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Anzeige der ersten Lieferung des genannten, dem Könige gewidmeten Werks. Der Verfasser, Vicq d'Azyr, stand bei dem von Goethe so hoch geehrten Petrus Camper in grossem Ansehen, er gehörte den Kreisen an, mit welchen dieser bei seinem Besuche in Paris täglich verkehrte. (Herbst 1785. Merck, Briefw. I, 462.) Dass die Notiz, frisch wie sie aus Gotha angekommen, in Herders Haus wandert, entspricht ganz dem gemeinschaftlichen Interesse. Herder hat, neben Frau von Stein, zuerst von dem osteologischen Funde erfahren, den ja Goethe selbst, man kann sagen gleich im Moment der Entdeckung, mit Herders »Ganzem«<, der Philosophie der Menschheit, in Verbindung gedacht hatte; denn diese ruhte eben auf der Vorstellung einer ohne Bruch und Lücke fortschreitenden Organisation, in welcher beide Freunde einig waren. »Sehr einfach und schön« findet Herder die Abhandlung vom Zwischenknochen, in der Gestalt, wie Goethe sie ihm Anfang November 1784' vorgelesen hat: >>der Mensch geht auf dem wahren Naturwege, und das Glück geht ihm entgegen«. Nach etlichen Wochen liest er sie nochmals in der für Camper bestimmten lateinischen Übersetzung. Und er ist jedenfalls nicht viel weniger »>auf Campers Wort neugierig«, als der Verfasser selbst, der dies seinerseits dem als Mittelsmann dienenden Freunde Merck schon im Februar 1785 bekannt hat. (Merck I, 440.)

Dass der berühmte holländische Gelehrte, der doch gegen Merck wenigstens im September 1785 mit seinem Urtheil hervorrückt (a. a. O. 466--71), im April 1786 gegen den ihm bekannten Verfasser noch immer geschwiegen hat, ist aus dem, was Goethe, selbst von der misslichen Aufnahme des Werkleins erzählt, doch nicht mit Deutlichkeit zu ersehen. Das Billet des guten Prinzen war eben nicht mit zu den Akten genommen, und so erklärt es sich auch, dass in dem Appendix von Auszügen aus alten und neuen Schriften,

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Aus Herders Nachlass I, 81, No. 37. Das Datum von Düntzer selbst richtig gestellt. K. A. I, 206.

auch aus brieflichen Mittheilungen, mit welchem Goethe das Werkchen 1819 versah, die Sätze Vicq d'Azyrs, die ihm einstmals so erfreulich gewesen waren, sich nicht vorfinden. Wir finden den Franzosen nur ein Mal überhaupt von ihm erwähnt, in den Annalen 1805: »Die schönen Abbildungen von Vicq d'Azyr (zur Physiologie des Gehirns) hatten mich. vor Kurzem völlig in Verzweiflung gesetzt«<.

Nun noch, um nichts unerklärt zu lassen, ein Wort von der >>Mutter«. Sie heisst auch »die Mutter der Mütter<< und mit ganzem Titel: »die Mutter der Mütter, Töchter und Söhne«. Es ist die vom Prinzen herzlich verehrte Oberhofmeisterin von Buchwald, die vertraute Freundin seiner im Jahre 1767 gestorbenen Mutter. Schön erzählt Reichard von ihr und ihrem »grünen Canapé«, um welches die für litterarische Genüsse empfängliche Hofgesellschaft sich zu sammeln pflegte. »Ihre gothaische Mutter umarmt sie«, heisst es gleich im ersten Briefe des Prinzen an Herder (19. August 1777). In dieser Zeit ist sie »die alte Mutter«< (25. August 1784), die »die Leute nöthigt hereinzukommen, um sich den Magen zu überladen, und ihr Geist bleibt sich beständig gleich«. Frau von Buchwald ist Ende 1789 im zwei und achtzigsten Lebensjahre gestorben. (Reichard S. 27.)

Das >>Lebewohl ist unmittelbar vor der Reise geboten, die Goethe am 1. Mai Nachmittags mit dem Herzoge antrat; es ging nach Ilmenau. Am 12. Juni ist Goethe mit dem Bergsekretär Voigt wieder unterwegs dorthin, und nach der Erledigung des Geschäftlichen die nächsten Tage in seiner Weise fleissig dabei, das Göttliche in herbis et lapidibus zu suchen. Die Rückreise ging über Gotha (17. Juni). Über die dort verlebten Tage erfahren wir einiges aus einem Briefe des Prinzen an den »besten Freund und Herder« (dies die stehende Anrede seit dem Beginn der achtziger Jahre), den der Dichter bei der Abreise (20. Juni) mitnahm. »Wir haben in Schnepfenthal und Reinhardsbrunn einen recht schönen, heitern und fröhlichen Tag zugebracht. Nach der Tafel las er (Goethe) uns auf einem steinernen

Tische, der vermuthlich noch von den guten Reinhardsbrunnischen Benedictinern herrühret, zwar keine Epistel Pauli an die Römer oder Galater, aber doch eine Epistel V. Cl. Weikhardi ad V. Cl. Zimmermannum homiletisch vor, die nicht leicht eine andere an feinem attischem Salze und an römischer Urbanität übertreffen wird. An eben den Orten wo vormals die dicken Mönche, aus natürlichem Hange zur Naturkenntniss, den Fungum apocalypticum hypostaticum gesucht hatten, fanden wir den Fungum iambicum trimetrum catalecticum Hendecasyllabum (der vom Fungo alcaico iambico . . . . wohl zu unterscheiden ist), zu unserem unaussprechlichen Vergnügen und Erstaunen, und dankten den Göttern und Göttinnen, dass sie, für uns, diese Schwämme zu fernerer Verehrung ihrer Weissheit vor unsern Füssen hatten aufwachsen lassen«<. Der abstruse Spass von Pilzen, Schwämmen oder Morcheln mag auf eine von Herder empfangene prosodische Belehrung zurückgehen; uns erinnert er zunächst daran, dass den Gast auch hier das Pflanzenreich nicht in Ruhe gelassen hat. Was der vir clarissimus Melchior Adam Weikard oder Weickard (1742—1803), seit 1784 Kaiserlich russischer Hofmedicus, früher Fürstlich Fuldischer Hofrath, Leibarzt u. s. w. denn er ist sonder Zweifel der V. Cl. dem viro clarissimo Zimmermann zu schreiben gehabt hat, bleibt zu errathen. Es liegt nahe, an die »>Gedanken eines Weltbürgers über geheime Gesellschaften, Petersburg 1786«, zu denken, wenigstens berührt sich unter Weikards zahlreichen Schriften keine andre mit Zimmermanns Bestrebungen und Autorschaft. Wie eine Fortsetzung von Gesprächen über diesen Gegenstand klingt es, wenn in der zweiten Hälfte des Briefes die Frage hingeworfen wird: »>Glauben Sie auch, dass man alles dazu anlegt, um uns sammt und sonders katholisch zu machen?« Es war eben das Interesse des Tages, und eine Frage, die den Prinzen - er war ja Mitglied des Illuminatenordens ganz nahe anging. Nicht minder aber den, an welchen sie gerichtet wird. Denn nur sechs Tage ist es her, dass Her

der an seinen Freund Heyne in Göttingen geschrieben hat: »><Seit drei Jahren gehe ich mit einigen Gesprächen oder einer Abhandlung über geheime Gesellschaften, geheime Wissenschaften und Symbole schwanger. Da ich lauter Belege und Facta anbringen will, so fürchte ich zu viel kleinfügige Mühe und zu viel mächtige Feinde. Ich kann nicht bergen, dass die Antijesuiten in Berlin, so wahr der Grund ihres Geschreis ist, die Sache übertreiben. Es gibt Jesuiten, die es selbst nicht wissen, dass sie es sind, in allen Ständen, Gesellschaften und Religionen«<. Noch für die Humanitätsbriefe hat er sich, im Beginn der Arbeit daran, dieses Thema notirt, damals sollte sich 1792 - eine Besprechung des >>Grosskophta << daran knüpfen'. Und wunderlich genug, auch diese Figur taucht in unserem Briefe flüchtig auf. »Was sagen Sie zu dem Schlusse der Rohans Geschichte?« heisst es gegen Ende des Briefes. So liegen denn zwischen den fungis iambicis von Reinhardsbrunn wohl auch semina versteckt, die erst im »>Grosskophta« aufgegangen sind.

Dass das Lebewohl am 20. Juni 1786 auf Jahre gemeint war, hat der Prinz, indem er gesteht, wie gerne er Goethe den Weimarer Freunden noch länger entzogen hätte, nicht geahnt. Die Wallfahrt nach Italien hatte er selber >>zwieer vollstreckt«, das zweite Mal 1777-17782. So kann er den Weimarer Freunden, bei denen er im September

I Das Nähere im Schlussbericht zu Herders sämmtlichen Werken, Band 18, Seite 549 fgg. Was Herder 1783 über das Thema niedergeschrieben hat, ist zum Glück nicht verloren. Ich habe es unter Manuscripten entdeckt, welche mir neuerdings zum Besten der Ausgabe zugewandt worden sind: Erstes Gespräch und Anfang des zweiten, bei welchem die Arbeit stecken geblieben ist.

2 Diese Reise hat auch für die deutsche Literatur einige Bedeutung. Durch seinen Reisegefährten, den oben (S. 30) erwähnten Lord Hervey, Bischof von Derry hat Prinz August dem Abbate Fortis die »>Lieder der Morlacken« abgelockt, die dieser sich aufgeschrieben hatte, und die dann sofort im zweiten Theile von Herders Volksliedern (Buch II) Aufnahme fanden als hoch erwünschte Seitenstücke zu dem Gesang von der edeln Frauen des Asan Aga. (Prinz August an Herder, den 26. Januar und 29. April 1778).

und Oktober längere Zeit verweilt, die ersten Nachrichten, die ihnen von jenseits der Berge zukommen, aus eigener Anschauung beleben. »>Lässt Göthe etwas von sich hören?<< fragt er dann, heimgekehrt, am 27. November an. Das Weihnachtsfest verlebt er im Gedanken an ihn, den er schon durch Vermittlung der Herzogin Amalie mit einem Briefe aufgesucht hat, während er selbst bis dahin an den mitgetheilten Briefen sich hat genügen lassen. »Es ist seltsam, dass die Briefe unseres Göthe, die ich gelesen schreibt er am 25. Dezember gleichsam Antworten auf die Zeilen sind, so ich an ihn geschrieben. Er berührt gerade ebendieselben Gegenstände, von denen ich erwartete, dass sie am lebhaftesten, in Rom, auf ihn wirken würden, und bey deren Anblick ich am vorzüglichsten neben ihm zu stehen oder ihn unbemerkt reden zu hören wünschte . . . . . Er scheint auch, wenn ich mich von einem solchen Manne so ausdrücken darf, nicht alles auf einmahl fassen zu können: er muss die Dinge wiederum und wiederum sehen, um sie in ihrer ganzen und wahren Grösse zu geniessen: wenigstens kommt es mir so vor, als wenn seine Worte diess ungefähr sagen wollten. Dieser Gedanke hat etwas tröstliches für mich, der Wiederholungen solcher Art natürlicherweise noch weit öfter bedurfte als er ... Grosse, ungeheure Dinge, die ich nur einmahl zu sehen Zeit oder Gelegenheit gehabt, sind auch meistentheils aus meiner Erinnerung wie weggebannt«<. So redet er wie vor dem Bilde des fernen Freundes zu dem andern, seinem »philosophisch-moralischen Beichtvater«<, noch weiter von seinem flüchtigen und leichtsinnigen Wesen, das doch mit einer gewissen Langsamkeit des Fassungsvermögens gepaart sei.

Der austauschenden Societät tritt nun auch er bald als aktives Mitglied bei. Am 11. Januar 1787 sendet er den ersten Brief aus Italien ein. »Ich erhielt ihn vorigen Sonntag, ungefähr eine halbe Stunde vor unsers lieben Herzogs Ankunft in meinem Hause. Herr von Knebel ward gebeten, ihn laut vorzulesen, weil ich ein schlechter Vorleser bin,

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