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aus den Kriegsgefangenen durchs Loos den zehnten Mann und opferten diese Ausgeloosten mit gleicher qualvoller Art den Göttern. Im besonderen war es das Blut der Menschen und Tiere, welches der Gott empfing. Die Götter dürsten nach Blut und darum heisst bei den Skalden das Blut Gauts tafn, Odins Opfer. Mit dem Blut aus selbst gestochener Wunde erkauften die Nordgermanen die Hilfe Odins und Aufnahme in sein Gefolge. Mit der Speerwunde gaben sie sich dem Gotte zu Eigen und zeichneten sich mit seiner Marke als ihm gehörig. So wird Wikar von Starkad aufgeknüpft, durchbohrt und dem Odin geweiht. Blutund Hangopfer, die der düstre Gott fordert, sind hier vereint. Die Leiber der Gefallenen gehören den Tieren des Todesgottes, den Raben und Wölfen. Unsre alte Poesie klingt noch davon wieder, wie die dunklen Raben, die Adler und die Habichte schreien, und die wilden grauen Wölfe, des Wettergottes Hunde, am Abend vor der Schlacht ihr Lied anstimmen, in der Hoffnung auf Atzung; wie die Heervögel, die schlachthungrigen, vom Blut benetzten, auf den Spuren der Kämpfer fliegen und das Schlachtlied singen mitten unter den Speeren. „Der hat oft die Are gesättigt", war ein Lob für tapfre Männer. Deinen Leib will ich den Vögeln hinlegen und dein Haupt von hinnen führen", ruft der Held dem Feinde zu.

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Ein Dankopfer für den Sieg war, den isländischen Quellen zufolge, auch bei Zweikämpfen fromme Sitte. Egill und Atli hatten sich zum Holmgang gefordert. Als Opfertier war ein grosser alter Stier zur Stelle gebracht, den sollte der Sieger schlagen. Atli fiel. Da lief Egill rasch zu dem Tier, griff mit der einen Hand in sein Maul, mit der andern in die Hörner und schleuderte es herum, dass es das Genick brach. Kormak hatte den Thorward im Zweikampfe verwundet; er hieb das Rind als Siegopfer sofort nieder, mit dem Blute bestrich er eine nahe Elbenhöhle und bereitete aus dem Fleische den Elben ein Mahl, weil elbische Einflüsse über dem Kampfe gewesen waren.

Vom Beschluss zum Kriege bis zum blutigen Siege durchdringt das religiöse Element die germanischen Heere und treibt auch den einzelnen Mann. Der Krieg war ein furchtbarer Opferdienst.

Eigennamen nach Göttern gewählt.

3. Der Götterdienst im alltäglichen Leben.

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Wie das öffentliche Leben des ganzen Volkes, so stand auch das des Einzelnen in engster Verbindung mit dem Götterglauben.') Deutlich tritt bereits bei der Namengebung religiöser Brauch hervor. Wenn dem Kinde ein mit einem Götternamen gebildeter Eigenname beigelegt wurde, so soll es damit in des Gottes Schutz gestellt werden. Am meisten ist die Benennung nach Göttern im heidnischen Norden üblich, jedoch zeigen deutliche Spuren, dass es in Deutschland ebenso gehalten wurde. Mit As und Regin, im Niederdeutschen Os, im Hochdeutschen Ans zusammengesetzte Namen, die grossenteils noch heute üblich sind, wie die ähnlicher Vorstellung entsprungenen christlichen Namen Gotthold, Gottlieb, Gottfried u. dgl., drücken die allgemeine Unterordnung unter die Gottheit aus, wohin auch Helgi und Helga (russisch Olga), der und die Geheiligte, und die mit vé, d. h. Heiligtum, Weihtum, verbundenen gehören. Foerstemanns altdeutsches Namenbuch und jedes beliebige nordische Namenverzeichniss bieten unter den Schlagwörtern Beispiele in Hülle und Fülle. Alfr, Freyr, Gautr, sowie die im Norden ungemein beliebten Zusammensetzungen mit Thor, Freyr, Ing, Alf sind hierfür Zeugen. Asen und Alfen nehmen die Menschen in Schutz. Ob die dem nordischen Gautr und Freyr entsprechenden deutschen Gôz und Frô auf Götternamen weisen, ob nicht vielmehr die zu Grunde liegenden Appellativa nur im Norden zum Range eines Götternamens sich erhoben, ist zweifelhaft. In Deutschland werden Wodan und Balder als Namen geführt, im Norden auch Idun. Wenn auch der grösste Teil der überlieferten Namen erst der späteren Zeit angehört und, wie es so häufig auch noch heute geschieht, nur gewohnheitsmässig, ohne Verständniss des eigentlichen Sinnes, angewandt wurde, so liegt doch zweifellos ursprünglich bewusster Brauch zu Grunde, ein im Namen angedeutetes Schutzverhältniss zum Gotte.

Im Norden war es Sitte, das Kind mit Wasser zu begiessen. Dieser Brauch ist allerdings religiös, ahmt jedoch die christliche Taufe nach.2) Die Eingehung der Ehe war mit religiösen Bräuchen

1) Über den Einfluss der heidnischen Religion aufs Privatleben vgl. besonders Maurer, Bekehrung 2, 226 ff.; 46 ff.; 72 ff.

2) Vgl. Konrad Maurer, Über die Wasserweihe des germanischen Heidentums, Münchener Akademieabhandlung 1880; Müllenhoffs Entgegnung, AnzfdA.

verknüpft. Adam von Bremen weiss, dass dem Freyr bei Hochzeiten geopfert wurde, das Lied von Thrym zeigt, dass der Hammer Thors, der auch sonst zu mancherlei Weihen diente, dabei gebraucht wurde. Ein feierliches Mahl und Trinken, wobei die üblichen Sprüche und Gelübde nicht fehlten, schloss sich an. Auf der Nordendorfer Gewandspange werden Wodan und Donar zu einer Weihhandlung angerufen, die jedenfalls auch nur das Privatleben betrifft. Die Besitznahme von Land verlangt nach isländischem Rechtsbrauch Weihe durch Feuer, die Erstreckung der Grenzen wurde in Norwegen durch Hammerwurf festgestellt. Wer die Wohnung wechselte, begann den Umzug mit segnenden Weihesprüchen. Bei Eingehung der Blutbrüderschaft rief man die Götter zu Zeugen der übernommenen Verpflichtungen an. Unter Androhung des Zornes der Götter verbietet man dem Gegner die Benützung des strittigen Gutes vor rechtlichem Austrag der Sache. Wer eine Vorschrift der Rechtsordnung versäumte, dem zürnten die Götter. Die Brüder Helgi und Grim hatten einen verübten Totschlag nicht den Gesetzen gemäss angezeigt; dafür sandten die Götter einen schweren Sturm über sie. Wo immer der Mensch höherer Hilfe und höheren Rates zu bedürfen meinte, da wandte er sich vertrauensvoll mit Opfer und Gebet an die Götter, und wenn der Staat das einemal um gutes Jahr und Frieden, ein andermal um Sieg zu opfern pflegte, so betete und opferte auch der Einzelne um Rache an einem Gegner, um Heilung einer Wunde, um Holź zu einem Hausbau, um Anrichtung oder Abwendung von Schaden, um Speise während drückender Hungersnot, um Aufklärung über die Zukunft, um Rat über das unter schwierigen Umständen einzuhaltende Verfahren. Die Norweger, die nach Island übersiedelten, traten selten ohne Rat und Beistand Thors die Reise an. Darum sind auch Thorsköpfe auf dem Hochsitzpfeiler des Hauses geschnitzt, darum trägt man kleine Hämmer als Schmuckgegenstände und Götterbilder bei sich. Das Einzelopfer, das der Hausvater für sein Ingesinde darbringt, richtet sich als Bitt- und Dankopfer zumal in der bäuerlichen Wirtschaft hauptsächlich an seelische und elbische Wesen. Der älteste Gottesdienst ist der, den die Hausgenossenschaft den Ahnengeistern darbringt. Bei der Entfaltung des Glaubens an Götter, denen die Geschicke des Volkes anvertraut sind, schränkt sich Seelen- und Elbenkult namentlich auf Haus und Gemeinde 7, 404 ff. bewegt sich in einem Tone, dass sie bloss als Kuriosum angemerkt werden kann; zu ihrer sachlichen Bedeutung vgl. Bugge, Studien 399 ff.

Die Götter als Beschützer der Menschen.

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ein. Mithin ist das Einzelopfer ein wichtiger Bestandteil der Religionsübung, welche dem Privatleben zufällt. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass auch der Einzelne den grossen und mächtigen Göttern seines Volkes eine eifrige Pflege widmet. Manche schliessen mit ihren Lieblingsgöttern einen schier menschlich gedachten Bund, ein Verhältniss gegenseitiger treuer Freundschaft und Zuneigung, das auf der einen Seite die Pflicht zu Dienst und Gehorsam, auf der andern die Pflicht zu Schutz und Schirm hervorkehrt, etwa wie es zwischen einem König oder Häuptling und seinem bevorzugten Gefolgsmann besteht. So war Thorolf aus Mostr in Norwegen ein besonderer Freund Thors; seinen Sohn Steinn schenkte er dem Thor und nannte ihn daher Thorstein. Dieser verfährt nachher ebenso, macht seinen Sohn zum Tempelpriester und heisst ihn Thorgrim. Der Grönländer Thorhall betrachtet den rotbärtigen Thor als seinen verlässigsten Freund. Dem Hrafnkell ist Freyr befreundet; Hrafnkell gab dem Gotte die Hälfte seiner Habe zu Eigen. Thorkell hat den Freyr zum Freunde und so auch die beiden Freysgoden, Thorgrim und Thord. Man wundert sich bloss, dass sie nicht auch den Namen ihres Gottes führen, sondern wie die Thorsdiener heissen. Sigurd der Wurmtöter ist Freys vinr, Freys Freund. Prachtvoll führt die Sagendichtung bei Odin, der den jugendlichen Heldengeist weckt, leitet und endlich zu sich nimmt, solch persönliche Neigung und Schirmherrschaft zwischen Gott und Helden uns vor. Aber eine solche Freundschaft kann auch schnell zerrissen werden, wenn die Götter einmal ihren Schützling im Stich lassen. So gelangt der trotz seines eifrigen Opferdienstes von seinen Feinden besiegte Hrafnkell zur Verleugnung jeglichen Götterglaubens. Dem Grimkell, einem eif rigen Opferer, weissagt die Thorgerd Hölgabrud seinen Tod; aus Zorn darüber legt er Feuer an ihren Tempel. Übrigens plündern und brennen auch gläubige Heiden die Göttertempel ihrer Feinde, worauf sie allerdings auch der Acht anheimfallen. Das Verhältniss einzelner Leute zu Haus- und Folgegeistern, zu Kobolden und Fylgjen ist beim Geisterglauben geschildert.

Beim Tode des Menschen greift der Glaube wiederum mit allerlei Bräuchen und Vorstellungen ein. In der Göttersage weiht Thor Baldrs Holzstoss mit seinem Hammer; die Runensteine, die Denkmäler wurden öfters dem Schutze des starken Gottes empfohlen: Möge Thor diese Runen weihen! Man wies den Verstorbenen förmlich und feierlich nach Walhall. Der Glaube, dass

der Tote eine weite Fahrt ins Jenseits zurückzulegen habe, veranlasste die in alten Quellen häufig erwähnten, in den Gräbern auch wirklich entdeckten mannigfachen Zugaben. Dem Toten folgten Pferde, Wagen, Schiff, damit er so die Reise mache, oder wenigstens wurden ihm Schuhe beigelegt, um die weiten dornichten und steinichten Wegstrecken durchwandern zu können. Streng wurde die Besorgung und richtige Bestattung der Leiche beachtet. Die Vorstellungen vom Schicksal nach dem Tode waren auch unter der Dauer des Walhallglaubens sehr verschiedenartig. Man dachte, die Seele des Abgeschiedenen gehe zu den mannigfachen Klassen von Geistern, zu den Göttern oder zum allgemeinen Totenreich, zur Hölle. Wie bereits in den betreffenden Abschnitten aufgezeigt ward, war kein fester, einheitlicher Glaube vorhanden. Odin ladet vornehme, tüchtige, waffentote Helden gen Walhall. Aber dennoch fährt mancher, der diese Bedingungen vollauf erfüllt, zur Hölle, und mancher geht in Walhall ein, ohne auf dem Walfeld geblieben zu sein. Thor nimmt sich die Bauern; die Weiber fahren zu Freyja, der aber andererseits auch die Hälfte der Wal zugewiesen wird, die Jungfrauen zu Gefjon. Allen steht ein herrliches, freudenreiches Leben bevor. Aber auch die Riesen und Unholde aller Art, die Elbe und Zwerge holen sich ihre Beute. Der Überrest der Menschheit, die ganze feige und thatenlose Menge, die weder Gott noch Dämon mag und die ruhmlos auf dem Siechbett dahinstirbt, bevölkert die Hölle. Zur Hölle gehen alle die Toten, die nicht durch besondere Wahl von anderer Seite ihr entzogen werden. Diesen Stand nehmen im allgemeinen die nordischen Überlieferungen des 9./10. Jahrhunderts ein. Endlich war auch der Erbschaftsantritt mit einem Opferfeste verbunden. Im selben Jahre, da der Erblasser gestorben war, hielt der zur Erbschaft Berufene ein feierliches Gastmahl; mancherlei Minne wurde da getrunken, endlich aber sollte beim Hauptbecher der Erbe ein feierliches Gelübde thun und dadurch sich erst das Recht erwerben auf den Sitz und den Nachlass des Verstorbenen.

Von dem Augenblicke an, da der Knabe, mit Wasser begossen, seinen Namen beigelegt erhielt, bis zu dem andern, da über dem Leichname des Greises die Flamme zusammenschlug oder der Grabhügel sich wölbte, geleitete seine Religion den Nordmann treu durch das Leben, alle wichtigen Ereignisse weihend, verschönernd und verklärend.

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