ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

selt. Anfangs werden die Eigenschaften, deren der wildeste Krieg bedarf, Grausamkeit, Rachgier, Blutdurst, vielleicht Menschenfresserei so gut wie ausschliesslich geschätzt. Denn es existirt eigentlich blos der Krieg. Allmählich aber verwandelt sich die Scene. Die Noth drängt zur Versöhnung, zum Frieden. Unter seinem Schutz gedeihen Ackerbau und Gewerbe. Die Verletzung eines Bürgers durch den andern wird von der Gemeinde mit Leid bedroht.

Nun sind die Götter im Rückstande. Von einer Zeit geschaffen, in der man Raub, Rache, Mord übte und schätzte, passen sie nicht zu einem Zeitalter, welches diese Handlungen bestraft. Die frühere Aehnlichkeit wird Unähnlichkeit. Die Götter sind unmoralisch geworden. Da jedoch eine solche Anschauungsweise der Götter, welche noch schätzen, was die Menschen schon verurtheilen, nicht dauern kann, so wird eine Revolution in ihren Anschauungen bewirkt; sie werden nachgeholt, werden aufs neue nach dem Ebenbild der Menschen zugestutzt. Die Kultur beleckt auch die Gottheit.

Ein klassisches Beispiel für diesen Entwickelungsgang gewähren die Griechen. Das homerische Zeitalter zählte Mord und Raub im Allgemeinen nicht zu den verbotenen Handlungen, weshalb denn solche Thaten auch seinen Göttern noch nicht missfielen. Im Homer fehlt die religiöse Mordsühne. Der Mörder, bemerkt Nägelsbach, bedarf keiner religiösen Sühne. Da sich nun aber anderwärts im Dichter religiöse Reinigung findet (Il. a, 313, O. %, 499), so deutet die Entbehrlichkeit gerade der Mordsühne darauf hin, dass Mord nicht für Verletzung eines göttlichen Gebots erachtet wurde. Hiermit stimmt vollkommen die Harmlosigkeit, mit welcher der Mörder sein Thun erwähnt, sogar einen fingirten Meuchel

mord aus Rache, ohne zu befürchten, dass sich der Angeredete mit Entsetzen von ihm wendet. Ja, der Seher Theoklymenos, der einen Mitbürger erschlagen hat, kommt zu Telemach sogar während eines Opfers und bittet um Aufnahme, die er ohne Umstände nebst gastlicher Fürsorge findet (Hom. Theol. p. 292). Bei Homer, sagt auch Grote, kommen oft Personen vor, die Jemanden erschlagen haben, und nun gezwungen sind, in die Verbannung zu gehen (um der Blutrache zu entfliehen) oder eine Geldentschädigung zu leisten (als Abkaufsgeld der Rache). Aber niemals erwähnt Homer, dass einer von ihnen religiöse Purifikation erhalten oder verlangt habe (hist. of Greece I, p. 33).60

In dem Zeitalter nach Homer entwickelte sich die griechische Staatsgewalt und mit ihr die staatliche Strafe. Man wollte Frieden innerhalb desselben Gemeinwesens und friedlichen Verkehr mit den benachbarten Staaten. Wenn wir, sagt Grote, die Jahrhunderte überblicken, welche zwischen dem Anfang der Olympischen Zeitrechnung und dem Zeitalter des Herodot und Thucydides liegen, so bemerken wir einen erstaunlichen socialen und intellectuellen Fortschritt. Die Rücksicht auf das Glück eines wohlorganisirten Gemeinwesens und auf ein dauernd friedliches Verhältniss zu verbrüderten Staaten giebt nun den kritischen Gesichtspunkt für die Beurtheilung der menschlichen Handlungen ab. Thucydides betrachtet Seeräuberei, auf welche in den homerischen Gedichten so unbefangen angespielt wird, als eine Ungeheuerlichkeit (hist.I, p.492).

Mit dieser Anschauung kontrastirten nun die Götter der

6ο Schol. ad Il. ΧΙ, 690: παρ' Ὁμήρῳ οὐκ οἴδαμεν φονέα καθαιρόμενον, ἀλλ ̓ ἀντιτίνοντα ἢ φυγαδευόμενον. I. II, 665; XIII, 697, 574; XXIII, 89; Od. XV, 224; XIV, 380.

frühern Zeit. Viele der Handlungen, fährt Grote fort, welche in den heroischen und theologischen Legenden beschrieben werden, widerstritten dieser vorgeschrittenen Denkweise. Bei Aeschylus wird Zeus als Usurpator bezeichnet, welcher blos vermöge seiner grössern Stärke regiere. (Auf den niederen Kulturstufen, der Geburtsstätte der Götter, ist ja Stärke, Macht ein gebilligter Grund des Regierens: jus in viribus habent. cf. p. 22). Die Kämpfe der Götter mit den Titanen, die Grausamkeit, Betrügerei und Zügellosigkeit, welche oft den Göttern und Heroen zugeschrieben werden, riefen starke Missbilligung hervor. Die Sprache des Philosophen Xenophanes, welcher elegische und jambische Gedichte in der ausdrücklichen Absicht verfasste, solche Erzählungen zu denunciren, ist ebenso heftig und schonungslos wie die der christlichen Schriftsteller, welche acht Jahrhunderte später das ganze System der heidnischen Religion angriffen (hist. of Gr. I, p. 492). Isocrates sagt im Busiris gegen den Sophisten Polycrates: Du hast Dir die Wahrheit nicht lassen angelegen sein, sondern bist den Lästerungen der Dichter gefolgt, welche abscheulichere Thaten von den Unsterblichen aussagen, als man selbst bei den verworfensten Menschen findet. Lucian bemerkt in der Necyomantia, dass ein junger Mann, welcher die Geschichte der Götter im Homer und Hesiod gelesen hat, sehr erstaunt ist, wenn er später in die Welt eintretend bemerkt, dass dieselben Handlungen, welche man ihm gelehrt hatte, der Gottheit zuzuschreiben, mit gesetzlichen Strafen bedroht sind.61

Somit wurden die Götter zum Scandal des Zeitalters. Der

61 Πάντα θεοὶς ἀνέθηκαν Ομηρός θ' Ησίοδός τε ὅσσα παρ ̓ ἀνθρώ ποίσιν ὀνείδεα καὶ ψόγος ἐστί, κλέπτειν, μοιχεύειν τε καὶ ἀλλήλους άπαLever (Xenophanes b. Sext. Emp. adv. Math.).

frühern Kulturstufe ähnlich, waren sie eben deshalb der vorgeschrittneren unähnlich. Um diese Verschiebung in der Denkweise der Götter und der Menschen auszugleichen, mussten die Götter umgebildet werden. Aus der stark empfundenen Nothwendigkeit, sagt Grote, die alten Mythen einer neuen Schätzung anzupassen, entstand das allegorische und historische Schema ihrer Umbildung. Aeschylus überträgt auf die Beziehungen der Götter zu einander eine Art politischer Gerechtigkeit, welche aus seiner eigenen Zeit stammt. Selbst bei Sophocles finden sich Spuren davon dass ihm, in Folge der veränderten Anschauungsweise, eine Umbildung der Wesenheiten des alten Epos wünschenswerth erscheint. Die Wirkung der politischen Diskussion der Athener und ihre demokratische Gesinnung ist in beiden Dramatikern sichtbar (hist. of Greece I, p. 510, 564). Charakteristisch ist folgende Stelle aus der Iphigenie des Euripides: Darum acht ich's eitele Fabel jenes Mahl des Tantalus, dass Götter sich an seines Sohnes Fleisch ergötzt. Wie dieses Volk (die Scythen), wie es selbst nach Blute giert, wohl eigene Schuld auf unsere Götter überträgt (v. 375-7). Die Götter der Scythen empfinden eben scythisch. Euripides, dieselben umbildend, adaptirt sie seiner eigenen Anschauung. Der Gegensatz zwischen den Göttern kultivirter und denen unkultivirter Völker zeigt sich noch deutlicher in den folgenden Versen des Dramas. Die Leto der Scythen,,selbst der Menschenopfer sich des Blutes freut“ (v. 372), während die Leto der Griechen „,den Mann, der eines Andern Blut vergoss, der Leichen anrührt, als Greuel flieht" (v. 369).62

--

62 Nach Plato müssen die verderblichen Fictionen, welche der Götter und Heroen unwürdig sind, durch Aufstellung eines neuen

Ist einmal das Verbot zu morden, zu rauben von der Erde, wo es der Nutzen geschaffen hat, in den Himmel anthropomorpherweise gedrungen, so trifft seinen Verächter der Götter Zorn. Die Gottheit rächt sich für die Beleidigung, welche in der Nichtachtung ihrer Verbote liegt. Diese Rache muss von der Obrigkeit am Thäter, besonders am Mörder vollzogen werden; sonst rächt sich die Gottheit an der ganzen Gemeinde. Auch bedarf jetzt der Mörder religiöser Reinigung; er ist nun in den Augen der Götter befleckt durch das von ihm vergossene Blut. So treten denn in der Strafe des historischen Athen besonders zwei Elemente hervor: 1) das politische Moment der Vorbeugung, der Abschreckung; 2) das religiöse Element: die Götter, zornig über den Verächter ihrer Gebote, erheischen. Besänftigung. Im historischen Athen, sagt Grote, hat der Mörder gegen die Götter und die Gesellschaft gesündigt. Wegen der ersteren Sünde wird er von der Agora, allen heiligen Plätzen und öffentlichen Funktionen ausgeschlossen. Denn anderenfalls würde der Zorn der Götter sich in Missernten und sonstigen nationalen Unfällen manifestiren. Wegen der letzteren Sünde wird er vor den Areopag geladen und, wenn schuldig befunden, zum Tode oder zur

Gesichtspunktes korrigirt werden. Empedocles entlastete die Götter aller Thaten und Schätzungen, mit welchen sie, als Spiegelbilder einer früheren Kulturstufe, behaftet waren. Er nannte die überirdischen Träger solcher Handlungen und Urtheile Dämonen, während er den Göttern nur das vindicirte, was nach der neuen Anschauung löblich war, sowohl zu thun, als zu urtheilen. Pindar weist einige Erzählungen zurück und bildet andere um. So protestirt er gegen die Ueberlieferung, dass Pelops von seinem Vater getödtet und den unsterblichen Göttern als Speise vorgesetzt worden sei. Er schreckt vor dem Gedanken zurück, ihnen einen so fürchterlichen Appetit zuzumuthen (Grote, hist. I, p. 509, 588, 590).

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »