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im übrigen ist die Sage reich mit allerlei anderen Zügen ausgestattet.

Noch sind einige Namen zu erwähnen, die aber nicht über die mythische Keimbildung blosser Personificierung gediehen, wenigstens sind keine Sagen davon bekannt. Unter den Riesennamen der SE. finden wir einen Vindr; in einer norwegischen Wendung der Sage vom Riesenbaumeister, der dem hl. Olaf eine Kirche baut, führt der Unhold den Namen Vind och Veder, oder Bläster. In Deutschland ist von der Windin, der windes brût oder windgelle (venti concubina) die Rede, der Wirbelwind ist als ein durch die Luft fahrendes, vom Sturm umbuhltes Riesenweib gedacht. Vindsvalr (Windkühl) oder Vindljóni (Windmensch) heisst im Norden des Vetr (Winter) Vater. Die Eltern Lokis, Fárbauti, den gefährlich Schlagenden, d. h. den Sturmwind, und Nal, d. h. Nadel am Nadelbaum oder Laufey, d. h. Laubinsel deutet Bugge, Studien 80 als ein dichterisches Bild, das den Ursprung des Feuerriesen Loki erklären soll der Sturm schlägt und entfacht Feuerflammen aus dem Gehölz. In der Virginal 732 tritt ein Riese Velsenstôz auf: sîn stimm reht als ein orgel dôz,

số man sẽ sêre stimet;

dá von berc unde tal erschal.

Gemeint ist der im Hochgebirg heulende, tosende Sturm. Glockebôz (ebenda 864 ff.), der Glockenschläger, ist der Sturmwind, der die Glocken in Schwingung versetzt, und zu ihm steht Klingelbolt (870 ff.). Vielleicht kommt in diesen Namen auch der Hass der Riesen gegen Glockenschall zum Ausdruck.

Von Kúri d. h. der windbewegten Luft1) stammen Eis und Schnee, Vindsvalr ist des Winters Vater. Die winterlichen Mächte sind mithin die Kinder der Winterstürme, die Winterriesen dürfen den Windriesen zugezählt werden. Die nordischen Gedichte nennen uns hrimpursar, Reifriesen 2); mit hrím sind mehrere Riesennamen zusammengesetzt wie Hrimnir, Hrimgrimnir, Hrimgerd. Ymir-Örgelmir ist der Ahnherr der Reifriesen, er ging aus den chaotischen Eis- und Reifmassen hervor, die winterliche Kälte wird in diesen Riesengestalten persönlich.

1) Vgl. J. Aasen, norsk ordbog 348; J. E. Rietz, ordbok öfver svenska allmogespråket 379.

2) Hrímþursar in Vafþr. 33; Skírn. 35; Grímn. 31; Hóv. 108 und an mehreren Stellen der SE.

Die Riesen des Gebirges und Urwaldes.

5. Berg- und Waldriesen.

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Die Volkssage vergleicht Berge mit Riesenleibern oder sie bevölkert die Bergwelt mit Riesen. Im Norden heissen die Jotunen Berg-, Fels-, Stein-, Lavabauern oder Höhlenbewohner. 1) Das unwirtliche Hochgebirge und die Klippen sind die Heimat des Riesenvolkes, von dort her machen sie ihre verderblichen Einfälle in das von Menschen bebaute Land; wer in die wilde Einöde wandert, begibt sich ins Gebiet und in die Macht der furchtbaren Unholde. Ein schöner stattlicher Bergkönig Norwegens, von dem die Kjalnesinga saga Kap. Nr. 12/4 berichtet, ist Dofri, der Gebieter des Dovregebirges, der drinnen in prächtigen Räumen mit vielem Volke wohnt; der Eingang lag unter einem Gipfel in einem Felsen. Er war nicht unfreundlich. Mit seiner schönen Tochter Frid lebte Bui, der Sohn des Königs Harald Harfagri von Jul bis Sommersanfang in Liebe zusammen. Ihrem Sohne Jokull war die Bergriesin Gnípa (d. h. Berggipfel) weniger hold gesinnt.

Bergbewohnende Riesen sind die 12 Riesen im Nibelungenlied, die Schilbung und Nibelung dienen, und im Hürnen Seyfrid der Riese Kuperan, welcher den Schlüssel zum Drachenstein in Bewahrung hat. Hyndla, die Höhlenbewohnerin, ist eine Riesin, die auf dem Wolfe, dem Reittier der Unholdinnen, ausreitet. Sie heisst als Riesin brúþr jotons (51) und íviþja (49), d. h. Waldriesin. Einem Riesenweibe (gýgr), die im Steine wohnt, begegnen wir im Lied von Brynhilds Todesfahrt. Die Unholdin sucht den Weg zu sperren, wird aber von Brynhild zum Weichen gebracht. Die Riesentochter Gunlod, die aber schön und anmutig ist, weilt als Hüterin des kostbaren Metes im Berge.

Seltsame, menschenähnliche, einsam aufragende Felsen riefen Sagen von versteinerten Riesen 2) hervor, die ebenso im Norden wie im Süden begegnen. Die Riesen sind entweder, wie auch andere Nachtunholde, vom Sonnenstrahl getroffen oder wegen irgend

1) Vgl. bergrisar, bergbúar, bergjarlar, bergdanir, bergmærir, bergstjórar (Bergbeherrscher), bergýrar (Bergauerstiere), bjarga gætir (montium custos), hraundrengr (Gesteins- oder Lavaleute), hraunbúar (Lavabauern), hraunhvalr (Lavaseehund), gljúfrskeljungr (Klippenseehund), fjallagyldir (Bergwolf), gilja grundar gramr (Beherrscher des Klüftelandes), hellis burr (Höhlensohn), fjoro þjót (Strandvolk) u. s. w.

2) Vgl. J. Grimm, Myth. 518; 3, 158; ZfdA. 4, 503 f.

welcher Unthat verflucht zu Stein gewandelt. Die Riesin Hrimgerd im Lied von Helgi Hjorwardsson wird vom Sonnenstrahl versteinert, der hl. Olaf verfluchte Trolle, die dem Christentum feindlich waren, in Klippen. In der deutschen Sage wird meist ein allgemein sittlicher Grund solcher Versteinerungen angegeben, grosser Übermut oder gottlose Grausamkeit. So in der Sage vom Watzmann.1) Der war ein alter Riesenkönig, der für seine blutige Wildheit mit Weib und Kind zu dem vielzackigen, gewaltigen Bergstock verwünscht ward. Bei einer unmenschlich grausamen That des Wüterichs, der als wilder Jäger geschildert ist, endete Gottes Langmut. Ein dumpfes Brausen erhob sich, ein Donnern in den Höhen, ein Heulen in den Klüften, und des Königs eigne Hunde würgten ihn, sein Weib und seine sieben Kinder, dass ihr Blut zu Thal strömte. Ihre Leiber aber wuchsen versteinernd zu Bergen. So steht noch der eisumstarrte König Watzmann, neben ihm der kleinere Zinken, sein Weib, um ihn die sieben Kinder, tief unten die weiten Becken zweier Seen, in welche einst das Blut der Grausamen floss. Gewitter, Bergsturz, Überschwemmung wirken oft in den Bergriesensagen zusammen, wie ja auch Hrungnir Gewitter- und Bergriese in einer Person ist. Wegen Übermuts ist die Riesenkönigin Frau Hütt bei Innsbruck verzaubert. Ebenso im Sinthale in Tirol der Riese Serles, der wegen seines Wütens samt seinem Weib und seinem Berater zu den drei Felszacken versteinert ist, die über der Brennerstrasse aufsteigen.

Die Vorrede zum Heldenbuch nennt eine Riesin namens Runse, Eckes Vaterschwester. 2) Runse ist abgeleitet aus runs, etwas das rinnt, worin etwas rinnt, also sowol Erguss, Fluss, als Rinnsal. Die Runse ist eine Riesin des Tiroler Hochgebirges, ein wildes wüstes Waldweib von schreckhaftem Aussehen; doch sind ihre Wirkungen noch schrecklicher, jene Schlammgüsse nämlich, die bei heftigem Regen aus den Hochgebirgen niederstürzen und Erde, Bäume, Hütten und Felsen fortreissend über Abhänge und Thäler die grausigsten Verwüstungen schütten. Solche Runsen hausen in den Tiroler und Schweizer Alpen leider viele. Auch die norwegischen Gebirge scheinen solche böse Riesinnen zu kennen, denn Leirwor, die Schlammige, Lehmige, mag niemand anders als eine

1) Die Watzmannssagen bei Vernaleken, Alpensagen 101; Panzer, Beitrag zur deutschen Mythologie 1, 245 ff.

2) Vgl. Weinhold, Riesen 268.

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nordische Runse sein. Neben dem Steinriesen Hrungnir steht der Lehmriese (leirbrímir) Mokkurkalfi, den Thjalfi zu Fall bringt. Auf Felssturz und Lehmrutsch, in dunkle Nebelwolke gehüllt, mag die Sage anspielen.

Im Mühlenlied der Snorra Edda, im Grottasongr, treten zwei Riesinnen namens Fenja und Menja hervor. König Frodi hatte die Mädchen in Schweden gekauft und führte sie nach Dänemark heim, wo sie Magddienste verrichten mussten. Sie allein waren stark genug, die Mühle Grotti zu treiben. Grotti aber war eine Wunschmühle, Frodi befahl den Mägden, rastlos Gold, Frieden und Glück zu mahlen. Aber die erzürnten Riesinnen mahlten Unfrieden, dass Frodi von seinen Feinden überfallen und getötet ward. Daran ist in der prosaischen Einleitung eine zweite Sage angehängt. Der Seekönig Mysing nimmt die Mühle und die Mägde an sich und befiehlt, Salz zu mahlen. Sie mahlten, bis das Schiff sank. Seitdem ist dort ein Strudel, wo die See durch das Loch des Mühlsteines fiel. Seitdem ist auch das Meer salzig. Sagen von Wunschmühlen, die durch unrechten Gebrauch ihren Segen in Unheil verkehren, sind auch sonst vorhanden. Ebenso Geschichten, warum das Meer Strudel bildet und salzig schmeckt. Die Riesinnen gedenken ihrer Abstammung von Hrungnir, Thjazi und andern Bergriesen. Neun Winter lang wuchsen sie unter der Erde auf, mächtige Thaten vollführten sie und verrückten selbst Berge. Steine wälzten sie übers Gehege der Riesen, dass die Erde erbebte; grosse Blöcke schleuderten sie zu den Menschen. Im Lande der Schweden aber übten sie Walkürenthaten, der harte Speer ziemte ihren Händen besser als die Mahlstange. Die Übertragung der Walkürenschaft auf Riesinnen konnte wol erst verhältnissmässig spät geschehen und ist schwerlich ein alter, echter Zug.2) Im übrigen gebärden sich Fenja und Menja durchaus als Bergriesinnen, die Felsblöcke herabstürzen und Bergrutsch verursachen. Auf die Etymologie des Namens Fenja (zu fen, Meer) gestützt deutete Uhland die Mädchen als Wasserriesinnen, als Aegirs Töchter, als

1) Zum Mühlenlied Finnur Jónsson, den oldnorske og oldislandske litteraturs historie 1, 214 ff.; ein Mühlenmärchen, dessen Verhältniss zum Grottasọngr aufzuklären ist, bietet Jón Árnason, íslenzkar þjóðsögur 2, 9 ff.; Lehmann-Filhés, Isländische Volkssagen 2, 45 ff.; Uhlands Deutung, Schriften 7, 106 ff.; über Wunschmühlen Laistner, Nebelsagen 324 ff.

2) In der Volsungasaga Kap. 1 erscheint übrigens ebenso die Tochter des Riesen Hrimnir namens Hljod als Wunschmaid Odins, eine Riesin als Walküre.

Meereswogen und Bergströme. Die Auslegung ist allzu künstlich und widerspricht der thatsächlichen Schilderung von der Art der beiden Riesentöchter. Die Mühle und die Mahlmägde stehen überhaupt schwerlich in altem ursprünglichem mythischem Zusammenhang.

Besondere Waldriesen sind nur in geringer Anzahl vorhanden und meistens ihrem Wesen nach eher zu den Windriesen zu stellen. Vielleicht mag der germanische Urwald dichter von Riesen bevölkert gewesen sein als die heutigen Wälder, in denen elbische Waldgeister vor den riesischen vorherrschen. Das Hyndlalied 34 erwähnt einen Widolf als Ahnherrn der volor, der Weissagerinnen, ohne weiteres von ihm zu sagen. Vitolfus bei Saxo ist ein in der Heilkunst erfahrener, durch Nebel trügender Waldeinsiedler. Der Riese Widolt im König Rother, ein furchtbarer Kämpfer, der mit der Stahlstange zuschlägt und für gewöhnlich in Ketten gefesselt ist, kommt Widolf im Namen nahe. Gemeint ist wol ein Waldriese (an. vir, ahd. witu, Gehölz), ein wilder Mann1), dessen fürchterliche Erscheinung der deutschen Sage wol bekannt ist. Er ist ein gewaltiger Riese, von weitem gleicht er einer Fichte, die ganz mit Moos überkleidet ist. Wenn er auf dem Wege eines Stockes benötigt, so reisst er den nächsten Baumstamm aus. Manchmal stürmt er im brausenden Winde einher und verfolgt wie der wilde Jäger elbische Waldfrauen. Der Riesenname Welderich, Beherrscher der Wälder, der im gedruckten Heldenbuche vorkommt, entstammt demselben Vorstellungskreise. Waldriesinnen sind wol mit den nordischen iviþjur gemeint. Auch járnviþja ist so zu erklären. Járnvihr bedeutet Eisenwald, wie auch in Deutschland Wälder von hohem Alter und unvergänglicher Dauer genannt sind. Járnviþja ist die Bewohnerin eines solchen Waldes, die Urwaldriesin. In Südtirol sind die Waldfrauen von ungeheurer Gestalt, am ganzen Körper behaart und beborstet; ihr Antlitz ist verzerrt, ihr Mund von einem Ohr zum andern gezogen. Ihr schwarzes Haupthaar hängt voll Baumbart und reicht rauh und struppig über den Rücken. Joppen von Baumrinden und Schürzen von Wildkatzenpelzen bilden ihre Kleidung.

Sie leben in Gesellschaft in Wäldern zusammen und sind an den heimischen Wald gebunden. Wird er geschlagen, so schwinden

1) Über den wilden Mann vgl. Mannhardt, Der Baumkultus der Germanen S. 105 und öfters; über Waldriesinnen ebenda S. 88 ff.; über die rauhe Else S. 108 ff.

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