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bringen. Nun zog der Jarl an dem Ringe und es däuchte Sigmund, als ob sie die Hand zusammen drücke und dem Jarl den Ring verweigere. Der Jarl warf sich zum zweiten Male vor ihr nieder und Sigmund bemerkte, dass er weinte. Als er aufstand und wieder an dem Ringe zog, ging er auch wirklich los. Der Jarl reichte Sigmund den Ring und sagte, er solle ihn niemals weggeben. In der späten Saga von Thorleif Jarlaskald (Flateyjarbók 1, 213) ist vom selben Tempel der Schwestern Thorgerd Hörgabrud und Irpa die Rede, und von einem Speer, den Hakon aus dem Tempel entnahm und welcher früher dem Hörgi (d. i. Hölgi) gehört hatte. Vielleicht war ursprünglich Hölgi, nicht Thor, zwischen den Schwestern aufgestellt gewesen. Die Beschreibung des Tempels mit Glasfenstern erinnert an eine Kirche, wie sie im alten Norwegen, das die eigenartigen Holzkirchen erbaute, nicht vorkam; des Jarls Gebet ist auch nicht echte Heidenart. Endlich ist das Bild, das den Ring nicht hergeben will, der Venus mittelalterlicher Sagen ähnlich. Wir haben es mit lauter romantischen, jungen Zusätzen zu thun, denen keine Gewähr für die wahre heidnische Sitte zukommt. Der Bericht der Hardarsaga Kap. 19 (Islendinga sögur 2, 59) ist vollends unbrauchbar. Da ist Thorgerd Schwester des gespenstischen Wikingers Soti. Auf Island erhebt sich ihr ein Tempel. Grimkell ging dorthin, um mit Thorgerd Rates zu pflegen. Da sah er, wie sich die Götter geschäftig zur Ausfahrt rüsteten. Thorgerd wollte Grimkell verlassen und zu seiner Tochter übergehen. Im Zorne darüber legte Grimkell Feuer an den Tempel. Noch am selben Tage starb er plötzlich.

Echter scheint der Beistand zu sein, welchen Thorgerd dem Jarl Hakon im Kampfe leistet. Schon Bischof Bjarni (um 1200) in der Jómsvíkinga drápa 32 weiss, dass die Hölgabrud ein Hagelwetter über Hakons Feinde schickt. Genaueres erzählt die Saga.1) In der Schlacht gegen die Jomswikinger im Jahre 987 oder 988 wandte sich Jarl Hakon, als seine Sache schlimm stand, an Thorgerd. Mit wenig Leuten fuhr er auf eine bewaldete Insel. In einer Waldlichtung warf er sich gen Norden auf die Knie nieder und bat Thorgerd um Beistand. Aber sie blieb taub. Da glaubte der Jarl, sie sei ihm zornig und bot ihr verschiedene Opfer an. Aber sie wollte nichts annehmen, und seine Sache dünkte ihm hoffnungslos. Da verhiess er ihr schliesslich Menschenopfer. Doch

1) In der Jómsvíkinga saga Kap. 44 (Fornmannasögur 11, 134 ff.).

Thorgerd hilft mit Hagelwetter in der Seeschlacht.

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sie wollte das von ihm versprochene Menschenopfer nicht annehmen. Da erhöhte er sein Angebot und verhiess ihr alle Leute, nur nicht sich selber und seine Söhne Eirik und Svein. Der Jarl hatte einen vielversprechenden 7 Winter alten Sohn mit Namen Erling. Diesen wählte sich Thorgerd als Opfer. Als sein Gebet und Opfer erhört war, schien es dem Jarl wieder besser zu werden. Er überantwortete sein Kind dem Skopti, seinem Knechte, welcher es nach Opferbrauch tötete. Darauf kehrte der Jarl mit neuer Zuversicht zu seinen Schiffen zurück. Er sagte: Ich weiss, wir werden die Jomswikinger besiegen; denn ich habe den Schwestern Thorgerd und Irpa um Sieg geopfert und sie werden mich so wenig trügen wie früher. Der Kampf, welcher während Hakons Abwesenheit geruht hatte, entbrannte von neuem. Der Jarl fuhr dem Führer der Wikinger, Sigwaldi, entgegen im Vertrauen auf Hölgabrud und Irpa. Da zog im Norden mit grosser Schnelligkeit ein drohendes, finsteres Wetter auf. Gegen Nachmittag stieg plötzlich das Gewölk empor und Hagel brach los mit Blitz und Donner, so dass alle Jomswikinger dagegen zu kämpfen hatten. So stark war das Hagelwetter, dass die Leute nicht dagegen Stand halten konnten. Sie hatten zuvor wegen der Hitze die Kleider abgelegt; obwol sie nun von Frost geschüttelt wurden, gingen sie doch mannhaft ins Gefecht. Da erblickte zuerst Haward die Hölgabrud im Gefolge Hakons, bald aber sahen sie auch andere geistersichtige Leute. Ihnen dünkte, als der Hagel etwas nachliess, dass von jedem Finger der Unholdin ein Pfeil flog, und jedesmal wurde ein Mann dadurch getötet. Sie sagten es Sigwaldi, der erwiderte: Mir scheint, wir haben hier nicht gegen Menschen zu kämpfen, vielmehr gegen die schlimmsten Trolle. Als das Unwetter etwas abnahm, rief der Jarl Hakon nochmals eindringlich zu Thorgerd und ihrer Schwester Irpa, und mahnte sie, wieviel er ihnen gab, indem er seinen Sohn um Sieg opferte. Da begann der Hagelsturm von neuem, und Haward erblickte zwei gleich gestaltete Weiber auf Hakons Schiff, genau so wie er zuvor eine gesehen hatte. Da gebot Sigwaldi zu fliehen, weil er es nicht mit zwei Unholdinnen aufnehmen wollte. So gewann Hakon mit Thorgerds Hilfe den Sieg.

Um sich am Skald Thorleif zu rächen, rief Jarl Hakon zu Thorgerd Hörgabrud und ihrer Schwester Irpa, damit sie einen. Zauber nach Island schickten, der den Thorleif zu Schaden brächte. Aus einem Holzklotz wurde eine Menschenfigur angefertigt und

vermittelst der Zauberkünste des Jarls und der Schwestern das Herz eines getöteten Mannes hineingelegt. Der Holzmann wurde auf die Füsse gestellt, Thorgard genannt und durch teuflischen Zauber dahin gebracht, dass er gehen und reden konnte. Dann wurde der Spuk nach Island geschickt und durchbohrte den Thorleif mit dem Speer, den Hakon ihm aus dem Tempel der Schwestern gegeben und den einst Hörgi besessen hatte.1) Wie ein Troll äussert sich also Thorgerd, weshalb sie auch Hölgatroll heisst. Überhaupt stellt die jüngere Überlieferung sie auf eine Stufe mit den Unholdinnen. Es ist schwer, über die ursprüngliche Art der Thorgerd ins Reine zu kommen. Soviel ist sicher, Hakon verehrte sie als Schutzgöttin seines Stammes und errichtete ihr Tempel. Im Kampfe half sie ihm mit Wetterzauber. Dass Hakon Trolle anbetete, ist wenig wahrscheinlich. Der Jarl erweist sich sonst als eifriger Opferer und ehrt Thor und Odin. Trotz ihrer unholden, fremdartigen Weise hat er aber doch zu seinen Stammesgöttern am meisten Vertrauen. Schwerlich hat allein spätere, christliche Anschauung die Thorgerd so düster dargestellt; denn ebenso hätte sie mit Thor und Odin verfahren müssen. Schon von Anfang an musste der Thorgerd etwas Dämonisches anhaften. Auch hier bietet das Heimatland ihres Kultes Aufschluss: nordgermanische und finnische Glaubensvorstellungen sind mit einander verschmolzen. Darum mangelt der Thorgerd der Adel echt nordischer Göttinnen, und steht sie den Trollen näher.

VI. Die Sonnengöttin.

Ein eigentlicher, mythologisch ausgebildeter Sonnendienst begegnet bei den Germanen nicht. Zwar Caesar 2) spricht von der germanischen Religion, als wäre sie ein blosser Glaube an Elementargewalten, an Sonne, Mond und Feuer. Dem gegenüber enthüllt sich uns schon aus des Tacitus Bericht ein reicher Götterglaube, der in hohes Altertum zurückreicht. Caesar hat nur lückenhafte Kenntniss und meint, die Gesamtheit zu überblicken. Beim Halsband der Frija spielen nach Müllenhoff Sonnenmythen herein.

1) Þáttr Þorleifs jarlaskálds, Flateyjarbók 1, 213.

2) B. G. 6, 21 deorum numero eos solos ducunt, quos cernunt et quorum aperte opibus iuvantur, Solem et Vulcanum et Lunam, reliquos ne fama quidem acceperunt.

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Wenn nun die Sonne zwar zu keiner vergeistigten, persönlich wirkenden und handelnden Göttin Anlass gab, so eignet doch dem Volksglauben die Neigung, von Frau Sonne und Herrn Mond zu reden.1) Damit ist der erste Ansatz zur Mythologie einer Sonnengöttin gegeben, aber eine Weiterbildung scheint nie erfolgt zu sein. Im 7. Jahrhundert predigt der heilige Eligius unter den Franken nullus dominos solem aut lunam vocet neque per eos juret. Im Merseburger Zauberspruch tritt Sunna neben Sinthgunt auf. Am weitesten gedieh die Vorstellung von der Sonnengöttin im Norden, wahrscheinlich unter dem Einfluss antiker Gelehrsamkeit. Mundilföri hatte zwei Kinder: Mani hiess der Sohn und Sol2) die Tochter. Diese wurde mit Glen vermählt. Die Götter zürnten wegen des Hochmuts, dass sie solche Namen führten, und setzten sie an den Himmel. Sol liessen sie die Pferde lenken, die den Wagen der Sonne zogen, welchen die Götter aus einem Funken geschaffen hatten, der aus Muspellsheim flog. Die Pferde heissen Arwakr (Frühwach) und Alswid (Allklug). Unter dem Bug der Pferde befestigten die Götter zwei Blasebälge, um sie abzukühlen. Diese werden in einigen Liedern Isarnkol (Eisenkühle) genannt. Mani lenkt den Lauf des Mondes und waltet über Neumond und Vollmond. Die Sonne fährt schnell, denn nahe sind ihre Verfolger, die Wölfe Skoll und Hati. Nach dem Wafthrudnirliede 47 gebiert die Sonne, welche Alfrodul, Elbenstrahl, genannt wird, eine Tochter. Wenn Fenrir die Sol verschlang, wenn die Götter vergingen, dann wird die Maid auf den Wegen der Mutter fahren.

In diesen Berichten lagern mehrere Schichten ganz verschiedener Vorstellungen übereinander. Aus dem Volksglauben stammen die persönlich gedachte Sol und der Wolf, der das Tagesgestirn verfolgt. Dem Lichtgotte war ein Ross zu eigen. Daran mag die Vorstellung von Sonnenpferden anknüpfen. Alswid, der Alleswissende, kann sogar seinen Namen vom Rosse des Tiuz haben. Die gehegten heiligen Rosse hielten die Germanen für Mitwisser der Gottheit. Aber alles andre ist fremdartig. Schon die Genealogie der Sol gemahnt an antike Muster. Die Mythographen gefielen sich besonders in derlei Stammbäumen von Tag, Nacht, Äther u. dgl. Der von zwei Rossen gezogene Sonnenwagen ist.

1) J. Grimm, Myth. 666 f.

2) Über Sol und die Sonnenpferde Vafpr. 23, 47; Grímn. 37; Sigrdr. 15; Gylfag. Kap. 11 u. 12. Vgl. E. H. Meyer, Die eddische Kosmogonie S. 105 f.; Mythologie 293 ff.

dem der antiken Sage nachgebildet. Nirgends sonst zeigt sich auf germanischem Gebiete eine Spur davon. Im Namen des Arwakr klingt Eous, das eine der Sonnenrosse, an. Für die kühlenden Blasebälge lässt sich die unmittelbare Quelle nicht feststellen. So liegt auch hier im Mythus von Sol, wie so häufig im Norden, eine aus heimischen und fremden Bestandteilen zusammengesetzte Sage vor.

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VII. Angebliche Göttinnen.

1. Eostre und Hrede.

Die germanische Sprache besitzt einen Wortstamm austraim Sinne von östlich, morgenlich.1) Wie Mittag, Mitternacht, Abend, so wurde der Begriff „Morgen", "Morgenröte" zur Bezeichnung der Himmelsgegend verwandt. Bei Aufnahme der Jahresteilung nach 12 Monaten wurde der April bei den Deutschen und Angelsachsen Ostermond genannt, wahrscheinlich als der Monat des wieder aufgehenden und wachsenden Morgenlichtes. Dass die Germanen eine *Austrô, eine Göttin der Morgenröte wie die Inder eine Usas, die Griechen eine Eos, die Römer eine Aurora verehrten, ist möglich, aber durch kein Zeugniss aus dem Heidentum erwiesen. Die Osterbräuche erklären sich aus dem Frühlingsfeste, das den Germanen wie allen Völkern eigen war, aber auf keine bestimmte Gottheit zu beziehen ist. Dass der April als der Monat des Morgenlichtes benannt wurde, ist begreiflich. Dass eine Göttin des Morgenlichtes, Eostre die Göttin des Frühlings, in jenen Zeiten ein Fest hatte und dem Monat, in welchem nach der neuen römischen Jahresteilung ihre Feier fiel, den Namen verlieh, ist eine Meinung Bädas 2), die keinerlei Gewähr hat. Die zahlreichen Monatsnamen

1) Aind. usrâ, lit. auszrà, „Morgenröte", kehrt im german. Stamm austra-, „Osten“, wieder; vgl. Ôstrogotha; Austro-, Austar- in Eigennamen; an. austr, as. abd. ôstar, „ostwärts“, dazu ôstrun, ags. éastro, „Ostern". Vgl. Brugmann, Grundriss 2, 185; Noreen, Abriss der urgerm. Lautlehre 167; Kluge, Etym. Wb. unter Osten und Ostern.

2) Båda de tempor. rat. cap. 13 eosturmonath qui nunc pascalis mensis interpretatur, quondam a dea illorum, quae Eostre vocabatur et cui in illo festa celebrabant, a cuius nomine nunc paschale tempus cognominant, consueto antiquae observationis vocabulo gaudia novae solemnitatis vocantes. Hredmônath (März) a dea illorum Hreda cui in illo mense sacrificabant, nominatur. Diese angeblichen Göttinnen sind von Bäda erfunden und haben so

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