Hierunter ist Alles begriffen, was man von der leisesten Neigung bis zur leidenschaftlichsten Raserei nur denken möchte; hier verbinden sich der individuelle Dämon und die verführende Tyche mit einander; der Mensch scheint nur sich zu gehorchen, sein eigenes Wollen walten zu lassen, seinem Triebe zu fröhnen, und doch sind es Zufälligkeiten, die sich unterschieben, Fremdartiges, was ihn von seinem Wege ab enkt; er glaubt zu erhaschen und wird gefangen; er glaubt gewonnen zu haben und ist schon verloren. Auch hier treibt Tyche wieder ihr Spiel: sie lockt den Verirrten zu neuen Labyrinthen; hier ist keine Grenze des Frrens, denn der Weg ist ein Irrthum. Nun kommen wir in Gefahr uns in der Betrachtung zu verlieren, daß das, was auf das Besonderste angelegt schien, ins Allgemeine verschwebt und zerfließt. Daher will das rasche Eintreten der zwei lezten Zeilen uns einen entscheidenden Wink geben, wie man allein diesem Frrsal entkommen und davor lebenslängliche Sicherheit gewinnen möge. Denn nun zeigt sich erst, wessen der Dämon fähig sei; er, der selbstständige, selbstsüchtige, der mit unbedingtem Wollen in die Welt griff und nur mit Verdruß empfand, wenn Tyche da oder dort in den Weg trat, er fühlt nun, daß er nicht allein durch Natur bestimmt und gestempelt sei; jezt wird er in seinem Innern gewahr, daß er sich selbst bestimmen könne, daß er den durchs Geschick ihm zugeführten Gegenstand nicht nur gewaltsam ergreifen, sondern auch sich aneignen und, was noch mehr ist, ein zweites Wesen eben wie sich selbst mit ewiger, unzerstör, licher Neigung umfassen könne. Kaum war dieser Schritt gethan, so ist durch freien Entschluß die Freiheit aufgegeben; zwei Seelen sollen sich in Einen Leib, zwei Leiber in Eine Seele schicken, und indem eine solche Uebereinkunft sich einleitet, so tritt zu wechselseitiger liebevoller Nöthigung noch eine dritte hinzu; Eltern und Kinder müssen sich abermals zu einem Ganzen bilden; groß ist die gemeinsame Zufriedenheit, aber größer das Bedürfniß. Der aus so viel Gliedern bestehende Körper krankt gemäß dem irdischen Gefchick an irgend einem Theile, und anstatt daß er sich im Ganzen freuen sollte, leidet er am Einzelnen, und dessen ungeachtet wird ein solches Verhältniß so wünschenswerth als nothwendig gefunden. Der Vortheil zieht einen Jeden an, und man läßt sich gefallen, die Nachtheile zu übernehmen. Familie reiht sich an Familie, Stamm an Stamm; eine Völkerschaft hat sich zusammengefunden und wird gewahr, daß auch dem Ganzen fromme, was der Einzelne beschloß; sie macht den Beschluß unwiderruflich durchs Gesez; Alles, was liebevolle Neigung freiwillig ge= währte, wird nun Pflicht, welche tausend Pflichten entwickelt, und damit Alles ja zur Zeit und Ewigkeit abgeschlossen sei, läßt weder Staat noch Kirche noch Her= tommen es an Ceremonien fehlen. Alle Theile sehen sich durch die bündigsten Contrakte, durch die möglichsten Oeffentlichkeiten vor, daß ja das Ganze in keinem fleinsten Theil durch Wankelmuth und Willkür gefährdet werde. 'Aváyan, Nöthigung. Da ist's denn wieder, wie die Sterne wollten; Ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten, Das Liebste wird vom Herzen weggescholten, Keiner Anmerkungen bedarf wohl diese Strophe weiter; Niemand ist, dem nicht Erfahrung genugsame Noten zu einem solchen Text darreichte, Niemand, der sich nicht peinlich gezwängt fühlte, wenn er nur erinnerungsweise sich solche Kustände hervorruft, gar Mancher, der verzweifeln möchte, wenn ihn die Gegenwart also gefangen hält. Wie froh eilen wir daher zu den lezten Zeilen, zu denen jedes feine Gemüth sich gern den Commentar sittlich und religiös zu bilden über= nehmen wird. ̓Ελπίς, Soffnung. Doch solcher Grenze, solcher ehrnen Mauer Jbr kennt sie wohl, sie schwärmt durch alle Zonen: |