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tasie hüllt auch die Höllengeister in schwarze Farbe. Aus den angeführten Redensarten blár sem hel, heljarskinn braucht man nicht zu schliessen, dass von Anfang an die Nordleute die Hel in schwarze Teufelsfarbe kleideten, denn der Vergleich kann ebenso sehr auf hel als auf Hel zielen. Was Snorri im 13. Jahrhundert von Hel erzählt, beruht auf starker christlicher Einwirkung und ist fürs Heidentum nicht bindend. Nach der Bekehrung hat man im Norden mit drei Helbegriffen zu rechnen: der heidnischen hel und Hel und der christlichen hel. Alle drei haben in den Vor

stellungen der Dichter sich oft wunderlich vermischt.

Dass sich in der Hölle Straförter befanden, nahmen die Skaldengedichte des 10. Jahrhunderts an. Die Volospo 38 sagt:

Einen Saal seh ich stehen
Auf Nastrand, die Thüren
Durchs Rauchloch strömte

der Sonne fern,

nach Norden gerichtet;
ein Regen von Gift,

Denn die Wände des Saales sind umwunden von Schlangen.

Dass er

Nástrond bedeutet Totenstrand, und dieser Ortsname weist aufs Totenreich. Der Verfasser der Volospó hatte demnach zweifellos die Vorstellung, dass es in der Hölle Qualörter gäbe, und er malte sich den höllischen Saal furchtbar genug aus. aber damit echt germanische, heidnische Anschauungen wiederholt, ist sehr unwahrscheinlich. Derlei düstre Schreckbilder entstammen der christlichen Mythologie, aus der einmal doch der wesentliche Inhalt der Volospó geschöpft ist.1) Die 39. Strophe des Gedichtes im Verein mit Reginsmol 4 ergibt die Vorstellung eines wilden, eisigen Höllenstromes, der spitze Waffen in seinen Wogen führt. Meineidige, Mörder, Ehebrecher müssen zur Strafe drin waten. Auch hier dürfte der höllische Strafort nicht aus dem Bestande der germanischen halja geholt, sondern durch christliche Einflüsse entstanden sein. Doch können volkstümliche Elemente mit verwertet sein. Alt und allgemein scheint der Glaube, dass der Verstorbene, dem zu diesem Behufe der Schuh in den Sarg gelegt wurde, eine lange gefahrvolle Wanderung über Gestein und durch Dornicht zurücklegen, endlich auch durch den Fluss, der

1) Die mittelalterlichen Christen meinten, die Leiber der Ungläubigen und Unbussfertigen müssten in der Hölle grausigem Gewürm zur Nahrung dienen. Den Angelsachsen ist die Hölle ein Schlangensaal (wyrmsele); vgl. Bugge, Studien über die Entstehung der nordischen Götter- und Heldensagen S. 482 ff.

Die Hölle als Qualort. Waltote in der Hel.

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die Welt der Toten und Lebenden trennt, waten müsse.1) Leicht entsteht daraus die Vorstellung einer Strafe, indem der eine länger, der andere kürzer, je nach seiner Art zu wandern hat, insbesondere wenn die Einbildungskraft mit Höllenstrafen erfüllt ist.

Wenn Snorri in Gylfag. Kap. 3 behauptet, die Seelen der Rechtschaffenen werden bei Allvater in Gimle weilen, die bösen dagegen kommen zur Hel und von dort nach Niflheim, so denkt er hier vollkommen christlich und verweist die Guten in den Himmel, die Bösen in die Hölle. Ganz anders unterscheidet er Gylfag. Kap. 20 und 24, wonach die im Kampfe Gefallenen zu Odin und Freyja eingehen, während nach Gylfag. 43 zur Hel diejenigen gelangen, die än Krankheiten oder Altersschwäche starben. Also nicht die Lebensweise, sondern die Todesart entscheidet, und das ist heidnische Anschauung. Man erwartet nun, diese in den alten Gedichten durchweg bestätigt zu finden, wenigstens dort, wo ausgesprochener Odinsglaube herrscht. Aber dem ist nicht so. Wie einerseits Walhall seine Thore auch denen öffnet, die nicht an Wunden starben, so nimmt die Hel Waffentote zu sich. In Wirklichkeit sind eben Hel und Walhall eins, das grosse, allumfassende Seelenreich, Walhall ist nur ein Versuch, für Bevorzugte ein eigenes Heim zu schaffen, aber immer bricht der alte Glaube von der Hel durch. So steigt der schwertdurchbohrte Baldr zur Hel hinab. In den Atlamól herrscht durchgehends die Annahme, dass die Gefallenen zur Hel fahren. Besonders fällt auf, dass Brynhild den Hjalmgunnar zur Hel schickt (Helreiþ 8). Man sollte meinen, die Walküre müsse den Mann, dessen Tod im Kampfe sie veranlasst, nach Walhall kiesen. In der Fóstbrodrasaga Kap. 4 träumt ein Mann von einem andern, die Hel werde als Hausfrau ihn umarmen. Bald darauf wurde jener auch erschlagen. Angantyr mit seinen Brüdern war im Kampfe gefallen; der Hügel wurde über ihm gewölbt. Als aber seine Tochter Herwor mit Zauber ihn aufweckt, um das treffliche Tyrfingschwert vom toten Vater zu erhalten, heisst es: Auf that sich die Höllenpforte (helgrind). Der Skald Egil erschlug drei Männer, welche König Eirik zu seiner Verfolgung ausgesandt hatte. Da sang er: Allzu lang zögern sie mit der Rückkehr zum König, da sie zu dem hohen Saal der Hölle gefahren. 2) Im Lied von Gudruns Auf

1) Über die Wanderung nach dem Tode und den eisigen, Schneiden mit sich führenden Höllenfluss vgl. Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 5, 113 ff. 2) Egilssaga Kap. 45 til hásalar Heljar helgengnir.

reizung 19/20 wird Sigurd von Gudrun ermahnt an sein Versprechen, aus der Hel (or heljo) heimzukehren.

Aufs schwarze Streitross schwinge dich, Sigurd,

Hierher lenke

den hurtigen Renner.

Mithin ist Sigurd in der Hölle gedacht, während Sigmund und Sinfjotli dem Eirikslied zufolge in Walhall weilen.

Was bei Snorri 1) und sonst noch von Hel erzählt wird, entstammt später Erfindung und zeigt auch fremdartige Bestandteile. Hel ist Lokis Tochter, weil Hölle und Lucifer unzertrennlich sind. Mit dem Fenrir und der Weltschlange, ihren Geschwistern, wurde Hel in Riesenheim aufgezogen. Allvater Odin schleuderte die Hel nach Niflheim und gab ihr Macht über neun Welten, damit sie denen, die zu ihr gelangen, ihren Aufenthaltsort anweise. Sie hat dort eine grosse Wohnstätte und die Wälle sind überaus hoch und die Thore weit. Eljudnir (Plagebereiter) heisst ihr Saal, Hungr ihre Schüssel und Sult (Hunger) ihr Messer, ihr Knecht Ganglati (zum Gehen träge), ihre Magd Ganglot, fallendes Unheil das Thor, die Schwelle, die hineinführt, Geduldermüder, Kor (Krankenbett) ihr Lager, bleiches Unglück das Betttuch oder der Vorhang. Sie ist zur Hälfte schwarz und zur Hälfte fleischfarben, so dass sie leicht zu erkennen ist, und sieht mit ihrem herabhängenden Kopfe recht grimmig aus. Solche Vorstellungen gefallen sich in der Ausmalung eines trostlosen Schreckensortes und entspringen zweifellos der christlichen Hölle. Auf diesen Gedankenkreis weist schon Loki hin. Noch im Heidentum erscheint Hel als Lokis Tochter und Schwester der Ungetüme, und so mag schon frühzeitig die Hölle als Ort des Schreckens gedacht worden sein, obwol die ältere Vorstellung vom blossen Totenreich daneben noch fortdauert. Das Gleiche ist auch in Deutschland zu beobachten, wo nach J. Grimm, Myth. 761, erst im 13. Jahrh. Hölle im Sinne von Aufenthalt der Verdammten sich festsetzte, während zuvor meistens der alte Sinn des Wortes noch vorherrscht.

Wenn Loki zum Weltbrand mit den höllischen Heerscharen heranfährt, gemahnt auch dieser Zug an christliche Vorstellungen vom Weltende.2)

1) Die Schilderung der Hel Gylfag. Kap. 34; über die Sage, wie sie von Allvater hinunter nach Niflheim geschleudert wird, Bugge, Studien 511.

2) Gylfag. Kap. 51 SE. 1, 190 þar er ok þá Loki kominn ok Hrymr, ok með honum allir Hrímþursar, en Loka fylgja allir Heljar sinnar. Danach bessert Bugge Str. 51 der Vol., was Sijmons annimmt:

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Wer von Hels Apfeln genoss, muss bei ihr bleiben. So wenigstens lässt sich eine Stelle der jungen Saga af Viga-Styr ok Heiðarvígum, Kap. 26 auslegen. 1) So wird Proserpina durch den Genuss des Granatapfels gezwungen, in der Unterwelt zu verweilen; auch deutsche Sagen bieten Beispiele, dass lebende Menschen durch den Genuss von Speisen im Seelenreiche den Toten anheimfallen.

In dem vollständig christlichen Sólarljóð, das vermutlich erst dem 17. Jahrh. angehört, sagt der Geist des toten Vaters zum Sohne: Hels Bande umstrickten mich. Ich wollte sie zerreissen; aber sie waren stark. Überall bedrückte mich Angst. Jeden Abend entboten Hels Mädchen mir heim zu sich. Die Sonne, das Tagesgestirn, sah ich versinken; die Pforte der Hel hörte ich dumpf ertönen.

Aus biblischen Stellen fliesst die Unersättlichkeit der Hölle, das Öffnen ihres Mundes und dadurch der Versuch, sie persönlich darzustellen, wie J. Grimm in älteren und jüngeren deutschen Schriften beobachtet. In mhd. Gedichten spricht die Hölle mit dem Teufel. J. Grimm sieht darin eine Nachwirkung der persönlichen germanischen Halja. Aber dem steht entgegen, dass der örtliche Begriff der älteste und ursprünglichste, der persönliche der abgeleitete ist. Da Hel von Anfang an als Lokis Tochter erscheint, also in Verbindung mit dem Teufel, ist die Möglichkeit vorhanden, dass eine persönliche Hel im Norden überhaupt erst unter christlicher Einwirkung aufkam. Ihre Persönlichkeit ist ebenso wenig weiter ausgeführt, als es bei der christlichen Hölle der Fall ist; sie verharrt in ihrer farblosen Allgemeinheit. Eine echt nordische ursprüngliche Hel wäre wol kräftiger und lebendiger gestaltet worden. Die persönliche nordische Hel unterscheidet sich durch nichts von den entsprechenden Ansätzen zur Persönlichkeit der christlichen Hölle und ist daher letzterer gleich zu achten, ja sogar daraus zu erklären. 2)

kjóll ferr norþan:
of log lýber,

Die Hss. haben auslan statt norpan,

die Lesart Bugges voraus.

koma mono Heljar

en Loke stýrer.

muspellz statt heljar; aber SE. setzt

1) Íslendinga sögur 2, 361 an mér olselja Heljar eplis, die Frau gönnt mir Hels Apfel, d. h. will meinen Tod. Zur Stelle Sveinbjörn Egilsson, Lex. poet. 318. Deutsche Seitenstücke zur griechischen Mythe bei W. Müller, Niedersächsische Sagen S. 372 ff.

2) Myth. 291; 3, 94. Unter den vielen Sagen von verwünschten Jung

2. Die Ran.

Ran, die Räuberin 1), welche einmal unter die Asinnen gerechnet wird, ist Ägirs des Meergottes Weib. Sie haben neun Töchter mitsammen, die persönlich gewordenen Wellen. Als die Götter in der von Golde erleuchteten Halle des Ägir beim Gelage sich versammelten, gewahrten sie, dass Ran ein Netz besass, das sie nach allen Menschen, die auf die See gingen, ausstellte. Als Loki den Zwerg Andwari fangen wollte, ging er zu Ran und borgte sich ihr Netz. In den Gedichten wird häufig beschrieben, wie Ran ihre Beute erjagt, aber dabei verlautet nichts mehr vom Netze. Von einer Riesin, die Helgis des Hjorwardsohnes Schiffe zum Scheitern zu bringen suchte, wird gesagt, sie wollte sie der Ran geben. Von Helgis des Hundingtöters Schiff, das der Sturmgefahr entronnen, heisst es: Kräftig riss sich aus Rans Krallen das Gischtross Helgis. Also herrscht die Vorstellung, Ran greife mit den Händen nach dem in Seegefahr befindlichen Schiffe. Kurz zuvor ist von den unholden Wogentöchtern Ägirs die Rede, welche die Schiffe umzustürzen trachteten. In Seesturm und Wogenprall schien den Skalden die Ran selber thätig zu sein. Im 11. Jahrh. sagt der Skald Ref: das Wogenpferd (d. i. Schiff) reisst die rot bemalte Brust aus dem Rachen der Ran (or munni Ránar). Den Tod seines ertrunkenen Sohnes betrauernd sang Egill: Ran hat mich sehr niedergeschlagen. Ein anderes Bild braucht die Fóstbrodra

frauen, die Panzer, Beitrag z. deutschen Myth. 1, München 1848, behandelt, kommt auch einmal eine schwarz und weiss gefärbte Jungfrau, vom Volk die Held genannt, vor; daraus eine germanische Halja zu erschliessen, wie es seit Panzer beliebt, ist nicht zu billigen. Die Sagen fallen ins Bereich des Gespensterglaubens, in den die höllische Verdammniss oft hereinspielt.

1) Rán bedeutet Raub. Über die Ran vgl. SE. 1, 338; Reginsmól Prosaeingang; Helgakv. Hj. 18; Helg. Hund. I, 31; die Strophe des Ref, SE. 1, 326; Fóstbrodrasaga älterer Text Kap. 4, jüngerer Text Kap. 6; Fridbjofssaga Kap. 6; Eyrbyggjasaga Kap. 54; Sneglu-Halla þáttr (Fornmannasögur 6, 376); Egill im Sonartorrek 7. Thjodolf in der Haustlong nennt Ran, indem er das Meer als Rán-himinn bezeichnet. Das Netz der Ran führt Bugge, Studien 20 f. auf das Netz der Aranea zurück; Aranea casses in alto suspendit sei missverstanden, in alto als in der Meerestiefe gefasst worden. Übrigens hat nach Kuhns märk. Sagen, S. 374, der Wassermann auch ein Netz, und der Vita Sulpicii († 614) zufolge wird in einem Wasserstrudel von Geistern mit Stricken den Menschen nachgestellt (repente funibus daemoniacis circumplexus amiltebat crudeliter vitam); vgl. W. Müller, System der altdeutschen Religion S. 375 Anm. 4.

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