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manischen Hauptgötter, also Tiu, weil er den zwei anderen gleich gestellt wird. In der ostsächsischen Stammtafel begegnet Saxnéat als Wodens Sohn. Die dem späteren Wodankult ergebenen Sachsen des Festlands und in Britannien ordneten den Tiu nachmals Woden unter, wie auch im Norden Tyr Odins Sohn ist. Saxnôt war ein Beiname des Tiu unter den Sachsen. Der Sinn des Namens ist klar: Schwertgenoss. Sax ist das Kurzschwert, das Messer. Es fragt sich nur, wie entstand der dem schwertfrohen Tiu durchaus passende Beiname. Der Volksname Saxon erscheint wie eine Kurzform zum vollen Saxnôtas. Schwertgenossen wie die ags. Sweordweras nannten sich die Stammesangehörigen, und den Tiu stellten sie an die Spitze ihres Bundes, indem sie den Schwertgott auch als ihren Schwertgenoss bezeichneten.1) Der Gott nahm auch hier den Namen von seinem Volk, nicht umgekehrt. Dass Tiu ursprünglich Saxnôt hiess, wäre unbegreiflich, dass aber das Volk in Waffen so sich nannte, versteht man leicht.

2. Spuren von Mythen.

Beim Himmelsgott stehen nach idg. Glauben die Dioskuren, die ritterlichen Zwillinge, das reissige Brüderpaar, an die frühzeitig reiche Sagen anknüpften, welche wir namentlich aus indischer und griechischer Überlieferung kennen lernen. Vom Stamm der Nahanarvali weiss Tacitus den Kult der Zwillinge zu berichten. Ein alter Hain mit einem Priester, der das Haar nach Weiberart trägt, ist dem Dienst einer Gottheit geweiht, deren Namen Alkiz lautet, deren Wesen den Dioskuren entspricht. Müllenhoff glaubt, das göttliche Brüderpaar in der germanischen Heldensage mehrfach nachweisen zu können.2)

1) Den Volksnamen als einen ,hieratischen' leiten J. Grimm, Myth. 185, Müllenhoff, Schmidts Zeitschrift 8, 252, vom Gott ab; die oben vorgetragene Ansicht vertritt Laistner, württb. Vierteljahrsbefte f. Landesgeschichte, N. F. 1892, S. 29.

2) Tac. Germ. 43 apud Nahanarvalos antiquae religionis lucus ostenditur. praesidet sacerdos muliebri ornatu, sed deos interpretatione Romana Castorem Pollucemque memorant. ea vis numini, nomen Alcis. nulla simulacra, nullum peregrinae superstitionis vestigium; ut fratres tamen, ut juvenes venerantur. Vgl. Myriantheus, Die Açvins oder arischen Dioskuren, München 1876. Müllenhoff, ZfdA. 12, 346 ff. 30, 217 ff. Roediger, Zeitschrift des Vereins f. Volkskunde 1, 241 ff. Wolfskehl, German. Werbungssagen, Darmstadt 1893, S. 18ff.

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Lassen sich überhaupt noch reicher entfaltete germanische Tiuzsagen erkennen? Wo unsere Quellen reichlicher fliessen, ist Tiuz bereits stark verblasst und zurückgedrängt. Der mit ihm einst verbundene Sagenkreis ist daher teils verschwunden, teils verändert. Sein Reich und Weib, die Frija besitzt Wodan - Odin. Nur mit oft gewagten und unsicheren Rückschlüssen gewinnen wir eine ungefähre Vorstellung von den altgermanischen Tiuzmythen, welche mit den indogermanischen vermutlich auf gleicher Stufe standen.

Der Tag in Auf- und Niedergang mit allen dazu gehörigen Erscheinungen ist Grundlage und Ausgangspunkt für viele Sagen vom Himmelsgott. Die Hymnen des Rigveda, deren Dichter von lebendigem Naturgefühl beseelt sind, zeigen, wie sich solche Mythen unmittelbar aus der Naturerscheinung heraus entfalten. Sie dürfen darum als lehrreiches Beispiel für derlei Vorgänge bei andern idg. Stämmen herangezogen werden. Zwielicht, Morgenröte, Sonne, Tag sind der gläubigen und poetischen Naturbetrachtung verschiedene Dinge, deren Zusammenwirken wol erkannt, aber auch in verschiedenen bildlichen Gestaltungen auseinandergehalten wird. Daraus lösen sich die Zwillinge, die Açvins (d. h. die Ritter), die im Zwielicht erscheinen, die Ushas (Hús), die holde Jungfrau, die rosige Morgenröte, Sûrya, die Sonnengöttin, mit der Morgenröte auch öfters eins gedacht; nach Zwielicht und aufleuchtender Röte tritt der volle strahlende Tag, der hehre Dyâus selber hervor, dem alle untergeordnet sind. Die Erscheinungen beim anbrechenden Tage setzt die Einbildungskraft des Dichters in mehrfache Beziehungen zu einander. Alle möglichen Sagen können daraus entspringen. Am Abend wiederholt sich das Ereigniss. Da schwinden die holden, freundlichen Lichtgötter dahin vor den unholden, feindseligen und verhassten Mächten der Finsterniss. Die Sagen von Frija, wenn wir sie wieder ihrem ersten und echten Gemahl, dem Tiuz zurückgeben, gründen sich offenbar auf den uralten Tagesmythus. Sofern dem Tiuz und den Alkîz hiebei eine thätige Rolle zugewiesen ist, müssen sie hier Erwähnung finden. Ihre ursprüngliche Fassung ist ebenso notwendig, um die Gestalt des germanischen Himmelsgottes zu beleben, als auch zum rechten Verständniss von Frijas Gesinnung und Handlungsweise, nachdem sie Wodans Frau geworden. Doch darüber erst später.

Der ganze Zusammenhang der Vorstellungen von der Frija

geht zurück auf den Mythus einer Sonnengöttin, entsprechend der arischen Sûryâ. Der Mythus dieser Göttin aber steht in engster Beziehung zu den reichen, schätzebewahrenden Açvins. Als Götter der Morgenfrühe, des Zwielichts, sind sie von allen Göttern zuerst zur Stelle, nehmen die Morgenröte, die Sûryâ oder die Ushas, die Tochter des Sûrya (Helios) oder des Savitar, auf ihren Wagen, und führen sie als glückliche Freier oder Brautwerber für Soma davon. Die Einholung der Braut auf dem Wagen bildete einen Hauptteil der Hochzeitsfeier. Im Rigveda ist aber ein doppeltes Verhältniss der reissigen Brüder zu Sûryâ angenommen: des Sonnengottes holde Tochter hat sich selbst der Helden Schönheit auserwählt und beide Jünglinge sich zu Gatten erkoren. Im grossen Hochzeitshymnus aber halten die Açvins als Brautwerber für Soma bei Savitar um dessen Tochter Sûryâ an und dieser lässt die von Herzen zustimmende Braut ins Heim des Gatten führen. Der doppelte Mythus entwickelte sich auch bei den andern Indogermanen. Die Naturerscheinung bedingt die Ausbildung solcher Sagen. Die Götter des Zwielichts tauchen zuerst aus der Nacht empor. Ihnen folgt die liebliche Morgenröte. Aber auch der Tagund Sonnengott kann in Liebesverhältniss zur Morgenröte gedacht werden. Dann holen die Jünglinge die geschmückte Braut ein und bringen sie dem Gott des Tages und der Sonne, der nun in seine volle Herrschaft eintrat. Endlich können die zwei verschiedenen Vorstellungen von den Dioskuren als Freiern oder Werbern zu einer dritten verschmelzen: ausgesandt, um ihrem Vater die Braut heimzuholen, entbrennen sie selber in Liebe zur leuchtenden Jungfrau und suchen sie für sich zu behalten. Mit Geschmeide gewinnen sie die Gunst der Göttin. Für diesen Frevel trifft sie des Himmelsherrn rächende Strafe. Auf der schmuckfrohen Himmelsund Sonnengöttin, im Norden Frigg und Freyja, Menglod (die des Halsbandes sich erfreuende), lastet freilich der Vorwurf der Buhlerei oder ehelichen Untreue. Um das Geschmeide zu gewinnen, gab sich die Göttin denen hin, die es geschmiedet. Um die unverständlich gewordenen und versprengten Trümmer wieder zu einem Ganzen zusammen zu fügen, erklärt Müllenhoff ein Stück deutscher Heldensage für ursprünglichen Göttermythus, die Sagen vom Gotenkönig Ermanrîk sollen zum Teil einst dem Himmelsgott, dem ,,Irmintiu" gehört haben. Eine Vereinigung der nordischen Geschichte von Svanhild und ihren Brüdern mit der deutschen Sage von den zwei Harlungen Ambrico und Frîdila, in denen die

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Zeussöhne, die Dioskuren stecken sollen, wird den Mythus ergeben: Die schatzreichen Harlunge führen die Sonnenjungfrau ihrem Vater,,Irmintiu" zu. Sie werden beschuldigt, selber nach der Braut getrachtet zu haben. Darum lässt der Himmelsgott sie ergreifen und aufhängen. Ihren Reichtum, das Harlungengold, nimmt er an sich. Dieser von Müllenhoff und Roediger geistvoll aus der Heldensage erschlossene Göttermythus entbehrt völliger und überzeugender Begründung, ebenso die weiteren daran geknüpften Folgerungen, auf deren Vorführung wir verzichten.

Ein anderer von Müllenhoff auf ähnliche kühne Weise aufgebauter Mythus zeigt die Dioskuren als ein Brüderpaar, die Hartunge; Hartnît, der ältere erstreitet gegen ein riesisches, winterliches Geschlecht, die Isunge, ein schönes göttliches Weib. In seiner goldglänzenden Rüstung verfällt er später einem Drachen, der ihn verschlingt. Der jüngere Hartung, Harthere erschlägt dann den Drachen, legt die Rüstung und Waffen Hartnîts an, bändigt und besteigt sein Ross, und wird darauf von der trauernden Wittwe an des Bruders Statt als Gemahl angenommen. Auch sonst noch sollen die lichtspendenden, streitbaren, rossebändigenden Jünglinge in Brüderparen der Heldensage wiederkehren.

Wenn der nordische Tyr es mit dem Wolfe zu thun hat und am Ende der Tage mit dem Höllenhunde kämpft, mag vielleicht eine alte mythische Vorstellung hierin nachklingen. Mit einem Wolf, dem Ungeheuer der Finsterniss, kämpfen die Açvins und der griechische Sonnengott Apollo, der ja sogar den Beinamen Wolfstöter (vxoztóvos) führt.

Über Vermutungen gelangt der Versuch, germanische Tiuzsagen wieder herzustellen, nicht hinaus. Sehr gewagt scheint es, Sagenzüge, die längst alle Beziehung und allen Zusammenhang verloren, wieder an den Himmelsgott anzuknüpfen. Denn keine Gewähr ist vorhanden, dass diese Stoffe einst wirklich, nicht nur in unserer Einbildung, zu Tiuz und den Alkîz gehört haben. Nur eine einzige Sage, wie der Himmelsgott sein Weib errang, hat sich in lebendiger Darstellung erhalten, doch auch in bestimmter Beziehung zum schwedischen Freyr. Unter seinem Namen soll sie mitgeteilt werden.

II. Freyr.

1. Des Gottes Art und sein Kult.

Auf einer Insel der Nordsee, in heiligem Hain erhub sich das Stammesheiligtum der Ingvaeonen. Dort befand sich ein mit Teppichen verhängter Wagen, dem nur der Priester nahen durfte. Zu gewisser Zeit wurde die Gottheit Nerpus auf einem mit Kühen bespannten Wagen unter dem Geleit des Priesters umhergeführt. Wohin der Umzug kam, überall herrschte Friede und Festesfreude. Bei der Rückkehr ins Heiligtum wurde die Gottheit im See gebadet; die dienenden Knechte wurden ertränkt, damit kein frevles Auge das Geheimniss erschaue.') Was hier von einer Göttin Nerpus erzählt wird, stimmt auffallend zu dem, was nordische Quellen von Njord und seinem Sohn Freyr 2), die in Schweden verehrt

1) Tas. Germ. 40. Reudigni deinde et Aviones et Anglii et Varini el Eudoses et Suardones et Nuithones fluminibus aut silvis muniuntur. nec quisquam notabile in singulis, nisi quod in commune Nerthum, id est terram matrem, colunt eamque intervenire rebus hominum, invehi populis arbitrantur. est in insula oceani castum nemus, dicatumque in eo vehiculum, veste contectum; attingere uni sacerdoti concessum. is adesse penetrali deam intellegit vectamque bubus feminis multa cum veneratione prosequitur. laeti tunc dies, festa loca, quaecumque adventu hospitioque dignatur. non bella ineunt, non arma sumunt ; clausum omne ferrum; pax et quies tunc tantum nota, tunc tantum amata, donec idem sacerdos satialam conversatione mortalium deam templo reddat. mox vehiculum et vestes et, si credere velis, numen ipsum secreto lacu abluitur. servi ministrant, quos statim idem lacus haurit. arcanus hinc terror sanctaque ignorantia, quid sit illud, quod tantum perituri vident.

2) Die Bedeutung des Namens ergibt sich aus den andern german. Sprachen. Freyr weist auf urgerm. fraujaz; neben der starken Form, welche der Göttername bewahrt, steht sonst die schwache, das Thema fraujan, im got. frauja as. frùio ags. frígea, daneben Ableitungen ohne j (Kluge, Nominale Stammbildungslehre der altgerm. Dialekte, Halle 1886, § 14) ags. fréa as. frò frao ahd. fro. Das Wort wird dem weltlichen Herrn, mit Vorliebe aber Gott beigelegt. Wulfila übersetzt zúgios damit. Vgl. Kluge, Etymol. Wb. unter „frohn“. Eine neue Deutung schlägt Kögel (ZfdA. 37, 272) vor. Der Göttername urgerm. * Frawias, an. Freyr ist von dem adj. frawa- froh, heiter, sanft abgeleitet, wie sanskrit Bhavya von Bhava. Nur diese Ableitung wird dem Wesen des Gottes, in dem die milde, wärmende Frühjahrssonne verkörpert ist, völlig gerecht. Dagegen ist got. frauja Herr nebst dem entsprechenden Femin. ahd. frouwa (aus frauwjâ) fern zu halten. frauja ist eine Steigerungsform zu *frawa, ahd. as. frù ags. fréa Herr; dieses adj. *frawa ist wurzelverwandt mit aind. pûrva der vordere, got. fruma der erste. Der Gleichklang von frawa froh und frawa-Herr beruht also auf Zufall.

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