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Haus über dem Kopfe angezündet werden.') Also auch derselbe Brauch eines umfahrenden Wagens. Der Schiffszug in den Niederlanden hing vielleicht einstens mit dem Isis-Nehalenniadienste zusammen. Der Grundgedanke dieser Feier scheint der Einzug der Gottheit ins Land zu sein. Aufzüge scheinen überhaupt jedem Opfer eigentümlich zu sein. Flurgänge, um Ackerland fruchtbar zu machen, wobei Götterbilder herumgeführt wurden, bezeichnet der indiculus superstitionum als heidnische Sitte: de simulacro quod per campos portant. Die Kirche hat sich des Brauches bemächtigt, der in den Flurgängen der Gemeinde mit Priester und Heiltum statt des alten Götterbildes fortlebt. Romanischer Glaube mag übrigens in deutschen Festzügen mehrfach nachwirken.

Der feierlichste Aufzug war der zur Schlacht. Die Götter schritten, ihre Anwesenheit durch die heiligen Feldzeichen bekundend, den Heerscharen voran, aus deren Mitte feierlicher Gesang, besonders zu Ehren Donars, erscholl. Es mag ein kurzes Lied mythischen Inhaltes gewesen sein, das, eine Ruhmthat des Gottes ins Gedächtniss rufend, diese als Beispiel göttlichen Heldentums hinstellte. Darauf ertönte der Kriegsruf, der unter den vor den Mund gehaltenen Schilden tosend anschwellende barditus. 2) Wie die kurze vorgeschickte Göttersage zum Zaubersegen, etwa in deu Merseburger Sprüchen, so mag sich das Donarlied zum barditus verhalten haben, einem brausenden, dem Feinde fürchterlichen Hurra, unter dem die Germanen nach Beendigung des Schlachtliedes den Sturmlauf begannen.

1) Sozomenus, Historia ecclesiastica 6, 37.

2) Über Schlachtgesang und Kriegsgeschrei vgl. Müllenhoff, De antiquissima Germanorum poesi chorica S. 16 ff.; Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, 17 ff. Tacitus Germ. 3 nennt allerdings den Gesang der Lieder barditus (carmina, quorum relatu, quem barditum vocant, accendunt animos). Über barditus vgl. Vegetius, De re milit. 3, 18; Ammianus 31, 7, 11, wo der Kriegsruf gemeint ist und barritus steht. Barditus gehört entweder zu an. bardi, Schild, und bedeutet,,Schildruf",,,Schildgeschrei" oder zu bard (barba) und bedeutet,,Bartruf". Von Thor heisst es, dass er zornig den Bart schüttelte (Þrymskv. 1 skegg nam at hrista); zornig bläst er in seinen roten Bart und erhebt den donnernden Bartruf (skeggrodd, skeggraust) gegen seinen Feind (Fornmanna sögur 1, 303 Olafssaga Tryggvasonar).

7. Ständige Jahresfeste.

Gab es bei den Germanen eigentliche Festzeiten, die sich jährlich an bestimmten Tagen wiederholten? Die Frage ist darum schwer zu beantworten, weil die ursprüngliche Jahresteilung der Germanen nur mangelhaft bekannt ist. Das Jahr zerlegten die Germanen in zwei Hälften, Winter und Sommer, denn diese Wörter gehen durch alle Sprachen gleichmässig hindurch. Ob die andern Jahreszeiten, Lenz und Herbst schon der Urzeit angehören, ist zweifelhaft. Das Jahr hub mit dem Winter, im Oktober vielleicht in der Tag und Nachtgleiche oder im November, an. In der altdeutschen Sprache hat das Wort Winter geradewegs auch die Bedeutung Jahr. Zu Winters Anfang und zu Sommers Anfang waren grössere Opferfeste üblich, die nicht bloss in der Gemeinde, sondern in der Völkerschaft, im ganzen Lande gefeiert wurden. Da kamen die Volksgenossen zum Herbstding und Frühlingsding aus Nah und Fern zusammen, da wurden Opfer und Gottesdienst gefeiert, Gericht gehalten, Volksfeste begangen u. dgl. mehr. Ein festes Datum für die Zusammenkünfte lässt sich nicht behaupten. Es war wol auch nach Klima und Landesbeschaffenheit verschieden und wurde eben allgemein auf den ersten Winter- oder Sommermond verlegt. Ostern, die Märzfelder der Merowinger, die Maifelder der Karolinger, die zahllosen Frühlingsfeste, die im Volksbrauche auch unter dem Christentum fortlebten, die uralten Volksspiele vom Einholen des Sommers, vom Streit zwischen Sommer und Winter, Feste, die sich im allgemeinen zwischen Fasten und Pfingsten abspielen, andererseits die herbstlichen Kirchweih- und Schlachtfeste dürften einzelne Züge aus den altgermanischen Winter- und Sommeropfern bewahren. Aber ein Gesamtbild lässt sich nimmer gewinnen. Denn das alte grosse Volksfest ist mit Gemeindefesten der Bauern und Hirten vermischt und auf verschiedene Tage des römisch-christlichen Kalenders verstreut. Ausserdem sind viele fremdartige und junge Bräuche eingedrungen. Es versteht sich wol von selbst, dass eine Vereinigung des ganzen Volkes nicht allzu oft stattfinden konnte. Denn die Reise zum Ding war zeitraubend. Andererseits forderten aber die Angelegenheiten des Volkes solche Versammlungen, die aber keineswegs bloss dem Opferfeste, vielmehr ebenso dem Gerichte und der Beratung, die im Heidentum vom Gottesdienste gar nicht zu trennen sind, gewidmet waren. Darum betont J. Grimm in den Rechts

Volksding im Herbst und Frühjahr.

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altertümern S. 245, 821 ff. mit Fug die ursprüngliche Zusammengehörigkeit von Volksding und Volksopfer. Je nach Umständen wird bald die eine, bald die andere Bedeutung stärker hervorgetreten sein. Im Christentum fiel das Opfer weg, aber Volksding und Volksfest hafteten. Die Frühlingsfeste, welche in Verbindung mit Waffenübungen und Schützenfesten stehen, weisen zurück auf eine Zeit, wo die Ankunft des Frühlings nicht nur mit einem Danke an die Götter für das, was die Natur gab, sondern mit einer Zusammenkunft der gesamten waffenfähigen Mannschaft begrüsst wurde, wo die während des Winters nicht geübten Fertigkeiten bei Kampfspielen erneuert und die Kriegszüge des Sommers beschlossen wurden. Sie erinnern an die fränkischen März- und Maifelder, wo die Musterung im Vordergrund steht. Die wesentlichen Merkmale jener Versammlung im Herbst und Frühling waren etwa diese: Gebet und Opfer um gutes Jahr und glückliche Unternehmungen, Beratungen über Angelegenheiten des Volkes, zu Sommersanfang besonders über bevorstehende Feldzüge, Waffenmusterung, Gerichte, Umzüge und Volksspiele, Opferschmaus und Gelage. Besonders im Norden finden wir den alten Brauch der Volksdinge am besten auch unter der christlichen Religion bewahrt. Die Norweger hatten neben dem Heradsding, dem Ding der Hundertschaft, Volklandsdinge. In vier grossen Verbänden traten die Norweger zusammen. Die Isländer vereinigten sich im Herbst und Frühling in kleineren Verbänden, im Juni zum Allding. Zugleich hören wir im Norden von besonders grossen Opferfesten der Dänen und Schweden. Die Zeiten der nordischen Dinge sind allerdings teilweise eigenartig und ohne Zusammenhang mit den altgermanischen ungebotenen Dingen, namentlich auf Island allein durch die Landesbeschaffenheit bestimmt.

Weil die ungebotenen Dinge der Germanen vielfach zu Winters und Sommers Anfang stattfanden, weil zur selben Zeit der Volksbrauch noch allerlei Spiele und Feste kennt, weil die Germanen das Jahr in Winter und Sommer einteilten, wird man nicht fehlgehen, wenn man dahin ständige Festzeiten der heidnischen Germanen verlegt, die im grösseren Verband, unter Teilnahme des ganzen Volkes, als Volksfeste gefeiert wurden.

Noch weitere Volksfeste scheinen vorhanden gewesen zu sein. Zu Mittwinter wurde jul gefeiert. Das nordische jól, júl begegnet auch im englischen yule; in Pommern ist Jul eine Bezeichnung für

die Weihnachtszeit, scheint aber aus Schweden oder Dänemark eingeführt zu sein. Im Gotischen und Angelsächsischen kommt dasselbe Wort als Monatsname vor: ags. æra geola, æftera geola 1), erster und zweiter Julmonat, zur Bezeichnung des Januar und Februar, got. fruma jiuleis, erster Julmonat zur Bezeichnung des November. Ist der Monat nach dem Feste oder das Fest nach dem Monat benannt? Der Ursprung des Wortes liegt im Dunkel. Weinhold dachte an Entlehnung aus lateinischem julius, die Mittwintermonate (December, Januar) hätten die Germanen bei Annahme des römischen Kalenders mit dem Namen des Mittsommermonats belegt. Andere Erklärungen suchen Urverwandtschaft mit lateinischem joculus; Jul sei die heitere Festzeit.2) Das heidnische Julfest der Nordleute fand im Januar nach Dreikönig statt und währte drei Tage. Die Zeit gibt für Dänemark Thietmar von Merseburg an, für Norwegen die Bezeichnung Porrablót, das Þorriopfer. Porri ist ein Monatsname, dem Januar entsprechend. Porri hub zwischen dem 9. und 16. Januar an. König Hakon verfügte, dass man das Julfest in Norwegen um dieselbe Zeit feiern sollte, wie die Christen Weihnachten.

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In Deutschland ist kein sicheres Zeugniss des heidnischen Mittwinterfestes vorhanden. Wol spielen die Zwölften, die Zwölfnächte zwischen Weihnacht und Dreikönig im Volksaberglauben eine grosse Rolle.3) Da sind alle Geister los und suchen die Menschen heim. Der Wode, Frau Holle, die Percht, das wütende Heer ziehen um und werden mit Opfer geehrt. Alle Arbeit ruht, besonderes Backwerk wird zubereitet, festlicher Schmaus gehalten. Das sind die Loosnächte, in denen die Zukunft erforscht werden kann, welche die Witterung und damit die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres anzeigen. Da ereignen sich allerlei wunder

1) Bäda, de temporum ratione Kap. 13 gewährt die Form giuli; december giuli eodem quo ianuarius nomine vocatur. Spätere ags. Denkmäler ziehen die Form geola vor; vgl. J. Grimm, Gesch. der ds. Spr. 79 ff.; Weinhold, Die deutschen Monatsnamen, Halle 1869.

2) Jul aus urgerm. *jehwela, ags. gehhol, geohhol = joculus erklären Kluge, Englische Studien 9, 311 ff; Bugge, Arkiv f. nordisk filologi 4, 135. Diez, Etym. Wörterbuch der roman. Sprachen, 5. Aufl. 1887, S. 166, Körting, Latein.-roman. Wörterbuch 1891, S. 425, leiten frz. joli, it. giulivo von altnord. jól, dem Freudenfeste, ab.

3) Den Weihnachtsaberglauben bezeugen reichlich alle Sagensammlungen im Norden und Süden. Den besten Überblick gewährt A. Tille, Deutsche Weihnachten, Leipzig 1893, 148 ff.

Mittwinterfest. Die drei nordischen Jahres opfer.

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same Dinge. Erwägt man, dass das nordische Julfest auf die christliche Weihnachtszeit verlegt wurde, so kann man auch für Deutschland solches annehmen und den Weihnachtsaberglauben vom alten Mittwinteropfer ableiten. Aber er kann ebensowol vom heidnischen Jahresanfang, vom Winterbeginn oder Herbstopfer auf Weihnachten und Neujahr verlegt worden sein.

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Nordische Berichte reden von drei grossen Jahresopfern, die im allgemeinen wol auch mit den germanischen Jahresopfern übereinstimmen.') Die Ynglingasaga (Kap. 8) sagt: „Da sollte man opfern gegen den Winter zu für gutes Jahr (í móti vetrs til árs), mitten im Winter sollte man opfern für Wachstum (at miðjum vetri til gróðrar), das dritte Mal gegen Sommer (at sumri); das war das Siegesopfer." Die jüngere Olafssaga Helga Kap. 104 berichtet: Das ist ihre Sitte, ein Opfer zu haben im Herbste und da den Winter zu begrüssen; ein andres Opfer haben sie mitten im Winter, das dritte gegen Sommer, da begrüssen sie den Sommer." Von dem Halogaländer Sigurd Thorisson berichtet dieselbe Saga im Kap. 112: „Er war so gewohnt, so lange das Heidentum währte, drei Opfer jeden Winter zu haben, eines bei Winters Anfang, das zweite um Mittwinter, das dritte gegen Sommer; nachdem aber das Christentum allgemein üblich geworden war, behielt er die alte Gewohnheit wegen der Gastmähler. Da hatte er im Herbst ein Freundesmahl, im Winter ein Julgelage, wozu er wieder zahlreiche Leute zu sich einlud; ein drittes Mahl hielt er auf Ostern, und da hatte er wieder viele Leute. So hielt er es fort, so lange er lebte." Vom südnorwegischen Bauern Harekr wird erzählt: „Drei Hauptmahle hielt er in jedem Jahre, eine Julgasterei und Mittwinters und zu Ostern." In der Gislasaga Surssonar I, 27 heisst es vom Isländer Thorgrim: „Er gedachte zu Winters Anfang ein Herbstgelage zu haben, den Winter zu begrüssen und dem Freyr zu opfern." Die Opferzeiten berühren ebenso den Einzelnen wie die Allgemeinheit. War die Dingzeit einmal anders gelegt, so wurde natürlich das Jahresopfer, sofern die alte Festzeit bestehen blieb, auch von einzelnen Leuten gefeiert. Mit dem Opfer verbanden sich Spiele, wo mehr Leute zusammenkamen. So erzählt die Eyrbyggjasaga Kap. 43: „Das war die Sitte der Breidfirdinger im Herbste, dass sie Ballspiele hielten um den Beginn des Winters unter Oexl südlich von Knorr; da heisst es seitdem leikskála vellir 1) Zeugnisse für die nordischen Jahresopfer sind gesammelt bei Maurer, Bekehrung 2, 232 ff.

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