Frende hast an deiner Frau und Hunden, Künstlers Fug und Recht.') Wie man sie lobt, wie man sie bezahlt. Man baut' ihn'n sogar ein Heiligenhaus. Nun fand er Gelegenheit einmal, Zugleich er auch noch wünscht' und wollt, 1) Nach Dünger improvisirte Goethe diese Verse im November 1792 bei Jacobi zu Pempelfort, nachdem er die scharfe Beurtheilung seines „Großcophta“ in der neuen Bibliothek der schönen Wissenschaft (B. 54, S. 56 ff.) gelesen, welche es ihm zum Vorwurfe machte, daß er nach einer Iphigente, einem Lasso so etwas habe schreiben können. Als nun die Arbeit fertig war, Er sollte sich nicht lassen verführen Und nun auch Bänk' und Tische beschmieren; Er sollte bei seinen Tafeln bleiben Und hübsch mit seinem Pinsel schreiben! Und sagten ihm von dieser Art Noch viel Verbindlich's in den Bart. Er sprach darauf bescheidentlich: Gott der Herr allerlei Thier' erschuf, Daß auch sogar das wüste Schwein, Kröten und Schlangen vom Herren sein, Und er auch Manches nur ebauchirt Und gerade nicht Alles ausgeführt (Wie man den Menschen denn selbst nicht scharf Und nur en gros betrachten darf): So hab' ich, als ein treuer Knecht Und so durch Uebung und durch Glück Nun dächt' ich, nach vielem Rennen und Laufen Ohne daß Jeder gleich, der wohl ihm wollt', Drum ist mein Wort zu dieser Frist, Mit keiner Arbeit hab' ich geprahlt, Groß ist die Diana der Epheser. ') Zu Ephesus ein Goldschmied saß In seiner Werkstatt, pochte, So gut er konnt', ohn' Unterlaß, So zierlich er's vermochte. Als Knab' und Jüngling kniet' er schon Im Tempel vor der Göttin Thron Und hatte den Gürtel unter den Brüsten, Zu Hause treulich nachgefeilt, In frommer Wirkung durch das Leben. Da hört er denn auf einmal laut 1) Gegen F. H. Jacobi's Schrift „Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung; Leipzig 1811", gerichtet, welche Jener ihm übersandt hatte. Am 10. Mai 1812 schreibt Goethe an Jacobi: „Ich bin nun einmal einer der ephesischen Goldschmiede, der sein ganzes Leben im Anschauen und Anstaunen und Verehrung des wunderwürdigen Tempels der Göttin und in Nachbildung ihrer geheimnißvollen Gestalten zugebracht hat, und dem es unmöglich eine angenehme Empfindung er= regen kann, wenn irgend ein Apostel seinen Mitbürgern einen andern und dazu formlosen Gott aufdringen will. Hätte ich daher irgend eine ähnliche Schrift zum Preis der großen Artemis herausgegeben (welches jedoch meine Sache nicht ist, weil ich zu denen gehöre, die selbst gern ruhig sein mögen und auch das Volk nicht aufregen wollen), so hätte auf der Rückseite des Titelblattes stehen müssen: „Man lernt nichts kennen, als was man liebt, und je tiefer und vollständiger die Kenntniß werden soll, desto stärker, kräftiger und lebendiger muß Liebe, ja Leidenschaft sein." A13 gäb's einen Gott so im Gehirn, Der alte Künstler horcht nur auf, Läßt seinen Knaben auf den Markt den Lauf, Und hofft, es könnte das Glück ihm walten, Will's aber Einer anders halten, Nur soll er nicht das Handwerk schänden; Antike. 1) Homer ist lange mit Ehren genannt, Jest ward euch Phidias bekannt; Seid willkommen, edle Gäste, Begeisterung. Fassest du die Muse nur beim Zipfel, Hast du wenig nur gethan; Geist und Kunst auf ihrem höchsten Gipfel Muthen alle Menschen an. 1) Zuerst 1821 in „Kunst und Alterthum" III, 1 auf den beiden Seiten des Titelblattes vor der Abtheilung „Bildende Kunst“, welche ein Bericht über er, haltene Kunstdenkmäler des Phidias und seiner Zeit eröffnete. Goethe. I. 27 Mocht' ich wohl nach und nach den Sinn, Mich zu vergnügen; Allein so bald ich mündig bin, Es sind's die Griechen!') Typus. Es ist nichts in der Haut, Was nicht im Knochen ist. Vor schlechtem Gebilde Jedem graut, Was freut denn Jeden? Blühen zu sehn, Das von innen schon gut gestaltet; Außen mag's in Glätte, mag in Farben gehn, Es ist ihm schon voran gewaltet. Ideale. Der Maler wagt's mit Götter-Bildern, Sein Höchstes hat er aufgestellt; Doch was er für unmöglich hält, Er wag' es auch! Ein Traum wird frommen, Abwege. Künstler, wird's im Innern steif, Das ist nicht erfreulich! Auch der vagen Züge Schweif Ist uns ganz abscheulich; 1) In denen sich offenbart, daß die höchste Kunst nicht in der bloßen Nach ahmung, sondern in der Idealisirung der Natur besteht. |