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Wodan der Wunderer und Siegesspender.

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vom Festland nach Britannien fuhren. Woden ist der Stammvater aller angelsächsischen Könige. Die Stammtafeln treffen alle in ihm zusammen und spalten sich erst in seinen Söhnen. Zwar gehen die Ahnenreihen noch weiter als Woden hinauf, unter seinen Vor- und Nachfahren begegnen Namen, die teils Wodens Beinamen waren, teils andere Götter, namentlich Tiuz und Fréa bezeichneten. Aber gerade hieraus ist zu lernen, dass ältere Stammreihen zwar vorhanden waren, jedoch dem Wodensdienst untergeordnet wurden. Man sieht, wie Woden nach und nach die erste Stelle errang. Hengist und Horsa selber waren Wodens. Söhne. Dem Woden wurde um Sieg und Heldentum geopfert.') Frija war sein Weib.

Als Siegvater, der im Himmel thront, erscheint Wodan auch in der langobardischen Stammsage.2) Es gibt eine Insel, die Scadanau heisst, im Norden; da wohnten viele Völker. Unter diesen war ein kleines Volk, das man Winniler nannte; und bei ihnen war ein Weib mit Namen Gambara, die hatte zwei Söhne: der eine hiess Ybor, der andre Agyo. Die führten mit ihrer Mutter Vgl. Strobl, ZfdA. 31, 59; an weo = wih, Tempel, Heiligtum, ist nicht zu denken. Im Neunkräutersegen (Wülcker, a. a. O. 35) werden neun Kräuter aufgezählt, die gegen Gift wirksam sind. Ein Wurm naht und will sie zerreissen. Da nahm Woden neun herrliche Zweige und schlug die Natter, dass sie in acht (Stücke auseinander fiel und) entfloh.

32 đá genam Wóden VIIII wuldortánas

sl6h đả đủ ncddran, đat heo on VIII toflean.

Woden ist also auch hier ähnlich wie im Merseburger Zaubersegen im Besitz kräftigen Zaubers, mit dem er das Böse bannt.

1) Aethelweard im 10. Jahrh. Chron. lib. II Kap. 2 sagt von Hengist und Horsa: hi nepotes fuere Uuoddan regis barbarorum, quem post, infanda dignitate, ut deum honorantes, sacrificium obtulerunt pagani, victoriae causa sive virtutis. Wothen, qui et rex multarum gentium, quem pagani nunc

ut deum colunt aliqui.

2) Die Sage steht in der um 670 entstandenen origo gentis Langobardorum in MG. leges 4, 641; ausführlicher erzählt Paulus Diaconus de gestis Langobardorum 1, 7 u. 8; die Texte auch bei Carl Meyer, Sprache und Sprachdenkmäler der Langobarden, Paderborn 1877, S. 108 u. 118. Die Sage gebe ich nach der Übersetzung von O. Abel, Paulus Diaconus und die übrigen Geschichtschreiber der Langobarden, Berlin 1849, S. 1 ff. Vgl. auch Bethmann, Archiv 10, 351 ff. Die Brüder Grimm gaben die Erzählung in den Deutschen Sagen, Bd. 2, Nr. 390. Dass dem Berichte der lateinischen Quellen unmittelbar ein stabreimendes langobardisches Lied zu Grunde liegt, erweisen Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 107 ff.; Bruckner, Die Sprache der Langobarden, Strassburg 1895, S. 19 ff.

Gambara die Herrschaft über die Winniler. Es erhoben sich nun gegen sie die Herzoge der Wandalen Ambri und Assi mit ihrem Volk und sprachen zu den Winnilern: Entweder zahlet uns Zins oder rüstet euch zum Streit und streitet mit uns. Darauf antworteten Ybor und Agyo mit ihrer Mutter Gambara und sprachen: Es ist besser für uns, zum Streit uns zu rüsten, als den Wandalen Zins zu zahlen. Da baten Ambri und Assi, die Herzoge der Wandalen, Wodan, dass er ihnen Sieg verleihe über die Winniler. Wodan antwortete und sprach: Die ich bei Sonnenaufgang zuerst sehen werde, denen will ich Sieg geben. Zu derselben Zeit gingen auch Gambara und ihre Söhne Ybor und Agyo, die Fürsten der Winniler waren, hin und baten Frea, Wodans Frau, dass sie den Winnilern helfe. Da gab Frea den Rat, wenn die Sonne aufgehe, sollten die Winniler kommen, und die Weiber sollten ihr Haar wie einen Bart ins Gesicht hängen lassen und mit ihren Männern kommen. Da ging, als der Himmel hell wurde und die Sonne aufgehen wollte, Frea die Frau Wodans um das Bett, wo ihr Mann lag, und richtete sein Antlitz gen Morgen und weckte ihn auf. Und als er aufsah, so erblickte er die Winniler und ihre Weiber, wie ihnen das Haar um das Gesicht hing. Und er sprach: Wer sind diese Langbärte? Da sprach Frea zu Wodan: Herr, du hast ihnen den Namen gegeben, so gib ihnen nun auch den Sieg. Und er gab ihnen den Sieg, so dass sie nach seinem Ratschluss sich wehrten und den Sieg erlangten. Seit der Zeit sind die Winniler Langobarden geworden.

Die Auslegung des Namens als Langbärte (longibarbi) ist natürlich nur volksetymologisch. Aber die Sage zeigt, dass Wodan der siegspendende Gott bei den Langobarden war, dass er um Sieg angerufen wurde. Der Namensfestigung folgte nach altgermanischem Brauch ein Geschenk. Wie Odin und Frigg, so walten hier Wodan und Frea mit einander, aber ihre Gesinnung ist oft entgegengesetzt.

Die langobardische Sage reicht ihrem Ursprung nach jedenfalls noch in hohes Altertum hinauf, sie entstand, solange die Langobarden noch an der untern Elbe den Sachsen benachbart sassen, vor ihrem Zug nach dem Süden, also jedenfalls noch im 4. Jahrhundert. Vermutlich nahmen die Langobarden den Wodansdienst von den Sachsen an und zählen demnach für die damalige Zeit zur norddeutschen Völkergruppe, welche Wodan als höchsten Gott verehrte. Auf Grund der Sage ist auch Wodansdienst der

Wodan bei den Langobarden. Gaut.

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Wandalen anzunehmen. Dass die Ostgermanen überhaupt noch in ihrer alten Heimat, also im 2. Jahrhundert von ihren norddeutschen Nachbarn Wodan übernahmen, ist sehr wol möglich.

Ob sonstige Wodanssagen nachweisbar sind, ist zweifelhaft. In nordischer Dichtung ist Gaut ein Beiname Odins, in den angelsächsischen Stammtafeln begegnet Géat unter den Ahnen Wodens. 1) Gauts (hs. Gapt) ist der Ahnherr der Amaler. Der Name kann unmöglich mit P. A. Munch und J. Grimm als,,Giesser" Schöpfer gedeutet werden, er besagt vielmehr wie Gautatyr Volksgott der Gauten.2) Diese Gauten, die heutigen Göten in Schweden haben ihren Hauptgott nach sich selber benannt, wie solches bei Saxnot, bei Irmino, Ingwio u. ä. schon zu beobachten war. Die Frage ist nur, wer war ursprünglich der gautische Gott, der Himmelsgott oder Wodan? Wenn später Odin Gaut heisst, ist damit nicht erwiesen, dass von Anfang an ihm dieser Name zukam. Von Géat wird einmal ein Liebesabenteuer erwähnt. Von Odin weiss die nordische Sage viele Liebesgeschichten. Ist Gaut schon im 4. Jahrhundert, vor der Besiedelung Britanniens, Wodan, ist überhaupt von Anfang an Wodan damit gemeint als Hauptgott der Gauten und Goten, die wie Sachsen, Angeln und Jüten frühzeitig an der Verbreitung Wodans im Norden teilgenommen haben können, dann gehört schon der Hang zu Liebschaften dem deutschen Wodan

1) Im Codex Exoniensis wird auf ein Liebesabenteuer Géats angespielt.
We doet Mathilde
wurdon grundléase
tæt him seo sorglufu

monge gefrunon
Géates frige
sleep ealle binom

Wir vernahmen, dass Géats Liebe zu Madhild so bodenlos war, dass ihm Liebessorge den Schlaf raubte. Wenn Géat, Gautr Beinamen Wodans sind, dann mag auch diese Sage zu Odins Liebesgeschichten zu zählen sein. Kemble, The Saxons 1, 370.

2) Eine Erklärung der vom Verbum geolan gaut gutum gotans gebildeten Volksnamen (Gaulôs und Gutans Gotans), in denen der Begriff überströmender Menge (ags. mid géotendan here) liegt, gab Laistner, Württb. Vierteljahrshefte f. Landesgesch. N. F. 1892, S. 9/10. Damit verbietet sich die Meinung von selbst, das Volk sei nach dem Gott benannt; vgl. E. H. Meyer, Myth. S. 234. Für uralten Zusammenhang der Namen Wodan und Gaut können die ags. Namen Sigegeat und Wódelgéat, ahd. Wuotilgoz angeführt werden, d. h. Gaut als der sieghafte Wodan. Zur Etymologie des Volksnamens vgl. noch Axel Erdmann, om folknamen Göter och Goter in der antiquarisk tidskrift för Sverige 1891, del 11, nr. 4.

zu. Dem Wesen des Wode, des Wind- und Sturmgeistes, würde dieser Zug vollkommen, ja fast notwendig entsprechen.

Im Walsungenstamm waltet nach der nur in nordischer Fassung vorliegenden Sage Wodan über das Geschick der Helden. Aus Not und Erniedrigung führt er sein Geschlecht zur Entfaltung der Heldentugend. Dem Sigmund verleiht er ein Wunderschwert und damit Sieg. Aber der Gott entzieht ihm am Ende seiner Laufbahn die gewährte Gunst, an seinem Speer zerspringt das Schwert in Stücke. Die Sigmundsage ist fränkischen Ursprungs. Dass schon bei den Franken Wodan in das Schicksal des Helden verflochten war, ist möglich. Wodan als Stammvater von königlichen Helden ist ja bei den Angelsachsen bezeugt. Wie diese, mögen auch die fränkischen Walsunge Wodanskinder gewesen sein.') Nach dieser Sage, wenn sie auch sicherlich im Norden reichlich ausgeschmückt wurde, mischte sich bereits Wodan unter die Menschen, wie es an vielen Beispielen aus nordischer Sage belegt werden kann.

Odin ist nicht allein Herr des Zaubers, sondern auch des Geistes, der Weisheit, Erfinder der Runen. Dass auch Wodan den Geist erregte, ist sehr wahrscheinlich. Die geistige Seite seines Wesens mag im Norden erweitert und vertieft, schwerlich aber erst neu geschaffen worden sein. Schon die interpretatio romana mit Mercurius deutet dies an. Eine der wichtigsten Errungenschaften der Germanen aus dem Verkehr mit den Römern im 1. oder 2. Jahrh. nach Chr. ist die Runenschrift, welche aus dem lateinischen Alphabet stammt. Galt vielleicht Wodan als Erfinder der Schrift 2), als Träger der geistigen Kultur, als Erwecker des Helden- und Dichtergeistes? Unmittelbar beweisen lässt sich die Vorstellung von Wodan, dem Gotte der Erfindung, der geistigen Gewandtheit und Überlegenheit nicht, doch innere Gründe sprechen dafür.

1) Genaueres über die Walsungensage und Wodans Eingreifen wird unten bei Behandlung der nordischen Berichte mitgeteilt. Dass schon Wodan, nicht erst Odin die Geschicke der Helden lenkte, erwies Müllenhoff, ZfdA. 23, 116 ff.

2) Im ags. Gespräch zwischen Salomo und Saturn heisst es: Sag mir, wer zuerst Buchstaben setzte? Ich sage dir, Mercurius der Riese (se gygand). Ob mit Kemble, The Saxons in England 1, 339 unter Merkur Wodan zu nehmen ist, ob vom deutschen oder römischen Gott und seinen Fähigkeiten geredet wird, lässt sich nicht entscheiden.

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Das Bild des deutschen Wodan stellt sich demnach etwa so dar: Wodan, der Gemahl der Frija, thront im Himmel als Höchster der Götter. Könige und Helden führen ihre Abstammung auf ihn zurück. Er waltet über Sieg und Heldentum und empfängt darum Opfer. Siegvater ist auch Walvater, die Schlachttoten fallen ihm zum Opfer. Wodan fördert neben dem Waffensieg auch den Sieg der Kultur, des Geistes; er ist im Besitz heilkräftiger Sprüche. Als Sturmgott haust er im Schooss der Berge, aus denen er hervorbricht. Auf hohem Ross, mit Mantel und breitem Hut, führt er das wütende Heer, die Schaar der Seelengeister. Sein Auszug kündet Krieg, aber er bringt auch den Feldern Fruchtbarkeit. Er ist ein stürmischer Liebhaber, verfolgt Frauen und lässt sich gern auf Liebesabenteuer ein. So verkörpert er mehr den kriegerischen Edeling und abenteuernden Sänger wild bewegter Kampfeszeit als den friedlichen Bauern. Der listenreiche, geistesgewaltige, wutgrimme Gott ist das Idealbild des germanischen Heerkönigs, wie er besonders den istväischen, später fränkischen Stämmen als tüchtigster und trefflichster, vom Standpunkt reiner Moral freilich nicht immer makelloser Held voranleuchtete.')

4. Odin im Norden.

Nur mühsam gelang es, aus verstreuten Zügen ein einigermaassen zusammenhängendes und anschauliches Bild von Wodan zu gewinnen. Immerhin war es möglich, die Grundlinien zu ziehen. Umso lebendiger und farbenprächtiger tritt Odin aus den reichen nordischen, norwegisch-isländischen Quellen uns entgegen. Die nordische Überlieferung gibt einerseits eine willkommene Ergänzung zur dürftigen deutschen. Sicherlich darf das meiste davon auch für Wodan in Anspruch genommen werden. Die blassen Umrisse erfüllen sich mit Farbe und Leben. Was in Deutschland aus versprengten Trümmern zu ahnen ist, bietet sich im Norden in voller glänzender Beleuchtung. Ein Vergleich mit der Wodanskizze wird ohne weiteres immer zeigen, was unbedenklich aus den nordischen Schilderungen Odins herübergenommen werden darf. Andererseits wird sich sehr viel Neues ergeben, was auf den niederdeutschen Wodan der ersten nachchristlichen Jahrhun

1) Vgl. Dahn, Bausteine 1, 1879 Wodan und Donar als Ausdruck des deutschen Volksgeistes.

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