ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

aber in Amtssachen jede Einmischung auch von seiner Mutter sich energisch verbitten müsse. Ich denke gar nicht daran, die Härte der schroffen Antwort: Τί ἐμοὶ καὶ σοί, γύναι? irgendwie abschwächen zu wollen, wie dies die unehrliche, unklare Kirchenscholastik mit gewaltig schäumendem Phrasenschwall versucht. Nein, sie war hart, sollte hart, mußte hart, durfte hart sein! Klipp und klar: er hat seiner Mutter einen Rüffel" erteilt, eine scharfe Rüge! Und das mit gutem Recht, da ein jüdischer Sohn einer Mutter gegenüber nicht in die Stimmung des flötenden germanischen Minnesängers verfallen darf, sondern sie bei gebotener Gelegenheit (vielleicht alle 10 Jahre einmal!) an das: hu jimschol boch! erinnern, sie gemahnen muß, daß das Weib zu gehorchen, zu schweigen, Zurückhaltung zu üben hat, wo dem Manne bezw. Sohne allein die Entscheidung gebührt. Auch der Mutter gegenüber war er Imperator; und mit demselben Rechte, mit dem etwa der Kaiser, wenn die Kaiserin Friedrich, die sich ja auch gern in Staatsgeschäfte einmischte, etwa bei einer besonders feierlichen Prunktafel, ihn an den wichtigen Trinkspruch, den er ihr in Aussicht gestellt hatte, erinnert hätte mit dem lauten Zuruf: Wilhelm, denk' an Deinen Toast!, seiner Mutter streng hätte erwidern dürfen: Majestät, darüber muß ich allein bestimmen, wann ich den Toast ausbringe!, mit demselben Recht trat auch Jeschuah seiner Mutter bei diesem Anlaß nicht als Sohn gegenüber, sondern als souveräner Mensch, als Imperator — mit noch größerem Rechte sogar.

[ocr errors]

Eine ähnliche imperatorische Haltung nahm er in dem berühmten Falle ein, als er seine Mutter und Brüder, die bei einer seiner großen Reden erschienen, um ihn rufen zu lassen, schroff verläugnete (Math 12, 48, 49). Den Schlüssel zu dieser höchst merkwürdigen Situation bietet uns Markus 3, 21 fgg.: ,,Als das die Seinigen (лαq' avτov) hörten, giengen sie hinaus, um ihn zurückzuhalten, denn sie sagten: er ist irrsinnig geworden" (gorn). Und v. 30 berichtet Markus wieder: „Sie sagten: er ist besessen von einem bösen Geist" und fährt dann unmittelbar () fort:,,Und es kamen seine Mutter und seine Brüder, blieben draußen stehen [er war in einem Versammlungslokal, wo es so voll war, daß keine Nadel zu Boden fallen

konnte: v. 20], schickten zu ihm hinein und ließen ihn hinausrufen." Ei, warum wohl? etwa, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen? oder ihm die neueste Verlobung eines Freundes mitzuteilen? oder, daß Bruder Jacobus vor dem Handelsgericht in Nazareth einen Prozeß gewonnen habe? Nein! die werte Familie Josef Jakobson war wieder mal ,,flau" auf ihn gestimmt, sie hielten ihn mal wieder für verrückt, waren bona fide von philiströser Besorgnis um seine,,geistige Gesundheit" erfüllt und wollten ihn, wenn auch nicht grade in eine maison de santé, so doch mit liebevoller Gewalt zurückholen bezw. zurückhalten (zoaτñõα); Maria war mal wieder der schwierigen Situation, in der sie als Mutter eines beispiellosen großen Sohnes lebte, nicht gewachsen und brachte ihre jüngeren Söhne als Sukkurs mit, um ihren überspannten Ältesten zur

Vernunft" zu bringen. Da gerät Jeschuah in lodernden Zorn: ,,Und das Publikum saß rings um ihn [so malt Markus mit einem plastischen Zuge, 32], und man meldete ihm: Du, Deine Mutter und Brüder stehen draußen und fragen nach Dir. Und er gab ihnen folgende Antwort: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und indem er seine Blicke über die rings um ihn Sitzenden schweifen ließ [was mag er wohl in diesem stolzen Moment für Augen gemacht haben!] sprach er: Seht, das sind meine Mutter und Brüder, denn wer Gottes Willen tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter [!]." Auch hier ist jeder Abschwächungsversuch borniert oder unehrlich. In flammender Entrüstung hat er momentan eine Mutter, die dem boshaften Klatsch, er sei verrückt geworden, Gehör geschenkt und sogar praktische Folge gegeben hatte und ihn von seinem heiligen Beruf abhalten wollte, mit dem Stolz der echten Imperator-Natur verleugnet.

Wie er seiner Familie gegenüber, wo es sein mußte, den ,,Herren" zeigte, So in noch höherem Maße den Jüngern. Nicht wie ein Leisetreter, nicht im flötenden, säuselnden Ton eines pietistischen Seminardirektors verkehrte er mit ihnen, sondern im Tone eines kommandierenden Generals mit den Regimentskommandeuren, oder eines energischen Ministers mit seinen Geheimräten. Und in den meisten

Situationen glich er mehr einem Bismarck, der den Staatssekretären und Botschaftern Dienstinstruktionen erteilt, als etwa dem Missionsdirektor Plath, wenn er in der Berliner Mathäikirche eine rührselige Missionsabordnung nach Indien vornahm. In der grundlegenden Dienstanweisung an seine 12,,Botschafter", Math. 10, 5-42, folgt Befehl auf Befehl: лaqaууéλεv, praecipiens eis, auch Luther richtig: gebot ihnen. Mit militärischer Strammheit, Knappheit und Präzision, als gälte es Marschrouten für ein Dutzend Brigaden vorzuschreiben, werden die einzelnen Aufgaben und Verhaltungsbefehle fixiert. Vor Allem keine Liebesgaben annehmen! Nur Kost und Logis bezw. Quartierleistung! Die Einquartierungslast der Städte und Orte wird als selbstverständlich vorausgesetzt und ihre Umgehung streng verurteilt (v. 15). Kein Gepäck mitnehmen! Keine duckmäuserisch, schwächliche Aufdringlichkeit!,,Ablehnendenfalls",,der Staub von den Füßen geschüttelt" (der Kaiser hat das berühmte Wort einmal ganz richtig in ähnlichem Sinne in einer seiner Provinziallandtagsreden gebraucht) und weitermarschiert! etc. etc. Und in ähnlichem kategorischen Kommandoton sprach er meistens zu ihnen. Nur zu oft verstärkte sich der Ton zu harter Rüge: лeτiunoɛ: er bedrohte sie; d. h. er verwies ihnen in drohendem Tone, untersagte ihnen streng, dies oder das zu tun oder zu sagen. Und welche Rüffel scheint er oft seinen Jüngern erteilt zu haben! Bismarck in seiner berühmten Rüffel-Instruktion an den Grafen Arnim, dem er den Vorwurf, Politik auf eigene Faust zu treiben, in die gesalzenen, aber diplomatischen Worte kleidete: er könne Gesandte nicht brauchen, die eine zu große Fruchtbarkeit an eigenen Ideen entwickeln, hat sich fast ,,pietistisch" ausgedrückt im Vergleich zu dem Donnerrüffel, den Jeschuah in einer geistlich analogen Situation dem Simon Jonassohn an den Kopf warf, als dieser es wagt, seine ,,Politik" durchkreuzen bezw. ihm allzu eindringlich von ihr abraten zu wollen. Marc. 8, 32: Und er begann nun, öffentlich zu reden [Luther hat in seiner ledernen Übersetzung natürlich wieder alle Pointen abgestumpft!]; und Petrus [dem das öffentliche Auftreten ein taktischer Fehler zu sein schien] nahm ihn bei Seite und wollte ihm wehren;

[ocr errors]

er aber erteilte dem Petrus einen Verweis mit folgenden Worten: Fort von mir, Du Teufel! Denn was Du jetzt denkst, ist nicht göttlich, sondern menschlich, allzumenschlich!" Ob wohl Bismarck je riskiert hätte, einem seiner Staatssekretäre das Wort: Satanas ins Gesicht zu schleudern? Einer brauchte auch hochstehenden Personen gegenüber ähnliche saftige Worte: Napoléon! Und mit diesem größten Europäer hatte auch Jeschuah's von Nazareth Imperator-Natur mehr Ähnlichkeit als etwa mit dem glatt geölten Geheimen Kabinetsprediger Dryander.

B) Als Imperator trat er öffentlich der Hierarchie gegenüber. Man zitterte vor ihm während der zwei Jahre seines öffentlichen Auftretens (daß es zwei, nicht drei Jahre waren, hat der Kölner Kirchenmann Schneller in seinem Buche: Kennst Du das Land? ganz mit Recht behauptet). Man wagte nicht, ihn öffentlich anzugreifen, so sehr man auch versuchte, ihn heimlich zu vernichten. Die Pfaffen waren immer Falstaffe, die katholischen vor Allem in der Trinkfestigkeit, die protestantischen und jüdischen (auch solche gab es leider stets!) in der Übung jener großen Vorsicht, die der bessere Teil der Tapferkeit ist. Welch gefürchtete Stellung er einnahm, das lehrt mit leuchtender Klarheit die Tempelreinigung, vor Allem die erste, von der uns Johannes berichtet (2, 14—16), da er hier noch nicht auf der Höhe seiner Macht stand, wie bei der zweiten am Palmsonntag, von der die Synoptiker berichten (Math. 21, 12, 13). Welch eine Situation! Welch eine diktatorische Schließung der Vieh- und Effektenbörse, die sich in der salomonischen Vorhalle eingenistet hatte. Kein Börsengesetz, kein Verwaltungsstreitverfahren war vorangegangen! Kein Polizeibefehl! Auch kein Polizeiaufgebot zur Durchführung! Jesus Imperator beschloß und verkündete: Diese unwürdige Börse hat aufgehört zu existieren! Und dieser Beschluß war Gesetz, war rechtskräftiges Urteil und Vollstreckungsbefehl zugleich! Und wie er als Gesetzgeber und Gerichtsperson fungierte, so war er auch sein eigener Exekutionsbeamter. Mit Prügeln trieb er diese Börsenjuden (,,böse" Börsenjuden) hinaus (es ist charakteristisch, daß Johannes bei der ersten Austreibung von einer Geißel berichtet, die Synoptiker bei der zweiten am

Palmsonntag nicht). Das Geld wirft er durcheinander, stößt die Tische um, daß sie krachten, wie Napoléon dem österreichischen Gesandten einmal kurz vor dem Frieden von Campo Formio ein ganzes Theeservice vor die Füße warf, und machte seinem Herrscherzorn in einem Tone Luft, daß die Wände der Halle wie von einem Donnerwetter widerhallten. Und was geschah? Die Juden sind fassungslos und wagen nur, ihn nach seiner Legitimation zu fragen (v. 18). Und als bei der zweiten, qualifizierten Austreibung am Palmsonntag, qualifiziert wegen ,,Rückfalls", das Wort von der ,,Räuberhöhle" auf die zitternde Krämerrotte niederprasselte, was geschah da? Und als die Oberpriester und die Professoren davon hörten, hätten sie ihn gerne aus dem Wege geräumt; aber sie fürchteten sich, denn die große Masse des Volkes war voll Begeisterung über seine Lehre" (Marc. 11, 18). Abgesehen von der kleinen, aber mächtigen Partei stand das ganze Volk auf seiner Seite und respektierte ohne ausdrückliches Plebiscit, wie bei Caesar, seine wahrhaft von Gottes Gnaden stammende Diktatur!

[ocr errors]

7) Und wie eines Caesar war eben auch dem Volke gegenüber zwei Jahre lang seine Stellung. Wie der ungekrönte König Jisraëls durchzog er das Land, mit großem Gefolge allenthalben von Alt und Jung, von Männern und Frauen (von diesen besonders) umschwärmt und geliebt, von Mächtigen und Armen geehrt und gefürchtet, wie ein Herr und Gebieter und ,,heimlicher Kaiser". Wie einem König bei Eröffnung des Parlaments, so lauschte man ihm, wenn er seine großen Reden hielt, nicht bloß die zweimalige Rede am Berge Thabor, und nicht bloß ein Mal im Jahr, sondern wohl ein Mal jede Woche in den verschiedenen Gegenden. Das dumme Zeug, das die Kirche zusammenphantasiert hat, indem sie ihn als einen Mann hinstellte, der fast unbekannt und unbeachtet lebte, würde kaum der Erwähnung wert sein, wenn sie nicht eben dieses Karikaturbild seit 18 Jahrhunderten der irregeleiteten europäischen Menschheit eingeätzt, eingebeizt und eingeimpft hätte. Die Kirche mußte eben auch, um ihre messianische Irrlehre, ihre Passions phantastik zu stützen, sein Leben als eine Leidensexistenz ausmalen! In Wahrheit hat aber Je

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »