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des seine »>lieblichen Gefühle«, welche »die Männer nicht verdienen<«< (88), in die »Schattenwälder« tragenden Mädchens ist, so kann doch nicht die Absicht eines gewissen vagen Idealisirens ohne plastisch-sinnliche Kraft verkannt werden.

Gewiss, an der Erfindung wie an der Durchführung des Ganzen wird sich ein jeder erfreuen. Man hätte keine hohe Vorstellung von der Kunst der Ironie, über die Goethe verfügte, wollte man erwarten, dass diese plump zu Tage trete, wollte man sich über die schönen Verse wundern. Die gegen den Schluss haben etwas Feierliches, gerade wie zu Beginn des Gedichts. Bei den »tiefgefühlten Reueliedern«<, die der Parnassos-Wächter den »verirrten Brüdern« zumuthet - als »gute Pilger« sollen sie wiederkommen, geniesst »der Kundige« die geistvolle Schelmerei. In den zehn letzten Versen hat G. von Loeper (a. a. O.) wohl mit Recht eine sehr nahe Berührung mit dem dichterischen Ausdruck Schillers erkannt'.

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Es scheint mir aber auch der Erwähnung werth, dass Schiller andererseits in dem ein Jahr nach dem Druck des Goetheschen Gedichts entstandenen »>Lied von der Glocke<<< manches aus jenem gewiss wohl unbewusst benutzt hat. Nicht unbewusst jedoch, was das Versmaß und die Behandlung des Reims betrifft. Die kurzen katalektischtrochäischen Verse Goethes, welche die Aufregung so treffend malen, »hier hervor Strömt ein Chor! Liebeswuth, Weinesglut Rast im Blick, Sträubt das Haar! Und die Schaar, Mann und Weib.. Ohne Scheu zeigt den Leib«< (102 ff.) sie finden sich zuweilen mit längeren Versen abwechselnd,

I Die trochäischen Halbverse, mit Daktylen vermischt, auch in der >>Braut von Messina«<; »>Wenn die Blätter fallen In des Jahres Kreise, . . Da gehorcht die Natur Ruhig nur« u. s. w. Müllner folgte dem Vorgange Schillers. Grillparzer hat solche Halbverse wie: Greise zagend, Weiber klagend, Kinder weinend«< u. s. w. wohl weniger, wie Wilhelm Scherer in seiner trefflichen Abhandlung über ihn bemerkt (Vorträge u. Aufsätze 231), Müllner nachgebildet, als Schiller; vgl. die bekannte Stelle in der Glocke.

z. B. in der Darstellung der Feuersbrunst in der »>Glocke«<: Aus der Wolke, ohne Wahl, Zuckt der Strahl. . Roth, wie Blut, Ist der Himmel; Das ist nicht des Tages Glut! Welch Getümmel Strassen auf! Dampf wallt auf! u. s. w.

Ein Gegenbild ferner zu Goethes sehnsuchtsvollem Mädchen, das sich in die Einsamkeit verliert, ist die herrliche Schilderung Schillers von dem Jüngling der im »namenlosen Sehnen«< der Brüder wilden Reihen flieht. Und wenigstens hindeuten will ich auf einzelne Ausdrücke. Bei Goethe singt die schöne Kette zart und zärter um die Wette (74); bei Schiller fliegt der Eimer »durch der Hände lange Kette um die Wette«. Bei Goethe »prasseln« vom Gipfel Steine (135); bei Schiller fällt die Flamme »prasselnd«< in die dürre Frucht.

Noch in dem 1804 gedichteten »>Alpenjäger« Schillers hören wir einen Nachklang des Goetheschen Gedichts. Bei Goethe ruft der Wächter des Parnass: Dass sie wieder heilig werde, Lenkt hinweg den wilden Zug! Vielen Boden hat die Erde Und unheiligen genug (206 f.) Bei Schiller ruft der Berggeist: Raum für alle hat die Erde: Was verfolgst du meine Heerde?

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it Goldsmiths Roman, dem ungefähr fünf Jahre vorher erschienenen Vicar of Wakefield, war Goethe in Strassburg durch Herder bekannt geworden: welche Rolle derselbe dann im Sesenheimer Idyll spielt, ist aller Welt aus dem zehnten Buch von »Dichtung und Wahrheit«< bekannt. »Ich kann voraussetzen heisst es daselbst, XXI. 197 der Hempelschen Ausgabe - dass meine Leser dieses Werk kennen und im Gedächtniss haben; wer es zuerst hier nennen hört, sowie der welcher aufgeregt wird, es wieder zu lesen, beide werden mir danken«. Über den Verfasser, Oliver Goldsmith, einen der Lieblinge seiner Nation, urteilt sein jüngster und kundigster Biograph, John Forster: >>No man ever put so much of himself into his books as Goldsmith, from the beginning to the very end of his career« (Life of Goldsmith, book II. chapter VI.).—Mit vollem Recht. So haben ihm z. B. zu dem Helden seines Romans, dem Landprediger von Wakefield, Vater und Bruder, beides Geistliche, gesessen, wie sie auch zu dem Charakter des Landgeistlichen in seinem »Deserted Village« Züge geliefert haben; die in dem eben genannten Gedichte geschilderte

Localität ist sein irisches Heimatsdorf; der Wanderer seines gleichnamigen Gedichts, des Travellers, ist darin unterschieden von Goethes dadurch angeregtem »>Wanderer<«< — der Dichter selber; seiner Komödie »She stoops to conquer<«< liegt ein eigenes Jugendabenteuer, die Verwechslung eines Privathauses mit einem Gasthause, zu Grunde; in seiner andern Komödie »>The goodnatured Man« schreibt Goldsmith zugleich eine Selbstkritik und eine Oratio pro domo': kurz, überall hört man aus seinen Dichtungen heraus, dass es sich um eigene Erlebnisse und Erfahrungen handelt; sie sind die Quelle, aus der ihre Lebenswärme entspringt.

Wie das auf einen Gelegenheitsdichter' wie Goethe wirken, wie es ihm imponiren musste, liegt auf der Hand. >>Ich bin Shakspere, Sterne und Goldsmith Unendliches schuldig geworden«<, bekennt er gegen Eckermann, am 16. December 1828. Und wo er demselben das Studium der englischen Literatur empfiehlt, am 3. December 1824, nennt er Goldsmith in gleich ehrenvoller Gesellschaft: »Unsere Romane, unsere Trauerspiele, woher haben wir sie denn als von Goldsmith, Fielding und Shakspere?« Immer wieder und wieder kommt er auf ihn zurück. »Es wäre nicht nachzukommen«<, - schreibt er am 25. Dezember 1829 an Zelter >>was Goldsmith und Sterne grade im Hauptpunkte der Entwicklung auf mich gewirkt haben«<.

Die folgende Zusammenstellung will nun versuchen, als Nachtrag und Ergänzung zu Goethes eigenen Äusserungen und Ausführungen, in einer Anzahl von Übereinstimmungen zwischen beiden einige specielle Anregungen

1 Vergl. »Wilhelm Meisters Lehrjahre« VIII. 7, wo Goethe Natalie bemerken lässt: »Ich hab' immer gesehen, dass unsere Grundsätze nur ein Supplement zu unsern Existenzen sind. Wir hängen unsern Fehlern gar zu gern das Gewand eines gültigen Gesetzes um<«<.

2 »Alle meine Gedichte sind Gelegenheitsgedichte, sie sind durch die Wirklichkeit angeregt und haben darin Grund und Boden«<. Gegen Eckermann, 18. Sept. 1823.

und Einwirkungen, die derselbe wohl Goldsmith verdanken könnte, nachzuweisen. Wir bleiben uns dabei voll bewusst, dass es sich bei einem derartigen Versuche nur um Möglichkeiten und höchstens Wahrscheinlichkeiten handeln kann, eingedenk der Warnung Goethes in dem bereits angeführten Gespräch mit Eckermann vom 16. December 1828, und eingedenk der Thatsache, dass, »was auch für Samen die Fremde ihm zubrachte, er im eigenen Lande wohlgedüngt aufzog«<.

Goldsmith leitet den Vicar of Wakefield mit einem kurzen Vorwort ein, das mit den Worten beginnt: >>There are a hundred faults in this thing, and a hundred things might be said to prove them beauties. But it is needless. A book may be amusing with numerous errors, or it may be very dull without a single absurdity«. Und ähnlich heisst es im 15. Capitel, in einer Parallele zwischen Menschen und Büchern: >>As the reputation of books is raised, not by their freedom from defect, but the greatness of their beauties; so should that of men be prized.

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Dazu halte man Goethes Sprüche in Prosa No. 119: >>Es werden jetzt Productionen möglich, die Null sind, ohne schlecht zu sein: Null, weil sie keinen Gehalt haben: nicht schlecht, weil eine allgemeine Form guter Muster den Verfassern vorschwebt«. (Wozu Herr von Loeper aus dem Aufsatz »>Über den sogenannten Dilettantismus« treffend vergleicht: >>Man kann ganze Bücher lesen, die schön stilisirt sind und gar nichts enthalten«.) Und in einer Auslassung gegen Eckermann vom 11. März 1828 über den Begriff der Productivität: »Wir haben in der Literatur Poeten, die für sehr productiv gehalten werden, weil von ihnen ein Band Gedichte nach dem andern erschienen ist. Nach meinem Begriffe aber sind diese Leute durchaus unproductiv zu nennen, denn was sie machten, ist ohne Leben und Dauer. Goldsmith dagegen«<- fährt Goethe fort, ohne dass in dem Gespräche bis dahin von Goldsmith irgendwie die Rede gewesen wäre - »hat so wenig Gedichte gemacht, dass

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