ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wie auch die von Rüssel (Lille) recht menschenfreundlich gegen Dillon. Indessen kann ich doch der Sache der Freiheit darum noch nicht entsagen. Ich wünsche den Überwundenen bei einer neuen Gelegenheit den Sieg, wenn ich gleich, bei so bewandten Umständen, mir wenig Hoffnung dazu machen darf. Die Wuth und Narrheit einiger tausend Menschen kann in meinen Augen die Theilnehmung an 25 Millionen noch nicht ganz aufwiegen'. Auf ihrem eigenen Grund und Boden wird es schwerer fallen, siegreich an sie zu kommen; und wenn unser geliebter Herzog sein Schwert, oder seinen Pallasch, an ihnen üben soll; so wünscht mein Herz, dass es ausser Frankreichs Grenzen geschehen möge«. (13. Mai.)

Das ist nun im Werke. Am 25. August hat Goethe aus Trier an den Prinzen geschrieben (der den Brief nach Altenburg an Frau von Frankenberg geschickt hat.) »Wo sich Göthe gegenwärtig aufhalten mag«, - schreibt er zu dieser Mittheilung am 6. Sept. — »kann ich nicht sagen; so wenig ich weiss, wo unser lieber Herzog von Weimar ist«. Das nächste Schreiben, vom 23. Sept., ist vertraulichster Art. Soli steht darüber. »Ich hoffe, unsre geliebte Herzoginn Luise wird Ihnen [ein] Paar Briefe von Göthe an mich, aus dem Lager von Verdün, mitgetheilt haben, wie ich sie unterthänig darum gebeten. Der zweyte scheint mir beynahe wichtiger als der erste, und enthält nicht gemeine Winke über die Lage der Dinge«. Er will antworten, weiss aber nicht, wohin. »Auf gut Glück also ein kleiner Brief à Monsieur Goethe en France, den ich Sie zu besorgen bitte, wenn Sie Mittel dazu wissen. . . Dass man sine vulnere et caede nach Paris kommen könne und werde, bin ich sehr entfernt zu glauben. Wer weiss was jetzt vorgehet, in dem Augenblicke, da ich diess so ruhig hinschreibe? Ces messieurs ont compté sans leur hôte, die Nachzahlung

Mai 1793: Drey Männer, denen es nicht so leicht jemand nachthun kann, sind noch keine Nation; so wenig es, in ganz entgegengesetzten Gesinnungen, Marat, Carra und Robespierre u. s. w. sind«<.

möchte desto schwerer werden, und schwerer noch der Rückzug. Doch will ich unsern geliebten Freunden kein schlimmer Wahrsager seyn; ich wünsche, dass sie sich glücklich aus dieser Schlinge ziehen mögen; lieber wär es mir aber, sie hätten ihre Köpfe nicht hinein gesteckt«. Die Septembergräuel schmerzen ihn tief, mit Trauer und Entrüstung erzählt er, »dass man sich nicht geschämt, der Nationalversammlung 1200 Königsmörder anzubieten«. Aber er macht auch Ludwig XVI. für das Geschehene verantwortlich. »Ganz unschuldig kann ich ihn, mit dem besten Willen, nicht glauben. Er darf nur einige hundert Mann bey seinen allerliebsten Herrn Brüdern, wirklich bezahlt haben, so ist er schuldig genug; denn in diesem Falle ist es doch mit dem Gelde des Volkes und gegen das Volk geschehen. Den Vorhang über so viel Unthaten von allen Seiten!<< Merkwürdig, wie der Brief, ist die Nachschrift. In diesen Tagen gerade hat der Prinz Lessings Laokoon vorgenommen - zum ersten Male, während ihm anderes von Lessing, wie die theologisch-polemischen Schriften, die früheren Dramen (er lässt sich ausführlich über den >>>Freigeist<< aus) und besonders der Nathan wohl bekannt sind. »Izt les' ich Nathan zum dritten Male selber«<, meldet er z. B. am 27. Mai 1779 - »nachdem ich ihn einmal habe vorlesen hören«. Vom Nathan hatte er bei Herder, der den Vertrieb für Weimar übernommen hat, sechs Exemplare bestellt, um sie in Gotha »treulich auszutheilen«<. Aber die Anti-Göze, Duplik u. s. w. scheinen ihm im Ton zu heftig, und was ihm an Lessings Kritik missfallen hat, lässt sich denken . . . »Lessing ist, wie ein deutscher Zeitungschreiber, dem es nicht eher wohl in seiner Haut wird, bis er einmahl wieder eins den Franzosen angehängt hat«<. So unter andern abfälligen Äusserungen die Nachschrift unseres Briefes, deren Schluss nun lautet: »Diess, wie das politische, bleibt aber unter uns. - Wenn zwei Cardinäle allein sind, und sie die Thür abgeschnappt haben; so trinken sie einander aus ihren rothen Käppchen la salute di Cristo,

in lagrima Cristi zu. So pfleg' ich es auch, mit meinen Freunden, in Briefen zu halten, und trinke ihnen la salute della liberta insgeheim zu«.

Das politische Barometer des Prinzen hatte nur zu richtig gewiesen. Am 20. September die grosse Kanonade. >>Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabei gewesen«<. Zwei Monate später schreibt Prinz August an Herder: »Der 20 September und die folgenden Tage liegen, wie ein Stein, auf meinem Gehirn. Was man in jener Woche wusste, konnte den 19ten nicht unerwartet, konnte nicht allen ein Geheimniss seyn; aber wie passet das zu dem, was man schrieb und that, zu dem, was ferner erfolgt ist? — Was erlebt man nicht in dieser Welt! Wer hätte geglaubt, dass Mainz den ersten Schritt wagen würde, und wie lange wird es sich in dieser seltsamen Lage erhalten können?« Er schreibt von den Siegen der Franzosen in den Niederlanden: >> Vielleicht werden diese Länder diesen Winter ewig für Österreich verlohren gehen; vielleicht wird es aber statt dessen Friede, wenn noch einige Klugheit in den Herzen und Köpfen der Grossen dieser Welt Raum findet; diess wäre mein unmaassgeblicher Rath und mein innigster Wunsch. Der Gros-Kophta lässt mich bald seinen Besuch hoffen. Sein Urtheil über die geschehenen Dinge erwarte ich mit der äussersten Ungeduld; denn ich muss bekennen, dass mir der Verstand, mit allen seinen Räderwerken, stille stehet«<. Dies der Brief, der mit einem Kyrie eleison anhebt. Der Grosskophta ist vermuthlich der Baron von Grimm, der noch glücklich vor Ausbruch der Schreckensherrschaft über die Grenze gekommen war. Aus Frankfurt ist ein Brief Grimms vom 7. August an Reichard datirt. Im December sorgt er dafür, dass die befreundete Familie des Grafen de Bueil ein Unterkommen in Gotha findet, im Februar 1793 ist er selber nachgefolgt'. Von seinem Urtheil, seiner

1 Reichard 251'. 388 fg. Le Baron de Grimm (1808) vor der oben erwähnten Ausgabe der Correspondance littéraire I, 41.

Sehergabe in politischen Dingen hatte man dort die höchste Meinung. »Was er vorhersagte, ist jedesmal eingetroffen.<< (Reichard S. 388).

3.

>>>Goethe ist heute zum Vater Rhein gereiset«, meldet Herder am 12. Mai 1793 dem alten Gleim. Auf der Fahrt gen Mainz zu seinem Herzoge, der wacker dabei ist, »die fränkischen Unmenschlichkeiten vom deutschen Boden zu kehren«, hält er die erste Station in Gotha. »Göthe ist bei mir abgestiegen«, schreibt am 15. Mai der Prinz. »Wir haben schon viel Tollheiten geredet, und das hält Leib und Seele zusammen, wie Eu: Hochwürden wohl wissen«. Auch manches ernste Wort muss dazwischen geredet sein: die politische Lage war nicht zum Scherzen. Dass man mit der Invasion »eine Thorheit in's Grosse begangen«<, davon hatte sich auch Goethe gründlich überzeugt, und nicht viel anders als der Prinz dachte er von den »aristokratischen Sündern« und ihrer Schuld an dem jetzigen Zustande. Aber für die Neufranken brachte er keine Sympathieen mit, und mit denen, die auf deutschem Boden es ihnen gleich thun wollten, mochte er vollends nichts zu schaffen haben. Wie er zu ihnen, den »demokratischen Sündern«, stand, hatte er noch eben vor seiner Abreise dem Weimarer Publikum von der Bühne herab kundgethan. Der »>Bürgergeneral«<, in der zweiten Hälfte des April binnen wenigen Tagen geschrieben, war, frisch vom Pult weg, am 2. Mai zum ersten Male aufgeführt worden. Wer weiss, ob er seinem Prinzen gegenüber von dieser Produktion jetzt Lust hatte etwas verlauten zu lassen? Gleich nach seiner Heimkehr jedoch, die den 20. August erfolgte, hat er zwei Exemplare nach Gotha gesandt, eins für den Prinzen, eins für die Freundin »Lady Frifry«, Frau von Frankenberg. Wie das Stück dort aufgenommen worden, lehrt uns die folgende Danksagung.

[4 Seiten 4°, doppelt gefaltet.]

Liebster Göthe,

Sie haben die Güte gehabt, mir den Bürgergeneral, eine zweyte Fortsetzung der beyden Billets zu übersenden, ohne mir den Verfasser zu nennen. Da mir sowohl die beyden Billets als deren erste Fortsetzung völlig unbekannt sind, so kann ich nur das Drittel eines ausserdem auch wenig bedeutenden Urtheils über dieses neue theatralische Erzeugniss fällen. Inzwischen glaube ich an dem zweifelhaften Ende desselben (weil ich nicht recht weiss, ob der Hr. General Schnaps blos aus Mutwillen, oder wirklich auf Veranlassung der Jacobiner gehandelt habe) den Hrn. Professor Kant, in Königsberg, zu erkennen; welchen ich also, bis ich näheren Aufschluss erhalte, für den Urheber des Stückes ansehe. Ich finde darin viel Ähnlichkeit mit der muntern Laune, die durchgehends in der Kritik der reinen Vernunft herrschet; wo das meiste in ein Licht gestellet ist, das mich vermuthen lässt, er [2] habe nur die Kräfte und Einsichten seiner Leser prüfen wollen, um zu sehen, mit welchem Ariadnischen Faden sie sich aus dem von ihm erbauten Labyrinthe ziehen würden? Ich muss bekennen, dass ich, in aller Betrachtung, ein schlechter Theseus bin. Es ist nicht unmöglich, dass Hr. General Schnaps, durch missverstandene Grundsätze der Freyheit und Gleichheit verführet worden sey, zu einem Diebe zu werden; da ich, sogar unter wohlerzogenen und gebildeten Aristokraten so viele finde, die sich, zumal von der Gleichheit der Rechte (von denen doch nur ausschliesslich die Rede seyn kann, und die Rede ist) eben die Begriffe machen, oder zu haben vorgeben, als die Fischhändlerinnen in Paris; um desto leichter darüber siegen, und sie lächerlich oder verdächtig machen zu können. Ich pflege dieses Betragen eine Sünde wider den Heiligen-Geist zu nennen, weil es [korrigirt aus: sie] besserer Einsicht und Ueberzeugung entgegen handelt. Es lässt sich aber denken, dass Hr. General Schnaps in dem letzten Verhöre [3] blos die reine Wahrheit redet [korrigirt aus geredet habe], und sich, was man vor einigen

[ocr errors]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »