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Sage. Die Mutter Thors ist die Erdgöttin, Jord oder Fjorgyn 1), die im Eichwald Verehrte.

Thors Beruf, die bewohnte Erde und das Reich der Götter durch Bekämpfung der Riesen zu schirmen, ist in bestimmten Ausdrücken 2) der Gedichte angezeigt. Im Hymirlied heisst er Freund der Menschen, Zerschmettrer der Felsbewohner, der der Thursen Tod berät, der Riesin Betrüber, des Wurmes Alleintöter. Ahnliche Benennungen legen ihm die Skalden bei, Freund der Götter ist er bei Ulf Uggason, Landesgott bei Egill. Im Harbardslied 23 sagt Thor: Thursenweiber schlug ich tot im Osten, die böswillig auf die Berge stiegen. Gross wäre die Anzahl der Riesen, wenn alle lebten, nicht Menschen gäb es in Midgard mehr. Im Lied von Thrym 17: bald werden die Thursen thronen in Asgard, holst du dir nicht deinen Hammer zurück. In solcher Thätigkeit tritt uns Thor in den meisten der folgenden Sagen entgegen; stets bereit, feindliche Riesenmächte mit Donner und Blitz zu zerschmettern, fährt er auf seinem Bocksgespann krachend in die Bergwildniss. Wenn es um die Felsen blitzt und donnert, stürmt und hagelt, dann ist Thor an der Arbeit und schlägt die Unholde.

Bei Saxo 3) ist Thor wie bei den Skalden geschildert. Er führt eine grosse Keule, gegen die nichts Stand hält. Er bekämpft

1) Jorp Gylfag. Kap. 9 und 36; Fjorgyn Vol. 56; Hárb. 56; Fjorgynn als Beiname Odins Lokas. 26; Gylfag. Kap. 9. Zu Grunde liegt ein german. Adj. *ferguniaz, *ferguniô zu *fergu-, idg. perqunios zu perqu-, lat. quercus. Vgl. aind. Parjanya; kelt. erkunia, griech. έozúvios dovuós der Eichwald. Gemeint ist die Gottheit, die im Eichwald haust, im Eichwald verehrt wird. Man denke an die Donarseichen und an Zɛvs pnyovatos. Himmel und Erde, das uralte Götterpaar, bei den Germanen im Eichwald verehrt, ist mit den im Nordischen erhaltenen Beinamen gemeint. Thor als Sohn der Erde dürfte jüngeren Ursprungs sein und ist erst nach der Lostrennung von Tiuz möglich. Vgl. H. Hirt, Indogerm. Forschungen I 479 ff. Dass Hlóþyn Vol. 55 nicht Thors, sondern Widars Mutter ist, behauptet Kauffmann, Beiträge 18, 135 ff.

2) Hym. 11 vinr verliþa; 18 brjótr bergdana; 19 þurs ráþbane; 14 gýgjar grøtir; 23 orms einbane; in der Húsdrápa banda vinr, bei Egill landáss; weiteres sammelt Gudbrand Vigfusson, corpus II 464.

3) Saxo II S. 71 Regnerus sagt: se, Thor deo excepto, nullam monstrigenae virtulis potentiam expavere, cujus virium magnitudini nihil humanarum divinarumque rerum digna possit aequalitate conferri. Der Sinn ist: Regner sei ebenso unerschrocken gegen alle dämonischen Wesen wie der unvergleichliche Thor. Saxo III S. 118 Othinus und Thoro helfen dem Balderus im Kampf gegen Hötherus. Thoro inusitato clavae libratu cuncta clypeorum ob

Thors Kämpfe mit den Riesen.

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und bändigt Riesen ungeheuer. Wenn man ihn um Hilfe anruft, ist er sogleich zur Stelle, wie die Asen nur Thors Namen aussprechen dürfen, um ihn bei sich zu haben. Als Urheber der Bergstürze wälzt er Felsblöcke zermalmend aufs Heer der Feinde. Seine Freunde gelten als seine Söhne. Saxo gewährt auch einen Zug, den wir sonst vermissen. Halfdan ist ein Thorsheld, ein Sohn Thors. Während sonst nur Freyr, Tyr und Odin an der Spitze der Heldengeschlechter stehen, während sonst allein Odin in menschlicher Gestalt zu seinen erkorenen Lieblingen herabsteigt, thut es hier auch einmal Thor.

4. Sagen von Thor.

Das Gesamtbild des Gottes tritt aus den Skaldengedichten uns entgegen, welche die Thätigkeit Thors im Kreise der Asen zeigen. Wenn auch manche Züge von den Skalden neu hinzugebracht wurden, im Grunde herrscht doch dieselbe Auffassung Thors, wie im Volksglauben. Nur ist Thor weniger als der Schützer der Sterblichen, vielmehr als der Schirmer der Götter

stacula lacerabat. Nichts konnte ihm widerstehen: ni Hötherus, inclinata suorum acie celerius advolans, clavam praeciso manubrio inutilem reddidisset. quo telo defecti divi subitam dedere fugam. Saxo VI S. 274 tradunt enim quidam, quod a gigantibus editus [Starcatherus] monstruosi generis habitum inusitata manuum numerositate prodiderit, asseruntque, Thor deum quatuor ex his, affluentis naturae vitio procreatas, elisis nervorum compagibus avulsisse, atque ab integritate corporis prodigiales digitorum eruisse complexus, ita ut, duabus tantum relictis, corpus, quod ante in giganteae granditatis statum effluxerat ejusque formam informi membrorum multitudine repraesentabat, postmodum meliore castigatum simulacro brevitatis humanae modulo caperetur. Hieran schliesst Saxo eine Auseinandersetzung des Inhalts, die Götter seien Menschen mit Zauberkunst begabt gewesen. Zur interpretatio romana: ea enim, quae apud nostros Thor vel Othini dies dicitur, apud illos Jovis vel Mercurii feria nuncupatur. Saxo VII S. 324 dem Haldanus hilft im Kampf gegen die Schweden ein mächtiger Kämpe, dessen Hilfe Haldanus anrief: accito Thorone, etwa im Nordischen hann hét á þór. Der wälzt einen zermalmenden Felsblock auf die Schweden. Ursprünglich war natürlich vom Gott die Rede, der als Urheber der Bergstürze gilt; vgl. Uhland, Schriften 6, 114. ob cujus facti virtutem [Haldanus] Bierggrami cognomen accepit, quod vocabulum ex montium et feritatis nuncupatione compactum videtur. igitur apud Sveones tantus haberi coepit, ut magni Thor filius existimatus, divinis a populo honoribus donaretur ac publico dignus libamine censeretur.

und der von ihnen geordneten Welt gezeichnet. Immer erneuern die Riesen ihre Angriffe auf die Welt, unablässig hat Thor zu thun, um sie niederzuhalten.

Thor und Thrym.

Am Ende des 9. Jahrhunderts wurde in Norwegen das beste aller Eddalieder, das Lied von Thrym1) gedichtet. Wild war Thor, als er erwachte und Mjolnir vermisste. Er klagt dem listigen Loki seine Not: noch ahnt es keiner auf Erden noch im Himmel

der Ase ist seines Hammers beraubt! Sie gingen zu Freyja, um ihr Fluggewand zu borgen. Damit flog Loki nach Riesenheim. Auf dem Hügel sass Thrym und fragte Loki nach Zeitung von Asen und Elben. Auf Lokis Frage nach dem Hammer erwiderte Thrym, er sei acht Meilen tief in der Erde geborgen; nicht gebe er ihn heraus, es sei denn, das Freyja zur Frau ihm gebracht werde. Mit diesem Bescheid kam Loki zurück. Sie stellten an Freyja das Ansinnen, mit dem Brautschleier zur Reise nach Riesenheim sich zu schmücken. Aber zornig wies sie es ab. Alle Götter und Göttinnen gingen zu Rat, Heimdall sprach: Schmücken wir Thor mit dem Brautschleier und mit Freyjas Halsband; lasst Weibergewänder ihm ums Knie wallen, Schlüssel am Gürtel klirren, die Brust ziert ihm mit bunten Steinen. Thor zögerte, weibisch würden ihn dann die Asen heissen. Da sagte Loki: Bald werden die Thursen thronen in Asgard, holst du dir nicht deinen Hammer wieder. Da liess sich Thor verkleiden. Als Magd begleitete ihn Loki. Sie bestiegen das Bocksgespann, die Berge barsten, es brannte die Erde, als Thor ins Thursenland fuhr. Thrym liess alles festlich zum Empfang zurichten; denn er ist reich. Am Abend beim Mahle ass Thor einen Ochsen und acht Lachse, alles Würzwerk und trank drei Tonnen Metes. Thrym verwunderte sich ob solcher Gefrässigkeit. Doch Loki, die findige Magd sagte, acht Nächte hindurch habe Freyja aus Sehnsucht

1) Prymskvipa; die daraus hervorgegangene Volksdichtung Tord af Havsgard in Sv. Grundtvigs Danmarks gamle folkeviser Bd. I Nr. 1; dazu Bd. IV, 580 ff.; vgl. Uhland, Schriften 6, 57 ff. Versuch einer Auslegung; Finnur Jónsson, litteraturs historie 1, 159 ff. Der Name des Riesen ist vom Hauptwort prymr, Getöse genommen. Ausserhalb des Liedes begegnet der Riese Prymr nur in

den Verzeichnissen von Jotunnamen SE. I 549; II 470, 553, 615. Auch in norwegischer Volkssage findet sich eine Erinnerung an den Raub des Hammers, Faye, norske folkesagn S. 3 ff.

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gar nichts mehr gegessen. Der Riese wollte die Braut küssen, entsetzt vor den funkelnden Augen sprang er in den Sal zurück. Loki wusste wieder Auskunft, aus lauter Sehnsucht habe Freyja acht Nächte nimmer geschlafen, darum glühe ihr Auge. Herein trat des Thursen Schwester, die Braut um ein Geschenk zu bitten. Thrym befahl Mjolnir zu holen, die Braut zu weihen legte er ihn in des Mädchens Schoos. Da lachte dem Thor das Herz in der Brust, als er seinen Hammer erblickte. Den Thrym erschlug er zuerst, darauf das ganze Geschlecht der Riesen. Des Thursen Schwester bekam Schläge anstatt des Geschenkes, Hammerhiebe statt der Ringe. So holte sich Odins Sohn seinen Hammer zurück.

Dem Lied ist trefflicher Aufbau und gute Zeichnung der einzelnen Gestalten nachzurühmen. Die Handlung entwickelt sich rasch, die Sprache ist einfach und kraftvoll. Thor erscheint hilflos und ungeschickt, sobald es nicht aufs Zuschlagen ankommt. Da muss der listenreiche Loki aushelfen. Der gewaltige Recke in Weiberkleidern musste überaus komisch wirken; seine Rolle als Braut spielt er ungeschickt genug. Ihm, dem ehrlichen, offnen Helden widerstrebt List und Trug. Aber als seine Faust den Hammer umspannt, da tritt er wieder in seiner vollen Furchtbarkeit hervor. Der Sage eine natursymbolische Auslegung zu geben, etwa Thrym als Winterriesen zu fassen, der dem Donnerer den Blitzhammer entwendet, ist nicht begründet. Das altnordische Kunstgedicht wurde volkstümlich. In der Weise von „,Tord von Havsgard", die in norwegischer und dänischer Fassung überliefert ist, lebte es im Mittelalter unter dem Volke fort.

Thor und Hrungnir.

Thor der Schrecken der Riesen fuhr von Elammen umringt ins Steingebirg zum Höhlenbewohner. Jords Sohn fuhr zum Kampf, unter ihm erdröhnte des Mondes Pfad, der Himmel. Die Luft war von Feuer erfüllt, Hagel ging zu Grunde, die Erde zerbarst, als die Böcke den Gott des Wagens zum Streit mit Hrungnir zogen. Nicht scheute Thor den bergbewohnenden Riesen. Die Berge erbebten und stürzten, das Meer flammte auf. Der Riese verzagte, als er den kampfkühnen Gott erblickte, den gelben Schild warf er unter seine Fusssohlen, so wollte es das Schicksal; nicht lange brauchte der Felsenmensch auf den Wurf des Hammers zu warten. Der Riesentöter brachte den Unhold über seinem Schild zu Fall, dass er vor dem scharfen Hammer sich neigte. Doch ein harter

Splitter der Steinwaffe des Riesen fuhr in den Schädel Thors, da steckte der blutige Stein, bis die Wundenheilerin mit Zauber ihn löste. Dem Skaldenlied Thjodolfs (um 855-930) tritt Snorris Bericht ergänzend zur Seite. 1) Thor war gen Osten gezogen, Unholde zu schlagen, Odin aber ritt nach Jotunheim. Er kam zu einem Riesen, der Hrungnir hiess. Der fragte, was das für ein Mann sei, der mit goldenem Helm durch Luft und Meer reite, und meinte, dass er ein gutes Ross habe. Odin erwiderte, in Riesenheim sei kein gleich gutes. Hrungnir sagte, sein Hengst Gullfaxi sei noch stärker. Zornig sprang er aufs Pferd und gedachte Odin zu fangen. Doch Odin entkam, der Riese verfolgte ihn bis nach Asgard. Als er zur Hallenthür trat, luden ihn die Asen zum Trinkgelage ein. Er ging in den Sal und erhielt die Schalen, aus denen Thor seinen Durst zu stillen pflegte. Hrungnir schlürfte, bis er trunken ward, und prahlte, er wolle Walhall nach Jotunheim schaffen, Asgard versenken und alle Götter töten, Freyja und Sif ausgenommen; die gedenke er mit sich fortzuführen. Freyja allein wagte es, ihm einzuschenken; er aber sagte, dass er alles Bier der Asen austrinken werde. Als nun den Asen seine Prahlerei lästig ward, da nannten sie den Namen Thors, und alsbald trat auch Thor in die Halle und schwang den Hammer in der Luft. Er war sehr zornig über Hrungnirs Besuch. Der behauptete, Odin habe ihn eingeladen und er stehe in seinem Schutze. Thor sprach, für diese Einladung solle er büssen, ehe er hinauskomme. Hrungnir antwortete, das sei für Asathor ein geringer Ruhm, wenn er ihn, den Waffenlosen, töte;,,grösser ist das Wagestück, wenn er den Mut hat, mit mir auf der Länderscheide bei Grjotunagard (Bezirk der Steingehege) sich zu schlagen; auch war es eine grosse Thorheit, dass ich meinen Schild und meine Steinkeule zu Hause liess, denn hätte ich sie bei mir, so könnte man jetzt gleich den Holmgang versuchen - so aber müsste ich dich für einen Schurken erklären, wenn du mich, den Wehrlosen, töten wolltest." So wurde der Zweikampf anberaumt. Neu bei Snorri ist, dass Thor vón Thjalfi begleitet wird und dem Hrungnir ein Lehmriese Mokkurkalfi zur Seite steht. Den machten die Riesen auf Grjotunagard, neun Meilen hoch, unter den Armen drei Meilen breit; sie

1) Haustlong des Skald Thjodolf; Skáldsk. Kap. 1. Zur Auslegung Uhland, Schriften 6, 27 ff.; H. E. Meyer, Myth. 148; Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 12 32 ff.

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