Auf des Glückes großer Wage Leiden oder triumphiren, Amboß oder Hammer sein. 1) Vanitas! vanitatum vanitas! 2) Ich hab' mein Sach auf Nichts gestellt, Drum ist's so wohl mir in der Welt; Und wer will mein Kamerade sein, Ich stellt mein Sach auf Geld und Gut, Darüber verlor ich Freud' und Muth; Die Münze rollte hier und dort, Und hascht' ich sie an einem Ort, Am andern war sie fort. Auf Weiber stellt' ich nun mein Sach, Juchhe! Daher mir kam viel Ungemach; O weh! 1) Vgl. Venetianische Epigramme 14. Diesem Ambos vergleich' ich das Land, den Hammer dem Herrscher. 2) Nach Prediger Salomonis 1,2: Vanitas vanitatum, dixit ecclesiastes, vanitas vanitum! (Eitelkeit der Eitelkeiten, sprach der Prediger, Eitelkeit der Eitelkeiten.) Nach Dünger soll das Lied im Anfange des Jahres 1806 auf Veranlassung des Rittmeisters von Flotow als übermüthige Parodie auf das geistliche Lied Vertrauen auf Gott" von Johann Pappus (1549-1610) gedichtet sein Dasselbe beginnt: „Ich hab' mein Sach' Gott heimgestellt", hat aber sonst mit diesem Liede nichts gemein. Die Falsche sucht' sich ein ander Theil, Ich stellt mein Sach auf Reis' und Fahrt, Juchhe! Und ließ meine Vaterlandesart; O weh! Und mir behagť es nirgends recht, Die Kost war fremd, das Bett war schlecht, Niemand verstand mich recht. Ich stellt mein Sach auf Ruhm und Ehr, Juchhe! Und sieh! gleich hatt' ein Andrer mehr; weh! Wie ich mich hatt' hervorgethan, Da sahen die Leute scheel mich an, Hatte keinem recht gethan. Ich sezt mein Sach auf Kampf und Krieg, Juchhe! Und uns gelang so mancher Sieg; Juchhe! Wir zogen in Feindes Land hinein, Dem Freunde sollt's nicht viel besser sein, Und ich verlor ein Bein. Nun hab' ich mein Sach auf Nichts gestellt, Juchhe! Und mein gehört die ganze Welt; Juchhe! Zu Ende geht nun Sang und Schmaus; Nur trinkt mir alle Neigen aus, Die lezte muß heraus! frech und froh.') Mit Mädchen sich vertragen, Mit Vielem läßt sich schmausen, Will sie 2) sich nicht bequemen, So fahret fort zu dichten, 4) Kriegsglück.) Derwünschter weiß ich nichts im Krieg, Als nicht blessirt zu sein. Man geht getrost von Sieg zu Sieg Hat abgepackt und aufgepackt Und weiter nichts ereilt, Als daß man auf dem Marsch sich plackt, Im Lager langeweilt. Dann geht das Cantoniren an, Dem Bauer eine Last, Verdrießlich jedem Edelmann Und Bürgern gar verhaßt. Sei höflich, man bedient dich schlecht, Den Grobian zur Noth; Und nimmt man selbst am Wirthe Recht, Ißt man Profoßen-Brod. 1) Aus dem Singspiel: „Claudine von Villa Bella“ (1775), in welchem Rugantino die Strophen abwechselnd mit den Vagabunden singt. 2) Das Mädchen. 3) Es: Das, wozu sie sich nicht bequemen will. 4) Gesonnen zu sein, im Sinne von Dichten und Trachten. 5) Gedichtet am 14. Februar 1814. Goethe. I. 6 Wenn endlich die Kanone brummt, Trompet' und Trab und Trommel summt, Da geht's wohl lustig her; Und wie nun das Gefecht befiehlt, Man weichet, man erneut's, Man retirirt, man avancirt Nun endlich pfeift Musketen-Blei Zum Städtchen, das der Sieger deckt, Die Frauen, die man erst erschreckt, Da thut sich Herz und Keller los, Der kleine Flügelbube 1) hupft, Die Wirthin rastet nie, Sogar das Hemdchen wird zerzupft, Das nenn' ich doch Charpie! Hat Eine sich den Helden nun Beinah herangepflegt, So kann die Nachbarin nicht ruhn, Die ihn gesellig hegt. Ein Drittes kommt wohl emsiglich, Am Ende fehlet Keins, Und in der Mitte sieht er sich Des sämmtlichen Vereins.2) 1) Launige Bezeichnung für Amor. 2) Goethe schreibt an Zelter, der ihm am 30. August 1826 berichtet hatte, das von ihm in Musik gesezte Lied fange an, sich allgemeiner Gunst zu erfreuen, nachdem es lange seiner Liedertafel nicht habe schmecken wollen, weil man den Scherz Der König hört von guter Hand, Da kommt behende Kreuz und Band Und unter Thränen scheidet man, Offne Tafel.') Diele Gäste wünsch' ich heut Mir zu meinem Tische! Eingeladen sind sie ja, Haben's angenommen. Hänschen, geh und sieh dich um! nicht verstehe: „Auch hier zu Lande wollte Niemand recht Spaß verstehn; die lieben Vereinerinnen fanden es doch allzuwahr und mußten zugestehn, was sie verdroß. Der patriotische Schleier diente Vieles zuzudecken; man schlich darunter hin nach herkömmlicher Art und Liebesintriguenweise.“ 1) Gedichtet am 12. October 1813. Unabhängig von einander haben Friedrich Strehlke (1867), Luise Büchner (1868) und Richard Gosche (1870) die Quelle dieses Liedes in dem Gedichte „Les raretés“ von de la Motte Houdard (1672—1731) ent= deckt. Der Refrain desselben findet sich schon in „Rameaus Neffen" von Diderot. Das Gedicht besteht aus 13 Strophen, von denen Goethe jedoch nur die erste, vierte und fünfte zu seinen drei ersten benußt hat. Dieselben lauten: On dit, qu'il arrive ici Une compagnie Et bien mieux choisie. Va t'en voir, s'ils viennent, Jean, Va t'en voir, s'ils viennent. Une fille de quinze ans, Qui pense que les enfans Se font par l'oreille etc. Une femme et son époux, Elle le préfère à tous Et lui n'aime qu'elle etc. |