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Die Echtheit der Asalehre.

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hauptet mit gutem Fug, die nordische Mythologie, wie sie in der Kunstdichtung der Skalden und in der Edda vorliege, sei nie Glaube des Volkes gewesen, nur in unbedeutenden Einzelheiten darauf begründet. Die Meinungen des Volkes hätten den ersten Keim hergegeben, der aufs freieste und mannigfaltigste mit christlichen, jüdischen, griechisch-römischen Ideen weitergebildet worden sei. Vermischung von Christlichem und Heidnischem habe schon vor der Bekehrung stattgefunden. Weil jene Mythen von Anfang an nur zum Zwecke der Unterhaltung als poetischer Stoff dienten, konnten sie auch nach Annahme des Christentums noch ungeschwächt fortwirken. Oft spielten Angelsachsen Vermittler fremder Kultureinflüsse. Gedichte, in denen Fremdwörter wie töflur d. i. Tafeln (Vol.) oder hrimkalkr (Kelch) vorkommen, können nicht uralt sein. Dem Einwurf, der ihm seinerzeit von P. E. Müller ebenso wie neuerdings einem Bugge von Finnur Jónsson gemacht wurde, dass schon die Skaldengedichte des 9. Jahrhunderts die nordische Mythologie voraussetzen, stellte er den Satz entgegen, die betreffenden Strophen seien jünger und jenen alten Skalden nur unterschoben worden. Rühs hatte freilich keine klare Vorstellung darüber, wie der echte nordische Volksglauben, den wir namentlich aus den Geschichtsquellen kennen lernen, zu den Erdichtungen der Skalden sich verhielt. Er ging zu weit, indem er alles leugnete, und gab damit seinen Gegnern selber die Waffen zu seiner Bekämpfung.

J. Grimm wandte sich in der Leipziger Literaturzeitung 1812, Nr. 287 u. 288 scharf und heftig gegen Rühs. P. E. Müller hatte 1811 in einer besondern Schrift,,die Ächtheit der Asalehre und den Wert der Snorronischen Edda" verfochten. Der Beweis der Echtheit wird in der Hauptsache aus den Skaldengedichten und aus der dichterischen Sprache erbracht, die vom 9. bis zum 13. Jahrhundert immer die Mythologie zur Voraussetzung haben. Somit könne von einer Fälschung keine Rede sein. Müller fasst die Angelegenheit nicht ganz richtig auf. Es wird ja eine besondere Skaldenmythologie, gepflegt und ausgebaut zum Zwecke der Dichtung, aber unterschieden vom eigentlichen Volksglauben, eben behauptet. Dass die Skalden sich insgesamt dieser Mythologie bedienen, beweist doch nichts für ihre „Echtheit", insofern etwa Volkstümlichkeit damit gesagt sein soll. Aber das Ansehen und überlegene Wissen des dänischen und der beiden deutschen Gelehrten schlug den ersten kritischen Zweifler nieder. Leiden

schaftliche Vorliebe verblendete schon damals gerecht abwägendes Urteil. Man glaubte, einen Zerstörer und Schänder altheiliger Überlieferung zu sehen, während in Wirklichkeit doch nur die Quellen aufgezeigt werden sollen, aus denen nordische Dichter für ihre grossartigen Schöpfungen Anregungen und Motive entnahmen. Den erhabenen Einheitsgedanken in der nordischen Mythologie suchten Dichter und Gelehrte recht deutlich hervorzuheben, um zu beweisen, dass nicht etwa genial veranlagte Skalden des 10. Jahrhunderts eben das, was wir an der nordischen Göttersage bewundern, geschaffen haben, sondern um den allgemeinen Schluss. daraus zu folgern, dass es so längst vor ihnen gewesen sei.

Die Deutungsversuche sind geschichtlich, euhemeristisch, wonach geschichtliche Vorkommnisse der Urzeit den Mythen zu Grunde liegen sollen, philosophisch und physikalisch. Mit starken Einschränkungen liegt in allen diesen Erklärungen ein Körnchen Wahrheit, doch wurden sie einseitig übertrieben und verallgemeinert, und keine trifft den Kern der Urreligion.

Der Euhemerismus, der neben der Theologie von Anfang an die germanische Mythologie durchzieht, wurde am stärksten in des Dänen Suhm Buch om Odin 1771 vertreten. Mit nüchternem Verstande soll die alte Überlieferung aufgefasst und ausgelegt werden; in Wirklichkeit aber bildet sich eine Lehre auf Grund der irrtümlichen und verkehrten Meinungen der alten Geschichtschreiber. In den angelsächsischen Stammtafeln, bei Ari und Snorri ist die altgermanische Vorstellung von der göttlichen Herkunft des Adels und Königtums dahin verderbt, dass Woden - Odin, Njord, Freyr als sterbliche menschliche Vorfahren der geschichtlichen Könige betrachtet werden. Von den Asen, den nordischen Göttern, wird Abstammung aus Asien behauptet und von ihrer Einwanderung aus dem Ursitz am Tanais über Sachsen nach Dänemark und Skandinavien gefabelt. Die Einwanderung geschah unter der Führung Odins. Diese Geschichten nimmt Suhm wörtlich, er sucht drei geschichtliche Persönlichkeiten mit Namen Odin festzustellen. Diese hätten sich den Namen der ursprünglichen Gottheit Odin beigelegt. Dass auf solche Art ein Zerrbild der nordischen Göttersage entstehen muss, ist klar. Nur die Namen und das ursprüngliche Wesen bleiben den Göttern, alle Überlieferung im Einzelnen den Menschen, die sich ihre Namen anmaassten. Eine seichtere und flachere Auffassung ist kaum denkbar. Die Übereinstimmung der nordgermanischen Religion mit andern wird

Die Auslegung der Mythen.

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auf die gemeinsame Urheimat der gesamten Menschheit in Asien zurückgeführt. Der Glaube an einen einigen Gott liegt allen heidnischen Religionen und mithin auch der nordischen zu Grunde, wie aus dem Namen Allvater erwiesen wird. Hatten die früheren theologisch gesinnten Verfasser diesen Gedanken folgerichtig aus der biblischen Geschichte entwickelt und die heidnische Vielgötterei, den Abfall vom Monotheismus, auf den Teufel zurückgeführt, so bricht sich allmälig eine philosophische Erklärung Bahn. Der wahre einige Gott stand als geistiges Wesen über der Natur, aber bald wurde er als Weltseele in der Natur, in den Naturerscheinungen, z. B. in der Sonne, im Winde, im Donner gesucht. Hiermit melden sich die Anfänge der natursymbolischen Mythendeutung.

Von Deutschland gieng die philosophisch-physikalische Mythendeutung aus, die wenigstens insoweit Gutes wirkte, dass sie den flachen Euhemerismus wegfegte. Positive Ergebnisse von bleibendem Werte hat sie freilich wenig zu verzeichnen.

Creutzers Symbolik und Mythologie 1810-1812, Görres Mythengeschichte der asiatischen Welt 1810, Kannes Pantheum der Naturphilosophie 1811 riefen diese Richtung ins Leben.

Den

Den alten Religionen liegt nach Creutzer der Kern einer reineren monotheistischen Urreligion zu Grunde, der von priesterlichen Lehrern in der Form von Zeichen (Symbolen) und Erzählungen (Mythen) mitgeteilt, durch die Einmischung volkstümlicher Sagen, durch die poetisch gestaltende Kraft und durch die Empfindung der belebten Natur zu einer polytheistischen Gliederung auswuchs, aber in den Mysterien am reinsten erhalten war. Kern durch Vergleichung aller überlieferten Mythologien ans Licht zu ziehen ist Aufgabe der Wissenschaft. Die Urreligion entstand im Morgenland. Zugleich ist die Aufgabe gestellt, die Mythen, die ja nur Allegorien sind, auf ihren eigentlichen Grund zurückzuführen, und das Göttliche überall, auch in den Naturerscheinungen zu suchen.

Den Fachgelehrten fiel die Aufgabe zu, die allgemeinen philosophischen Sätze am mythologischen Stoffe anzuwenden. Das that in Deutschland Mone in der Geschichte des Heidentums im nördlichen Europa 1822-24. In der Einleitung bekennt er sich zur Anschauung, dass man durch Vergleichung stammverwandter Glaubenslehren die Stammreligion, durch Vergleichung der Stammreligionen die Religion der Menschheit und die Art und Weise

ihrer Verzweigung und Teilung in die unendliche Vielheit der Völker lerne. Bei der Darstellung beschränkt er sich aber mehr auf Verarbeitung der Überlieferung, die nur beiläufig ausgelegt wird, und schildert so das nordische und deutsche, d. i. sächsische, fränkische, gotische Heidentum je für sich allein. Viel neues Material wird zielbewusst in grösserem Rahmen bearbeitet. Den landläufigen mythologischen Handbüchern der damaligen Zeit ist Mone an Wissen und Urteil weit überlegen. Bemerkenswert ist, dass Mone auch die Heldensage ihrer mythischen Bestandteile halber in grösserem Maassstabe zur Mythologie heranzieht.

In Dänemark wirkte der sehr verdienstreiche Isländer Finn Magnusen in diesem Sinne. Seine vierteilige Eddalehre, Kopenhagen 1824-26, bandelt ausführlich vom Ursprung der nordischen Mythen, welche,,sowohl mit dem grossen Buche der Natur, als auch mit den mythischen Systemen der Griechen, Perser, Inder und mehrerer anderer alter Völker" verglichen werden. Auch ihm schwebt die Urreligion und ihre Entstehung aus Naturerscheinungen als letzter Grund aller Mythologien vor. Ebenso ist sein priscae veterum Borealium mythologiae lexicon 1827 eingerichtet. Darin ist mit erstaunlicher Vollständigkeit die gesamte nordische Götterlehre nicht bloss der Edda, sondern auch der übrigen altnordischen Quellen in Form eines ausführlichen Wörterbuches geordnet. In Nyerups Wörterbuch der skandinavischen Mythologie, Kopenhagen 1816 hatte er eine brauchbare Vorarbeit. Finn führte auch in den einzelnen Abhandlungen seines Wörterbuches die Vergleichung und Auslegung der einzelnen nordischen Mythen durch. Die Deutungen sind freilich grösstenteils verfehlt, schon weil die Sternkunde allzu sehr hervortritt. Darnach wären die Germanen vorwiegend Sternanbeter gewesen und hätten überaus genaue astronomische Kenntnisse sehr künstlich zu Mythen verwandelt. Trotz den verfehlten allgemeinen mythologischen Anschauungen bilden Mones und Finn Magnusens Schriften aber doch den Höhepunkt der mythologischen Forschungen vor Uhland und J. Grimm. Es war unendlich viel Thatsächliches geboten, dessen Wert noch heute andauert und durch die verkehrten Meinungen, welche die Verfasser über die Erklärung des fleissig zusammengetragenen Stoffes hegten, nicht beeinträchtigt wird.

Zum Schlusse des Abschnittes möge ein kleines Verzeichniss solcher Schriften stehen, die das Studium der deutschen Mytho

Mythologische Handbücher.

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logie zu popularisieren suchten. Darin kommen die allgemeinen Anschauungen, die man bisher mit Hilfe der Forschung erreicht. hatte, deutlich zum Ausdruck. Abgesehen von einigen unverbesserlichen rückfälligen Nachztiglern stehen die populären Mythologien nach J. Grimm auf einem unvergleichlich höheren Standpunkt.

Kleinere Abhandlungen verzeichnet in grösserer Anzahl B. F. Hummel, Bibliothek der deutschen Altertümer, Nürnberg 1787, S. 201 ff., und im Zusatzbande, Nürnberg 1791, S. 56 ff.; ferner G. Klemm, Handbuch der deutschen Altertumskunde, Dresden 1836, S. 261 ff. Von besondern Schriften seien folgende erwähnt: Siebenkees, Von der Religion der alten Deutschen, Altdorf 1781.

Ch. L. Reinhold, Beitrag einer Mythologie der alten deutschen Götler, Münster 1791.

F. X. Boos, Die Götterlehre der alten Deutschen, Köln 1804. F. J. Scheller, Mythologie der nordischen und andern deutschen Völker, Neuburg 1804; Regensburg 1816. Kleines Handbuch der nordischen Mythologie, Leipzig 1816.

G. C. Braun, Die Religion der alten Deutschen, Mainz 1819. H. A. M. Bergner, Nordische Götterlehre aus den Quellen geschöpft und zusammengetragen, Leipzig 1826.

F. D. Gräter, Versuch einer Einleitung in die nordische Altertumskunde, Dresden 1829.

J. G. Bönisch, Die Götter Deutschlands, vorzüglich Sachsens und der Lausitz, Camenz 1830.

G. Th. Legis, Handbuch der altdeutschen und nordischen Götterlehre, Leipzig 1831; 2. Aufl. 1833.

G. Th. Legis, Alkuna, nordische und nordslawische Mythologie, Leipzig 1831.

C. E. Hachmeister, Nordische Mythologie nach den Quellen bearbeitet und zusammengetragen, Hannover 1835.

In Gestalt eines mythologischen Wörterbuches boten den Stoff: Ch. A. Vulpius, Handbuch der Mythologie der deutschen, verwandten, benachbarten und nordischen Völker, Leipzig 1826.

A. Tkány, Mythologic der alten Teutschen und Slaven in Verbindung mit dem Wissenswürdigsten aus dem Gebiete der Sage und des Aberglaubens, 2. Bde., Znaim 1829.

Von Abhandlungen über einzelne Gottheiten sind zu nennen:
Büsching, Das Bild des Gottes Tyr, Breslau 1819.

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