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mit unverdorbener Logik genügt allein schon dieser JohannesBericht, die Tatsache, daß Jeschuah zwischen 40 und 50 war, als sichergestellte historische Tatsache zu behandeln. Und drittens kommt nun hinzu, daß die Wendung des Lucas im Lichte jenes Johannes-Berichtes betrachtet, nicht gegen, sondern für meine Behauptung spricht. Luther hat selbstredend falsch übersetzt. Καὶ ἦν ὡσεὶ ἐτῶν τριάκοντα ἀρχόμενος. Die Übersetzung: er ging ins dreißigste Jahr ist wieder bewußt falsch. Aber bona fide, unbewußt falsch, könnte Jemand übersetzen: Jeschuah war ungefähr dreißig Jahr: osì (so van Ees). Allein auch hier hat man die „Rechnung" wieder ohne die Juden gemacht! Auch Lucas war Jude (die Legende, er sei ein griechischer Maler gewesen, wird selbst von Kirchenantisemiten nicht mehr ernst genommen). Und auch hier muß wieder an die spezifisch jüdische Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit in allen Zahlenangaben erinnert werden, die sich grade bei den biblischen Schriftstellern bis zu scheinbarer Pedanterie steigert. Niemals haben sie Zahlenangaben mit einem vornehmen ungefähr" abgerundet! Nein! auch sie haben stets so exakt gerechnet, wie heute die Börsenjuden bei der Feststellung des Kurszettels, ganz besonders bei Altersfixierung! Von den Erzvätern und Königen an, deren Alter in den verschiedenen Lebensphasen mit der Genauigkeit eines Personalaktenstückes registriert wird, bis zu der Prophetin Anna, die uns eben derselbe Lucas (!) im vorhergehenden Kapitel (2, 37) als eine Witwe von 84 Jahren schildert, werden uns immer exakte Zahlenangaben geboten, kein verschwommenes „ungefähr"! Und siehe da! così kann zwar: ungefähr heißen, es kann aber auch: quasi, ähnlich wie, bedeuten; und grade in diesem Sinne gebraucht es auch Lucas im unmittelbar vorhergehenden (!) Verse (bei der Taubenerscheinung). Daun ergibt sich folgender prächtig klare Sinn, der noch klarer wird, wenn wir bedenken, daß Lucas Maler gewesen war und als solcher die Neigung hatte, auch das Äußere, das „Porträt“ seiner Personen ein wenig zu zeichnen: ,,Jeschuah war ähnlich wie ein Dreißig-Jähriger", d. h. er sah infolge seiner herrlichen Schönheit und ewig jugendlichen Erscheinung zehn

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Jahre jünger aus, als er war! Und wenn man nun noch das Wort άozóμɛvos „anfangend" statt auf seine Tätigkeit auf sein Lebensalter bezieht (es ist nebensächlich), so rundet sich der Sinn noch harmonischer ab: er machte den Eindruck eines Mannes im Anfang der dreißiger Jahre! In Wahrheit aber war er zwar,,noch nicht fünfzig", aber über vierzig!

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rein!

Die verblüffende Behauptung, daß Jeschuah verheiratet war und Kinder hatte, muß ich in Schrift XI-XII in größerem Zusammenhange behandeln. Hier nur ein zwingendes, juristisch exaktes Argument. Das Gebot: peruh urewuh! Seid fruchtbar und mehret Euch! ist ein echtes Gesetz" gewesen, das paradiesische Urgebot, zeitlich und dem Range nach das erste allgemein menschliche, daß grade von den Juden infolge ihrer juristisch-theologischen Konsequenz in Theorie und Praxis als strengste Norm respektiert und praktiziert wurde. Und wie allen anderen, so hat Jeschuah sich folgerichtig auch dieser göttlichen Vorschrift gehorsam unterzogen und sicher freudigen Herzens. Er hat alle Freuden der Liebe in vollen Zügen genossen. Denn er war ein Mensch! und nichts Menschliches war ihm fremd! Er war nicht misogyn! Und weder Gregor VII. noch der schreckliche Schopenhauer haben die Frauenfrage in seinem Geiste beurteilt und behandelt, der finstere Tolstoi, der zwar die Negation der Kirche gut versteht, die positive Lehre Jeschuah's aber kaum geahnt hat, in seiner von Nordau mit Recht als „Entartung" diagnostizierten,,Kreuzersonate" noch viel weniger, die Doctrix Anita Augspurg allerdings auch nicht; von den großen Psychologen steht ihm auch hier wieder Napoléon vielleicht am nächsten, der einmal die Frauen vor Allem als Kindergebärerin schätzte und dann ihre Qualität nach dem Minimum von „Publizität“, das sie genießen, abstufte. Auch die Apostel waren alle verheiratet! Keine einzige evangelische bezw. apostelgeschichtliche Tatsache kann als Gegenbeweis gegen diese Behauptung ins Feld geführt werden!

Daß uns nichts von Jeschuah's Frau berichtet wird, beweist gar nichts, da uns von seinem Privatleben vor seinem öffentlichen Auftreten (außer der Tempeldebatte des Knaben) über

haupt nichts berichtet wird, und er während des fast dreißigjährigen Zeitraums zwischen seiner Mannbarkeit und seinem 40. Jahre eine Ehe von Jahrzehnte langer Dauer geführt haben kann. Während des Stillebens in Nazareth war der Rabbi und Baumeister Jeschuah verheiratet, bei seinem öffentlichen Auftreten war er Witwer; vielleicht ist das mysteriöse лaudάgiov Ev (!), das,,einzige (!?) Knäblein", von dem uns der herrliche Johannes (6, 9) berichtet und welches sich merkwürdiger Weise in seiner ständigen Begleitung befand (eine Tatsache, an der die Kirchenscholastik mit verschlafenen Augen vorübergegangen ist), sein,,einziger" Sohn, von dem heute zahllose Nachkommen in Jisraël vorhanden sind.

Jeschuah hat allezeit koscher gegessen! Aber was sehe ich! viele 1000 Pfaffen kommen auf einem Steckenpferdchen gegen mich angalloppiert, auf dem sie seit Jahrhunderten herumreiten, wenn sie mit ihren hölzernen Waffen das Speisegesetz der Thorah zu zerstören suchen. Der Herr Jesus hat doch gesagt: ,,Was zum Munde eingehet, das verunreiniget den Menschen nicht, sondern was zum Munde ausgehet, das verunreiniget den Menschen." (Math. 15, 11). Dieses berühmte Wort wird von den einen als Steckenpferd benutzt, von den anderen aber gradezu als Schlachtroß aufgezäumt aber ach! die Auslegung dieses tiefen Wortes hat mehr Ähnlichkeit mit der Rosinante des Caballero de la Mancha als mit Alexanders Bucephalos! - Was hat Jeschuah gesagt? was gemeint und gelehrt? Die jüdischen Pfaffen beklagten sich, daß seine Jünger sich nicht die Hände waschen, wenn sie Brot essen (15, 2). Das Händewaschen war von ihnen zu einem ganzen Zeremonialsystem ausgearbeitet worden, etwa wie heute die Grußformen beim Militär, aber mit nichten ein integrierender Bestandteil der Thorah! Und diese Überproduktion an Waschungsvorschriften, die mit dem Speisegesetz ebensowenig in innerem organischem Connex standen, wie etwa der Grußdrill der preußischen Kasernen zu der mit Recht betonten militärischen Gehorsamspflicht, sie hat er scharf gegeißelt! Und auch dies aber in dieser scharfen Form nur in einem bestimmten Falle, der von der ohne alle juristische Schulung und

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deshalb auch ohne alle wissenschaftliche Legitimation sich mit Jeschuah's Jurisprudenz beschäftigenden Kirchenscholastik ohne alle Berechtigung generalisiert worden ist es handelt sich nämlich um die Unterlassung der Waschungspflicht vor dem einfachen — Brotessen! Schrecklich! Da hält Jesus Imperator eine jener zornigen Strafreden, wie sie Napoléon pedantischen Kleinigkeitskrämern auch zu halten pflegte. Er hält den Frömmlern vor, daß sie viel wichtigere und wahrhaft zwingende göttliche Gebote verletzen, ihren Zeremonialkram aber peinlich befolgen und dann belehrt er das Volk:,,nicht was eingeht zum Munde, verunreinigt den Menschen, sondern das, was zum Munde ausgehet, verunreinigt ihn" (ethisch). Auch nicht mit einem Hauch hat er das mosaische Speisegesetz angetastet die unreinen Tiere standen ja von vornherein hors de discussion! Es handelte sich ja gar nicht um den Genuß verbotener Tiere, den Niemand den Jüngern vorgeworfen hatte, sondern um das häufige, allzuhäufige Händewaschen! Eine ganz allgemeine physikalische Wahrheit verwendet er lehrhaft und in seiner meisterhaften Art, in epigrammatischen Antithesen seinen Lehren klassische Kürze zu geben. Die kleinen Staubpartikelchen, das bischen Schmutz, das durch den Gebrauch ungewaschener Hände beim Brotessen vielleicht gleichzeitig mit einem Bissen in den Mund eingeht, das ist quantité négligeable. Minima non curat praetor! Wahrhaft gottesfürchtige Naturen machen sich mehr Sorge über das was zum Munde ausgehet, nämlich böse unreine Worte:,,denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken" (v. 19) das verunreinigt den Menschen, nicht das nur mikroskopisch wahrnehmbare Quantum Staub, das sie vielleicht mit herunterschlucken, wenn sie mit ungewaschenen Händen essen. Von Anfang bis Ende dieser Rede hat der musterhaft Gesetzestreue nur von ungewaschenen Händen, wahrlich nicht von trephenen Tieren oder ungeschächtetem Fleisch gesprochen! Freilich würde er die rabbinische Pedanterie, mit der z. B. in unseren Tagen vor Pessach das ganze Haus auf den Kopf gestellt wird, damit nur kein Krümchen,,chomez" in der Wohnung bleibt, oder sogar für koscheren Käse und Wein gesorgt wird,

mit ähnlicher Schärfe tadeln mit nichten das Speisegesetz, sondern dessen Ausartung und Entartung wollte er treffen! Und den Kirchenantisemiten, die seit Jahrhunderten diese Lehre als Abschaffung des Speisegesetzes durch den Herren Jesus mit vorlautem Mundwerk in die Welt hinauspredigen, -posaunen, -läuten, trommeln, -pfeifen und -flöten, würde er sagen, daß ungewaschene Hände moralisch viel weniger schaden als ungewaschene Mäuler.

Alle Festtage hat er treu und gewissenhaft gehalten! Und besonders der herrliche Johannes berichtet uns von seinen regelmäßigen Pflichtbesuchen zu den Festen in Jerusalem, die sich nicht bloß auf Pessach und Sukkoth beschränkten, sondern auch auf Chanukah ausdehnten. Die ¿yzaivra Joh. 10, 22 sind nichts anderes als das Makkabäerfest: ,,und es war Winter", ein Zusatz, der jeden Zweifel ausschließt! Der Doktor Luther erzählte seinen Bauern und Bürgern: ,,es war Kirchweihe

zu Jerusalem." Hier wirkt der unfreiwillige Humor des „großen" Reformators, der mit entzückender Naivetät vor dem Salomonischen Tempel eine deutsche Dorfkirmes arrangiert, zu erfrischend, als daß man ihm wegen dieser Bibelfälschung allzusehr zürnen dürfte. — (Mit welcher Leichtfertigkeit auch gebildete Laien, die so „nebenbei" ein bischen Theologie treiben zu können meinen, Jeschuah's Worte,,auslegen", lehrt u. a. wieder neuerdings Leuß in seinem, von mir während der Drucklegung gelesenen, berühmten, allzuberühmten „Zuchthaus“Buch, ein Mann, der zwar nicht mehr Antisemit, aber immer noch erstklassiger politischer Schauspieler ist. Er will den Ehebruch, der ihn in seinen Meineidsprozeß verstrickte und dessen Genesis ich in Hannover in persönlichem Verkehr mit ihm und seiner „Mitschuldigen" besser beobachtet habe als seine leichtgläubigen Leser, à la Nietzsche rechtfertigen, in hochmütiger Unfähigkeit, Sünde als Sünde zu bekennen! Er sucht die relative Berechtigung der Lüge in einer pathetischen Phraseologie „Über Moral" zu deduzieren. Und was sagt er? ,,Wenn wir dem Evangelium Johannis glauben können, hat Jesus von Nazareth die Wahrhaftigkeit nicht als eine absolute Pflicht anerkannt [!]; im siebenten Kapitel des Evangeliums

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