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schuah gar keine Passionsgeschichte durchgemacht. Die sechs Stunden (!) am Kreuz sind ebensowenig ein Passionsgeschichte, wie etwa die Stunde, da Caesar unter Todeszuckungen verblutete, zu einer Passionsgeschichte aufgebauscht werden können, oder die Agonie eines Mirabeau, der nach zweijähriger, beispielloser Wirksamkeit einer tückischen Krankheit erlag. In Wahrheit hat er zwei Jahre lang in privater, gesellschaftlicher, sozialer und vor Allem politischer Hinsicht eine unvergleichlich glänzende Stellung eingenommen, eine Position, die ohne Beispiel dasteht in der Geschichte aller Völker, und nur mit der Caesars während seiner zweijährigen Diktatur einigermaßen verglichen werden kann. Und er hätte gar nicht nach der Krone zu greifen brauchen, um König zu werden, er brauchte nur zu dulden, daß man sie ihm aufsetzte. Joh. 6, 15: Als Jeschuah aber merkte, man würde kommen und ihn fast mit Gewalt (άo̟лάğεv) zum König machen, machte er sich wieder davon, ganz allein auf den Berg." Allerdings waren seine Gründe andere, als die Friedrich Wilhelms des Schwachen bei Ausschlagung der deutschen Kaiserkrone.

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So war seine Stellung und Stimmung seinem Volke gegenüber: nicht die eines Predigtamtskandidaten, sondern die eines Imperators! Kein Drückeberger, sondern ein Napoléon, der sich nur dann ,,drückte", wenn man ihm auch die Rechtsstellung eines Napoléon aufzwingen wollte, da er eben alle staatlichen Machtmittel meiden mußte. Ein Imperator war er und wusch doch seinen Jüngern die Füße und trocknete sie ihnen mit einer Schürze" (Joh. 13, 4 fgg.) aber nicht wie der Regent von Baiern am Gründonnerstag an zwölf eigens hierzu bestellten Greisen aus einer silbernen Schüssel. Seine Königliche Hoheit sollte statt dieser religiös gänzlich wertlosen Scheinhandlung auf einer Jagd einmal wirklich seinem Adjutanten die Füße waschen, wenn er denn einen Akt der Demut vornehmen will, aber ohne das Handtuch hinterher dem Germanischen Museum als Reliquie zu überweisen, wie Seine Majestät der Kaiser die berühmte Baumrinde, mit der er die Kaiserin verband, dem Hohenzollern - Museum. Beide hohe

Herren könnten an ehrlicher Demut von dem noch viel lernen, der mehr war als sie Jesus Imperator!

b) Seine praktische Genialität.

Ein praktisches Genie war Jeschuah von Nazareth, ein erstklassiger" Geschäftsmann und ein Organisator, der selbst einen Mann, wie den Ministerialdirektor Althoff, einen der tüchtigsten Organisatoren, die der Preußische Staat bisher gehabt hat, ebenso in den Schatten stellt, wie etwa das militärische Organisationsgenie eines Gambetta oder Carnot senior. Und dieser Mann wird von der Kirchenkarikatur als ein Ideologe, als ein Phantast, als ein Schwärmer der Menschheit vorgemalt, der in der Regel in Schlaraffenland residierte, zeitweise auch à la Bohême lebte, zur Erholung in Wolkenkukuksheim ein Luftschloß bewohnte, und von „praktischen“ Sachen nicht mehr verstand als der Oberbürgermeister von Schilda.

Wovon hat Jeschuah überhaupt gelebt? Mit offenem Munde würden wohl 9/10 aller lieben Kirchen-Schäfchen dieser Frage gegenüberstehen, wenn man sie ihnen vorlegen würde, allerdings ihre verlegene Mundöffnung mit partieller Berechtigung durch den Hinweis auf ihre „Hirten", die sie nie über diese Frage in ihren Predigten" belehrt haben, rechtfertigen können.

Er war ein wohlhabender Mann und besaß Vermögen. Schon seiner Mutter Mann Josef Jakobson muß wohlhabend gewesen sein: ein Beweis statt vieler: die rasche Flucht nach Egypten mitsamt seiner Familie vor Herodes und Verbleiben daselbst (Math. 2, 14-15); denn erstens war eine solche Reise von Bethlehem nach Egypten damals kostspieliger als etwa heute eine Auswanderung nach Amerika im Zwischendeck; und zweitens war der langjährige Aufenthalt in Egypten (vermutlich in Alexandrien) ebenfalls damals für einen Juden an andere finanzielle Voraussetzungen geknüpft, als etwa der eines heutigen Auswanderers in New-York. Dann hat Jeschuah in seiner Jugend fleißig gearbeitet als Baumeister, daneben wahrscheinlich auch bei Nazareth mit Erfolg Landwirtschaft betrieben. Ein Baumeister war er, nicht Zimmermann",

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wie Luther das griechische Wort: Téxtov ledern übersetzt, weil er den Handwerkern und Bauern seines ,,milieu's" den Einzigen als einen der Ihrigen möglichst nahe rücken wollte. Téxtov ist im klassischen Griechisch ein Baumeister und wenn manche,,neutestamentliche" Bibellexika a posteriori aus der Luther-Übersetzung heraus schlankweg übersetzen: faber lingarius (so: Wilke-Grimm), so ist dies Lexikographie post traductionem, die nur beweist, daß der Lutheropapismus gleich dem Krebs den Organismus der protestantischen Kirchenscholastik allenthalben anfrißt! Das Lexikon richtet sich nach der Übersetzung, während es doch sonst allenthalben umgekehrt ist - ja, wenn der Übersetzer nicht Seine Heiligkeit Papst Martinus ist, dessen Unfehlbarkeit der vor einigen Jahren verstorbene berühmte Kardinal Kölling (Pleß'scher Superintendent gewesen) mit folgenden Worten statuiert hat: „Darum hat Luther auch da, wo er bei seiner Übersetzung nicht absolut wörtlich übersetzt hat, niemals (!) sachlich fehlgegriffen. ..... Aber auch wer darin anderer Meinung ist [darf man überhaupt anderer Meinung sein?,,Gottes Wort, Lutheri Lehr, vergehen nie und nimmermehr" ? ,,anima naturaliter lutherana“ ?], wer wirklich meint, es stehe im Urtext ein anderer Gedanke, wird . . . . . einräumen müssen, daß Luther.

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auch wo er nicht wort gemäß, so doch immer schriftgemäß übersetzt hat. Darum haben wir uns niemals innerlich dazu verstehen können, die Notwendigkeit einer Revision von Luthers Bibelübersetzung anzuerkennen" (Kölling, Theopneustie, 174). Und das will gegen „Rom“, „Papismus“ etc. mit gutem Gewissen kämpfen. . . .

Ein Baumeister war er, wie er auch in der geistlichen Welt ein völlig neues,,Haus", die erste Gemeinde, gebaut hat, das allerdings aus dem Wüstensand der Kirche erst wieder ausgegraben werden muß; ein Baumeister, der Volk Jisraël von Grund aus neu erbaut" hat, nicht bloß ein ,,Zimmermann", der Türen und Fenster eingesetzt hat. Als Fachmann der Baukunst tritt er uns auch in den ungewöhnlich zahlreichen Analogieen und Vergleichen in den Parabeln entgegen, von denen die bekannteste wohl die meisterhaft prägnante

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Parallele zwischen dem Himmelreich und einem Hause mit vielen Flügeln ist:,,In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen". Und warum schließt die gewaltige Bergrede grade mit einem architektonischen Vergleich?? Und als Baumeister hat er tüchtig Geld verdient und angesammelt, wie nur je ein praktischer jüdischer Geschäftsmann, und soviel zurückgelegt, daß er während der zwei Jahre seiner heimlichen,,Regierung" seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Und diese Lebensweise war recht kostspielig, schon infolge der vielen Reisen zwischen Tyrus, Jerusalem und Galiläa, die damals nicht so billig waren, wie heute eine Eisenbahnreise dritter Klasse. Wohl hat er außerdem Gaben für seine 12 Jünger und den weiteren Kreis der Siebzig angenommen vor Allem von

vornehmen und reichen Damen, wie uns Lucas berichtet: „Johanna, die Frau des herodianischen Oberhofmarschalls Chusa, und Susanna und viele (!) andere, die ihn aus ihrem Vermögen unterstützten" (8, 3). Er war eben kein Er war eben kein ,,Millionär"! Aber, daß er wie ein reicher Mann lebte, das beweist u. a. schon der,,ungenähte" Rock, den er trug, wohl das teuerste Kleidungsstück der damaligen Tracht etwa wie heute Cylinder und Glanzschuhe. Und die Art, wie er an Hochzeitsfesten, an Diners und Soupers teilnahm (beim Bankier Zachäus sagt er sich selbst zum Souper an, ganz wie hohe Herren, und dieser Zachäus, der schwer reich und etwa römischer,,Geheimer Finanzrat“ war: doziteλóórns, fühlt sich außerordentlich geschmeichelt: Luc. 19, 3-6), sie beweist, daß er wie ein Weltmann lebte, am gesellschaftlichen Leben der reichen Juden seit jeher teilgenommen hatte,,,auf dem Parkett" und im Salon völlig zu Hause war, und jedenfalls mit größerem Rechte, als von Uhde im Arbeiterkittel, einmal von einem Anti-Uhde dargestellt werden dürfte als: Jesus im Frack!

Die Kirche stellt ihn statt dessen hin als einen armen Schlucker, der kaum satt zu essen hatte, der wie ein Schnorrer und Bettelmönch durchs Land zog, wie ein Proletarier nicht wußte, wovon er morgen leben sollte, dessen Wohnungsverhältnisse fast so traurig waren, wie die eines Gastes des Asyls für Obdachlose (die Antithese zu den Füchsen, die

wenigstens eine Grube haben, Math. 8, 20, bezieht sich eben nicht auf ihn, sondern auf den ,,Menschensohn", d. i. den Messias).

Auch die Jünger lebten mit nichten wie Dominikanermönche, sondern waren wohlhabende Leute, um deren Geschäft sich Jeschuah sogar zeitweise durch sehr praktische Ratschläge bekümmerte. Ein Beispiel statt vieler: Petrus war Hausbesitzer (Math. 8, 14), arbeitete als Fischereiunternehmer größeren Stils, der seinen Bruder Andreas als Associé und viele Gesellen hatte also etwa die Stellung eines wohlhabenden Gutsbesitzers unserer Zeit einnahm. Und was Jeschuah ihm oft für praktische geschäftliche Ratschläge erteilt, das lehrt uns u. a. der Bericht Luc. 5, 5. Außerdem war der „JüngerVerein" auch finanziell von seinem großen Vorsitzenden sehr sorgfältig fundiert, und Judas von Kerioth hatte die Kasse --7206бózoμov, nicht: ,,Beutel", wie Luther wieder ledern abschwächend übersetzt, vielmehr einen kleinen Kasten, da offenbar die Vereinsgelder recht reichlich waren (Joh. 13, 29). Wo bleibt da der Kirchen-Dalles? Die Seelenhirten mußten natürlich ihren ,,Schafen" den Herren Jesus als einen in chronischen Dalles lebenden Hungerleider karikieren, damit die Schäfchen sich an diesem bettelarmen Herren Jesus,,demütiglich ein Beispiel nähmen und nur ja nicht Mais! machten, wenn die Hirten selbst so fette Einnahmen hatten, wie etwa der verstorbene Superintendent Vorberg in Schöneberg (mit ,,Liebesgaben" etwa 20-25 000 Mark) oder ein römischer Kardinal.

Daß er ein Geschäftsgenie war, von dem selbst der Geheimrat Goldberger, unzweifelhaft einer der tüchtigsten Finanzmänner der Gegenwart, noch viel hätte lernen können, zeigen uns zahlreiche Worte und Handlungen Jeschuahs. Er würde allerdings nie von einem,,Lande der unbegrenzten Möglichkeiten" gesprochen haben, sondern den Herrn Geheimrat an die ,,Endlichkeit", Begrenztheit alles Irdischen nachdrücklich erinnert haben. - Er war Anhänger des Kapitalismus, aber des,,produktiven" Kapitalismus, um mit Roscher zu reden, und das berühmte Wort von den ,,Schätzen, die die Motten (!)

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