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II. Die Quellen der Mythologie.

1. Die germanischen Stämme im Heidentum und zur Zeit
der Bekehrung.

Unter dem Namen Germanen versteht man seit Caesar eine Reihe von Völkerstämmen, die seit vorgeschichtlicher Zeit, nachweisbar seit dem Zeitalter Alexanders des Grossen, in dem norddeutschen Tieflande, zwischen der Weichsel und dem Rhein, auf den Inseln der Ostsee und im südlichen Skandinavien ansässig waren. Durch gemeinsame körperliche und geistige Eigenschaften, durch Spracheinheit und durch die gleiche Grundlage ihres politisch-wirtschaftlichen und sittlich-religiösen Lebens heben sich die Germanen deutlich von allen andern Völkern als eine eigentümliche Volkseinheit ab. Die Germanen zählen zum indogermanischen Volksstamm, dessen Ursitze die heutige Wissenschaft, sofern überhaupt noch die Lehre von der Wanderung gilt, an den mittleren Lauf der Wolga verlegt. Die Westindogermanen breiteten sich westwärts aus in das Mündungsgebiet des Dnjepr, Dnjestr und der Donau, in die waldbedeckte Tiefebene, welche durchs Schwarze Meer im Osten, den Balkan im Süden, die transsylvanischen Alpen im Nordwesten, die Karpathen im Norden, umgrenzt ist. Die Indogermanen waren schweifende Hirten mit niedriger Kultur und wenig entwickelten Götterbegriffen. Die Westindogermanen wurden zu sesshaften, Ackerbau treibenden Viehzüchtern. Aus der europäischen Urheimat gelangten die Griechen über den Balkan, die Italer der Save, die Kelten der Donau entlang in ihre späteren Sitze, Slaven und Germanen rückten nordöstlich der Karpathen den Dnjepr und Dnjestr aufwärts in ihre nördlichen, zum Teil bis heute behaupteten Länder. Die Germanen waren zur Zeit, da die Geschichte zuerst ihrer gedenkt, im Osten von den Slaven und Balten, im Norden Skandinaviens von den Finnen, im Westen und Süden von den Kelten, welche bis zum 3. Jahrh. vor Chr.

Die germanischen Völker.

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das deutsche Mittelgebirge inne hatten, umgeben. Sie zerfallen in die West-, Ost- und Nordgermanen, aus denen die spätern deutschen und englischen, die gotischen und wandalischen, die nordischen (schwedischen, dänischen und norwegischen) Völker hervorgingen. Zur Zeit der ersten Römerkriege scheinen unter den Westgermanen drei grosse Kultgenossenschaften mit gemeinsamem Heiligtum und gemeinschaftlicher Stammsage bestanden zu haben, die Ingwaeonen an der Nordsee mit dem Nerthustempel, die Istwaeonen am Rhein mit dem Tamfanatempel und späteren Wodankult, die Erminonen im Binnenland mit dem Haine des allwaltenden Tiuz. Die zahlreichen Stämme können hier nicht aufgezählt, ebensowenig kann ihre spätere Entfaltung zu den grösseren Bünden der Franken und Alamannen geschildert werden. Die Geschichte der Germanen im Westen und Süden wird bestimmt durch das Zurückweichen der Kelten und das Vordringen der Römer. Die Germanen breiteten sich nach Süden Rheinaufwärts und zur Donau hin aus. Die Ostgermanen verliessen in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Chr. ihre Sitze zwischen Oder und Weichsel und wanderten wieder südwärts zum Schwarzen Meer, wo von 214 ab ihre Kämpfe mit Ostrom anheben. Von ihrem Heidentum ist wenig bekannt, denn die römischen Geschichtschreiber des 1. Jahrhunderts wissen mehr von den ihnen naheliegenden Westgermanen als von den fernen Ostgermanen. Und als die Goten am Schwarzen Meere auftauchten, wandten sie sich bald dem Christentum zu. Übers Heidentum der Westgermanen hören wir auch nur vereinzelte gelegentliche Bemerkungen der antiken Geschichtschreiber, später berichten christliche Quellen davon. Also kein unmittelbares, unverfälschtes Zeugniss, keine selbständige zusammenhängende Mitteilung steht zur Verfügung. Am besten sind wir immerhin vom Heidentum der westlichen und nordwestlichen deutschen sowie der englischen Stämme unterrichtet. Reichlich und unmittelbar fliesst die nordische, norwegisch-isländische Überlieferung. Die Völkerwanderung, der Untergang des römischen, der Aufgang des fränkischen Reiches bewirken die Anordnung der deutschen Stämme, die in der Hauptsache noch heute besteht. Um 500 rückten die Franken vom untern Rhein ins Maingebiet und drängten die Alemannen südwärts bis zu den Vogesen und Alpen, zur selben Zeit ergossen sich die Markomannen aus Böhmen, dem Laufe der Donau folgend, über die Hochebene und tief in die Alpen hinein in ihre neue

Heimat, welche sie unter dem Namen Bajuwaren (Bewohner des Landes Baja, d. i. Bojohemum, Böhmen) behaupteten. Vom Frankenreiche gelangte das Christentum allmälig zu den übrigen Westgermanen und wurde unter mehr oder weniger harten Kämpfen früher oder später, je nachdem das einzelne Volk dem Frankenreiche unterworfen war oder nicht, befestigt.) Das Reich der Merowinger erhub sich um 500 als ein katholisch-christliches, wodurch der Untergang des germanischen Heidentums in allen Reichslanden besiegelt war. In den südlichen Ländern war ohnedem schon durch die Berührung mit Italien dem Übertritt zum Christentum in zahlreichen Einzelfällen vorgearbeitet. Aber die völlige Ausrottung des Heidentums gieng nur sehr langsam von statten, die niedere Mythologie ist sowieso dem Wechsel der priesterlichen und staatlichen Religion verhältnissmässig wenig unterworfen, so dass die altheidnischen Grundzüge, wenn schon vielfach vermehrt und verändert, auch unter dem neuen Glauben bis zur Gegenwart sich erhielten oder sich immer neu erzeugten.

Die fränkische Kirche that zunächst für die Ausbreitung des Christentums fast nichts, wesshalb die dem fränkischen Reiche unterworfenen deutschen Stämme noch lange am Heidentum festhielten. Erst die Wirksamkeit der ins Frankenreich eingewanderten iroschottischen Mönche belebte die kirchlichen Verhältnisse und erstreckte sich auch auf die Mission. So erschien der hl. Fridolin um 530 am Oberrhein, aber um die Mitte des 6. Jahrhunderts waren die Alemannen noch Heiden. Erst Kolumba und Gallus richteten von 610 ab mehr unter ihnen aus. In Baiern überwog das Heidentum bis zum Ende des 7. Jahrhunderts. Erst der Herzog Theodo machte 696 mit der Bekehrung Ernst, indem er den Bischof Ruprecht von Worms ins Land rief. Nur in Friesland nahm die fränkische Kirche selber die Missionsthätigkeit auf, wobei freilich

1) Zur Bekehrungsgeschichte vgl. Rettberg, Kirchengeschichte Deutschlands, 2 Bde, Göttingen 1846/8; Friedrich, Kirchengeschichte Deutschlands, 2 Bde 1867/9; Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, 2 Bde. Leipzig 1887 und 1890; die Bekehrung der Friesen schildert Richthofen, Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte 2, 348 ff.; über die Bekehrung des Nordens vgl. Maurer, die Bekehrung des norweg. Stammes zum Christentum, 2 Bde, München 1855/6; Bd. 1 § 3, 10, 21, 35 behandelt auch die Christianisierung Dänemarks und Schwedens; vgl. ferner Bang, Udsigt over den norske kirkes historie, Kristiania 1884; A. D. Jörgensen, Den nordiske kirkes grundlæggelse, Köbenhavn 1874/8; A. Taranger, Den angelsaksiske kirkes inflydelse paa den norske, Kristiania 1890/91.

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auch Rücksichten des Handels und der Politik mitwirkten. Wichtiger, auch für die Bekehrung der Deutschen, war die Christianisierung der Angelsachsen, die sich von Anfang an ernstlicher und innerlicher als bei den Franken und in unmittelbarer Abhängigkeit von Rom vollzog. Im Auftrag Gregors I. ging 597 Augustinus nach England. An König Edelbert von Kent fand der päpstliche Sendbote einen treuen und verlässigen Helfer. Zwar ging das Bekehrungswerk der angelsächsischen Königreiche nicht ohne Kämpfe von statten. Neben dem Heidentum machten den römischen Geistlichen auch die zum Teil andersgläubigen irischen Mönche, die auf eigene Faust bekehrten, zu schaffen. Aber schon um die Mitte des 7. Jahrhunderts war England christlich geworden. Kaum waren die heimatlichen Verhältnisse geregelt, so machten sich englische Sendboten zu den Friesen, Franken, Alemannen, Baiern und Sachsen auf. Die fränkische Kirche war zu selbständig und zu weltlich, hatte auch das Bekehrungsgeschäft zu lässig betrieben. Die iroschottischen Mönche lehrten ketzerische Ansichten. Der Papst aber strebte eine zielbewusste, einheitliche und gründliche Bekehrung aller Deutschen an. Dazu bot sich die englische Geistlichkeit als geeignetes Werkzeug dar. Winfrid-Bonifatius, der von 716 bis zu seinem 755 erfolgten Märtyrertod unter Friesen, Franken, Hessen, Thüringern, Sachsen, Baiern eifrig und wiederholt auftrat, brachte die Christianisierung des fränkischen Reiches zum Abschluss auf der festen Grundlage der römisch-katholischen Kirche. Im 8. Jahrhundert wird das bereits stark erschütterte deutsche Heidentum vollends gebrochen.

Am längsten bewahrten die Sachsen ihre Freiheit und ihr Heidentum. Missions versuche, auch der des Bonifatius, hatten nichts gefruchtet. Karls des Grossen Sachsenkriege von 772 bis 804 fügten das Sachsenvolk dem Reichsverbande ein. Mit strengen Gesetzen wurde die Kirchenordnung befestigt und das Heidentum bekämpft. Um 800 waren somit die westgermanischen Stämme dem Christentum unterworfen, das Heidentum war als öffentlicher, staatlicher Glaube gebrochen und fristete nur noch im Volksaberglauben ein elendes Dasein. Mit dem Untergang der freien heidnischen Sachsen war auch die letzte Widerstandskraft der Friesen vollends dahin.

Unter Ludwig dem Frommen wurde die Bekehrung des Nordens in Angriff genommen. Das Erzbistum Hamburg ward 831 errichtet und dem Anskar, dem Apostel des Nordens, verliehen. Anskar und nach seinem 865 erfolgten Tode Rimbert verbreiteten

das Christentum nach Schleswig und Jütland, ja sogar in einigen Küstenplätzen Schwedens. Aber im 10. Jahrhundert ging die Bekehrung Dänemarks und Schwedens wieder stark zurück. Erst als die Monarchie in Dänemark erstarkt war und König Svein (995-1014) England eroberte, König Knut (1014–1035) die Herrschaft dort zu behaupten wusste, trat ein entschiedener und dauernder Umschwung zu Gunsten des Christentums ein. Denn ein rein christliches Reich war mit Dänemark vereinigt worden. Schon die Staatsklugheit erforderte, das Christentum in Dänemark zur ausschliesslichen Herrschaft zu bringen. König Knut suchte das Ideal eines christlichen Herrschers, wie solches die Kirche aufstellte, in sich zu verwirklichen. Die englische und die deutsche Kirche. wetteiferten mit einander, in Dänemark die Mission vollends durchzuführen und das Heidentum auszurotten. Die Schweden sind am Ende des 10. Jahrhunderts noch entschieden Heiden. Noch in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts war die grosse Masse des Volkes heidnisch, nur wenige Christen waren vorhanden. Einzelne Könige waren der neuen Lehre geneigt, wodurch der Mission Vorschub geleistet wurde. Die Lage des Landes brachte es mit sich, dass länger als in Norwegen und Dänemark, teilweise bis ins 13. Jahrhundert herab das Heidentum Bestand hatte. Leider fehlen aber genaue und ausführliche Nachrichten vom schwedischen Heidentum.

Um so reichlicher fliessen die Quellen für Norwegen und Island. Im 9. Jahrhundert hatten sich viele Norweger in England und Irland angesiedelt und freiwillig das Christentum angenommen. Der Übertritt war meistens wol ein äusserlicher, um unbehindert mit der christlichen Bevölkerung verkehren zu können. Aufgabe des Heidentums war nicht notwendig. Viele waren Christen unter Christen, Heiden unter Heiden, manche verleugneten überhaupt jeden religiösen Glauben, sowol den neuen wie den alten, und verliessen sich nur noch auf sich selber. Wenn bei solchen Leuten heidnische und christliche Vorstellungen sich vermischen, wenn sie ihre Mythologie nur als Dichtung, nicht als Gegenstand gläubiger Verehrung betrachten, kann das nicht Wunder nehmen. Die Eindrücke, welche die Wikinger in der Fremde empfingen, wirkten auch aufs Heimatland zurück, aber äusserten sich natürlich am meisten im geistigen Leben derer, die ständig draussen blieben. Im Jahre 872 hatte König Harald Hárfagri im Hafrsfjord gesiegt und die Alleinherrschaft in Norwegen aufgerichtet. Viele Edle und freie Bauern, die sich in den neuen Verhältnissen nicht zurecht

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