einkommenden Geldern den geduldigen Ehemännern Kappen angeschafft werden. Dieses Rundschreiben wurde nun 60 alphabetisch aufgeführten Junggesellen präsentirt und hinter dem Namen eines Jeden ein leerer Raum gelassen, der mit einer prosaischen oder poetischen Bemerkung ausgefüllt werden sollte. Unter den Aufgeführten befindet sich als Nr. 10 der »Herr Geheime Rath' von Goethe«. Unter den Aufgeführten finden sich alle Stände vertreten, Kaufleute, kleine Beamte, Aerzte, z. B. F. Hufeland, Schauspieler wie Graff, Fremde, die nur kürzere Zeit in Weimar lebten, wie Gerning und Nicolaus Meyer, Geistliche wie der Oberconsistorialrath Günther, hohe Militärs, Stadt- und Hofbeamte, wie der Bürgermeister Schulz, der Regierungsrath von Fritsch, der spätere Minister; der Kammerherr von Einsiedel, der ami des Goetheschen Kreises, der damalige Kammerjunker und Hauptmann von Egloffstein. Nur wenige der Aufgeforderten entsprachen der Aufforderung nicht, wie Professor Meyer und Pastor Treiber. Die Meisten dagegen stimmten in den lustigen Ton ein, der schon durch die Aufforderung angegeben war. Ich widerstehe ungern der Versuchung, eine Blüthenlese dieser Inschriften zu geben. Es steckt in denselben viel Humor, viel freie Gesinnung. Aber manchem Bedenklichen möchte das Humoristische zotenhaft und das Freie obscön erscheinen. Was Junggesellen reden und schreiben, wenn sie unter sich zu sein glauben, passt nicht für jedes Ohr. Zwei Gedichtchen aber theile ich hier mit, die bei Allen, wie ich hoffe, Gnade finden werden. Das eine ist von Fritsch, der damals verlobt war: Lebt wohl ihr werthen Zunftgenossen, Mit Freuden scheide ich aus diesem Kreis Dem Wonnetrunknen reicht der Liebe höchsten Preis Ein jeder kehrte nun vom Irrthum noch zurück Und jeder stimmte mit ins Lob der edlen Frauen, Die liebend treu und hold des Mannes Glück erbauen. Das andere von Nicolaus Meyer, dem begabten Dichter, dem gern gesehenen Gast des Goetheschen Hauses: Fünf schöne Lustra sind mir kaum entflohn Und der Genossen peinlich schreckend Bild Bald wag' ich nun, da Jugend mich noch ziert, Nimmt spät ermüdet uns der Orkus ein, So werd' ich manchen Freund dort reiten sehen; Das treue Paar im sanften Schritt zu fahren. C. A. H. BURKHARDT, L. GEIGER, W. V. MALTZAHN, K. RIEGER, G. WEISSTEIN, H. WICHMANN. I. An Reich. 30. Januar 1775. Hier, theuerster Herr Reich, einen Brief v. L., der sehr in Verlegenheit ist. Er wird sich helfen, daran zweifle ich nicht. Indess schicken Sie nur immer zwey Exemplare Aushängebogen, die er verlangt, ich spedir sie ihm weiter. Und was sonst vorfällt, sind Sie so gütig mir zu melden, da ich doch in der Mitte stehe. d. 30 Jan. 1775 G. L. ist natürlich Lavater. Unser Briefchen, ganz eigenhändig, im Besitze der Frau Regierungsräthin Wentzel in Dresden und von dieser mir gütigst zum Abdruck überlassen, steht auf der Rückseite eines Briefchens von Lavater an Reich, Zürich 24. Jan. 1775 »Ein Donnerschlag, mein liebster Reich! Gotter lässt mich nach zwei Monaten wissen, dass er mein Werk nicht übersetzen kann«. Er will sich behufs einer französischen Übersetzung der »physiognomischen Fragmente« an Meister, Cacault, Mauvillon wenden. »Davor aber stehe ich, dass der erste Theil erstaunlich interessant wird, fangen Sie nur mit dem deutschen Text sofort an . . . Ich stehe Ihnen davor, dass mein Werk in 3 aber 4 Jahren eine Seltenheit sein wird!«< Goethe an Carl August. 2. Durchlauchtigster Herzog Gnädigster Fürst und Herr 28. März 1784'. Wie auf Ew. Hochfürstl. Durchl. gnädigsten Befehl Endesunterzeichneter mit einer aus den Mitteln der hiesigen Landschaft erwählten Deputation zusammen getreten und verschiedene auf die Verhandlungen des lezten (sic) Ausschusztages Bezug habende Geschäft theils zu Stande gebracht, theils zu Höchst Ihro Genehmigung so viel es möglich gewesen vorbereitet, solches wird Ew. Hochfürstl. Durchl. aus beyliegender Copie des darüber gefertigten Protokolles unterthänigst vorgetragen werden können. Wie ich nun nichts mehr wünsche als dieses Geschäfte zu Höchst Ihro Zufriedenheit geführt zu haben; so erwarte ich unterthänigst was Höchstdenenselben weiteres darüber zu beschliessen gefällig seyn möchte, der ich mich mit unbegränzter Ehrfurcht unterzeichne Hochgeehrtester Herr Steuerrath, Nachdem ich so oft aus Überzeugung Ihren Hof Etat zu vermindern gewünscht habe; so bin ich jetzt in dem Fall ihn nach Pflicht und Gewissen zu vermehren. In einiger Zeit wird ein Italianer bey Ihnen eintreffen, der auf der beschlossnen Reise Ihro Durchl die Herzoginn begleiten soll. Ohne einen solchen Mann wer eine solche Reise den grössten Unbequemlichkeiten ausgesetzt und ich kann wohl behaupten: dass er an dem Theile der Ausgaben I Die Handschrift Philipp Seidels Hand, mit Ausnahme der eigenhändigen Unterschrift Goethes. der durch seine Hände geht ein Drittel im Ganzen, ja in einzelnen Fällen das doppelte und dreyfache ersparen wird. Ich wünsche von meiner Seite alles zu thun was eine kostbare und beschwerliche Reise Ihro Durchl recht zweckmässig nützlich und angenehm machen könnte. Ich empfehle auch Ihnen daher dieses auserlesne Werkzeug Filippo Collina aufs beste. Schon ein Jahr kenne ich ihn und vermisse ihn jetzt ungern. Es wär mir über und wider alle Erwartung, wenn ihn die Luft über den Alpen verändern sollte. Ich habe mit ihm, wegen Differenz des Geldes und der Lebensart keinen Contrackt machen können, er geht auf mein Wort, in völliger Ueberzeugung sich dem Dienste einer grossmüthigen Fürstin zu wiedmen. Sie befinden Sich wohl, wie ich höre und hoffe, obgleich nicht ohne Bekümmerniss über die neuesten Veränderungen und Ereignisse unsers Staats. Möge ein gut Geschick alles Gefürchtete zum Besten kehren. Leben Sie recht wohl. Ich bin wohl und vergnügt, jedoch nicht ohne Sehnsucht und Antheil. Oft, ja immer sind meine Gedanken nach Hause gerichtet, ich verspreche mir bey meiner Widerkehr einen freundlichen Empfang von vielen, wenn ich mir nur auch einen freundlichen versprechen könnte. Hn. Assessor Kirms viele Empfehlungen, ich weiss dass ich bey ihm auch im guten Andenken stehe. Dieser ganz eigenhändige Brief liegt mir in einem trefflichen klaren Facsimile vor, das ganz den eigenthümlichen Reiz von Goethes schöner Handschrift bewahrt hat. Auch einige Besonderheiten seiner Orthographie zeigen sich darin, so das fast regelmässige Auslassen der kleinen Striche über |