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Das neunjährige Landesopfer der Dänen und Schweden.

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Zum richtigen Verständniss der beiden grossen nordischen Opfer muss zunächst ein Irrtum Thietmars berichtigt werden. Er vermischt Opfer- und Bestattungsbräuche. Die Tiere wurden nicht darum geschlachtet, dass die zum Opfer getöteten Menschen in der Unterwelt davon Gebrauch machten; solches war nur der Leichenfeier eigen. Beim Opfer fielen Menschen und Tiere den Göttern zu. In der Hauptsache verlaufen das dänische und schwedische Landesopfer gleich. Beide fanden nur alle neun Jahre statt, die Neunzahl spielt beiderseits bei den Opfern eine Rolle. Vielleicht sind die 99 Menschen in Dänemark neben den 9 in Schweden doch zu hoch gegriffen. Neun Tage dauert das schwedische Fest. dänische Opfer fiel mit dem Julfest zusammen, das schwedische mit dem Sommeropfer.

Man muss dem Umstand Rechnung tragen, dass wir die ursprünglichen germanischen Jahresfeste nur unsicher aus der überlieferten Zeitrechnung, aus dem römischen Kalender und der christlichen Festfolge zu erschliessen vermögen. Zweifellos hingen die einstigen Hauptfeste mit der Jahresteilung zusammen. Als aber, noch im Heidentum, der römische Kalender eindrang, fanden Verschiebungen aller Art statt, die christliche Festfolge vermehrte noch die Verwirrung. So wurden die Jahresfeste verlegt und auf verschiedene Tage verteilt. Man gelangt nur zum allgemeinen Satze, dass für die Volksopfer die Jahresteilung, für Gemeindeopfer Ackerbau und Viehzucht maassgebend gewesen zu sein scheinen.

Die siebentägige Woche und die Einteilung des Jahres in zwölf Monate 1) kam den Germanen aus der Fremde, durch die Römer zu und zwar noch vor der Bekehrung, sonst wären die heidnischen Götternamen nicht für die Wochentage gewählt worden. Damals muss die interpretatio romana schon sehr fest eingebürgert gewesen sein, denn allgemein und ohne Schwanken werden die dies Martis, Mercurii, Jovis, Veneris dem Tiu, Wodan, Donar und der Frija zugeteilt. Die Monate, sofern sie germanisch bezeichnet wurden, heissen nach Zeit und Wetter, Pflanzen und Tieren, Geschäften in Haus und Feld, nicht nach religiösen Vorstellungen.

1) Weinhold, Über die deutsche Jahrteilung, Kiel 1862; Weinhold, Die deutschen Monatsnamen, Halle 1869; Kluge, Die deutschen Namen der Wochentage, im wissenschaftlichen Beiheft Nr. 8 zur Ztschr. des allgemeinen deutschen Sprachvereins 1895.

Erst später wurden gleich einigen Kalendertagen auch Monatsnamen persönlich gedacht und spielen deshalb im jüngeren Volksglauben eine Rolle.

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II. Das Tempelwesen.

1. Heilige Haine.

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Das Waldleben hatte von jeher tiefen Einfluss auf alle Verhältnisse des germanischen Volkes, so auch auf Glauben und Gottesdienst. In dem Wehen, unter dem Schatten uralter Wälder fühlte sich die Seele des Menschen von der Nähe waltender Gottheiten erfüllt. "1) Die ältesten Zeugnisse heben den Waldkultus hervor, der Wald war die Behausung der Götter. Heilige Haine vertreten geradezu eigentliche erbaute Tempel. Bei echt germanischen Tempeln fehlt auch nicht der Wald, es sei denn, die Natur versage ihn wie auf Island. Die ältesten germanischen Bezeichnungen lehren: Tempel ist zugleich Wald. Was wir uns als gebautes, gemauertes Haus denken, löst sich auf, je früher zurückgegangen wird, in den Begriff einer von Menschenhänden unberührten, durch selbstgewachsene Bäume gehegten und eingefriedigten heiligen Stätte. Da wohnt die Gottheit und birgt ihr Bild in rauschenden Blättern der Zweige. “2) „Die Götter, im Wald und auf der Berghöhe gegenwärtig, bedurften keiner gebauten Wohnung, keines sie darstellenden Bildes. Am deutlichsten hat das Tacitus von den Germanen ausgesprochen: ceterum nec cohibere parietibus deos, neque in ullam humani oris speciem assimilare ex magnitudine coelestium arbitrantur: lucos ac nemora consecrant, deorumque nominibus appellant secretum illud, quod sola reverentia vident. Nur Bäume hegten den Gott und über Bäumen stand der Himmel offen. Als aber allmälig feste Niederlassungen erfolgten und als der friedliche Ackerbauer selbst ein Haus bezogen hatte, lag der Gedanke nah, auch für die Götter bleibende Wohnstätten zu errichten, und aus feierlichen Steinkreisen auf dem Waldgebirg gingen Höfe oder Tempel hervor. Die ältesten Ausdrücke unsrer wie der griechischen Sprache können sich von dem Begriff des heiligen Haines noch nicht losreissen, sondern gehen von diesem aus und erst unmerklich in die Vorstellung einer erbauten Stätte über."2)

1) J. Grimm, Mythologie 59 f.

2) J. Grimm, Geschichte der deutschen Sprache 116.

Die Bezeichnungen der Kultstätten.

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Die altgermanischen Wörter für Heiligtum, Opferstätte schwanken in ihrer Bedeutung zwischen Hain und Tempel, weil eben zum Gottesdienste einerseits heilige gehegte Wälder, andrerseits aufgerichtete Gebäude dienten. Das ahd. haruc 1) geben die Glossen mit lucus, nemus, fanum, ara wieder, ags. hearh 2) wird entsprechend als lucus, sacellus, fanum ausgelegt. Im Nordischen bedeutet horgr3) ursprünglich Steinhaufen, vielleicht geschichteter Steinaltar oder Steinkreis als Hag um den Opferplatz, wie solche noch in England und Skandinavien zu sehen sind. Zugleich aber nimmt horg die allgemeine Bedeutung, Heiligtum", die besondere „kleiner Tempel" an.4) Ahd. paro (gen. parawes)5), ags. bearo (gen. bearwes), welche lucus und arbor ausdrücken, deuten auf den heiligen Hain oder Baum.

In den germanischen Sprachen begegnet unter verschiedenen Formen ein Wort für sich allein und in Zusammensetzungen; es lautet weh, weg (an. vé, ags. weoh, weg, as. weg) wih, wig (gotländisch, dän., schwed. ví, ags. wih, wig, as. ahd. wih). Die Grundbedeutung ist Kultstätte (as. friduwih, befriedete Kultstätte) und demnach, wie die ahd. Glosse forst edo haruc edo uuih" lehrt, auch heiliger Hain, ferner Kultgegenstand (idolum, ara, vexillum).®)

Ahd. lôh (lucus), das wie nord. lundr in vielen deutschen Ortsnamen erscheint 7), weist wol manchmal auf ursprünglichen Opferhain. Am besten unterrichtet Tacitus an vielen Stellen über den Waldkult der Germanen. 8) Bei den Nahanarvalen ist ein altehrwürdiger Hain (lucus antiquae religionis), wo den Alcis gedient wird. Bei

1) Vgl. Graff, Ahd. Sprachschatz 4, 1015.

2) Vgl. Wright-Wülcker, Anglo-saxon and old-english glossaries 1, 433, 501, 503, 517, 519.

3) Sveinbjörn Egilsson, Lex. poeticum 380; Fritzner, Oldn. ordbog 22, 191; Sigurður Vigfússon, árbók hins íslenzka fornleifafélags 1880/1, S. 89 ff.

4) Noreen, Abriss der urgermanischen Lautlehre S. 229 vergleicht lat. carcer, Einfriedigung.

5) Graff, Diutiska 1, 150 qui ad aras sacrificat, de za demo parawe ploazit.

6) Die Geschichte des Wortes mit Angabe aller Belege behandelt R. Henning, Die deutschen Runendenkmäler, Strassburg 1889, S. 23 ff.

7) Vgl. Heiligenloh, J. Grimm, Myth. 65; Arnold, Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme, Marburg 1877, S. 117.

8) Über heilige Wälder spricht Tacitus in der Germ. 7, 39, 40, 43; Ann. 1, 61; 2, 12; 4, 73; Hist. 4, 14; 4, 22. Germ. 9,,lucos ac nemora consecrant deorumque nominibus appellant secretum illud, quod sola reverentia vident“, ist rhetorische Phrase, wie der Zusammenhang mit dial. de orat. 12 lehrt.

den Semnonen steht der uralte schauerliche Opferwald, den man nur gefesselt betreten darf (silva auguriis patrum et prisca formidine sacra); dort versammeln sich Abgesandte aller Suevenstämme. Der Nerthus ist ein unberührter Hain (castum nemus) geweiht, worin allerdings auch ein templum sich erhebt. Die Feldzeichen der Stämme, Tierbilder und Abzeichen der Götter, die dem Heere voran in die Schlacht getragen wurden, befanden sich gewöhnlich im geweihten Walde. Im Donarswald (in silvam Herculi sacram) versammeln sich die Völker zur Schlacht. In den heiligen Hain (sacrum in nemus) ruft Civilis den Adel zusammen. Opfersteine, bei denen die gefangenen Feinde geschlachtet wurden, traf man in den Wäldern (lucis propinquis barbarae arae apud quas tribunos mactaverant). Die Häupter getöteter Opfertiere bleichten an den Baumstämmen.

Im tiefsten, dunkelsten Urwald, wo kein Holz geschlagen werden darf, ist das Heiligtum der Götter, da stehen die Opfersteine, da werden Menschen und Tiere geschlachtet oder aufgehängt, da werden die heiligen Feldzeichen der Völker aufbewahrt. Dort ist aber auch Volksversammlung und Gericht. Vermutlich war ein besonderer Teil des Urwaldes zum eigentlichen Gottesdienst abgegrenzt, während fürs Ding gelichtete, wenigstens von Buschwerk und Unterholz gerodete Strecken erforderlich scheinen. Der den Göttern geweihte uralte, wilde Bannwald rief einen schauerlichen Eindruck hervor, ebenso aus ehrfürchtiger Scheu vor der unmittelbaren Gegenwart der Götter wie wegen der blutigen Opfer, wegen der verwesenden Leichen und bleichenden Gebeine. Nicht bloss den Römern, auch den germanischen Volksgenossen selber war ein solcher Urwald unheimlich. Die Schrecken der Vorzeit hafteten auch später vornehmlich am Tempelhain, so an dem zu Uppsala, während die übrigen Örtlichkeiten der frohen Feste halber wol einen freundlicheren Anblick boten. Der eigentliche Opferplatz, wo die Gottheit die Opfer empfing, war der furchtbare Mittelpunkt des Gottesdienstes.

Die Bekehrer hatten oft mit heiligen Wäldern, insbesondere mit heiligen Bäumen zu thun. Der Wald gilt ohnehin als Aufenthalt der Geister, der Baum als beseelt; somit wird er leicht zur Behausung, zum Heiligtum der Götter. Bonifacius fällte bei Geismar die Donarseiche und erbaute aus ihrem Holz eine Peterskapelle. Unter Sachsen und Friesen 1) dauerte die Verehrung der

1) Vgl. J. Grimm, Myth. 64, wo die vita Meinwerci Kap. 17, MG. 11, u. MG. 2, 377 Anm. k ausgehoben ist.

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Heilige Haine. Gebaute Tempel.

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Haine am längsten fort. Bischof Unwan von Bremen liess im Anfang des 11. Jahrh. bei abgelegenen Bewohnern seines Sprengels solche Wälder, in denen geopfert wurde, ausrotten. Nach einem Treffen, das im Jahre 779 zwischen Franken und Sachsen geschah, liess sich ein schwerwunder Sachse aus seiner Burg heimlich in einen dem höchsten Gott geweihten Hain tragen. Schon in alten Urkunden ist von Heiligenforst bei Strassburg, Heiligenloh im Hoyaschen, Heiligelo bei Alkmaar in Holland, Heiligenholtz bei Zwifalten, Halahtre in Westfalen die Rede.') Diese Namen bewahren das Andenken heidnischer Götterwälder, die der Benutzung des Volkes entzogen, dem Dienste der Götter geheiligt

waren.

2. Tempelbauten.

"

Aus dem Walde wuchs allmälig der gezimmerte Tempel 2) hervor, vielleicht Anfangs in der Art, dass um einen besonders heiligen Baum, der als Sitz der Gottheit galt, eine Hütte aus Holz und Zweigen aufgeführt wurde. Derlei mag der indiculus superstitionum IV „,de casulis id est fanis", von kleinen Tempelchen, im Auge haben. Man gedenkt der Halle König Volsungs, die freilich weltlichen Zwecken dient, aber möglicherweise einen altfränkischen Waldtempel darstellt. König Wolsung liess eine herrliche Halle machen und zwar auf die Art, dass eine grosse Eiche in der Halle stund; die Zweige des Baumes mit schönen Blättern breiteten sich übers Dach, der Stamm reichte in die Halle hinunter." 3) Hernach stösst Odin das Schwert für Sigmund in den Stamm dieser Eiche. Darf man eine Wodanseiche im fränkischen Urwald, um welche ein Tempel gezimmert war, worin der Gott seinen Lieblingen sich offenbarte, als letzten Ausgangspunkt dieser Sagenbildung vermuten? Die sächsische Irminsul muss hier erwogen werden. Im nordischen Hause stützen eine oder zwei Säulenreihen als Grundpfeiler den ganzen Bau. Besonders wichtig sind die zwei am Hochsitz befindlichen sog. ondvegissúlur, an denen

1) J. Grimm, Myth. 65; Förstemann, Ortsnamen2 700.

2) Das germanische Wort für den Tempel war got. alhs (bei Wulfila für vάós u. iɛçóv gebraucht), as. ahd. alah, ags. ealh. Damit sind zahlreiche Personen- und Ortsnamen (Förstemann 22, 40), welche auf altdeutsche Tempel schliessen lassen, zusammengesetzt; vgl. Alahstat, Alahdorf, Alahesfeld, Alahesheim, Alahpah, Alacfurd, Alacmar u. ä.

3) Volsungasaga Kap. 2. Golther, Germ. Mythologie.

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