ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

von unsern alten Freunden unaussprechlich liebreich aufgenommen, von diesen bei andern eingeführt, und unsere Gegenwart versetzte das kleine Städtchen in eine gesellige Bewegung. Der alte Hofrath Meyer gewann eine Art Zärtlichkeit zu mir, obwohl er wusste, dass ich ein Freund und Anhänger der neuen Schule war. Im Grunde waren unsere Meinungen nicht so sehr einander entgegengesetzt, als es scheinen mochte. Meyer und Goethe kannten von den Leistungen und den Bestrebungen unserer Landsleute in Rom, doch nur die Caricatur und hielten die Unart für die Art, woher ihr Missbilligen entstand. Dass sie das, was sie kannten, nicht löblich fanden, kann ich beyden nicht verdenken und würde ebenso geurtheilt haben. Das einzige, was in Weimar von neusten Kunstwerken zu sehen ist, sind Zeichnungen von Ruhl aus Cassel, an welchen die Grossfürstin viel Gefallen zu finden scheint und damit ihr Cabinet anfüllt. Ruhls Onkel, Völkel, ist nehmlich Geheimsecretair der Grossfürstin und hat wahrscheinlich seinem Neveu diese Beschützerin zugewendet. Meyer führte mich bei Goethe ein. Goethe war überaus theilnehmend, mild, ich möchte sagen väterlich. Er fragte mit grosser Theilnahme nach allen ihm bekannten Künstlern, besonders nach Overbeck und seinen jetzigen Arbeiten, seiner häuslichen Lage u. s. w. Auch nach Ihnen fragte er und sagte: er habe viel Gutes und Rühmliches von Ihnen gehört, aber noch nichts von Ihnen zu sehen bekommen. Meine Frau war bei Goethes liebenswürdiger Schwiegertochter durch Adele Schopenhauer eingeführt worden, und einige Tage darauf erhielten wir beyde eine Einladung zu Goethe. Es war uns zu Ehren eine grosse Gesellschaft gebeten worden, und in einer solchen erscheint Goethe immer nicht sehr liebenswürdig. Mir war diesen Abend noch ein besseres Loos als

I

Ludwig Sigismund Ruhl, dessen Goethe zweimal in den »>Tagund Jahres- Heften«< gedenkt. Vgl. Goethes Werke (Hempel) Bd. 27, S. 269 und S. 279.

[ocr errors]

den andern beschieden, weil abwechselnd Goethe und Meyer mir Kunstsachen zeigten, indess die übrigen Herren und Damen in bangem Kreis umhersassen und standen und sich von Goethe, der diesen Abend seine Orden angelegt hatte, beengt fühlten. Ich bat Goethe, mir seine ohnlängst von Rauch aus Berlin gefertigte Büste zu zeigen, er lehnte es aber für diesen Abend ab und bat mich den folgenden Morgen wieder zu ihm zu kommen. Bey dieser Zusammenkunft war nun Goethe wieder ein ganz anderer als die beyden vorigenmale. Er war heiter, fast lustig, belehrend, theilnehmend, mit einem Wort, höchst liebenswürdig. Diese Rauchsche Büste ist das vollkommenste Bild von Goethe, sie vereint die ursprünglich schönen Verhältnisse seines Gesichtes, die zugleich die Grundzüge seines Geistes und Gemüths darstellen, mit allen den Einschnitten und Erhöhungen, welche das Leben und die Zeit in die bewegliche Oberfläche seines Gesichts eingrub, und es gibt wohl wenig Gesichter, welche einem schnellern Wechsel des Ausdrucks unterworfen, welche mehr von Schmerz und Entzücken, von Liebe und Hass durchwühlt sind, als seines, indess eine ewige Klarheit und Ruhe auf der grossen Stirn sich behauptet. Dazu kommt nun noch diese Eigenheit, dass die Natur die Mittellinie seines Gesichts nicht senkrecht, sondern gebogen zog, so dass die Nase auffallend schief gegen die Stirne und das rechte Auge sehr viel niedriger als das linke steht. Diese Büste war so vortrefflich modellirt, dass ich dem Wunsch sie in Marmor zu besitzen, wohl nicht widerstehen kann und deshalb an Rauch schreiben werde. Ich war zwölf Tage in Weimar, welche für mich und meine Frau wie ein Augenblick vergingen, und wäre gern länger geblieben, wenn nicht wichtige Geschäffte meine Gegenwart in Leipzig nöthig gemacht hätten.

Über Goethes Beziehungen zu J. G. von Quandt sind wir durch die Forschungen Hermann Uhdes und des Freiherrn von Biedermann hinreichend unterrichtet. Dieselben haben theils ihre Quelle in dem zwischen Goethe und von Quandt

geführten Briefwechsel, theils gehen sie zurück auf einen von Quandt selbst geschriebenen Aufsatz, der unter dem Titel: >>>Meine Berührungen mit Goethe« im Jahre 1870 in der Zeitschrift »>Europa« erschien. [Nr. 19 und 20. S. 577-582 und 625-630]. Wie dieser Aufsatz so viele Jahre nach des Verfassers Tode (Quandt starb 1859) in die Hände des Redacteurs Dr. Friedrich Steger, kam, wird leider nicht mitgetheilt. Jedenfalls zeigt die ganze Haltung desselben, dass er von Quandt zur Veröffentlichung bestimmt war; er sollte, vielleicht bald nach Goethes Tod geschrieben, aufklärend in den Widerstreit der Meinungen eintreten, der damals die Geister verwirrte. Ich vermuthe daher, dass dieser Aufsatz bereits früher gedruckt war, ehe er durch die »>Europa« der Beachtung der Goetheforscher nahe gerückt wurde, weiss aber leider den Druckort nicht anzugeben. Quandt, das ist leicht ersichtlich, macht die erwähnten Mittheilungen über sein Verhältniss zu Goethe aus der Erinnerung, welche wohl in allen wesentlichen Dingen treu war, einzelne Irrthümer jedoch nicht ausschloss. So verlegt z. B. Quandt seinen zweiten Besuch bei Goethe in Weimar in das Jahr 1821, während er doch, wie Biedermann' bereits bemerkt hat, in das Jahr 1820 fällt. Damit stimmt auch die Angabe Goethes in den »Tag- und Jahresheften«<. Über eben diesen Besuch nun haben wir noch den vorstehenden Bericht Quandts, der, weil unmittelbar, d. h. vierzehn Tage nach der Abreise von Weimar abgefasst, den Vorzug der grössern Frische und Unmittelbarkeit hat. Derselbe ist enthalten in einem Briefe von Quandt an seinen Freund Julius Schnorr von Carolsfeld vom 23. Dezember 1820, dessen Mittheilung ich der Güte des Herrn Professors Dr. Franz Schnorr von Carolsfeld verdanke. Unsere Stelle findet sich nach einer Schilderung der Rückreise von Italien, die über die Schweiz, Paris, Reims, Namur, Lüttich, Aachen, Köln, erfolgte.

Klingemann an F. L. Schmidt.

Braunschweig, 21. Aug. 1823.

Gestern trommelten einige unruhige Dummköpfe mir Heines Almansor (eine geniale, freilich hinsichtlich der Bühnenanwendung noch ungeregelte Arbeit) völlig aus, so gut das Stück, in welchem eine ächt südliche, brennende Phantasie herrscht, auch gegeben wurde. . .

Jetzt noch eine Bitte: Senden Sie mir doch Goethes Bearbeitung des Berlichingen auf mein Ehrenwort zum

Goethe und Dresden. Berlin. 1875. 8°. S. 136.

Lesen ein. Friedrich Wilhelm liebte das Stück, und scheint es mir für die Ankunft des Herzogs zweckmässig, so werde ich sofort an Oels in Weimar schreiben, welcher den Auftrag früher von Goethe hatte, es mir für 3 Frd'or abzulassen. Goethe liess früher viele meiner Stücke und auch noch den Oedip (welchen Wolff gab) im Mscpte geben und ich nahm nichts dafür, es ärgerte mich daher, als die Excellenz einen Quark von 15 Thalern verlangte.

Coudray [an einen Maler in Berlin].

Weimar, 30. Nov. 1823.

Herr Professor Zelter, der Ihnen diese Zeilen zu überbringen die Güte haben wird, wird Ihnen näher erzählen, wie sehr wir abermals um das theure Leben unsers Goethe besorgt sein mussten. Es geht nun zwar mit dessen Gesundheit etwas besser, allein der Jahre Zahl überwältigen endlich den kräftigsten Körper. Ich zittere bey dem Gedanken, dass der Verlust dieses uns so theuren Meisters und Freundes unausbleiblich näher rückt. Mit grossem Interesse hat derselbe die Beschreibung Ihrer in der Ausführung begriffenen Landschaft vernommen und den Wunsch geäussert, solche zu sehen. Nach den Bildern, die ich von Ihnen in Berlin zu sehen die Freude hatte, kann ich mir die vollkommene Ausführung dieser Ihrer neuesten Conception nach der Beschreibung lebhaft denken. Mögen auch diese Ihre Meisterwerke durch den Stich uns bald zukommen.

Ottilie v. Goethe an Rahel.

30. August 1824'.

.. Des Vaters Geburtstag ist sehr, sehr heiter vorübergegangen: seit vielen Jahren war er zum ersten Male wieder in Weimars Mitte und was von Liebe und herzlichen Wünschen eine Stimme suchte, es auszusprechen im Einzelnen, fand sich wie in einem Brennpunkt in der Feier vereint, die der Grossherzog im Theater veranstaltet.

Aus den Varnhagenschen Papieren der Berliner Königl. Bibliothek, vgl. oben S. 22.

G. Reimer an Froriep'.

Leipzig, 26. Juni 1825.

Sie erinnern sich unfehlbar unserer Unterredung wegen Goethe. Seitdem schrieb ich sofort an ihn, ohne bisher nur eine Zeile Antwort erhalten zu haben, obgleich die Anforderungen wegen Honorars und übrige Stellung der Bedingungen ganz ihm überliess. Nun höre ich gestern von Hn Fleischer, der gut unterrichtet zu sein behauptet und selbst als Concurrent aufgetreten sein will, dass inzwischen Verhandlungen ausser mit ihm mit Max und Brockhaus stattgefunden haben, dass letzterer 50000, jener 55000, und endlich Cotta 60000 Honorar geboten haben soll. Nun wünsche ich mit zwei Worten darüber unterrichtet zu sein, ob es sich so damit verhält? Ob mit Cotta abgeschlossen ist? ob es zu erwarten steht, dass Goethe mit einem Andern definitv abschliessen werde, ohne weitere Rückfrage zu nehmen? ob und welche Beschränkungen endlich in Beziehung auf Umfang und die sonstige Einrichtung dieser Ausgabe gestellt sind und ob das ausgemittelte Honorar in Terminen nach Massgabe der einzelnen Lieferungen gestellt, abgetragen werden kann? endlich ob Goethe nicht etwa in diesen Tagen verreist und ob man ihn ohne Störung einige Stunden wird sprechen können?

Erzeigen Sie mir die Freundschaft, mir mit zwei Worten auf diese Anfragen Entscheidung zu ertheilen; vielleicht finden Sie ungesucht Gelegenheit, Goethe selbst zu fragen.

Reimer an Froriep.

Berlin, 12. April 1826.

Ich wende mich noch einmal an Sie, verehrtester Freund, in Beziehung auf Goethe, indem ich soeben vernehme, dass ein neuer Bruch mit Cotta entstanden sei. Erzeigen Sie mir den Gefallen, sich darüber zu erkundigen und mir zu sagen, welche Massregeln wohl zu ergreifen wären, um die Sache einzuleiten. Man sagt, der junge Goethe wolle selbst

Aus dem Bertuch-Froriepschen Archiv in Weimar.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »