eines Ei's einen Skorpion?" Unter unseren heutigen Kirchenvätern" kenne ich allerdings manche, die boshaft genug sind, einem wahrhaft liebesuchenden Freunde, der zu ihnen kommt, eine Katzenpfote zu reichen, ihn wie eine Schlange umlauern, während er vertrauensvoll sein Herz ausschüttet, und ihm, wenn er erwartet, freundliche tröstende Worte zu hören, statt dessen Nadelstiche versetzen, die wie Skorpione wirken, ja noch schmerzhafter als diese.

[ocr errors]

Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben und die Perlen nicht vor die Schweine werfen, damit diese sie nicht etwa zertreten mit ihren Füßen", sagt er in seiner Thronrede an sein Volk (Math. 7, 6). Welch eine erschütternde Komik: die Herren Professoren Delitzsch, Wellhausen, Gunkel, diese schrecklichen Bibelzerstörer, Quellenscheider und Schriftzerschneider gleichen bei ihrer Beschäftigung mit der heiligen

Thorah den Schweinchen in einem Zoologischen Garten, die die Perlen, die infolge eines unglücklichen Mißgriffs in ihren Futtertrog hineinfielen, verständnislos behandeln, als seien es Erbsen oder kleine Kieselsteine, sie mit rülpsendem Rüssel beschnuppern und sie, soweit sie sie nicht verschlucken wollen, zertreten. Vom Bauern gilt das niederdeutsche Sprichwort: wat der Bur nit kennt, dat fret he nit! Vom Professor der Gottesgelahrtheit gilt außerdem noch die traurige Wahrheit: was er nicht versteht, das läßt er nicht bestehen.

Jeschuah hat nicht wie ein Kanzelsalbader,,geprehdigt", sondern wie ein Erzjude geredet, mit markiger Kraft, mit meisterhafter Kürze, mit funkelndem, beißendem Witz, mit vernichtender kritischer Schärfe und oft wahrhaft „göttlicher" Grobheit, mit der ganzen Rücksichtslosigkeit seiner imperatorischen, von Willenskraft und Energie überschäumenden Natur. Und damit gelange ich zum dritten Grundzuge seiner menschlichen Persönlichkeit.

3. Jeschuah's jüdische Energie und Willensart.
a) Jesus Imperator.

[ocr errors]

Ein Imperator? werden alle frömmelnden Betschwestern beiderlei Geschlechts, alle Konventikel - Habitués und Flechter von Bibelkränzchen, alle pietistischen und jesuitischen Duckmäuser und Leisetreter entsetzt rufen! Er, den wir alle als unser Vorbild ehrten, als das wahrhaft größte ,,inaktive" Mitglied der Kirche, der ohne Aktionsfähigkeit, ohne Initiative, ohne Mut und Mannesstolz lebte, wie die Stillen im Lande", etwa wie Franziskus von Assisi, ein Seminarinspektor oder der Hausvater eines Hospizes?! Ja! Ein Imperator war er und wie ein Imperator hat er mit den Menschen verkehrt, wie ein Imperator trat er auf, vor allem in dreifacher Richtung: im engeren Familien- und Jüngerkreise, den Machthabern gegenüber, und dem ganzen Volke gegenüber.

a),,Weib, was hast Du Dich um meine Angelegenheiten zu bekümmern ?" so ruft der gerechteste, liebevollste aller Söhne, der noch mit zerrissenem Leibe am Kreuze für ihr Wohl bedacht war und dem Johannes befahl, für sie zu sorgen,

derselben Mutter in herrischem, aber heiligem Zorn zu, als sie ihn auf der Hochzeit zu Kana an seine, ihr wohlbekannte Wunderkraft erinnert (Joh. 2, 4). Die Kirchenscholastik hat über das erste Wunder, das uns der herrliche Johannes berichtet, unerhört viel dummes Zeug zusammengeschrieben und ,,geprehdigt" (eine der Prehdigten, die ich hierüber hörte, Ende der 90er Jahre, von dem bekannten verstorbenen Superintendent Vorberg, verbreitete sich hauptsächlich über Tischund Trinksitten); allein die Stimmung und Stellung der Maria hat sie bis heute noch nicht kapiert. Und Nahida RemyLazarus hat in ihrem Buche über das jüdische Weib" in verzeihlicher Verständnislosigkeit eine pietätlose Rauheit Jeschuah's in dieser herrischen Abfertigung seiner Mutter erblickt. Den kirchlichen Problem"-Schwätzern sei der Schlüssel geliefert - nicht in drei Viertelstunden oder dreihundert Seiten, sondern in drei Minuten. Erstens: Maria kannte die Wunderkraft Jeschuah's. Zweitens: er hatte ihr anvertraut, daß er sie bei dem Hochzeitsmahl zum ersten Mal betätigen werde, und zwar so, wie es später auch geschah. Drittens: Maria war ein Frauenzimmer wie alle anderen Jüdinnen (ganz und gar keine ,,heilige Mutter Gottes" oder „,Himmelskönigin“) und infolgedessen in großer Aufregung, Spannung und voll Ungeduld, ihren großen Sohn nun recht bald in der angekündigten Art ,,debütieren“ sehen zu können. Als sie nun sieht, daß der Wein zur Neige geht, den Jeschuah durch seine Wunderkraft zu ersetzen versprochen hatte, kann sie ihre Erwartung, in die sich ein Stückchen Bemutterungstendenz einmischt, nicht mehr zügeln; sie meint, ihn mahnen zu müssen, und rief ihm zu: Du, der Wein geht zu Ende! unter Hinzufügung eines bedeutungsvollen Zeichens oder Winkes. Das war eine ganz unerlaubte Einmischung der Maria in seine amtliche Sphäre, die um so schärfer zu verurteilen war und um so schroffer zurückgewiesen werden mußte, als sie vor Dritten geschah und überdies Jeschuah grade bei diesem ersten Wunder doppelt peinlich seine Würde wahren mußte! Principiis obsta! Er mußte sie deshalb auch coram publico darauf aufmerksam machen, daß er zwar in Familiensachen ihr treuer, ehrerbietiger Sohn sei,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »