ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ist der über den Faust handelnde Abschnitt, an dessen Ende es heisst: »Da Goethe diese dichterische Entdeckungsthat am Grössten und Wirksamsten gebildet, so kündet er sich schon durch den Faust allein als den grössten Dichter einer modernen Zeit, die nach einem neuen gesammelten Dogma strebt«<. Auch in seinen »>Erinnerungen«<, I. Band, 1810-1840, Wien 1875, hat Laube den Eindruck, den Goethes Werke auf ihn machten, mehrfach fixirt. Er hat erst als älterer Student in Breslau Goethes Dramen kennen gelernt (S. 100); 1833 versenkt er sich in Goethes Schriften (S. 181); in Berlin lernt er den Goethe-Enthusiasmus durch Varnhagen kennen (S. 223 fg.), bleibt ihm gegenüber aber ziemlich kühl. Ich hoffe in anderm Zusammenhange auf Laubes Stellung zu Goethe zurückzukommen.

---

In Brünn ist am 2. August der bekannte Literarhistoriker Bratranek gestorben. Als Assistent in Lemberg, hernach als Universitätsprofessor in Krakau verstand es Bratranek mit Glück und Geschick, als Apostel der deutschen Dichtung und Forschung zu wirken. Er veröffentlichte zunächst eine von Friedr. Th. Vischer in den »>Kritischen Gängen«< mit vieler Anerkennung gewürdigte »Ästhetik der Pflanzenwelt«, schrieb hernach >>Ästhetische Studien«, das Buch über »>Egmont und Wallenstein«<, viele vortreffliche Aufsätze, insbesondere die meisterhafte Untersuchung über das Volkslied in Mähren in der >>Österreichischen Revue« etc. Am folgenreichsten für ihn wurde aber seine persönliche Beziehung zur Familie von Goethe. Goethes Schwiegertochter Ottilie, geborne Pogwisch, befreundete sich auf das innigste mit Bratranek; sie und ihre Söhne Walter und Wolfgang wählten denn auch ihn zu ihrem Vertrauensmann, um die jedem Andern unzugänglichen Familienpapiere zu sichten. Dank dieser Ausnahmstellung war es Bratranek beschieden, Goethes Briefwechsel mit dem Grafen Caspar v. Sternberg, Goethes naturwissenschaftliche Correspondenz (zwei Bände), vor allem aber Goethes Briefwechsel mit den Gebrüdern Humboldt herauszugeben; in den letzten Jahrgängen des >>Goethe-Jahrbuchs«< theilte er die Briefe von Charlotte v. Schiller, Körner, Klinger, Galitzin, Heine, Voss, Madame de Staël etc. an Goethe mit. (Vgl. G.-J. III, 249-308, IV, 230-315,V,38-134). Eine ausgiebige Bereicherung der GoetheLiteratur war sein Büchlein: »Zwei Polen in Weimar« (Gerold)

ein Werk, in welchem er die von ihm glücklich zu Stande gebrachten Briefe von Odyniec verdeutschte: eine Schilderung des achtzigsten Geburtstages von Goethe und der Weimaraner Gesellschaft und Ehrengäste jener Tage, die nach dem Zeugniss Ottiliens v. Goethe das treueste Bild jener Zeiten und GOETHE-JAHRBUCH VI.

24

Menschen gibt. Noch durch eine andere literarische Gabe erwies sich Bratranek als Mittelsmann zwischen deutscher und polnischer Literatur: unter dem Titel >>Heimgebrachtes«, liess er, kurz bevor er seine Professur niederlegte, eine vortreffliche Verdeutschung polnischer Dramen und Dichtungen drucken.

[ocr errors]

Das Vorstehende ist der »Deutschen Zeitung«< in Wien, entlehnt, freilich mit mancherlei kleinen Berichtigungen. Bratranek, der, auch wenn er länger leben geblieben wäre, Umstände halber, die Veröffentlichungen aus dem GoetheArchive nicht hätte fortsetzen können, stellte selbständige Arbeiten für die folgenden Jahrgänge in Aussicht, die nun leider nicht mehr erscheinen können. Die Art und Weise

wie Bratranek die Briefe veröffentlichte, habe ich nie gebilligt, und da ich es dem Lebenden nicht verschwiegen, darf ich es auch offen nach seinem Tode sagen. Ich halte im Gegentheil seine Manier, die an Goethe geschriebenen Briefe in der häufig fehlerhaften und regellosen Orthographie und Interpunktion der Originale abzudrucken für verfehlt, und sein System der Belegstellen, d. h. der Zusammenhäufung von gänzlich belanglosen Stellen Goethes über die Briefschreiber, der Briefschreiber über Goethe und der übrigen Correspondenten über die betreffenden Briefschreiber für falsch. Aber Bratranek war kein bequemer Mitarbeiter; meine Vorstellungen scheiterten an seinem kategorischen Widerspruch; wollte ich die Sachen überhaupt haben, so musste ich sie so nehmen, wie er sie gab. Dadurch geschah mancherlei Missliches; da er die neuere Goethe-Literatur nicht verfolgt hatte, so brachte er manchmal Briefe, die bereits gedruckt waren; schliesslich entfernte ich sie einfach aus dem Manuscript (vgl. G.-J. V, 42, A. 1). Die Lösung critischer Fragen war Bratraneks Sache nicht; undatirte Briefe ordnete er nach Willkür und war hier Vorstellungen und Gründen, die aus dem Inhalte der Briefe und äusseren Zeugnissen geschöpft waren, wenig zugänglich. Ich musste diese Bemerkungen machen, weil in manchen Critiken Bratraneks Verfahren bemängelt und nach der liebenswürdigen Art mancher Recensenten dem Herausgeber des Jahrbuchs schuldgegeben wurde. Doch erkenne ich gern und freudig an, dass durch Bratraneks treue und fleissige Bemühung sehr wichtige Beiträge zur Erkenntniss von Goethes Freundeskreis, zur Würdigung derer, die mit ihm verkehrten, der Vergessenheit entrissen wurden, und dass das Goethe-Jahrbuch durch seine Mitwirkung um eine Anzahl höchst wichtiger Beiträge bereichert wurde.

[ocr errors]

Am 10. August starb in Wien Amalie Haizinger, wohl die letzte der Bühnenkünstlerinnen, die noch in persönlichen Be

war

ziehungen zu Goethe gestanden hatte. Als sie 1828 nach Weimar kam sie hiess damals Amalie Neumann Goethe längst von der Leitung der Bühne zurückgetreten, aber er wandte dem Schauspielwesen seine Aufmerksamkeit zu. Er sah sie in manchen Rollen, sowohl im Theater, als in seinem Hause und gab ihr Winke über die Darstellung von Rollen in seinen Stücken: Clärchen, Egle (»Laune des Verliebten«<), besonders erfreut war er über ihre Auffassung der Marianne in den »>Geschwistern«. In »Kunst und Alterthum<<< 1823, Werke, Hempel 28, 751 sagt er von ihr : >>Man sehe die Darstellungen der ersten und zweiten Gastrollen der Madame Neumann; sie thun sich so zierlich und liebenswürdig hervor als die Schauspielerin selbst«. Auch Zelter gab 4. Juni 1824, Briefwechsel III, 435 sein Urtheil ab. »Madame Neumann aus Karlsruhe, der ehemalige Liebling unserer sämmtlichen alten Ärzte, die man deswegen die medicinische Venus nannte, ist wieder hier und spielt mit mäßigem Beifalle. Gestern habe ich sie zum ersten Male wieder gesehen. Sie ist noch sehr hübsch, wiewohl fetter geworden. Ihr Spiel scheint gewonnen zu haben; sie that Nichts zu viel, und was sie that, war eben recht. Das ist man nicht gewohnt, Sprache, Anstand, Auge, Zähne vortrefflich und im Ganzen höchst anmuthig«. Das günstige Urtheil Goethes hat die Künstlerin in einem langen, an Arbeit und Erfolgen reichen Leben bestätigt. Dieses Leben und Wirken im Einzelnen zu schildern ist aber selbstverständlich hier nicht der Ort.

Am 20. August starb Alexander Jung in Königsberg i. Pr. (geb. 1799 in Rastenburg). Der bis in sein hohes Lebensalter rüstige und thätige Schriftsteller, welcher der neuen und neuesten Literatur viele schätzenswerthe Beiträge spendete, widmete Goethe ein lebhaftes Interesse. Er bekundete dies namentlich in dem wenig beachteten Buche »>Goethes Wanderjahre und die wichtigsten Fragen des 19. Jahrhunderts<< (Mainz 1854), das freilich, wie sein Titel besagt, Goethes Roman als Anlass zum Aussprechen über viele philosophische Fragen nimmt. Wohl noch weniger bekannt als jene grössere Arbeit ist eine kleinere Studie: »>Goethe als Enthusiast« in: Charaktere und Charakteristiken. 1. Band. Königsberg 1848, S. 87--103. Der Aufsatz ist hervorgerufen durch die Briefe Goethes an Auguste von Stolberg. Er gibt eine sehr schöne Charakteristik der ersten Briefe und der Lili - Periode, der sie entstammen, eine sehr begeisterte Darlegung des berühmten Briefes vom Jahre 1823. Jung schliesst mit folgenden Worten, die hier stehen mögen, weil sie gegenüber manchen neueren Bestrebungen noch heute am Platze sind: »>Was Goethe betrifft,

müssen wir demjenigen erst die eigene Erleuchtung und Verklärung wünschen, welcher zweifeln wollte, dass Goethe als Mensch des ewigen Lichtes inne geworden. . Goethe kannte ein anderes Licht als das ist, welches die Frommen par excellence unter den Scheffel ihres stolzen Bewusstseins zu stellen pflegen, Goethe, der, wie er mit dem Aufgang, dem steigenden Lichte, seine Laufbahn begann, mit den Worten: »Der Morgen kam, es scheuchten seine Tritte« mit der Sehnsucht nach einem neuen Aufgang, nach einem erhöheten Lichte endete, mit den Worten: »mehr Licht!«<

Goethe-Vorlesungen auf deutschen Universitäten. Sommer 1884. Berlin: Scherer, Goethes Leben und Schriften; Czernowitz: Strobl, Lektüre von Goethes Faust mit Rücksicht auf die jüngsten Forschungen; Graz: Sauer, Über Goethes Wilhelm Meister; Heidelberg: Meyer v. Waldeck, Über Goethes Faust; Königsberg: Baumgart, Erklärung einer Anzahl dramatischer Dichtungen von ... Goethe u. A.; Erdmann, Über die Dichtung der deutschen Sturm- und Drangperiode (1773 bis 1785); Leipzig: Hildebrand, Schillers und Goethes Verhältniss und Zusammenwirken; Biedermann, Über Goethes Faust und die sonstige Faustliteratur; Lemberg: Werner, Geschichte der deutschen Literatur seit dem Auftreten Goethes ; München: Bernays, Geschichte der neueren deutschen Literatur: Goethe und Schiller; Münster: Wöllner, Goethe bis zu seinem Eintritt in Weimar; Tübingen: Strauch, Der junge Goethe; Zürich: Honegger, Goethe und Schiller und ihre Zeit.

Winter 1884/85. Bonn: Birlinger, Über Leben und Werke Goethes und Schillers; über Goethes Faust; Breslau: Bobertag, Über Goethes Faust; Giessen: Braun, Einleitung in das Studium der deutschen Klassiker: Lessing, Goethe, Schiller; Halle: Haym, Über Goethes Leben und Schriften; Jena : Böhtlingk, Über Goethe: Societät für neuere deutsche Literaturgeschichte; Litzmann, Übungen im Anschluss an S. Hirzels >>Der junge Goethe«; Karlsruhe (Polytechnikum): Pfaff, Deutsche Literatur zur Zeit von Goethe und Schiller; Kiel: Krohn, Über Goethes Faust; Königsberg: Baumgart, Goethe und Schiller von 1788 bis 1805; Derselbe, Über die Faustsage und Goethes Faust; München: Carriere, Goethes Faust; Münster: Wöllner, Goethe von 1776-1805; Strassburg: Windelband, Über Goethe in seinen Beziehungen zur Philosophie; Röhrig, Übersetzung der Hauptstellen aus Goethes Faust I. Theil; Stuttgart (Polytechnikum) v. Vischer, Über Goethes Faust: Tübingen: Köstlin, Über Goethes Faust I. und II. Theil, nebst Einleitung in die Faustsage und Faustliteratur.

[graphic][merged small][merged small][merged small][merged small]

I.

KLEINE SCHRIFTEN. GEDICHTE.

Archäologisches Gutachten.

(Über eine dem Kaufmann Frege gehörige Statuette.)

>>Die kleine Herme von orientalischem Alabaster, mit Kopf und Füssen von Bronze, ist in Hinsicht auf die Kunst der Arbeit ein ungemein schätzbares Werk; sie ist es nicht weniger, wenn man die Seltenheit der Vorstellung betrachtet<<. Es ist eine Juno; ein Versuch Stellung und Haltung egyptischer Figuren nachzuahmen. Wahrscheinlich aus der Zeit der Ptolemäer. Der Kopf gehört zur Figur. »>Es ist ein grosser göttlicher Character in demselben und es möchten in den Sammlungen wohl nicht viel Bronzen zu finden seyn, die ihn in dieser Hinsicht übertreffen«. Der eine erhaltene Fuss ist nicht antik. Einzelne Bemerkungen über rechte Schulter und linken Vorderarm.

Wustmann (unten S. 380) S. II. Daselbst S. II fg. ist ein Gutachten C. A. Böttigers aus dem Jahre 1811 abgedruckt, das dem Goetheschen mannichfach widerspricht. Böttiger hält den Kopf nicht als zur Figur gehörig; Kopf und Figur zusammen bilden ein unauflösliches Räthsel; eine Isis könne es nicht sein. In den Briefen Goethes finde ich keine Notiz über das Werk; in den Briefen an H. Meyer ist eine Lücke vom 28. Nov. 1799 bis 31. Juli 1801.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »