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Kommst du aber auf die Spur,
Daß du's nicht getroffen,

Zu der wahren Kunstnatur

Steht der Pfad schon offen.

Modernes.

Wie aber kann sich Hans van Eyck
Mit Phidias nur messen?"

Ihr müßt', so lehr' ich, alsogleich
Einen um den Andern vergessen.

Denn wärt ihr stets bei Einer geblieben,
Wie könntet ihr noch immer lieben?
Das ist die Kunst, das ist die Welt,
Daß Eins ums Andere gefällt.

Dilettant und Künstler. 1)
Blätter, nach Natur gestammelt,
Sind sie endlich auch gesammelt,
Deuten wohl auf Kunst und Leben;
Aber ihr, im Künstler-Kranze
Jedes Blatt sei euch das Ganze,
Und belohnt ist euer Streben.

Ländlich. 2)

Die Nachtigall, sie war entfernt,
Der Frühling lockt sie wieder;
Was Neues hat sie nicht gelernt,
Singt alte, liebe Lieder.

1) Ursprünglich Widmungsvers zu fünf Landschaften in Sepia von Goethe, welche derselbe am 3. Mai 1815 zum Geburtstagsgeschenk dem Hofschauspieler Pius Alexander Wolff und dessen Gattin übergab.

2) Die folgenden vier Strophen beziehen sich auf Zeichnungen; in der Ausgabe von 1840 steht die erste unter den „Neugriechischen Liebe - Skolien", die dritte mit der Aufschrift „Unerläßlich“, die vierte unter „Vergeblich“.

Uebermüthig sieht's nicht aus,
Dieses kleine Gartenhaus;
Allen, die sich drin genährt,
Ward ein guter Muth beschert. 1)

Gar Manches artig ist geschehn
Durch leichte Griffel-Spiele;
Doch recht betrachtet, wohl besehn,
Fehlt immer Hain und Mühle.

Erinnr' ich mich doch spät und früh
Des lieblichsten Gesichts;

Sie denkt an mich, ich denk' an sie,
Und Beiden hilft es nichts.

2) Und wenn mich am Tag' die Ferne
Blauer Berge sehnlich zieht,

Nachts das Uebermaß der Sterne
Prächtig mir zu Häupten glüht,

Alle Tag' und alle Nächte
Rühm' ich so des Menschen Loos;
Denkt er ewig sich ins Rechte,
Ist er ewig schön und groß!

1) Dem Gartenhause im Park zu Weimar gewidmet nebst den folgenden vier Beilen:

Schlanker Bäume grüner Flor,
Selbstgepflanzter, wuchs empor;
Geistig ging zugleich alldort
Schaffen, Hegen, Wachsen fort.

2) Chaos" Nr. 52, 1831. Ursprünglich zugehörig zu „Schwebender Genius über der Erdkugel, mit der einen Hand nach unten, mit der andern nach oben deutend."

„Zwischen Oben, zwischen Unten

Schweb' ich hin zu muntrer Schau,

Ich ergehe mich am Bunten,

Ich erquicke mich am Blau."

Das Ganze unter ein entsprechendes Emblem am 23. Dezember 1826 in das Stammbuch des Grafen Moriz Brühl geschrieben.

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Landschaft.')

Das Alles sieht so lustig aus,
So wohlgewaschen das Bauerhaus,
So morgenthaulich Gras und Baum,
So herrlich blau der Berge Saum!
Seht nur das Wölkchen, wie es spielt
Und sich im reinen Aether kühlt!
Fände sich ein Niederländer hier,
Er nähme wahrlich gleich Quartier,
Und was er sieht und was er malt,
Wird hundert Jahre nachgezahlt.

Wie kommt dir denn das Alles vor?
Es glänzt als wie durch Silberflor,
Durchscheinend ist's, es steht ein Licht
Dahinter, lieblichstes Gesicht.
Durch solcher holden Lampe Schein
Wird Alles klar und überein,
Was sonst ein garstig Ungefähr,
Tagtäglich, ein Gemeines wär'

Fehlt's dir an Geist und Kunst-Gebühr,
Die Liebe weiß schon Rath dafür.

Künstler-Lied. 2)

Zu erfinden, zu beschließen,

Bleibe, Künstler, oft allein!
Deines Wirkens zu genießen,
Eile freudig zum Verein!
Dort im Ganzen schau', erfahre
Deinen eignen Lebenslauf,
Und die Thaten mancher Jahre

Gehn dir in dem Nachbar auf.

1) Bezieht sich nach Dünzer auf eine von dem Maler K. W. Lieber in Aquarell copirte Landschaft eines Niederländers der Dresdener Gallerie. · 2) Zum Jahresfeste des Berliner Künstlervereins, 6. Januar 1817 auf Veranlassung des Directors Schadow gedichtet und zuerst gedruckt im Gesellschafter" von F W. Gubig am 11. Januar 1817 unter der Aufschrift: „Dem edlen Künstlerverein zu Berlin. Von Goethe. (Epiphanias 1817)"; 1828 in die Wanderjahre“ (II, 9) aufgenommen.

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"

Der Gedanke, das Entwerfen,
Die Gestalten, ihr Bezug,
Eines wird das Andre schärfen,
Und am Ende sei's genug!
Wohl erfunden, flug ersonnen,
Schön gebildet, zart vollbracht,
So von jeher hat gewonnen
Künstler kunstreich seine Macht.

Wie Natur im Vielgebilde
Einen Gott nur offenbart,
So im weiten Kunstgefilde
Webt ein Sinn der ew'gen Art;
Dieses ist der Sinn der Wahrheit,
Der sich nur mit Schönem schmückt
Und getrost der höchsten Klarheit
Hellsten Tags entgegenblickt.

Wie beherzt in Reim und Prose
Redner, Dichter sich ergehn,
Soll des Lebens heitre Rose
Frisch auf Malertafel stehn,
Mit Geschwistern reich umgeben,
Mit des Herbstes Frucht umlegt,
Daß sie von geheimem Leben
Offenbaren Sinn erregt.

Tausendfach und schön entfließe
Form aus Formen 1) deiner Hand,
Und im Menschenbild genieße,
Daß ein Gott sich hergewandt!
Welch ein Werkzeug ihr gebrauchet,
Stellet euch als Brüder dar!

Und gesangweis flammt und rauchet
Opfersäule vom Altar.

1) Vgl. S. 96, Anm. 2.

Parabolisch.

Was im Leben uns verdrießt,

Man im Bilde gern genießt.

Erklärung einer antiken Gemme. ')

Es steht ein junger Feigenstock

In einem schönen Garten;
Daneben sizt ein Ziegenbock,
Als wollt' er seiner warten.
Allein, Quiriten, wie man irrt!
Der Baum ist schlecht gehütet;
Und ihm zur andern Seite schwirrt
Ein Käfer ausgebrütet.

Es fliegt der Held mit Panzerbrust
Und naschet in den Zweigen,

Und auch der Bock hat große Lust,
Gemächlich aufzusteigen.

Drum seht ihr, Freunde, schon beinah
Das Bäumchen nackt von Blättern;
Es stehet ganz erbärmlich da
Und flehet zu den Göttern.

Drum hört die guten Lehren an,
Ihr Kinder, zart von Jahren:
Vor Ziegenbock und Käferzahn
Soll man ein Bäumchen wahren!

1) Dritte Ausgabe, 1815.

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