Gieb sie dem Kanzler, den du hast, Ich singe, wie der Vogel singt, Das Lied, das aus der Kehle dringt, Doch darf ich bitten, bitt' ich Eins: Er seht ihn an, er trank ihn aus: Ergeht's euch wohl, so denkt an mich, Ballade1) vom vertriebenen und zurückkehrenden Grafen. Die Mutter, sie betet, der Vater im Hain 2) Ift gangen die Wölfe zu schießen. Osing' uns ein Märchen, o sing' es uns oft, Wir haben schon längst einen Sänger gehofft, Im nächtlichen Schrecken, im feindlichen Graus, 1) S. die hierzu gehörige Note am Schlusse des Bandes. Die Quelle dieser Ballade ist: The beggars daughter of Bednallgreen", in Thomas Percy's Relics of ancient poetry" und Boccaccio's Decamerone II, 8: ,, Il Conte d'Anguersa" 2C. - Gedichtet 1816. 2) Im Hain gehört zu die Wölfe. Die Schäße, die hat er vergraben. Der Graf nun so eilig zum Pförtchen hinaus, Ein Töchterlein ist es, da schläft nun das Kind Nun hellt sich der Morgen; die Welt ist so weit, Und immer sind weiter die Jahre gerückt, Der Vater, er schaut sie, wie ist er beglückt! Er kann sich für Freude nicht lassen; So schön und so edel erscheint sie zugleich, Entsprossen aus tüchtigem Kerne, Wie macht sie den Vater, den theuren, so reich! Da reitet ein fürstlicher Ritter heran, Sie recket die Hand aus, der Gabe zu nahn; Er fasset das Händchen so kräftiglich an: Sie sei dir verlobet auf grünendem Plaz - Sie segnet der Priester am heiligen Ort, Der Alte, er wandelt nun hier und bald dort, So ') hab' ich mir Jahre die Tochter gedacht, Sie segn' ich bei Tage, sie segn' ich bei Nacht Er segnet die Kinder; da poltert's am Thor; Was lockst du die Kinder! du Bettler, du Thor! Zum tiefsten Verließ den Verwegenen fort! Die Schergen, sie lassen den Würdigen stehn, Die grimmige Wuth, ihn entrüstet das Flehn, Du niedrige Brut! du vom Bettlergeschlecht! Ihr bringt mir Verderben! Geschieht mir doch Recht - Noch stehet der Alte mit herrlichem Blick, 1) So wie ich euch hier sehe. Man leugnete stets, und man leugnet mit Recht, Die Bettlerin zeugte mir Bettlergeschlecht Und wenn euch der Gatte, der Vater verstößt, Der Bettler vermag, so ergraut und entblößt, Die Burg, die ist meine! Du hast sie geraubt, Wohl bin ich mit köstlichen Siegeln 1) beglaubt! -. Rechtmäßiger König, er kehret zurück, Den Treuen verleiht er entwendetes Glück, Ich löse die Siegel der Schäße So rufet der Alte mit freundlichem Blick Die Fürstin, sie zeugte dir fürstliches Blut Das Deilchen.") Ein Veilchen auf der Wiese stand, Gebückt in sich und unbekannt: Es war ein herzig's Veilchen. Da kam eine junge Schäferin Mit leichtem Schritt und munterm Sinn Daher, daher, Die Wiese her, und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, 1) Besiegelten Urkunden. — 2) Aus dem Singspiel: „Erwin und Elmire" (1773) Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen matt gedrückt! Ein Viertelstündchen lang! Ach, aber ach! das Mädchen kam Es sank und starb und freut sich noch: zu ihren Füßen doch. Der untreue Knabe.') Das braune Mädel das erfuhr: Sie lacht und weint' und bet't' und schwur; 3) 1) Aus dem Singspiel: „Claudine von Villa Bella“ (1775) mit kleinen Aenderungen. 2) Es ist weder mit: Sanders Da's braune Mädel das erfuhr, noch mit Dünger 's Vergingen ihr die Sinne zu lesen, sondern die erste Zeile ist als absoluter Vordersatz mit weggelassenem „Kaum daß“ zu fassen, im Sinne von: (Kaum) erfuhr das braune Mädel das. Durch die zusammengezogene Form wird die unmittelbare Wirkung der bösen Nachricht versinnlicht. Vgl. Faust I, Zwinger: Ich bin, ach, kaum alleine, Ich wein', ich wein', ich wein', ich weine. S. auch: Der getreue Ecart" S. 142: Die Kinderlein ängstlich gen Hause so schnell, Hier ist sogar noch das Verbum ausgelassen. |