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Zweiter Teil.

Jeschuah ein jüdischer Rabbi.

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Tolstoi, unter den Pantheisten vielleicht der klarstblickende Kirchenkritiker, hat den Gegensatz zwischen Jesus und Kirche in seinen Schriften allenthalben mit der ganzen markigen Kraft seines mächtigen Philosophen-Temperaments fortissimo vorgetragen. Mit künstlerischer Meisterschaft in einer kleinen Skizze, zu der Beethoven'sche Begleitmusik gehört, in der „Zukunft" vom 6. Juni 1903: Die Auferstehung der Hölle", aus deren sieben Seiten ich hier im Ganzen eine Seite abdrucken lassen muß. Es war die Zeit, da Jesus den Menschen seine Lehre verkündete. Sie war so klar, so einfach, sie befreite die Menschen so völlig von ihrem Leid, daß Jeder ihr nachleben mußte, und nichts ihren Siegeslauf hindern konnte. Beelzebub, der Herr und Gebieter aller Teufel, empfand darob große Unruhe Jahrhunderte verstrichen. Beelzebub zählte sie nicht mehr. Unbeweglich blieb er, mühsam scheuchte er die Gedanken hinweg, die immer wieder seine ohnmächtige Wut und seinen Haß gegen Den auflodern ließ, der sein Unglück verschuldet hatte. Doch plötzlich er wußte nicht, wann, nach wie vielen Jahrhunderten drang in die Totenstille ein dumpfer Lärm: ein Stampfen und Stöhnen, Heulen und Zähneklappern. Beelzebub hob den Kopf und lauschte. Daß die Hölle wieder erstehen könne, nachdem der Heiland die Erde erobert hatte: an dies Wunder vermochte er nicht zu glauben. Aber das Stampfen und Stöhnen, das Heulen und Zähneklappern wurde

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immer deutlicher. Beelzebub stand auf. Rasselnd fielen die Ketten von seinen Füßen und er fühlte die Kraft in seine Schwingen zurückkehren. Er ließ den Pfiff ertönen, mit dem er einst seine Diener zu rufen gewohnt war. Da teilte sich der dichte Nebel über seinem Haupt und Schwefeldämpfe und rote Feuergarben schossen daraus hervor. Teufel aller Arten, große und kleine, dicke und dünne, lahme und behende, drängten und zwängten sich hindurch und scharten sich dann, wie Raben um ein Aas, um Beelzebub, ihren Meister.

,Was bedeutet der Lärm? fragte Beelzebub, indem er nach oben wies, woher das Heulen und Zähneklappern kam; ,,was geht dort vor?" Einer der Teufel, ganz schwarz, und nur mit einem Mäntelchen bekleidet, hatte sich neben Beelzebub niedergelassen; er öffnete seine rollenden Feueraugen, schloß sie dann wieder, und entgegnete grinsend: Immer dasselbe. Nichts hat sich verändert.' ‚Aber gibt es denn Sünder?' rief Beelzebub erstaunt. Viele', antwortete der Schwarze. Und was wurde aus der Lehre des Einen, dessen Namen ich nicht nennen will? Ich habe sie verändert!' erwiderte mit dem Ausdruck froher Genugtuung der Teufel, während er mit seinem riesigen Schwanz auf die Erde klopfte.,,Wie geändert?" ,So, daß die Menschen nicht mehr an ,seine Lehre glauben, sondern an meine, die sie in seinem Namen bekennen' [folgt dann ein Detailbericht des Schwarzen über seine Änderungsarbeit, der dann fortfährt:],Aber ich fürchtete, man werde die allzu offenbare Lüge doch vielleicht merken.

Da erfand

ich die Kirche! Und als sie an die Kirche glaubten, war ich ruhig: denn nun waren wir gerettet [folgt dann eine genaue Schilderung der Kirche, dieser Erfindung des Satans', an deren Schluß es heißt:],Da sie sich Kirche nennen und unfehlbar dünken, lehren sie, so oft es ihnen nötig scheint, einfach das Gegenteil dessen, was in der Schrift steht Der Teufel hatte geendet; sein wildes Auge blickte neugierig auf Beelzebub. Du hast sehr gut getan sagte der Gebieter und lächelte befriedigt. Alle anderen brachen in ein freudiges Gelächter aus."

1.,,Schemah Jisraël adonaj elohecho, adonaj echod! W'ahawtho adonaj elohecho b'kol lewawechoh uwekol naphschecho uwekol m'audecho: das ist das wichtigste Gebot!" so antwortet Jeschuah einem Professor, der ihn öffentlich auf die Probe stellen wollte und ihm die Frage vorlegte:,,Doktor, welches ist das wichtigste Gebot in der Thorah?" (Mark. 12, 29 fgg. Math. 22, 34 fgg.). Und diesem kurzen Glaubensbekenntnis entsprach seine ganze Thorah-Treue und Thorah-Lehre! Ich müßte ein besonderes Buch füllen, wollte ich das Thema: ,,Jeschuah und Thorah" ausschöpfen. Ich beschränke mich hier auf ein besonders lehrreiches Paradigma: die Bergrede. Und auch aus diesem unerschöpflichen Ozean kann ich hier aus Gründen der Raum-Ökonomie nur einige Perlen demonstrieren. Ich hoffe aber, daß diese drei Perlen als wertvoller erkannt werden, als die vielen 1000 Sandkörner und Kieselsteinchen, die die Kirchenscholastik aus diesem unerschöpflichen Meere herausgeholt hat. - Dem berühmten lutherischen Scholastiker Professor Steinmeyer († zu Berlin 1900 im 89. Jahre) muß ich an dieser Stelle ein,,Denkmal" setzen, welches zugleich eine Warnungstafel sein und suchende Schriftforscher warnen soll, bei Scholastikern seiner Art irgendwelche tiefere Belehrung über Jeschuah und seine Lehre zu holen! Der berühmte Scholastiker, ein richtiges Produkt einer ebenso eitlen wie impotenten Epigonen-Zeit, hat über die Bergrede ein ganzes Buch von 156 Seiten zusammengeschrieben; er hat überhaupt über Jeschuah mehr als ein Dutzend Bücher (allein acht über seine Worte und Taten nach dem Evangelium des herrlichen Johannes) publiziert, alle in schillerndem Rhetorenstil, gespickt mit griechichen und lateinischen Kunstausdrücken, mit einer Schein-Systematik, die an mittelmäßige Primaneraufsätze erinnert; Mücken zu hunderten geseiht, die Kameele aber glatt heruntergeschluckt, Kleinigkeiten und Selbstverständlichkeiten mit bombastischer Breite behandelt, die wahren Probleme aber mit der Vorsicht einer Katze, die um den heißen Brei herumkriecht, umgangen! Die Bergrede ist die relativ beste Leistung des Scholastikers, der von der lutherischen,,Gottesgelahrtheit“ am Ende des 19. Jahrhunderts als ein zweiter Athanasius aus

getrommelt worden ist, und man mag hiernach a fortiori schließen, wie die anderen sind. Das Buch zeigt dieselbe Methodik und wissenschaftliche,,Vertiefung", wie etwa ein Buch über,,Das Gewitter", welches Steinmeyer nach dem Vorbilde seiner,,Theologie" folgerichtig etwa folgendermaßen hätte verfassen müssen: Einleitung. 1. Die Schwüle. 2. Die Bewölkung. 3. Das Wetterleuchten. Erster Abschnitt. Der Blitz. 1. Das Aufzucken. 2. Das Leuchten. 3. Das Erlöschen. Zweiter Abschnitt. Der Donner. 1. Das Rollen, 2. Das Krachen. 3. Das Verhallen. Dritter Abschnitt. Der Regen. 1. Der Anfang und das Tröpfeln. 2. Der gießende Strom. 3. Das nachlassende Aufhören. Im dritten Abschnitt würden wir etwa folgender tiefsinnigen Betrachtung begegnen: ,,Bereits bei unseren Untersuchungen über die tieferen Ursachen der Boovτ wagten wir, gestützt auf unser unverletztes und im Bekenntnis unserer teueren lutherischen Kirche gebundenes Gewissen, die Hypothese, daß die dunkele vegέ2n, die ein Mensch über seinem Haupte wahrnimmt, wenn es donnert, die eigentliche causa efficiens der βροντή sei und das ἀκούειν τοῦ áváлov in tieferem causalem Konnex zu jener vegέ2ŋ stehe. Nun aber, nachdem wir im Fortgang unserer Untersuchungen die Wirkungen der ὕδατα, die aus der Wolke auf die κεφαλή des Menschen herabströmen (Quenstedt würde sagen: pluvius cadens in capita, Aegidius Hunnius, primus a Luthero, das solenne Verbum gebrauchen: pluvius fluens etc.) festgestellt haben, erglänzt unsere Hypothese im Lichte eines nachgewiesenen Rechts. Und wir bergen als reichen und gesicherten Ertrag unserer mit aller Akribie und im Geiste echter тαTEÍVWÕIS unternommenen Untersuchung die wichtige Wahrheit, daß, wenn der Mensch eine dunkele Wolke über seinem Haupte wahrnimmt, aus der er donnern hört und Regen auf seinen Kopf herabfließen fühlt, eben diese Wolke die Gewitterwolke ist." So wie der große Theologe", der zweite Athanasius in einer Abhandlung über das Gewitter diese großartige Naturerscheinung rein deskriptiv, mit bombastisch scholastischem Phrasenschwall in professoral übertünchtem Primanerstil behandeln, die eigentlichen Probleme aber, die Entstehung der Elektrizität, den

Zusammenhang von Blitz und Donner, die physikalischen Ursachen der Wolkenbildung etc. umgehen würde, weil er nichts davon versteht, so hat er auch die Rede am Berge Thabor behandelt!

„Daß Ihr nur ja nicht glaubet, ich sei gekommen, um das Gesetz oder die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen aufzuheben, sondern zu ergänzen! Denn wahr und wahrhaftig! Ich sage Euch: Bevor Himmel und Erde vergeht, und bevor das Ende der Geschichte kommt, wird nicht ein Jot oder ein Häkchen von der Thorah untergehen!" mit diesen Worten (Math. 8, 18-19) hat Jeschuah fest und feierlich proklamiert, daß seine Lehre nichts anderes als eine weiterentwickelte Thorah-Lehre sein solle und sein werde! Und so sicher eine Ceder, die nach der Regenzeit noch herrlicher sich entwickelt, darum doch Ceder bleibt und keine deutsche Tanne wird, so sicher ist auch die Thorah nach der unendlich befruchtenden Behandlung durch Jeschuah Thorah geblieben! Die scheinbaren Gegensätze schwinden bei exakter Betrachtung wie Nebeldunst vor der Sonne, wie grade meine drei Muster-Beispiele zeigen sollen.

Jeschuah soll den Eid abgeschafft haben! Allerlei Sekten und auch Tolstoi haben Math. 5, 33-37 in diesem Sinne verstanden bezw. mißverstanden. Luther hat die Stelle mal wieder ganz falsch übersetzt, diesmal, wie ich zugebe, ohne Tendenz, sondern aus Mangel an juristischem Verständnis, welches ihm, trotzdem er als Student erst einige Semester Jura studierte, ebenso fehlte wie seinen Nach- und Anbetern von Hunnius, Chemnitz, Gerhard bis Kölling. My 82005 duóбαι ὅλως ὁμόσαι (v. 34) hat Luther verschwommen übersetzt daß Ihr allerdinge nicht schwören sollt", und auch alle anderen Übersetzer, van Ees, de Wette, Bernburger etc. übersetzen ähnlich: „gar nicht“, „durchaus nicht“, „überhaupt nicht" etc. Hier sitzt die „Fehlerquelle“: Mỳ 8200g ist verstärkte Negation, wie das französische ,,ne point"; aber! es kann syntaktisch nur im Zusammenhang mit den folgenden Worten verstanden werden, und diesen Zusammenhang haben die Übersetzer aus Mangel an juristischem Verständnis zerrissen! Die

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