ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub
[blocks in formation]

anfangen zu altern: davon werden sie wieder jung, und so wird es bleiben bis zum Untergang der Götter. Sehr viel haben die Götter der Hut und Sorgfalt Iduns anvertraut. Einmal wäre es aber doch beinahe übel abgelaufen. Der Riese Thjazi, der in Adlergestalt den mit einer Stange nach ihm schlagenden Loki gefangen hatte, sagte, er werde ihn nicht loslassen, wenn er nicht Idun mit ihren Äpfeln herbrächte. Loki versprach das und führte in der That die Idun hinaus. Er lockte sie nämlich unter dem Vorwande fort, dass er ihr Apfel zeigen wolle, die ihr überaus kostbar erscheinen würden, und bat sie, ihre eigenen Äpfel mitzunehmen, damit sie einen Vergleich anstellen könne. Und so ging sie mit ihm. Da kam der Riese Thjazi in Adlergestalt und flog mit ihr nach Thrymheim. Den Asen erging es schlimm beim Verschwinden der Idun, sie wurden schnell alt und grau. Sie versammelten sich und fragten einander nach Idun. Sie war zuletzt gesehen worden, wie sie mit Loki aus Asgard ging. Da wurde Loki ergriffen und zum Ding geschleppt und mit Folter und Tod bedroht. Dadurch erschreckt gelobte er, er wolle Idun in Riesenheim suchen, wenn Freyja ihm ihr Falkenhemd leihe. Wie ers erhielt, flog er gen Norden nach Riesenheim und kam zur Wohnung des Riesen. Thjazi, als dieser gerade auf die See hinaus gerudert war. Er verwandelte die Idun, die allein zu Hause war, in eine Nuss und flog mit ihr davon. Als Thjazi heimkam und Idun vermisste, schlüpfte er in sein Adlergewand und flog ihnen nach; wie aber die Asen den Falken herankommen sahen, nahmen sie einen Haufen Hobelspähne und zündeten sie an. Der Adler vermochte seinen Flug nicht schnell genug zu hemmen, sein Gefieder fing Feuer, und nun töteten sie den Riesen innerhalb des Gitters von Asgard.

Auf eine sonst verlorene Sage spielt Lokis Schelte an:
die von allen Weibern

Schweige du, Idun,

Am meisten nach Männern jagt!

Um ihn wandst du

die weissen Arme,

Der die Brust deines Bruders durchstiess!

auch als Frauenname auf Island bezeugt (Arkiv f. nordisk filologi 5, 24 Anm.), bedeutet Erneuung, Verjüngung; der Name ist gebildet vom Präfix it iterum und vom in Frauennamen bäufigen Suffix -unn, vgl. Uhland, Schriften 6, 69, Bugge, Arkiv 5, 24. Sie trägt ihn offenbar als Bewahrerin der Äpfel, die „ellilyf“, Heilmittel gegen Alter heissen. Über die Idunsage und ihre Deutung Uhland, Schriften 6, 69 ff. und Bugge, Arkiv för nordisk filologi 5, 1 ff.

Golther, Germ. Mythologie.

29

In der Sage von Idun, der Hüterin der Äpfel, verschmolzen mehrere Bestandteile mit einander. Dass der Idun von Riesen nachgestellt wird, erinnert an die ähnlichen Sagen von Freyja. Die Feindschaft der Riesen gegen die Götterwelt kommt dadurch zum besondern Ausdruck, dass mit Idun auch die Äpfel, die Quelle der Jugendkraft, den Göttern entzogen werden. So erscheint der Bestand der Welt bedroht, wenn Idun in die Hände der Riesen fällt. Alle diese Beziehungen, auch den Vorwurf der Buhlerei wol nach dem Muster der Freyja, mögen nordische Skalden selbständig geschaffen haben. Wie bei Freyja versucht Uhland auch bei Idun natursymbolische Auslegung des Mythus. In Idun ist das frische Sommergrün an Gras und Laub persönlich geworden. Iduns Raub durch den Riesenadler Thjazi stellt die Entblätterung der Bäume und Entfärbung der Wiesen durch den rauhen Hauch der Herbst- und Winterwinde dar. Im Frühling bringt Loki, die warme Luft, das Grün zurück. Diese Deutung ist zu allgemein, um als befriedigende Lösung gelten zu können. Iduns Verhältniss zum Riesen, die Rolle, die Loki dabei spielt, ist der Sage vom Riesenbaumeister, der Freyja verlangt, auf Lokis Rat sie zugesprochen erhält, durch Lokis List aber sie auch wieder verliert, in der Hauptsache nachgeahmt. Das unterscheidende Merkmal der Idunsage bilden aber Iduns Äpfel, deren Herkunft aus christlicher und antiker Mythologie Bugge nachgewiesen hat. Seinen Aufstellungen kann ein Unbefangener nicht widersprechen, schon um der Äpfel willen, die auf Island nie vorkamen und auch in Norwegen kaum anders als mit den Klostergärten Eingang fanden. In Dänemark, wo die Frucht früher begegnet, fehlt wieder die Idunsage. Iduns Äpfel stammen also jedenfalls aus der Fremde. Aus dem Kreise biblischer Vorstellungen scheint eine Volkssage entwickelt zu sein von einem Apfelbaum, der über einer Quelle sich erhebt. Die Äpfel und das Wasser verleihen ewiges Leben. Ebenso wirken die Apfel in den Gärten der Hesperiden. Welcher Kranke davon geniesst, wird sofort gesund. In Irland geht eine Sage, wie drei Brüder in Falkengestalt die Wunderäpfel Hisbernas rauben. Sie werden von den Töchtern eines Königs, welche Greifengestalt annehmen, verfolgt, entkommen aber glücklich. Die irische Sage, obwol nur in jüngerer Fassung überliefert, scheint in höheres Alter zurückzureichen. Sie ist zweifellos, wie schon der Name Hisberna lehrt, aus den Hesperidenäpfeln entwickelt. In einer ähnlichen Gestalt dürfte sie einst den Wikingern auf Ir

[blocks in formation]

land bekannt geworden sein. Von den Äpfeln und ihrer wunderbaren Eigenschaft, von ihrem Raube hörten die Nordleute und daraus schufen sie die Geschichte von Idun und ihren Äpfeln. Der Name Idun meint Erneuung, Verjüngung; er wird wol erst mit der Sage selber, welche die Apfel in die Verwahrung der Göttin gab, entstanden sein. Somit stellt sich der Idunmythus als ein ziemlich spätes Erzeugniss der nordischen Skalden heraus. Die Grundlagen bestimmen sich in Kürze dahin, dass die Göttin selbst und ihr persönliches Verhältniss zu Thjazi und Loki in Anlehnung an Freyjasagen erdichtet wurde, während die Äpfel als Heilmittel gegen das Alter christlichen oder antiken Vorstellungen entstammen. Die Art und Weise, wie Loki Idun, zur Nuss verwandelt, zurückholt, vergleicht sich der irischen Sage vom Raube der Hisbernaäpfel. Im Anfang der Erzählung sind Idun und die Äpfel auseinander gehalten, am Schluss trägt Loki eine Nuss nach Asgard heim. Das deutet auf Verwirrung. Man erwartet, dass Loki die Äpfel, deren die alternden Asen dringend bedürfen, zurückträgt, die Idun durch irgend eine List aus der Gewalt des Riesen löst.

Die Göttin der Jugend, dem bärtigen Sängerahn Bragi vermählt, ist ein schönes dichterisches Bild.

12. Menglod.

Menglod, die Halsbandfrohe, darf als ein Name der FriggFreyja gedeutet werden und darum geht auch der von ihr erzählte Mythus eigentlich auf Frija. In Swipdag, ihrem Erlöser und Gemahl, im raschen Tage, erkennt man den lichten Tagsund Himmelsgott. Frija-Menglod scheint die Jungfrau Sonne, die am Rande des Himmels auf einem Berge schläft, umgeben von loderndem Feuer, der flammenden Morgenröte. Tag, Sonne, Morgenröte verkörpert die Dichterphantasie als besondere Gestalten oder Zustände. Der Wohnsitz, wo die schöne Göttin mit hilf- und segensreichen Genossinnen thront, ist von wabernder Lohe und andern Schrecknissen umzogen und jedem unzugänglich, selbst dem erwarteten Geliebten, wie er in erster Dämmerung, im Morgenwind als Windkald, Kalds Sohn, erscheint. Alle Hindernisse aber schwinden, sobald er sich mit seinem rechten Namen, Swipdag, Solbjorts (des Sonnenhellen) Sohn nennt und sich in seiner wahren

Gestalt zeigt. Selten ist ein Mythus durch die Namen der Hauptgestalten gleich durchsichtig wie hier. Soviel Schwierigkeiten der Erklärung aller Einzelheiten in den Fjolsvinnsmol auch entgegenstehen, der Grundgedanke der Dichtung tritt mit zweifelloser Deutlichkeit zu Tage: wie der Tag die Sonne zum Weib gewann. Swipdag kann nur aus Tiuz abgezweigt sein, und darum reicht die Sage in hohes Alter zurück. Sie entstand, solang die sonnige Göttin, Frija die Halsbandfrohe, allein dem lichten Tagesgott zu eigen war, ehe der brausende mächtige Sturmwind sie an sich gerafft hatte. 1)

13. Schlussbemerkungen.

In seiner Abhandlung über Frija und den Halsbandmythus gelangte Müllenhoff 2) zu dem Ergebniss, nachdem er die Überlieferung über Frigg mit Hilfe der Sagen von Freyja, Menglod u. A. ergänzt hatte, dass die Ausbildung dieser Mythen der Zeusreligion der Germanen angehöre, dass die Sagen in uralten Vorstellungen des indogermanischen Volkes wurzeln.,,Wir behaupten, dass die Frija, die Sonnen- oder Morgengöttin bei den Germanen, einst die Gemahlin des Irmintiu war und erst an Wodan überging, als dieser sich zum Himmelsgott aufschwang, dass sie die ursprüngliche, einzig wahre Inhaberin des grossen Halsbandes war, und dass der Streit, der sich daran schloss, so verlief, dass er mit dem Tode der Knaben, die sie in der Frühe auf ihrer Laufbahn geleiteten, durch den höchsten Gott ein Ende nahm, dass das Halsband ihr mit oder wenigstens nicht ohne ihres Mannes Willen geraubt, dann durch den guten Gott der Frühe zurückerkämpft und wiedergegeben wurde. Wir erblicken nunmehr die ganze Kette von Mythen, die unter wechselnden Gestalten, vom ersten Morgengrauen beginnend, die glanzvolle Erscheinung der Himmelskönigin, auch das Verschwinden ihres Lichtes am Abendhimmel schildern und so den Verlauf eines Tages umschreiben.“

J. Grimm, Mythologie 284 urteilte so:,,Die Wichtigkeit dieser Sage von der Göttin Halsschmuck steigt aber noch, wenn wir griechische Mythen hinzuhalten. Brisingamen ist nichts anderes als Afrodites quos (Hymn. in Ven. 88) und die Kette wiederum ihr Gürtel, der κεστὸς ἱμὰς ποικίλος, den sie am Busen trägt,

1) Zur Deutung der Fjolsvinnsmól vgl. Müllenhoff, ZfdA. 30, 219.
2) ZfdA. 30, 217 ff. Die oben ausgehobenen Stellen ebenda S. 243 u. 259.

Ursprung des Halsbandmythus.

453

dessen Zauber alle Götter und Sterbliche bewältigt. Von ihrem Hals (άñò oτýdɛoqiv) löst und leiht sie ihn der Here, die den Zeus damit reizen will, das wird in einem uralter Göttersage vollen Liede (Il. 14, 214-218) erzählt. Wie den iuás Here und Afrodite wechselsweise tragen, schreibt die nordische Fabel das Geschmeide bald der Frigg, bald der Freyja zu, denn jenes Gold der Frigga bei Saxo fällt mit Brisingamen zusammen. Dazu tritt eine andere Ahnlichkeit. Freyja besitzt nach derselben Erzählung ein schönes und so starkes Gemach, dass, wenn die Thüre verschlossen war, niemand ohne ihren Willen hinein kommen konnte. Mit welcher List Loki dennoch eindrang und ihr das Halsband raubte, wird berichtet. Homer meldet es nicht, wol aber weiss

er Il. 14, 165–168 von Heres Gálauos,

τόν οἱ φίλος υἱὸς ἔτευξεν

Ήφαιστος, πυκινὰς δὲ θύρας σταθμοῖσιν ἐπῆρσε
κληῖδι κρυπτῇ, τὴν δ ̓ οὐ θεὸς ἄλλος ἀνῷγεν.

Was stimmt genauer zu jenem unnahbaren Gemach der Freyja, zumal des iuás gleich darauf gedacht wird? Hefäst, der seiner Mutter das kunstreiche Zimmer baute, halte ich zu den Zwergen, die der Freyja das Halsband schmiedeten. Die Identität der Frigg und Freyja mit Here und Afrodite muss auch nach diesem Mythus wirklich einleuchten." Ist Freyjas Halsband das der Afrodite, dann fällt allerdings Müllenhoffs Beweis, weil dann Entlehnung, nicht Urverwandtschaft anzunehmen wäre; weil Afrodite keine urgriechische, indogermanische Göttin ist, bedingt die Anerkennung einer engeren Verwandtschaft zwischen ihr und einer germanischen Göttin zugleich die Annahme, dass die Freyja einen Teil ihres Wesens durch Afrodite-Venus erhielt. Auf fremden Ursprung weist endlich noch das Gespann der Freyja. Es kommt nichts Genaueres in einer Sage vor, nur allgemein ist Freyja Besitzerin der zwei Katzen genannt, mit denen sie im Wagen fährt. 1) Das Tiger- und Löwengespann orientalischer Gottheiten ist nach Bugge (Christiania Morgenbladet 16. Aug. 1881) Vorbild für Freyjas (Tiger- ?) Katzen.

1) SE. 1, 304 heisst Freyja eigandi fressa, Eignerin der Katzen; SE. 1, 96 ekr hỏn kọttum tveim ok sitr í reið; SE. 1, 176 Freyja reið kọttum sínum. Snorri versteht also unter „fress" Kater, Katze, wie z. B. auch Grágás II 192 kattbelgir af gomlum fressum. Unter den heiti für bjorn, Bär, steht fress SE. 1, 478 u. bei Kormak. Vgl. Sveinbjörn Egilsson, Lex. poet. 202.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »