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Reiz. Grösser aber als die Abweichung ist die Übereinkunft, und das früher bekehrte, früher gelehrte Deutschland kann die unschätzbaren Aufschlüsse über den Zusammenhang seiner Mythentrümmer dadurch dem reicheren Norden vergelten, dass es ihm ältere historische Zeugen für die jüngere Niederschreibung an die Hand liefert.“ Die Zeugnisse für die gleiche Grundlage nordischer und deutscher Götterlehre werden S. VI ff. zusammengestellt, dabei aber Urverwandtschaft und späterer Austausch nicht geschieden. In der zweiten Ausgabe S. VIII heisst es:,,die Lage der Dinge scheint also die zu sein, dass bei fortschreitendem Betrieb wir der nordischen Grenze entgegen rücken und endlich der Punkt erscheinen wird, auf dem der Wall zu durchstechen ist und beide Mythologien zusammen rinnen können in ein grösseres Ganzes."

,,Die bedeutsamen Beziehungen zum ferneren alten Morgenland“ (S. XVI ff.), welche für sich allein schon die Meinung eines späteren Ursprungs deutscher Mythologie abwehren müssen, werfen den Gedanken eines urindogermanischen Götterglaubens auf, der auch im einzelnen, namentlich wo sprachliche Gleichungen das Recht zu geben schienen wie z. B. bei Tius-Zeus-Dyaus, hervorgehoben wird. Aber der Gedanke ist nicht zum Dogma erhoben und beeinflusst nirgends die quellentreue Darstellung.

Auf die erst aus später Zeit überlieferten Volkssagen ist „,überall kein kleines Gewicht gelegt und lohnende Ausbeute aus ihnen gewonnen worden." "Ihren Wert bezeichnet das Verhältniss heutiger Volksmundarten ganz genau, in welchen sich uralter Wortstoff, den die gebildete längst ausgeschieden hat, in Menge findet." Also namentlich wegen vermeintlicher Erinnerungen an die heidnische Göttersage wird die Volkssage herangezogen.,,Soll ich in der Kürze den der Mythologie aus der Volkssage hervorgegangnen Gewinn bezeichnen, so leuchtet ein, dass nur aus dieser wir Auskunft über die Göttinnen Holda, Berhta und Fricka, sowie über den unmittelbar auf Wuotan leitenden Mythus von der wilden Jagd verdanken. Der weissen Frauen, Schwanfrauen und bergentrückten Könige würden wir aus den geschriebenen Denkmälern wenig habhaft geworden sein, verbreitete nicht die Volkssage ihr Licht darüber. Selbst die Mythen von Sintflut und Weltuntergang lässt sie noch nicht ausser Acht. Was in ihr aber vorzugsweise gehegt und mit dem buntesten Gewirk gewoben wird, das sind die traulichen Erzählungen von Riesen, Zwergen, Elben, Wichteln, Nixen, Schraten und Hausgeistern." Die Göttergestalten sollen sich in Teufel und

Hexen, der Gottesdienst in abergläubische Bräuche verwandelt haben. Oft aber leben auch in Legenden heidnische Erinnerungen nach. „Elementen, Naturerscheinungen und Gestirnen lege ich grossen Einfluss auf mythologische Vorstellungen bei, lange keinen solchen, dass alle und jede aus ihrer Grundlage abgeleitet werden dürften, da ausser den physischen auch noch sittliche und andere menschliche Motive obwalten und erst in der Durchdringung aller zusammen die Götter des Heidentums entsprungen scheinen. Die Natur lässt uns ihre erhabene und wohlthätige Wirksamkeit gewahren in dem leuchtenden, wärmenden Feuer, dem reinigenden, kühlenden Wasser, der allbeweglichen, erquickenden Luft, der nährenden, stärkenden Erde. Hier gesellt sich ein sittlicher Eindruck zu dem natürlichen. Der Mensch hat aber auch Gottheiten nötig für die Begriffe von Güte, Milde, Allgewalt, Sieg, Friede, Liebe, Gerechtigkeit, die mehr aus seinem Gemüt als aus der Natur aufsteigen."

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In der Einleitung der ersten Auflage S. 9 heisst es: Von der Verwirrung, die so häufig dem Studium der nordischen und griechischen Mythologie Eintrag gethan, ich meine die Sucht, über halbaufgedeckte historische Daten philosophische oder astronomische Deutungen zu ergiessen, schützt mich schon die Unvollständigkeit und der lose Zusammenhang des Rettbaren. Ich gehe darauf aus, getreu und einfach zu sammeln, was die frühe Verwilderung der Völker selbst, dann der Hohn und die Scheu der Christen vor dem Heidentum übrig gelassen haben, und wünsche nichts als dass meine Arbeit für einen Anfang weiterer Forschungen in diesem Sinne gelten könne."

Ein Hauptfehler der deutschen Mythologie besteht darin, dass die Möglichkeit, den verlorenen deutschen Götterglauben wieder zu erlangen, stark überschätzt ist. Eine Reihe von Quellen sind für die deutsche Mythologie verwendet, deren Berechtigung anzufechten ist. Märchen und Sagen enthalten viel Auswärtiges und dürfen nicht in dem Umfange, wie es hier geschieht, zum Wiederaufbau deutschen Götterglaubens verwandt werden. Die Dichtung des 13. Jahrhunderts ist in ihrer Brauchbarkeit überschätzt. Die Allegorien der mittelhochdeutschen Dichter, der Wunsch und Frau Aventiure dürfen nicht mit Odins Beiname Oskr (Wunsch) und Saga verglichen und aus gemeinschaftlicher altmythischer Überlieferung abgeleitet werden. Vieles entstammt christlicher Sage und geht zuletzt auf die Bibel zurück, was von Grimm als

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heidnische Erinnerung erachtet wird. Allzuwenig rechnet Grimm mit jüngerem Ursprung, mit individuellen Erfindungen der Dichter, mit Entlehnung aus der Fremde, und trägt manches Ungehörige ins Heidentum zurück. Obwol Myth.2 S. XXX gesagt wird: „Ich leugne keinen Augenblick, dass neben solcher geheimnissvollen Ausbreitung der Mythen (d. h. von einem idg. Urbestand) äussere Entlehnung stattfand, ja dass sie mit Absicht ersonnen und übertragen werden konnten, wiewol dieser letzten Art es schwerer hält als man wähnt unter dem Volk Wurzel zu greifen. Die römische Literatur hat von frühauf über andere europäische Länder sich ergossen, es wird in einzelnen Fällen sogar unmöglich sein, zwischen ihrem Einfluss und jenem inneren Wachstum der Sage den Ausschlag zu thun. Nirgends aber ist Einwirkung von aussen weniger zu bezweifeln als da, wo durch Zusammenstoss der christlichen Lehre mit dem Heidentum unter den bekehrten Völkern unvermeidlich ward, der hergebrachten zu entsagen und an deren Stelle, was der neue Glaube herbeiführte oder ertrug, aufzunehmen oder abzuändern " so wird doch viel mehr der Satz auf S. XXI befolgt: „Jedwedem Volke scheint es von Natur eingeflösst, sich abzuschliessen und von fremden Bestandteilen unangerührt zu erhalten. Der Sprache, dem Epos behagt es nur im heimischen Kreis, nicht länger als er zwischen seinem Ufer wallt, hält der Strom seine Farbe lauter. Aller eignen Kraft und innersten Triebe ungestörte Ausbildung ergeht aus dieser Mitte, und unsre älteste Sprache, Poesie und Sage sehen wir keinen andern Zug einschlagen." Finden sich Einstimmungen zwischen fremder, romanischer oder christlicher Überlieferung und deutscher Volkssage, so wird fast nie Entlehnung, sondern Herkunft aus gemeinsamer germanisch-heidnischer Urquelle angenommen. Aus der stattlichen, überreichen Sammlung ist daher sehr viel zu streichen, was weder altgermanisch noch überhaupt mythisch ist.

Im Vergleich zu seinen Vorgängern hat J. Grimm allerdings mit den angeblichen germanischen Götzen gründlich aufgeräumt, aber ganz fertig ist er mit ihnen noch nicht geworden. Krodo und Sater (aus ags. Sæteresdæg) spuken noch neben einer Göttin Zisa, die von Chronisten im 8. und 9. Jahrhundert zu Ciesburg erfunden wurde. Eine ags. Göttin Ricen wird vermutet. Holda, Berhta und andere sind aus der Volkssage gefolgert und fürs deutsche Heidentum kanonisiert worden.

3. Die mythologische Forschung nach J. Grimm.

Die zahlreichen populären Darstellungen der deutschen und nordischen Mythologie, die nach J. Grimm erschienen, ebenso die vielen Einzeluntersuchungen, in denen neues Material beigebracht oder eine bestimmte Erscheinung für sich allein behandelt wurde, kann ich hier nicht aufzählen und charakterisieren. Einiges Hierhergehörige verzeichnet v. Bahder, die deutsche Philologie im Grundriss, S. 234 ff. Nur die Schriften sollen genannt werden, welche neue fruchtbare Gedanken vertraten und damit auf die Entwicklung der mythologischen Forschung nachhaltig einwirkten.

Wilhelm Müllers Geschichte und System der altdeutschen Religion, 1844, von J. Grimm in den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik 1844, Nr. 91-2 ungerecht verurteilt, sucht die von Grimm gewonnene deutsche Mythologie nach geschichtlichen Erwägungen zu sichten und die Einzelheiten mit einander zu verbinden. Mit Recht scheidet Müller einen grossen Teil des von J. Grimm gesammelten Materials als unbrauchbar aus. Insbesondere Volkssage und Volksbrauch, sofern erst die christliche Zeit davon meldet, werden nur bei zwingenden Gründen zum Aufbau des altdeutschen Heidentums benutzt. Kritik der Quellen betont Müller als vor allem nötig. Vorschnelle Verallgemeinerung von örtlich und zeitlich bestimmten Nachrichten soll nicht gelten. Freilich wird die nordische Mythologie trotzdem zuviel zur Erklärung der deutschen Trümmer benutzt. Immerhin bleibt Müllers Buch ein achtbarer Versuch, den geschichtlichen Maassstab an Grimms Sammlung zu legen.

Aus der deutschen Mythologie Grimms erhuben sich mehrere eifrig behandelte Fragen, deren Beantwortung die Darstellung wesentlich umgestalten musste. Zunächst blieb noch eine Zeitlang die Mehrung des mythologischen Stoffes eine wichtige Hauptaufgabe der Mythologen. Weniger aus den Denkmälern der Vergangenheit als vielmehr aus der mündlichen Überlieferung der Gegenwart erstanden unzählige wertvolle und wertlose Sammlungen von Märchen, Sagen und abergläubischen Bräuchen.') Hatten doch

1) Bereits im MA. wurden solche Sammlungen veranstaltet, jedoch im grossen Stil und im Hinblick auf mythologische und religionsgeschichtliche Verwertung erst im 19. Jahrhundert. Eine erschöpfende Bibliographie könnte

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die Brüder Grimm in ihren Sammlungen musterhafte Vorbilder aufgestellt, denen in allen Ländern allmälig nachgeeifert wurde. Nachdem J. Grimm den mythologischen Wert der Volkssagen betont hatte, sammelten die deutschen Gelehrten besonders unter diesem Gesichtspunkte. Wie verhält sich die aus dem Mittelalter und der Gegenwart uns bekannte Volkssage zum Heidentum, enthält sie verblasste Spuren alter Göttersage, diese Frage beschäftigte die Forscher und wurde zunächst im Sinne Grimms entschieden. Was ist aus der Heldensage, insofern sie geschichtliche und mythische Bestandteile enthält, für die Mythologie zu lernen? Wie verhält sich die deutsche Mythologie zur nordischen, wieviel gilt von letzterer für Deutschland? Was hat der germanische Götterglaube mit dem andrer, insbesondere indogermanischer Völker gemein, wieviel davon entstammt aus ursprünglicher Gemeinschaft, wieviel aus etwaiger Entlehnung, wieviel aus zufälliger gleicher Entwicklung? Wie entstanden Mythen? Die letzte Frage hat die meisten und widersprechendsten Antworten gefunden. Da sie aber weniger auf germanischem Gebiete zum Austrag kommt, so soll sie auch hier mehr nur beiläufig berücksichtigt werden.')

4. Volkssage und Heldensage in ihrem Verhältniss zur Mythologie.

Im Norden erkennen wir eine reich entfaltete Göttersage, deutlich ausgeprägte Göttergestalten und eine grosse Menge von Volkssagen und Bräuchen, die schon ins Heidentum zurückreichen. In Deutschland finden wir einige Götternamen, die mit den nordischen zusammenstimmen, aber nur ganz vereinzelte Spuren von Göttersagen, endlich dieselbe Masse von Volkssagen. Es ist nicht denkbar, dass die Deutschen keine Göttersage, nur einen Götter

Bogen füllen. Ich begnüge mich mit einem Hinweis auf bibliographische Zusammenstellungen in E. H. Meyers Mythologie S. 28 ff., 56; in Pauls Grundriss der germanischen Philologie II, 1, 738 ff. (nordische Sagen von Lundell), ebd. 777 ff. (deutsche Sagen von John Meier), ebd. 856 ff. (englische Sagen von A. Brandl); II, 2, 273 ff. gibt Mogk einen Gesamtüberblick über die bisherigen Leistungen auf diesem Gebiet, wo jetzt auch Zeitschriften und Vereine eine rege Thätigkeit entfalten.

1) Eine sehr ausführliche Übersicht über die wichtigsten Versuche, die Entstehung des Kultus und des Mythos zu erklären, gibt O. Gruppe, die griechischen Kulte und Mythen in ihren Beziehungen zu den orientalischen Religionen, Bd. I Leipzig 1887 S. 1–278.

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