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Frende hast an deiner Frau und Hunden,
Als noch keiner in Elysium gefunden,
Als er da mit Schatten lieblich schweifte
Und an goldne Gottgestalten streifte.
Nicht in Rom, in Magna Gräcia,
Dir im Herzen ist die Wonne da!
Wer mit seiner Mutter, der Natur, sich hält,
Find't im Stengelglas wohl eine Welt.

Künstlers Fug und Recht.')
Ein frommer Maler mit vielem Fleiß
Hatte manchmal gewonnen den Preis,
Und manchmal ließ er's auch geschehn,
Daß er einem Bessern nach mußt stehn;
Hatte seine Tafeln fortgemalt,

Wie man sie lobt, wie man sie bezahlt.
Da kamen einige gut hinaus;

Man baut' ihn'n sogar ein Heiligenhaus.

Nun fand er Gelegenheit einmal,
Zu malen eine Wand im Saal;
Mit emsigen Zügen er staffirt,
Was öfters in der Welt passirt,
Zog seinen Umriß leicht und klar:
Man konnte sehn, was gemeint da war.
Mit wenig Farben er colorirt,
Doch so, daß er das Aug' frappirt.
Er glaubt es für den Plaß gerecht
Und nicht zu gut und nicht zu schlecht,
Daß es versammelte Herrn und Fraun
Möchten einmal mit Lust beschaun;

Zugleich er auch noch wünscht' und wollt,
Taß man dabei was denken sollt'.

1) Nach Dünger improvisirte Goethe diese Verse im November 1792 bei Jacobi zu Pempelfort, nachdem er die scharfe Beurtheilung seines „Großcophta“ in der neuen Bibliothek der schönen Wissenschaft (B. 54, S. 56 ff.) gelesen, welche es ihm zum Vorwurfe machte, daß er nach einer Iphigente, einem Lasso so etwas habe schreiben können.

Als nun die Arbeit fertig war,
Da trat herein manch Freundespaar,
Das unsers Künstlers Werke liebt,
Und darum desto mehr betrübt,
Daß an der losen, leidigen Wand
Nicht auch ein Götterbildniß stand.
Die seßten ihn sogleich zur Red',
Warum er so was malen thät,
Da doch der Saal und seine Wänd'
Gehörten nur für Narrenhänd';

Er sollte sich nicht lassen verführen

Und nun auch Bänk' und Tische beschmieren;

Er sollte bei seinen Tafeln bleiben

Und hübsch mit seinem Pinsel schreiben!

Und sagten ihm von dieser Art

Noch viel Verbindlich's in den Bart.

Er sprach darauf bescheidentlich:
Eure gute Meinung beschämet mich.
Es freut mich mehr nichts auf der Welt,
Als wenn euch je mein Werk gefällt.
Da aber aus eigenem Beruf

Gott der Herr allerlei Thier' erschuf,

Daß auch sogar das wüste Schwein,

Kröten und Schlangen vom Herren sein,

Und er auch Manches nur ebauchirt

Und gerade nicht Alles ausgeführt

(Wie man den Menschen denn selbst nicht scharf Und nur en gros betrachten darf):

So hab' ich, als ein treuer Knecht
Vom sündlich menschlichen Geschlecht,
Von Jugend auf allerlei Lust gespürt
Und mich in Allerlei exercirt,

Und so durch Uebung und durch Glück
Gelang mir, sagt ihr, manches Stück.

Nun dächt' ich, nach vielem Rennen und Laufen
Dürft' Einer auch einmal verschnaufen,

Ohne daß Jeder gleich, der wohl ihm wollt',
Ihn 'nen faulen Bengel heißen sollt'.

Drum ist mein Wort zu dieser Frist,
Wie's allezeit gewesen ist:

Mit keiner Arbeit hab' ich geprahlt,
Und was ich gemalt hab', hab' ich gemalt.

Groß ist die Diana der Epheser. ')
Apostelgeschichte 19, 39.

Zu Ephesus ein Goldschmied saß

In seiner Werkstatt, pochte,

So gut er konnt', ohn' Unterlaß,

So zierlich er's vermochte.

Als Knab' und Jüngling kniet' er schon

Im Tempel vor der Göttin Thron

Und hatte den Gürtel unter den Brüsten,
Worin so manche Thiere nisten,

Zu Hause treulich nachgefeilt,
Wie's ihm der Vater zugetheilt,
Und leitete sein kunstreich Streben

In frommer Wirkung durch das Leben.

Da hört er denn auf einmal laut
Eines Gassenvolkes Windesbraut,

1) Gegen F. H. Jacobi's Schrift „Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung; Leipzig 1811", gerichtet, welche Jener ihm übersandt hatte. Am 10. Mai 1812 schreibt Goethe an Jacobi: „Ich bin nun einmal einer der ephesischen Goldschmiede, der sein ganzes Leben im Anschauen und Anstaunen und Verehrung des wunderwürdigen Tempels der Göttin und in Nachbildung ihrer geheimnißvollen Gestalten zugebracht hat, und dem es unmöglich eine angenehme Empfindung er= regen kann, wenn irgend ein Apostel seinen Mitbürgern einen andern und dazu formlosen Gott aufdringen will. Hätte ich daher irgend eine ähnliche Schrift zum Preis der großen Artemis herausgegeben (welches jedoch meine Sache nicht ist, weil ich zu denen gehöre, die selbst gern ruhig sein mögen und auch das Volk nicht aufregen wollen), so hätte auf der Rückseite des Titelblattes stehen müssen: „Man lernt nichts kennen, als was man liebt, und je tiefer und vollständiger die Kenntniß werden soll, desto stärker, kräftiger und lebendiger muß Liebe, ja Leidenschaft sein."

A13 gäb's einen Gott so im Gehirn,
Da hinter des Menschen alberner Stirn,
Der sei viel herrlicher als das Wesen,
An dem wir die Breite der Gottheit lesen.

Der alte Künstler horcht nur auf,

Läßt seinen Knaben auf den Markt den Lauf,
Feilt immer fort an Hirschen und Thieren,
Die seiner Gottheit Kniee zieren,

Und hofft, es könnte das Glück ihm walten,
Ihr Angesicht würdig zu gestalten.

Will's aber Einer anders halten,
So mag er nach Belieben schalten!

Nur soll er nicht das Handwerk schänden;
Sonst wird er schlecht und schmählich enden.

Antike. 1)

Homer ist lange mit Ehren genannt,

Jest ward euch Phidias bekannt;
Nun hält nichts gegen Beide Stich,
Darob ereifre Niemand sich!

Seid willkommen, edle Gäste,
Jedem ächten deutschen Sinn!
Denn das Herrlichste, das Beste,
Bringt allein dem Geist Gewinn.

Begeisterung.

Fassest du die Muse nur beim Zipfel,

Hast du wenig nur gethan;

Geist und Kunst auf ihrem höchsten Gipfel

Muthen alle Menschen an.

1) Zuerst 1821 in „Kunst und Alterthum" III, 1 auf den beiden Seiten des Titelblattes vor der Abtheilung „Bildende Kunst“, welche ein Bericht über er, haltene Kunstdenkmäler des Phidias und seiner Zeit eröffnete.

Goethe. I.

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Mocht' ich wohl nach und nach den Sinn,

Mich zu vergnügen;

Allein so bald ich mündig bin,

Es sind's die Griechen!')

Typus.

Es ist nichts in der Haut,

Was nicht im Knochen ist.

Vor schlechtem Gebilde Jedem graut,
Das ein Augenschmerz ihm ist.

Was freut denn Jeden? Blühen zu sehn,

Das von innen schon gut gestaltet;

Außen mag's in Glätte, mag in Farben gehn,

Es ist ihm schon voran gewaltet.

Ideale.

Der Maler wagt's mit Götter-Bildern,

Sein Höchstes hat er aufgestellt;

Doch was er für unmöglich hält,
Dem Liebenden die Liebste schildern,

Er wag' es auch! Ein Traum wird frommen,
Ein Schattenbild ist hoch willkommen.

Abwege.

Künstler, wird's im Innern steif,

Das ist nicht erfreulich!

Auch der vagen Züge Schweif

Ist uns ganz abscheulich;

1) In denen sich offenbart, daß die höchste Kunst nicht in der bloßen Nach

ahmung, sondern in der Idealisirung der Natur besteht.

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