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m Musenalmanach für 1799 von Schiller ist das im Juni 1798 geschriebene Gedicht Goethes zuerst erschienen, damals mit der von Schiller gegebenen Überschrift »Sängerwürde«. Goethe hatte es »Wächter auf dem Parnasse« genannt.

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Schon H. Düntzer hat ganz richtig in dem Gedichte eine Satire auf die überzarten und übersittlichen Poeten gesehen. Allein nicht, wie er meint, vorwiegend gegen Herder ist es gerichtet, der in der Dichtkunst eine unmittelbar sittliche Wirkung forderte (Humanitätsbriefe 1796). Vielmehr gegen alle diejenigen, welche der Zeit angehörend vor Schillers und Goethes kräftigster Wirksamkeit, »dem goldenen Weltalter der Literatur, wie Schiller Worte Wielands ironisirte, von der Aufgabe der Poesie kleinlich und engherzig dachten und welche, den edlen und kühnen Zorn für die Sache der Kunst verkennend, der aus den Xenien flammte, ihr Wehe! in Klagetönen riefen. Zu diesen ge

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Vgl. auch unten V. Hehns Miscelle. 2 Goethes lyr. Ged. III 2, 273 f.

L. G.

hörte der wackre Gleim mit seinen lendelahmen Epigrammen: >>Kraft und Schnelle des alten Peleus«< 1797. Gleims Verse hatten Goethe offenbar den Anlass zu seinem Gedichte gegeben. Julian Schmidt' hat schon vor 25 Jahren darauf aufmerksam gemacht; ganz besonders scharf und bestimmt aber Ernest Lichtenberger' in dem Buche étude sur les poésies lyriques de Goethe, ihm folgte J. Imelmann'. H. Henkel dagegen hat in einem Aufsatz vom J. 1880 die Polemik nicht zugeben wollen.

Wer den Gang der Handlung kennt, wie er sich aus den Worten des Wächters auf dem Parnass ergibt; wer den Ton und die einzelnen Wendungen des Gedichts beachtet: wird nicht zweifeln, dass Goethe zu der genialen Erfindung durch die anklagenden Verse Gleims gekommen ist: >> Wie war's einmal so schön auf unserm Helicon! . . . als Faune nicht auf ihm der Muse Tänze störten mit ihrem Wolfsgeheul und Tigerungestüm; Apollo Gott noch war, nicht Priapus auf ihm; als alle Sänger noch einander ihre Lieder vorsangen, alle noch wie Brüder sich liebten«< . . . Goethe, so sagt treffend G. von Loeper, dichtete ganz aus der Vorstellung der Gegner heraus, machte scheinbar ihre Interessen zu den seinigen, die seinigen ebenso scheinbar preisgebend. Doch ich will nicht von anderen Gesagtes wiederholen, sondern Neues hinzufügen.

Die Überschrift »Sängerwürde«<, welche Schiller dem Gedicht gab, offenbar nach den Versen 163 f. »War es möglich, eure hohe Götterwürde zu vergessen«<, versteckte in

1 S. Goethes Gedichte von G. von Loeper 1883. II2, 305. Die Verse citire ich nach dieser Ausgabe.

2 Paris 1882. ed. 2. S. 241 ff.

Ob Goethes Gedicht aber der

die Xenien noch überbietende Einfall ist, von welchem Goethe am 26. Jan. 1798 Schiller schreibt, wie Lichtenberger meint, lasse ich dahingestellt.

3 Symbolae Joachimicae I, 149.

+ Archiv für Litg. IX, 200 f.

5 Goethe hatte schon 1797, Brief an Schiller 24. Nov., die »Sittenrichter« verspottet, »die es natürlich finden, dass ein Autor Zeit seines

der That die Ironie, wie Schiller wünschte, und drückte doch die Satire, ebenfalls nach seinen Worten, für den Kundigen aus. Mit dieser Taufe »des Poetengedichtes<< war Goethe überaus zufrieden; möge ich, setzt er hinzu, das edle Werk doch bald gedruckt sehen. Mit derselben Ironie, wie im Gedichte selbst von den »edlen und reinen Brüdern«< in Apoll die Rede ist. Der Mund des Musenwächters fliesst über von Reinheit, Edelsinn, Keuschheit!' Gleich zu Anfang rühmt er in schönen Versen, wie im Herzen »die Fülle der gesellig edlen Triebe wächst«, »nährt sich Freundschaft, keimet Liebe«< man denke an die Freundschaftständelei Gleims, Jacobis u. a. - Apollo zieht alle anderen an »und ein Edler folgt dem andern« (31). »Uns umleuchten«, sagt er später, »reine Sterne, Hier nur hat das Edle Werth« (210).

Gleim hatte in einem Epigramm jener genannten Schrift über Goethe und Schiller geklagt, »dass zwei so spiegelrein erschaffne Gottgeschöpfe nicht rein geblieben sind<«<. Und im dialogischen Epigramm »Alexis und Dora«< »fegt«< Dora »reinweg mit dem Besen aus dem Almanach«< »>was nicht in ihn gehört den Staub, den Sittenhass«<2. Darum lässt Goethe den Wächter auf dem Parnass, welchem »die Musen das keusche, reine Siegel« (15) auf die Lippen gedrückt, beim Nahen der frechen »Brut« (125; 139.) ausrufen: Brüder, lasst uns alles wagen! Eure reine Wange glüht (127). Schlossenregen.. vertreib' aus unsren milden, Himmelreinen Luftgefilden Diese Fremden, diese Wilden! (140).

Lebens seine besten Bemühungen verkennen, sich retardieren, necken, hänseln und hudeln lasse, weil das nun einmal so eingeführt ist! Und dabei soll er geduldig, seiner hohen Würde eingedenk, . . wie ein ecce Homo dastehen, nur damit Herr Manso und seines gleichen auch in ihrer Art für Dichter passieren können«.

Die Erklärung der Worte »das edle Werk« durch Lichtenberger: qu'y a-t-il de plus noble qu'une pareille vengeance? u. s. w. kann ich nicht billigen.

2 Goethe hat >>die einzige direkte Entgegnung auf die AntiXenien<<< Gleim vergolten mit dem Epigramm »Alexis und Dora«<; s. G. v. Loeper: Goethes Werke. Hempel. III. 202. Zweite Ausgabe III, 311.

Und später, als er schmerzerfüllt erkennt, dass es keine Fremden sind, dass Dichter, »unsre Brüder«< 151; vgl. 43, 221; 203 »meiner Liebe Bruderwort«; s. Gleims Worte oben. »>Ihr Brüder« der beliebte Ausdruck der Anakreontiker in Liedern' - dass sie »ihnen selbst die Wege zeigen<«<, sagt er: »Aus den keuschen Heil'gen Schatten Dringt verhasster Ton hervor. . . Nachtigall und Turtel fliehen Das so keusch erwärmte Nest« (180 f.)

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Mit wie feinem Spott hat Goethe die Beiwörter edel, rein und keusch gehäuft und dabei doch so, dass nicht blos der »gewöhnliche Almanach - Leser «< diesen nicht merkte. Selbst der feinsinnige Körner erkannte weder die wahre Absicht noch den Verfasser des Gedichts: »Goethe hatte sich im Musenalmanach für 1799 unter dem Pseudonym Justus Amman versteckt. Bei der Verkennung der Absicht aber sind Körners Worte erklärlich und zugleich sehr bezeichnend«<. »>Sängerwürde«, so schreibt er an Schiller, >>scheint mir ein verunglücktes Produkt eines Mannes, der nicht ohne Talent ist. Einzelne Stellen zeigen, dass er sich auf Sprache und Versbau versteht. Aber auf den feierlichen Eingang folgt viel Mattes und Schleppendes... Die ästhetische Strafpredigt am Ende dünkt mir ganz misslungen zu sein«<. Goethe hat in der That in den - oft so weichlichmatten Ton der Anakreontiker eingestimmt, aber er hat doch dabei zugleich gezeigt, man beachte z. B. nur den schönen an Horaz, Gleims Liebling, erinnernden Eingang, wie weit er sie auf ihrem eigensten Gebiete übertreffen konnte. Das Anhäufen der Beiwörter ist gewiss nicht zufällig. Und gerade die Lieblingswörter der Anakreontik, welcher Goethe selbst vorübergehend in seiner frühesten Zeit gehuldigt hatte, »keusch, rein, zart, süss, hold, still«<, wird der aufmerksame Leser wiederfinden. Ich führe nur noch einige Beispiele an: Des Mädchens zarter Busen (69);

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1 S. Studien zur Goethe-Philologie von Minor und Sauer S. 12 f. 2 Briefw. mit Schiller 4, 119; II. Ausgabe von Gödeke, II, 314.

mit schön gefärbter Wange singt sie würd❜ge Lieder, und es singt die schöne Kette zart und zärter (71 f.); zarte Saiten (167) und zarte Rieselwellen (170). Die verderblich holde Flamme (38); die holden Phantasien (58); gleich darauf im holden Zauberwalde (62) und die holde Stille (84). Im stillen Morgenhaine (82) und »Muse, geh' ihr still entgegen!« (94). Gleich zu Anfang wehen »süsse, laue Lüfte« (28); » der Liebe süssem Wahn« (183).

Ich kann auch nicht, wie Henkel will, »die eigensten Anschauungen Goethes in der Darstellung vom Wesen und Wirken der Poesie« im Gedichte finden. »Wer kann besser<«<, sagt der Musenwächter 45 f., »als der Sänger Dem verirrten Freunde rathen?« u. s. w. Der Goethe zu Ende der neunziger Jahre dachte gewiss ebenso wie viel später der Greis, »dass die Muse zu begleiten, doch zu leiten nicht versteht«. Auch im Folgenden sind nur scheinbar Goethes eigenste Anschauungen zu erkennen. »Ja, sie greifen in die Saiten, Mit gewalt'gen Götterschlägen Rufen sie zu Recht und Pflichten«< (51 f.). Goethe war zur Zeit der Abfassung des Gedichts mehr denn je von dem Gedanken durchdrungen, dass die Poesie lebendige Darstellung des Menschen zur Aufgabe habe, nicht, Sittlichkeit zu predigen. Schon 1797 den 24. November hatte er bei Gelegenheit der ihm von Schiller zugesendeten Briefe Garves, der sich über die Xenien geäussert, »bei diesem so guten und wackeren Manne«< über Gleim als Menschen urtheilte er gewiss ebenso - >>keine Spur eines ästhetischen Gefühls « bemerkt. Und einen Tag darauf: >>>Die Poesie ist doch eigentlich auf die Darstellung des empirisch pathologischen Zustandes des Menschen gegründet, und wer gesteht denn das jetzt wohl unter unsern fürtrefflichen Kennern und sogenannten Poeten?« Diesen »prosaischen Naturen «<, äussert er im weiteren, wollte er gern erlauben vor den sogenannten unsittlichen Stoffen zurückzuschaudern, wenn sie nur ein Gefühl für das höhere Poetisch-sittliche hätten und davon entzückt würden.

So schön ferner und zart auch an sich die Schilderung

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