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erlangt hat. Daher beklagt man die, welche ohne einen Rächer zu hinterlassen erschlagen werden. Glücklich, dem ein Sohn zur Rache bleibt. ,,O wie schön, wenn ein Sohn von einem erschlagenen Manne nachbleibt!" (Odys. III, 196.) Horatius opfert die Curiatier den Manen seiner Brüder (Liv. I, 25). Bei den Bogos schont, wie Munzinger bemerkt, der Bluträcher selbst seines innigsten Freundes nicht, da vor den Manen des Todten alle Rücksichten verschwinden (Sitten u. Recht d. Bog. p. 87). Auch die oben erwähnte Pflegbrüderschaft ist ja zum Theil aus der Furcht entsprungen, ungerächt zu sterben.

Nachdem das Bedürfniss und die Rücksicht auf den Geist des Erschlagenen der Rache Löblichkeit verliehen haben, wird sie anthropomorpherweise auch von der Gottheit gelobt. Die an der Elbe und in Kärnthen wohnenden Slaven verehrten sogar eine Gottheit der Blutrache. In der Illyrischen Sprache bedeutet Osveta Rache und Heiligkeit (Macieiowski, Slav. Rechtsg. II, p. 125).

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Auf das Individuum strömt somit das Lob der Rache von allen Seiten ein. Verwerflich, schmachvoll muss es ihm erscheinen, nicht Rache zu nehmen. Eine isländische Mutter setzte ihren Söhnen statt Speise Steine vor, und fügte hinzu: Ihr verdient nichts Besseres, da ihr den Tod eures Bruders nicht rächt und Schande auf eure Familie bringt. Nials Behausung ist von den Feinden seiner Söhne in Brand gesteckt. Ihm wird freigestellt, zu entfliehen. Er entgegnet jedoch: Ich bin ein alter Mann und wenig geeignet, meine Söhne zu rächen. In Schande aber will ich nicht leben. Man rühmte sich, bemerkt Maurer, seiner Unversöhnlichkeit als eines Vorzuges. Da die Leute des dicken Olaf sich

einmal damit unterhalten, dass Einer nach dem Andern die Fertigkeiten aufzählt, auf welche er sich am meisten zu Gute thut, sagt Kalfr: ich lasse meinen Zorn nicht schmelzen, so lange ich auch an ihm zu tragen habe (Bek. d. n. St. II, ❝p. 434).95

Die Rache hat somit ihre Beurtheilung gewechselt. Früher, da man ihrer bedurfte, löblich, wird sie später, da man ihrer nicht mehr bedarf, ja sie als störend empfindet, tadelnswerth.

Wie genau sich das Urtheil der Individuen an das Zeitalter anschmiegt, in welchem sie gerade geboren worden sind, erhellt noch aus folgender Bemerkung Bastians: Da Mohamed die Rache zwar erlaubt, aber Barmherzigkeit empfiehlt, so rechnet es sich der Nogayer als verdienstliches Werk an, am Feinde keine Rache zu üben (Rechtsv. b. versch. Völkern p. 211, Anm. 4).

§ 31.

Definitionen (als Rekapitulation).

Das Gewissen ist ein Bewusstsein, welches die einen Handlungen für löbliche, andere für tadelnswerthe erklärt. Schuldbewusstsein ist ein Bewusstsein, welches uns eine vollbrachte Handlung als tadelnswerth, als strafwürdig darstellt.

95 In Griechenland hat sich die Schätzung der Rache als Volksansicht lange erhalten. Nägelsbach, Nachhomerische Theologie: Die Vorstellung von der Rechtmässigkeit der Rache ist im Volke so tief gewurzelt, dass sie sogar in den allgemeinen Bestimmungen, was männliche Tüchtigkeit sei, zum Vorschein kommt. Euripides Fr. 929: ¿ze̟òv κακῶς ὁρᾶν ἀνδρὸς ἡγοῦμαι μέρος.

Eigenschaften sind Tugenden, bedeutet: ein Bewusstsein in mir lobt sie.

Eine Handlungsweise ist gut, ist Pflicht, bedeutet: ein Bewusstsein in mir gebietet sie.

Handlungen sind Unrecht, sind böse, bedeutet: ein Bewusstsein in mir verdammt sie.

Eine Handlungsweise ist Recht, bedeutet entweder: ein Bewusstsein in mir befiehlt sie; oder: ein Bewusstsein in mir gestattet sie.

Wir haben die Entstehung der sittlichen Urtheile erörtert. Einige Forscher meinen nun, dass die Philosophie da erst beginne, wo wir aufhören. Nicht, wie die Urtheile entstanden, sondern, zu welchem Zweck ein übersinnliches Etwas sie habe entstehen lassen, sei die Frage.

Wir rechten mit diesen Forschern nicht. Wer so Etwas weiss, mag seine Weisheit zu Markte bringen. Einen Blick nur wollen wir auf die Voraussetzungen ihrer Weisheit werfen.

Sie nehmen eine übersinnliche Entität an. Sie wissen, aus welchen Beweggründen dieselbe handelt; sie haben an ihrem Herzen gelegen; sie haben ihren Rathschluss erforscht. Ueber die Beweggründe zwar, aus denen wir Menschen handeln, täuscht man sich oft; ob nicht auch über die Motive des transscendenten Etwas?

Uebrigens kann die Verschiedenheit unseres Standpunktes von dem dieser Forscher durch folgende, dem Plutarch entnommene Erzählung illustrirt werden.

Einst, berichtet man, wurde dem Pericles ein Widderkopf mit nur Einem Horn gebracht. Als der Seher Lampon,

welcher gerade zugegen war, das grosse und festgefügte, mitten aus der Stirn hervorgewachsene Horn erblickte, sagte er:,,In der Stadt herrschen zwei Parteien, diejenige des Thucydides und die des Pericles. Auf Einen aber wird die Macht übergehen, auf den nämlich, welcher dieses Zeichens theilhaftig geworden ist." Der gleichfalls anwesende Philosoph Anaxagoras dagegen spaltete den Schädel des Widders und zeigte, dass das Gehirn die Hirnschale nicht ausfüllte, sondern aus dem ganzen Schädel nach der Stelle hingeglitten war, an welcher die Wurzel des Horns anfing.

Wir begnügen uns damit, wie Anaxagoras, die natürlichen Ursachen der Phänomene blos zu legen. Tiefere Geister mögen, wie der Augur, das Motiv aufsuchen, weshalb ein übersinnliches Etwas Gewissensregungen wachsen liess.

In Carl Duncker's Verlag in Berlin, Lützowstrasse 2,

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Das Buch wird allen Denen willkommen sein, welche sich für die edlere und mannigfaltigere Entwickelung architektonischer Formen interessiren, es eröffnet der deutschen Kunst ein fast unbekanntes Gebiet und empfiehlt sich der Beachtung sowohl der kunstsinnigen bauenden Laien wie der ausführenden Meister.

Christian Daniel Rauch.

Von

Friedrich und Karl Eggers.

Band I: Mit Rauch's Portrait, gez. 1812 von G. Schadow, gest. 1873 von E. Mandel. Preis 8 Mark. Band II: 9 Mark. Band III: Erste Hälfte 5 Mark. (Die zweite Hälfte des dritten Bandes, welche den Schluss dieses Werkes bilden wird, erscheint voraussichtlich in diesem Jahre.)

Zum ersten Male wird in diesem Werke eine vollständige, auf das reichste Material gestützte Biographie Rauch's dargeboten und in anziehender und geistvoller Form die künstlerische Wirksamkeit des grossen Meisters entwickelt und dargestellt.

Die Nationalzeitung 1882 Nr. 133 sagt:

,,Erst der Abschluss des Ganzen kann dem Publikum den unwiderleglichen Beweis liefern, dass diese Arbeit ein durch ästhetisches Feingefühl, stilistische Sauberkeit und grundlegendes Wissen ausgezeichnetes biographisches Meisterstück ist, wie wir deren wenige in unserer Literatur haben."

Druck von H. Sieling in Naumburg.

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