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fühlt; von diesen die Hindeutung auf die Verhältnisse innerhalb der früher mit Goethe verfeindeten, jezt befreundeten Familie Jacobi und die geistige Doppelehe, die, wie man sagte, der schon genannte Friedrich Heinrich Jacobi mit seiner Frau Betti und Johanna Fahlmer führte.

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Diese Behandlung und Betrachtung zeitgenössischer Verhältnisse und Persönlichkeiten findet sich auch in manchen anderen Productionen jener dramenreichen Jahre. Im Pater Brey" verspottete Goethe den herumreisenden, sich überall einnistenden Höfling und Schmeichler Leuchsenring, dessen angebliche Güte und Schwäche und dessen Zutraulichkeit zu den Frauen nur versteckte Sinnlichkeit war. In „Satyros oder der vergötterte Waldteufel" zeigte er die Kehrseite der Naturschwärmerei, das wirkliche Gesicht jener Eremiten, die so thaten, als wären sie frei von fleischlichen und geistigen Gelüsten und die, sobald sich die Gelegenheit bot, nur um so stärker ihre zurückgehaltene Leidenschaftlichkeit hervorkehrten, die unter dem Anschein großer Frömmigkeit verruchte Gottlosigkeit und unter der Maske der Entsagung wilde Gier verbargen. Im Triumph der Empfindsamkeit“ geißelte er das empfindsame Treiben, in dem er selbst befangen gewesen war und das er, wenn nicht geradezu hervorgerufen, so doch gestärkt hatte; er höhnte die Thoren, die, mit der lebendigen Natur nicht zufrieden, eine Reisenatur mit sich führen müssen, die ohne Auge und Sinn für die lebensprühende Wirklichkeit sich eine Welt zu erträumen und einer gestaltlosen flüchtiges Leben einzuhauchen versuchen.

Mochte Goethe nun auch diejenigen mit Spott verfolgen, welche aus der Welt zu flüchten versuchten, er selbst flüchtete gern aus der Wirklichkeit in das Reich der Kunst. Hier war er Jünger, sehnte sich aber danach, Meister zu werden. Noch mehr als in der Literatur bemerkte er hier den Kampf des Meisterhaften mit dem Handwerksmäßigen, des Genialen mit dem Gewöhnlichen, ja Gemeinen. In • kleinen Gedichten wie in Dramen rühmte er den, der selbst etwas vermochte und spottete dessen, der in den von Anderen gezogenen Bahnen fortkroch. In „Künstlers Erdewallen" zeigte er den Gegensag von Poesie der Idee und Prosa des Lebens, der Kunstidealität des Meisters und der täglichen Noth im Hause, der durch Erniedrigung der Kunst abgeholfen werden muß. In Künstlers

Vergötterung", die viel später unter dem Titel: „Künstlers Apotheose" vollendet wurde, schildert er die Qual des Schülers, die Gewinnsucht des Händlers und Vermittlers, im Gegensaze dazu das feinsinnige Verständniß des Mäcens, vor Allem aber die Verherrlichung, die dem wahren Künstler von dem Meister der Vorzeit und der Muse, der Göttin der Kunst zu Theil wird.

Einen solchen Mäcen, wie Goethe ihn hier vorausahnend schilderte, sollte er bald erhalten. Er lebte nicht gern in Frankfurt und fühlte sich nicht wohl in seinem Berufe. Schon Ende 1771 hatte er geschrieben: „Frankfurt bleibt das Nest, nidus, wenn Sie wollen, wohl, um Vögel auszubrüteln, sonst auch figürlich spelunca, ein leidig Loch. Gott helf aus diesem Elend.“ Diese Gesinnung hatte sich eher verstärkt als geschwächt. Auch sein Beruf vermochte ihm keine Freude zu gewähren. Er fühlte sich zum Schriftsteller geboren. Als solcher hatte er bereits glänzende Erfolge davongetragen. Aber zu einer gedeihlichen dauernden Wirksamkeit bedurfte er einer literarischen Atmosphäre, in der er leben konnte. Die jungen Dichter, die vorübergehend oder ständig in Frankfurt weilten, Klinger, der energische, talentvolle Namensspender von „Sturm und Drang“, H. L. Wagner, der geschickte Bearbeiter fremder Ideen, empfingen nur durch ihn Einwirkung, wirkten aber nicht auf ihn. Die Verbindung mit Auswärtigen war schwach. Die ehemals enge Verbindung mit den Leipzigern war ganz eingeschlafen, die mit den Straßburger Genossen hatte sich sehr gelockert. Von älteren Freunden. waren Lavater und Klopstock als Freunde und Correspondenten geblieben. Von Auswärtigen erscheinen gelegentlich Boie, der einflußreiche Herausgeber der Göttinger Musenalmanachs, der sich nicht blos durch Aufnahme mancher Goethescher Gedichte in die genannte Sammlung, sondern auch um die Drucklegung des „Göz“ verdient gemacht hatte; der geniale Bürger, der leider Kraft und Zeit in unwürdiger Weise vergeuden mußte und mit Goethe, trop dessen Ausspruch „Du bist immer bei mir, auch schweigend wie zeither,“ nie in das rechte Verhältniß kommen konnte; die Stegreifdichterin Karschin, die sich an alle Berühmtheiten herändrängte, um bon ihnen ein Löbchen zu erhaschen und die schwerlich Selbsterkenntniß genug besaß, um die Worte ihres Correspondenten zu würdigen: „Wir schöpfen den Schaum von dem großen Strome der Menschheit Goethe. I.

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mit unsern Kielen und bilden uns ein, wenigstens schwimmende Inseln gefunden zu haben.“

Von Lili war Goethe getrennt; ein neues Liebesband hatte sich nicht geknüpft. Auf der Schweizerreise hatte er der Sehnsucht nach Italien mannhaft widerstanden; nun war er von herzlichem Verlangen erfüllt nach Italien zu kommen. Ein neues Hinderniß stellte sich dieser oft ersehnten Reise entgegen. Goethe war mit K. L. v. Knebel bekannt geworden, einem Offizier Friedrichs des Großen, der, wie der Meister, Leier und Schwert führte. Er war ein begabter Dichter und in jener Jünglingszeit auch ein liebenswürdiger, anspruchsloser Mensch. Er war Begleiter des Prinzen Constantin von Weimar geworden und in Folge dieser Stellung mit dem Erbprinzen in nahe Beziehung getreten. Von diesem und dem Leben am Weimarischen Hofe hatte er Goethe Vielerlei erzählt und des jungen, seinem Namen und seinen Leistungen nach bereits bekannten Dichters Verbindung mit den hohen Herrschaften vermittelt. Diese luden den schönen, genialen Mann, der sie auf den ersten Anblick bezauberte, nach Weimar ein. Nach manchen Verwirrungen und Bedenklichkeiten schon war der erste Schritt zur wirklichen Reise nach Italien geschehen folgte Goethe der herzoglichen Einladung, die über sein Leben entscheiden sollte.

Mit der Uebersiedlung nach Weimar beginnt ein neuer hochwichtiger Abschnitt in Goethe's Leben. In seinen äußeren Schicksalen sowohl wie in seiner innern Entwickelung. Er war zwar noch jung genug, um mit den Jüngeren zu fühlen, aber die Reife seines Urtheils hinderte ihn, dauernd auf dem Standpunkte der Jugend zu verharren. Daher tritt er nun aus den Ansichten der Sturm- und Drangperiode heraus und scheidet sich von den Genossen, die ihrerseits nur umsomehr verlangen, mit dem hochvermögenden Freunde in Verbindung zu bleiben. Die Namen dieser Genossen sind schon früher genannt; es ist hier nicht der Ort darzuthun, wie Goethe mit den Einzelnen, Lenz, Klinger u. A. auseinanderkam. Was aber waren die Ansichten jener Periode? Es waren Anschauungen, die jungen Männern zu allen Zeiten eigen zu sein pflegen, die aber damals eine besondere Ausprägung durch die politisch-socialen Theorieen der Zeit und durch Rousseau's Lehren erhalten hatten. Die Jünglinge empfanden innige Hinneigung, lebhafte Begeisterung

für die Natur. Sie predigten Menschlichkeit gegen Einzelne und suchten den Begriff der Menschheit als einen Alle einigenden, erhebenden festzustellen. Sie sezten das Menschliche dem Zeitlichen, das durch ewige, allgemeine Geseze Gewährleistete dem durch Sondergesehe und Gebräuche Gestatteten gegenüber. Sie verachteten die Autorität des Wissens und der Gelehrsamkeit und meinten, es sei des freien Menschen unwürdig, sich in einen bestimmten Stand einzuschließen und dadurch von den Anderen abzusondern. Sie ersehnten sociale und politische Freiheit, erklärten Amerika als das Land ihrer Ideale, verherrlichten die Tyrannenmörder und stimmten Freiheitsgesänge aus dem 20. Jahrhunderte an. Sie schwärmten für Herz und Gefühl, sie wünschten ihnen die Alleinherrschaft zu verschaffen und fühlten sich wohl in Liebesleidenschaft und Raserei. — Goethe gab diese Anschauungen nicht mit einem Schlage auf, als er nach Weimar kam; aber seine Ansichten klärten sich, seine Auffassung wurde ruhiger und milder, seine Sprache weniger gewaltsam.

Am 7. November 1775 traf Goethe in Weimar ein. Er kam als Gast des Fürsten, nicht zu einer bestimmten Stellung berufen, auch ohne die Absicht, eine solche anzunehmen. Er war geschäftsunkundig, aber er besaß durchdringenden Scharfblick auch für Dinge, die ihm fremd gewesen. Er erschien dem jugendlichen, rasch und entschieden durchgreifenden Herzog als der geeignetste Mitarbeiter. Nach wenig Wochen war Goethe's Widerstand gegen ein Hofamt, das ihn an eine bestimmte Stätte band, besiegt; schon in seinen Briefen vom Januar 1776 finden sich Andeutungen, daß er zu bleiben gedenke; im Mai war er zum Geh. Legationsrath mit ansehnlichem Gehalte ernannt. Lange Verhandlungen gingen dieser Ernennung voran: die alten Räthe, besonders der erste derselben, der Freiherr von Fritsch, wollten von der Berufung eines Neulings, zudem eines solchen, dessen Moralität nicht im besten Rufe stand, nichts wissen; der Genannte protestirte gegen die Ernennung und erhielt auf seinen Protest eine Erwiderung des Herzogs, in der folgende charakteristische Worte vorkommen: „Nicht allein ich, sondern einsichtsvolle Männer wünschen mir Glück, diesen Mann zu besigen. Sein Kopf und Genie ist bekannt. Sie werden selbst einsehen, daß ein Mann wie dieser nicht würde die langweilige und mechanische Arbeit, in einem Landescollegio von unten auf zu dienen, aushalten. Einen Mann von

Genie nicht an dem Ort gebrauchen, wo er seine außerordentlichen Talente gebrauchen kann, heißt denselben mißbrauchen; ich hoffe, Sie sind von dieser Wahrheit so wie ich überzeugt. Was den Punkt, daß dadurch vielen verdienten Leuten, die auf diesen Posten Anspruch machen, zu nahe getreten werde, anbetrifft, so kenne ich niemanden in meiner Dienerschaft, der meines Wissens darauf hoffte; zweitens werde ich nie einen Plaß, welcher in so genauer Verbindung mit mir, mit dem Wohl und Wehe meiner Unterthanen steht, nach Anciennität, sondern nach Vertrauen vergeben. Was das Urtheil der Welt betrifft, welche mißbilligen würde, daß ich den Dr. Goethe in mein wichtigstes Collegium sezte, ohne daß er vorher weder Amtmann, Professor, Kammer- oder Regierungsrath war, dieses verändert gar nichts. Die Welt urtheilt nach Vorurtheilen, ich aber und jeder, der seine Pflicht thun will, arbeitet nicht, um Ruhm zu erlangen, sondern um sich vor Gott und seinem eigenen Gewissen rechtfertigen zu können, und sucht auch ohne den Beifall der Welt zu handeln.“

war

Als Karl August diese geharnischte Erwiderung schrieb, die auch die Folge hatte, daß nach einigen Weiterungen der bewährte Diener im Amte blieb, er trat erst 1800 aus und starb 1814 er noch nicht 19 Jahre alt. Er war am 3. September 1757 geboren. Sein Vater, Herzog Constantin, war wenige Monate nach Geburt des Sohnes gestorben, seine Mutter, Anna Amalia, eine braunschweigische Prinzessin (geb. 24. October 1739), leitete seine Erziehung. Sie war noch nicht mündig, als sie zu den schweren Aemtern einer Erzieherin und Regentin berufen wurde. Sie löste ihre Aufgabe mit Geschick und Würde; sie wußte ihr Ländchen durch Jahre der Noth und Kriegszeiten hindurchzusteuern, sie linderte das Elend und beförderte Handel und Gewerbe. Sie liebte das Studium und übte die Kunst, sie umgab sich mit einem Hofe von Dichtern und Künstlern und belebte in den Schlössern Tiefurt, Ettersburg, Belvedere, die sie auch äußerlich auszuschmücken verstand, den Kreis der Ihrigen. Sie ward für Goethe eine verständnißvolle Gönnerin, auch von ihm gern gepriesen, z. B. in dem wenig bekannten Distichon (Widmung der venetianischen Epigramme):

Sagt, wem geb' ich das Büchlein? Der Fürstin, die mir's gegeben,
Die mir Italien jezt noch in Germanien schafft.

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