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Ehrung der Götter mit Anrufung und Spende.

4. Gebet und Opfer.

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Gebet und Opfer gehören fürs Heidentum unlöslich zusammen, eines ohne das andere ist kaum denkbar. Das Gebet ist gleichsam die Begründung des Opfers. Die Gabe, die einem höheren Wesen gespendet wird, soll verpflichten oder sühnen, wozu und wofür, spricht das Gebet aus. Das Gebet wird aber auch nicht ohne Not, ohne Spende oder wenigstens Gelübde einer solchen gethan.

Beim heidnischen Gebet ) pflegte man im allgemeinen ähnlicher Gebärden, wie beim christlichen. Man neigte den Leib und warf sich wol auch nieder, namentlich wo man das Gebet im Heiligtum vor den Götterbildern verrichtete. Die Hände wurden vors Gesicht gehalten, als wäre man geblendet vom Glanze der Gottheit, oder auch umgekehrt suchte der Blick den Himmel. Das Haupt wurde beim Gottesdienst, bei Gebet und Opfer gewöhnlich entblösst, wenigstens heissen gotische Priester ausdrücklich pileati, mit Hüten versehen, da sie bedeckten Hauptes opferten. Die Richtung des Betenden war gen Norden im Gegensatz zu den Christen, welche gen Osten beteten. Bestimmte Gebetsformeln waren wol vorhanden. Im Norden begegnet das Verbum duga, taugen, für gnädig sein. Also scheint der göttliche Beistand etwa mit den Worten: ,,Ich bitte die Götter, dass sie mir taugen (helfen)", angefeht worden zu sein.

Der echt germanische Ausdruck für opfern, das ja aus lateinischem offerre entlehnt ist, lautet blôtan. Das Wort ist gotisch, angelsächsisch, altnordisch (blóta) und althochdeutsch (pluozan) bezeugt. Die ursprüngliche Bedeutung und Konstruktion ist aus dem Gotischen und Nordischen ersichtlich: einen mit Opfer ehren. So heisst im Gotischen blôtan fraujan, den Herrn mit Opfer ehren, entsprechend im Nordischen blóta þór. Das Opfer ist got. blôstr, ahd. pluostar, oder an. blót, ahd. ploaz, also lauter durchgehende gemeingermanische Wörter. Der heidnische Begriff verschwindet frühzeitig im Deutschen, wol damit die daran geknüpften heidnischen Erinnerungen vergessen werden, um dem Lehnwort, das die Kirchensprache einführte, Platz zu machen. Im Nordischen begegnen neben blót, blóta auch die Wörter fórn stf., fórna.

Weitere Bezeichnungen für „Opfer" liegen vor in got. hunsl, ags. húsel, an. húsl; wie die urverwandten Wörter lehren, liegt darin der Begriff,,heilig", es ist das Sakrament, die heilige Hand

1) Zum Gebet vgl. J. Grimm, Myth. 28 ff.; Maurer, Bekehrung 2, 203 f.

lung darin angezeigt.1) Ahd. kelt, as. geld, ags. gield meint die Spende, das Entgelt, das der Mensch den Göttern entrichtet. Lehrreich ist das angelsächsische Wort lác für Opfer. Der germanische Ausdruck laikaz, Leich, steht für das aus der Vereinigung von Tanz und Lied hervorgegangene Kunsterzeugniss. 2) Dass im Angelsächsischen die Bedeutung,,Gabe" überwog und lúc geradewegs Opfer ist, erklärt sich nur aus der uralten festen Zugehörigkeit des laikaz zur Opferhandlung, die von Spiel und Tanz und Lied begleitet war. Das gotische saups im Sinne von Opfer bedeutet Sud, das Gesottene, und zielt auf das gesottene Fleisch des geschlachteten Opfertieres. Altnordisch saudr, Widder, meint wol eigentlich nur das zum Sud auserlesene Opfertier.

Beim Opfer sind zwei Arten zu unterscheiden, ein privates und ein öffentliches. Ersteres gilt in der Regel den Geistern in Haus und Hof, Feldern und Wäldern, Berg und Thal, Wind und Wasser, Licht und Wärme, und den Seelen der Abgeschiedenen. Wo die Geister hausen, wird geopfert ohne besondere Zurüstung und Feierlichkeit. Die Spenden sind einfach, Speisen, Milch und Honig, Blumen und Früchte. Geopfert wird um Gedeihen der Wirtschaft, um Gesundheit und Reichtum, zur Abwehr von Schaden. Der Hausvater ist Priester und Opferer. Solche Opfer sind einfacher und ärmlicher; die Geschichte gedenkt ihrer kaum, weil sie alltägliche Vorkommnisse sind, nicht der Mühe der Erwähnung oder gar eingehender Schilderung wert. Um so fester und länger haften sie in der Volkssitte. Dass neben dem Geisterglauben auch der Götterglauben für den privaten Gottesdienst in Betracht kommt, wurde schon gesagt. Aber auch hier fehlen uns Nachrichten über feste Regeln, in denen die Kulthandlungen verlaufen.

Ganz anders beim öffentlichen Opfer, das die Gemeinde oder die Gesamtheit des Volkes, der König, Häuptling oder bestellte Priester darbringt. Da herrscht grosse Feierlichkeit, blutige Tier- und Menschenopfer fallen der Wichtigkeit der Sache gemäss, die ja das Schicksal eines Gemeinwesens betrifft. Opferplätze, Tempel sind gewöhnlich zur Vornahme der Handlung bestimmt. In der Regel richtet sich das öffentliche Gemeinde- oder Staatsopfer an die Volksgötter, doch unter Umständen mögen auch

1) Brugmann, Grundriss der vergleichenden Grammatik der idg. Sprachen 1, 160, 305; die verwandten Wörter lit. szwentas, preuss. swints, kirchenslav. sve̟lu, avest. spenta bedeuten alle heilig.

2) Über laikaz Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 8 ff.

Das öffentliche und das private Opfer.

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Geister das Staatsopfer entgegennehmen. So etwa die Flussgeister des Po, denen nach Prokop 2, 25 die Franken, um ungeschädigte Überfahrt zu erhalten, die gefangenen gotischen Frauen und Kinder opfern und in die Wogen werfen. Die Wichtigkeit der Angelegenheit, besonders insofern sie viele, nicht einen Einzelnen berührt, scheint den Ausschlag für die Grösse und Feierlichkeit des Opfers zu geben. J. Grimm, Mythologie 37, stellt die Grundzüge des Opferdienstes also dar:,,Beweggründe der Opfer waren überall, entweder den Göttern Dank für ihre Wolthaten abzustatten oder ihren Zorn zu versöhnen, die Götter sollten gnädig erhalten oder wieder gnädig gemacht werden, also zwei Hauptarten, dankende und sühnende Opfer. Wenn das Mahl begangen, ein Wild erlegt, ein Erstling vom Vieh geboren, Getreide geerntet wurde, gebührte dem verleihenden Gott voraus ein Teil der Speise, des Tranks und des Ertrags; dagegen sobald Hungersnot, Misswachs, Seuche über das Volk hereinbrach, säumte es wiederum nicht, abwendende Gaben darzubringen. Solche Sühnopfer haben ihrer Natur nach etwas Unständiges, während die dem gnädigen Gott zu leistenden gern in regelmässig wiederkehrende Feste übergehen. Eine dritte Art von Opfern ist, wodurch der Ausgang eines Unternehmens erforscht, und die Hilfe des Gottes, dem es gebracht wird, herbeigeführt werden soll. Doch war Weissagung auch ohne Opfer thunlich. Ausserdem gab es besondere Opfer für einzelne Gelegenheiten, z. B. bei Königswahlen, Geburten, Hochzeiten und Leichenbestattungen, die meistens auch mit feierlichen Mahlzeiten

verbunden wurden."

Menschenopfer1) sind also die wichtigsten und höchsten; für Tiuz, Wodan, Donar, Odin, Thor, Freyr, Fosite, Thorgerd Hölgabrud sind sie mehrfach bezeugt. Zu beachten ist das umständliche dabei angewandte Ritual. Die Gottheit soll das blutige Opfer unter besondern Förmlichkeiten erhalten. Vielleicht war auch für die Wahl der Todesart das Loos entscheidend, das unter den Friesen bestimmte, ob die Götter ein Opfer forderten oder nicht. 2) Nach Sidonius Apollinaris opferten die Sachsen, ehe sie

1) Menschenopfer verzeichnet schon P. G. Schütze, De cruentis Germanorum gentilium victimis humanis, Leipzig 1743; vgl. J. Grimm, Myth. 38 ff.; Maurer, Bekehrung 2, 196 ff. Löhers Aufsatz über angebliche Menschenopfer bei den Germanen, in den Münchener Sitzungsberichten 1882, 373, wo Menschenopfer allen Zeugnissen zum Trotz geleugnet werden, verdient keine ernstliche Zurückweisung.

2) Über den Looswurf bei den Friesen, wodurch der Wille der Götter Golther, Germ. Mythologie. 36

die Anker zur Heimfahrt lichteten, den zehnten Mann der Gefangenen um gute Reise. Die dem Tode zu Weihenden wurden ausgeloost: super collectam turbam periturorum mortis iniquitatem sortis aequitate dispergere. Mit langen grausamen Qualen wurde das Opfer den Göttern gegeben. Prokop 2, 15 erzählt von den Skandinaviern, dass sie die zu Opfern verwendeten Menschen nicht mit dem Messer schlachten, sondern aufhängen, in die Dornen werfen oder sonst qualvoll töten. Starkad opfert den König Wikar dem Odin, indem er ihn an einem Baume aufhängt und mit dem Speere durchbohrt. In Hleidra auf Seeland und zu Uppsala hängen die Leiber der Geopferten an Bäumen. Zu Uppsala war aber auch ein Opfersumpf, eine Quelle, worein die Leute versenkt wurden. Bei den Friesen ') wurden an den Festen der Götter die Opfer durchs Schwert hingerichtet, an den Galgen gehängt oder mit Stricken erdrosselt. Die im Bereich der Flut Ausgesetzten ertränkte das hereinströmende Wasser. Wer Göttertempel schändete, wurde nach friesischem Gesetz an den Meeresstrand geführt, an den Ohren aufgeschlitzt, entmannt und den Göttern geopfert. Am Steine Thors wurde den Opfern auf Island der Rücken gebrochen. Von Bergen und Felsklippen wurden andre heruntergestürzt. Den König Olaf Trételgja verbrannten die Schweden in seinem Hause und weihten ihn so dem Odin. Die grausame nordische Sitte des Schneidens des Blutadlers, wobei der Sieger seinem Gegner die Rippen längs des Rückgrates mit dem Schwerte abtrennte und durch die so gebildete Öffnung die Lunge herausnahm, war eine Kulthandlung. Aber auch ein Schlachten am Altar war üblich nach Tacitus ann. 13, 57. Die Normannen opferten dem Thor vor ihren Zügen, wie Dudo (vgl. oben S. 253) erzählt. Dem Opfer wurde das Haupt zerschmettert, Gehirn und Herz blossgelegt und nach der Zukunft durchforscht. Die Ragnarssaga (Fornaldarsögur 1, 264) gedenkt des hlunnrod, der Rollenrötung. Wenn ein Schiff vom Stapel gelassen wurde, lief es über Rollen und den Leib eines Menschen, der mit seinem Blute den Kiel rötete. Dieses Sühnopfer bezweckt wol, das Schiff gegen Gefahr zu feien. Denselben Gedanken enthält der Sorla-þáttr Kap. 7, wenn Hedin sein Drachen

erforscht wurde, ob und welches Opfer sie verlangten, vgl. Richthofen, Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte 2, 450 f.

1) Die Zeugnisse für die friesischen Opfer sammelt Richthofen, Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte 2, 454; über Menschenopfer der Sachsen vgl. Richthofen, Zur lex Saxonum, Berlin 1868, S. 204 ff.

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schiff über den Leib der Königin, der Gattin Hognis in See gehen lässt. Die häufige Volkssage vom Einmauern eines lebendigen Menschen oder Tieres in den Grundstein von Gebäuden und Brücken deutet ebenso auf altes Sühnopfer zurück.) Waren Altäre oder Opfersteine beim Menschenopfer zur Stelle, so wurden sie mit dem frischen Blute bestrichen.

In der Regel wurden nur Kriegsgefangene, erkaufte Sklaven 2) und Verbrecher geopfert. Bei der Einführung des Christentums auf Island, am Allding des Jahres 1000, gelobten die Heiden ihren Götzen zwei Menschen aus jedem Landesviertel. Dem gegenüber beschlossen die Christen, ebenso viele treffliche und tüchtige Männer dem Dienste des Herrn zu weihen. Geringschätzig weisen sie darauf hin, dass die Heiden nur die schlechtesten Leute auswählen, um sie ihren Göttern zu geben und sie mit einem grausamen Tode zu opfern. So erzählt die Kristnisaga. Aber es gab Ausnahmen. In äusserster Not, wenn die Götter unversöhnlich zürnten, opferte das Volk zur Abwendung des Grimmes seine Häuptlinge und Könige. Vor dem grossen heidnischen Winteropfer zu Märi in Norwegen lud der König Olaf Tryggvason die angesehensten Häuptlinge der Gegend zu einem Gastmahle ein; er erklärte ihnen bei dieser Gelegenheit, dass er, wenn er zum Heidentume zurückzukehren genötigt werden sollte, zur Versöhnung der heidnischen Götter, die er so schwer beleidigt habe, ein grosses Menschenopfer für nötig halte, und zwar werde er dabei nicht, wie sonst, Sklaven oder Verbrecher, sondern die vornehmsten Häuptlinge des Landes opfern, unter denen er sechs eben Anwesende nannte; seien sie damit nicht einverstanden, so müssten sie eben zu seinem, dem christlichen Glauben übertreten. Diese Drohung wirkt, die Häuptlinge ziehen die Bekehrung vor.3)

In den Tagen König Domaldis entstand in Schweden eine grosse Hungersnot und Elend. Da hielten die Schweden Opfer

1) Über Menschenopfer bei Landplagen, die aus späteren Volkssagen noch ersichtlich sind, vgl. U. Jahn, Die deutschen Opfergebräuche, Breslau 1884, S. 63 ff.

2) Sieht sich doch im Jahr 732 Papst Gregor III. veranlasst, an Bonifacius zu schreiben, er müsse die Christen in Germanien schwer bestrafen, welche Sklaven zum Opfer an die Heiden verkauften. Et hoc inter alia discrimen agi in partibus illis dixisti, quod quidam ex fidelibus ad immolandum paganis sua venumdent mancipia. hoc ut magnopere corrigere debeas, frater, commendemus. Jaffé, Bibliotheca 3, 94.

3) Jüngere Olafssaga Tryggvasonar Kap. 165; Heimskringla Kap. 74.

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