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saga: Die Töchter der Ran versuchten die Bursche und trugen ihnen ihre Umarmung an. Die junge, dem 14. Jahrh. angehörige Fridthjofssaga gefällt sich besonders in der Schilderung der Ran. Bei einem gefährlichen Sturme sagt Fridthjof: Jetzt muss ich wahrlich der Ran Bett besteigen, ein andrer wird das der Ingibjörg einnehmen. Weiterhin wird berichtet: Es steht zu erwarten, sprach Fridthjof, dass einige von unsern Leuten zur Ran fahren werden. Wir werden nicht viel gleich sehen, wenn wir dahin kommen, wenn wir uns nicht prächtig schmücken. Es scheint mir rätlich, dass jedermann einiges Gold bei sich trage; da hieb er den Ring entzwei, das Geschenk der Ingibjörg, und teilte ihn unter seine Leute aus und sprach die Weise: Diesen roten Ring, den Halfdan besass, muss man entzwei hauen, ehe uns Ägir verdirbt. Gold soll man sehen an den Gästen, ehe wir der Gastung bedürfen. Das taugt vornehmen Recken mitten in Rans Sälen. Fridthjof schilt die Ran ein grausames, fühlloses Weib (sidlaus kona). Obwol die Beutegier der grausamen Meeresgöttin auf diese Art anschaulich geschildert wird, ist doch der Aufenthalt in den Sälen der Ran keineswegs mit düstern Farben ausgemalt. Wer im Kampf mit den Gewalten des Meeres erliegt, wird dadurch zu den Sälen der Seegötter geladen und dort ebenso ehrenvoll aufgenommen und gehalten, als derjenige, den eine andre Todesart in die Gemeinschaft anderer Götter und Geister ruft. Aus der Zeit kurz nach Annahme des Christentums auf Island wird berichtet: Da hielt man es für gewiss, dass die Leute bei Ran wol aufgenommen worden seien, wenn zur See umgekommene Leute ihr Erbmahl besuchten; denn da war noch der alte Aberglaube wenig geschwächt, obwol die Leute getauft waren und Christen genannt werden mochten. Um die Mitte des 11. Jahrh. singt der Isländer Sneglu-Halli, wenn er den Untergang seines Schiffes voraussagen will: Deutlich sehe ich, wie ich bei Ran sitze; einige sind beim Schmaus mit den Hummern; klar ist's, dass man beim Dorsche gaste. Das Verhältniss der Ertrinkenden zur Ran ist dasselbe wie das Verhältniss der durch Waffen Gefallenen zu Odin. Nur ist weder hier noch dort der Glaube allgemein und ausnahmslos. Wie auch waffentote Männer zur Hölle fahren, so kommen auch Ertrunkene mitunter anderswohin als zur Behausung der Ran. Thorstein und seine Genossen waren ertrunken. Man erwartet, dass sie zur Ran kämen. Aber ein Hirte sieht, wie die Seelen der Verstorbenen in den Berg Helgafell eingehen und

von den Geistern mit grossem Schalle und Hörnerklang begrüsst werden. 1)

Ran, als Meergöttin und Gemahlin Agirs, darf als eine Schöpfung der Skalden betrachtet werden. Doch erhebt sie sich aus den Gebilden der allgemeinen Volkssage, aus den Wassergeistern, die im räuberischen Wesen ihr vollkommen gleichen, die ebenso wie sie freundliche und feindliche Seiten aufweisen.

V. Nordisch-finnische Göttinnen.

I. Skadi.

Über Skadi, des Riesen Thjazi Tochter, die im Riesenland haust, auf Schneeschuhen läuft und Wild mit dem Bogen schiesst, die durch die Vermählung mit Njord in den Kreis der Asinnen eintritt, deren Gunst genossen zu haben, Loki sich rühmt, wurde schon berichtet.2) Hier ist noch der Sage zu gedenken (Ynglingasaga Kap. 9), wonach sie die Gemeinschaft mit Njord aufgab und dem Odin sich vermählte. Sie hatten manche Söhne mit einander, einer hiess Säming. Davon dichtete Eywind im Haleygjatal: Ihn erzeugte der Asen Urheber mit der Riesin, als der Freund der Helden und Skadi in der Menschenwelt hausten und manche Söhne die Schlittschuhgöttin von Odin empfing. Auf Säming leitete Jarl Hakon der Reiche (970-995) seine Ahnen zurück. Die Volsungasaga scheint Sigi als den Sprössling Odins und der Skadi betrachtet zu haben. Der mächtige Mann Skadi, dessen Knecht Bredi, der geschickteste und glücklichste Jäger, von Sigi, dem hochfertigen Sohne Odins, weil er es ihm auf der Jagd zuvorthut, erschlagen wird, gleicht der riesischen Göttin Skadi, die als Jägerin auf Schneeschuhen im norwegischen Gebirge umherstreift. Vermutlich wurde einst Sigi wie Säming für einen Sohn Odins und der Skadi ausgegeben, der erst wegen seines frevelhaften Eingriffs in den Betrieb der Mutter deren Land räumen musste. Der Name der Göttin, Skadi, der Form nach männlich, gab zu dem Missver

1) Eyrbyggjasaga Kap. 11.

2) Vgl. oben S. 238 ff.; Detter, Beiträge 18, 76 ff. sucht Spuren des Skadimythus in andern Sagen nachzuweisen.

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ständnisse des Verfassers der Volsungasaga Anlass, welcher die Skadi zu einem mächtigen Manne machte.')

Für Skadis Wesen zeugt am deutlichsten ihr Sohn Säming, der ein Vertreter der skandinavischen Urbevölkerung, der Finnen und Lappen, zu sein scheint. Müllenhoff in der Altertumskunde 2, 55 f. erklärt Skadi auf diese Weise.2) Gleichwie andere Gestalten der nordischen Mythologie, z. B. Ullr, Thorgerd Hölgabrud und Irpa finnische Art an sich haben, so auch Skadi. „Der norwegische Mythus lässt die als Mannweib gedachte und daher masculinisch, wol im Sinne wie as. scatho, ags. sceada, latro, hostis, benannte Göttin Skadi im alten Reiche ihres Vaters, des Riesen Thjazi, auf dem Gebirge ganz nach Finnenart als Jägerin auf Schneeschuhen hausen, auch nachdem sie zur Sühne für den Tod des von den Asen erschlagenen Vaters mit dem reichen Wanen, dem als Handels- und Schifffahrtsgotte am Seestrand wohnenden Njord vermählt ist. — Als Vertreterin des Finnentums wird sie angesehen, wenn sie mit Odin ausser andren Ahnen edler Geschlechter vor allen den Säming, den Ahnen der Herrscher von Halogaland, also derjenigen Landschaft, wo Lappen und Germanen zusammen lebten wie nirgendwo sonst, erzeugt haben soll. Denn altn. Sámr, das wie Finnr als Name, als Adjectiv in dem Sinne ,,schwärzlich von Aussehen" gebraucht wird, scheint durchaus dasselbe mit lapp. Sabme, plur. Samek, wie die Lappen sich selbst und ihr Land Same-ædnam benennen, so dass das davon gebildete Patronymicum Sæmingr nur den aus der Ehe eines Germanen mit einer Lappin Entsprossenen anzeigt. In diesen Mythen tritt unverkennbar die Ansicht entgegen, dass Lappen und Finnen die älteste Bevölkerung des Landes waren, die durch die im Dienste der Asen und Wanen stehende der Nordmannen zurückgedrängt wurde." Der Name Skadi hängt wol mit dem ältesten Landesnamen Skadinavia (nicht Skandinavia) zusammen. Diese Landesbenennung entlehnten aber die im Norden eindringenden Germanen von den Lappen. Dass Skadi eine Riesentochter ist, besagt ebenso, dass ihre Heimat in den unwirtlichen nordischen Gegenden Skandi

1) So Müllenhoff, ZfdA. 23, 117.

2) Dass Skadi eine Vertreterin der Finnen und Lappen, der vorgermanischen Bevölkerung des Nordens sei, behaupten W. Müller, Zur Mytbologie der griechischen und deutschen Heldensage S. 101 und Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 2, 55 ff.; über den Namen Skandinavia Müllenhoff, a. a. O. 357 ff.

Golther, Gorm. Mythologie.

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naviens, wo neben Lappen und Finnen auch die Trolle hausen, zu suchen ist.

2. Thorgerd Hölgabrud.

Wenn man auf ihren Ursprung achtet, steht Thorgerd der Skadi am nächsten. In Halogaland, wo Germanen und Finnen zusammen hausten, kam die Verehrung der Thorgerd Hölgabrud oder Hölgatroll auf. Skadi begegnet nur in der Göttersage, aber keine tiefer eingreifende Thätigkeit ist ihr verliehen; dagegen erfahren wir von eifrigem, der Thorgerd geweihtem Dienste.1) Snorri berichtet (SE. 1, 400): So wird erzählt, dass König Hölgi, nach dem Halogaland genannt ist, der Vater der Thorgerd Hölgabrud war. Beide wurden durch Opfer verehrt. Saxo (B. III S. 116) weiss von Helgo, dem König von Halogaland, dass er um Thora, die Tochter des Guso, des Königs der Finnen und Bjarmier, warb. Aus beiden Berichten ergibt sich eine Sage, wonach Hölgi (d. i. Hálogi, Háleygr), der mythische Ahnberr des Geschlechtes der Haleygjerjarle, mit der Finnin Thorgerd, die eben daher den Beinamen Hölgabrud, Braut des Hölgi, führt, vermählt war. Thorgerd und ihre Schwester Irpa wurden die Schutzgöttinnen der haleygischen Jarle. Jarl Hakon, der berühmteste dieses Stammes, der 970-995 Norwegen beherrschte und das Heidentum wieder aufrichtete, war ihrem Dienste ergeben. Über Irpa ist aus den Quellen nichts Näheres zu erfahren. Detter meint, der Thorgerdmythus stehe in Zusammenhang mit der Sage von Helgi, Thora und Yrsa. Helgi zeugt mit Thora auf der Insel Thorö bei Dänemark eine Tochter namens Yrsa. Als diese herangewachsen war, kam Helgi nochmals auf die Insel und machte die Yrsa, die er nicht als seine Tochter erkannte, zu seinem Weibe. Als er die Wahrheit erfuhr, gab er sich aus Reue den Tod. Irpa, die Braune, das Bastardkind, soll mit Yrsa gleich sein. Daher erklärt sich, dass bei Snorri Hölgabrud als Hölgis Tochter erscheint. Ursprünglich waren Thorgerd und Irpa beide Hölgis Bräute. Wie diese berühmte nordische Sage mit dem haleygischen Jarlsgeschlecht verwoben wurde, bleibt dunkel. So viel ist gewiss, frühzeitig wurde der Mythus an Halogaland geknüpft und nahm Züge finnisch

1) Über Thorgerd Hölgabrúðr, die in späterer Verderbniss auch als Hördabrúar, höldabrudtr, hörgabruur erscheint, vgl. G. Storm, Arkiv for nordisk filologi 2, 124 ff.; Detter, ZfdA. 32, 394 ff.

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lappischen Aberglaubens an. Hölgis Grabhügel bestand nach Snorri SE. 1, 400 aus einer Schicht Gold und Silber und einer zweiten Schicht Erde und Stein; darnach nannten die Skalden das Gold die Grabhügeldecke Hölgis. Dem finnischen Gotte Jumali war nach der Heimskringla S. 382 ff. ein ähnlicher Opferhügel geweiht. Der Hügel war aus Gold, Silber und Erde errichtet. Thorgerd und Irpa erzeigen ihre Hilfe durch Wettermachen, Pfeilschiessen aus allen Fingern, Zauberei, also durch die Künste, um deren willen gerade die Finnen berühmt waren.') Die Verehrung der Thorgerd und Irpa wurde ausschliesslich vom Jarl Hakon im südlichen Norwegen ausgeübt und scheint nur durch ihn aus dem hohen Norden, wo Nordleute und Finnen mit einander vermischt waren, herunter verpflanzt worden zu sein.

Die Njálssaga Kap. 88 weiss von einem Tempel im Gudbrandsdal, der dem Jarl Hakon und Gudbrand gehörte. Drin sass Thorgerd Hölgabrud in Lebensgrösse, einen Goldring an der Hand und ein Tuch um den Kopf. Vigahrappr beraubte sie des Kopftuches und des Ringes. Hierauf nahm er den Ring Thors an sich, der auf seinem Wagen stand. Endlich zog er auch der Irpa ihren Goldring ab. Hierauf steckte er den Tempel in Brand. Man hat sich dieser Beschreibung nach im Tempel drei Götterbilder zu denken, Thor auf seinem Wagen in der Mitte, zu seinen Seiten Thorgerd und Irpa. Alle drei waren wol gekleidet und mit goldenen Ringen geschmückt. In der Færeyingasaga Kap. 23 wird von einem andern Tempel des Jarls im Drontheimischen erzählt. Hakon und Sigmund Brestisson gingen mit einander in den Wald. Sie kamen zu einem freien Platz, worauf ein Haus stand. Eine Einfassung von Pfählen war umher. Das Haus war sehr schön und das Schnitzwerk war mit Gold und Silber verziert. Hakon und Sigmund gingen in das Haus hinein. Da waren viele Götzenbilder, viele Glasfenster waren an dem Hause, dass es überall frei von Schatten war. Eine Frau war in dem Hause quer vor dem Eingang, und sie war prächtig geschmückt. Der Jarl warf sich ihr zu Füssen und lag lange. Darauf erhob er sich und sagte zu Sigmund, sie wollten ihr ein Opfer geben und auf den Stuhl vor ihr Silber legen. Das aber, sagte Hakon, werden wir zum Zeichen haben ob sie meine Bitten erhören will, wenn sie den Ring loslässt, den sie an ihrer Hand hat, und der Ring, Sigmund, wird dir Glück

1) Belege sammelt Uhland, Schriften 6, 403.

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