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Beistand Anderer, die mit der Mundart, die der Prophet selbst gesprochen hatte, der koranischen, vertrauter waren. Solche Zeugnisse für die Echtheit eines Heiligen Buches finden wir sonst selten. Aber selbst unter diesen Umständen können wir nur erwarten, in dem Korân ein Bild des Propheten zu finden, wie es sich in den Köpfen seiner Jünger spiegelte. Vielleicht haben wir in dem Koran alles Das, was seine Hörer am Mächtigsten berührte, aber wir können es nur aus zweiter Hand haben, nachdem es bereits durch. das Gedächtniß verschiedener Leute gegangen war. Diese Leute haben vielleicht Das, was Mohammed meinte, nicht richtig aufgefaßt, wie es in mehreren Fällen bei den Aposteln der Fall gewesen ist. Wir können also verstehen, warum wir in dem Korân, wie wir ihn besigen, beträchtliche Abweichungen und Widersprüche in den Mohammed zugeschriebenen Aussprüchen finden.

Trotzdem ist zuzugestehen, daß die Echtheit von Mohammeds Lehre viel fester steht als die der Aussprüche Jesu oder die der Sutras von Buddha. Was würden die christlichen Theologen nicht darum geben, wenn sie beweisen könnten, daß das Neue Testament von Jemand nieder geschrieben wurde, der der Freund und Sekretär Christi war, und daß später nichts mehr darin geändert worden ist! Man kann sagen, daß wir Ueberlieferungen besitzen, nach denen Christus und Buddha schreiben konnten, was Mohammed, wie wir genau wissen, nicht konnte; aber Niemand hat je behauptet, wir besäßen etwas von ihm selbst Geschriebenes oder auch nur irgend welche ipsissima verba, die, während sie gesprochen wurden, niedergeschrieben wurden. Somit vermögen uns also auch in ihrem Falle die Heiligen Bücher nur ein Bild zu geben, wie es sich in anderen Köpfen spiegelte, und zwar in Köpfen, die in vielen Fällen unfähig waren, selbst die einfachsten Gleichnisse ihrer Lehrer zu verstehen. Vom geschichtlichen Gesichtspunkt aus mag Das zu bedauern sein und es mag scheinbar im Falle der individuellen Religionen den Werth Heiliger Bücher vermindern. Aber es hat auch einen sehr großen Vortheil: denn überall, wo der Geist der Wahrheit in uns sich gegen gewisse Sätze in diesen Büchern als unwürdig des hohen Charakters der Gründer diefer Religionen auflehnt, können wir die Freiheit für uns in Anspruch nehmen, die selbst die Alten in Bezug auf die Geschichten forderten, die von ihren Göttern im Umlauf waren, nämlich: daß nichts in ihnen wahr sein könnte, was der Götter unwürdig wäre.

Es ist überraschend, die Anstrengungen mit anzusehen, denen man sich unterzieht, um wahrscheinlich zu machen, daß die Evangelien mindestens vor dem Ende des ersten Jahrhunderts niedergeschrieben worden seien, wo wahrscheinlich noch Leute am Leben waren, die den in diesen Urkunden berichteten Ereignissen beigewohnt hatten. Nach meiner Meinung würden wir, wenn Das möglich wäre, weit mehr verlieren als gewinnen. Wie jezt die

Sache liegt, steht es uns immer, wenn wir etwas Unglaubliches oder Unwürdiges von Christus, wie wir ihn uns vorstellen, lesen, frei, zu sagen, es stamme nur von seinen Jüngern, die ihn oft nicht verstanden haben; oder es sei erst von Denen hinzugefügt worden, die die Ueberlieferung vor ihrer Aufzeichnung weiter gegeben und oft gedacht haben, je wunderbarer sie die wahren Werke und Wunder Christi ausmalten, desto mehr würden sie ihn in den Augen der Menge heben. Den wahren Intereffen der christlichen Religionen würde man besser durch den Nachweis dienen, wie viel Zeit und wie viele Gelegenheiten menschliche Mißverständnisse gehabt hätten, sich in die Evangeliengeschichte einzuschleichen. Das Alles soll den Werth der Heiligen Bücher aller Religionen keineswegs herabseßen, sondern uns nur davor warnen, ihre Bedeutung zu übertreiben. Sie sind sicher eine unerläßliche Vorbedingung für den Religionforscher und es giebt keine geschichtlichen Zeugnisse, die uns den Gründern einer Religion näher bringen als die kanonischen Bücher. Kaum jemals bekommen wir ein unabhängiges gleichzeitiges Zeugniß, natürlich; denn für die Außenwelt giebt es eine entstehende Religion eben kaum. Die erste Generation hindurch fristet eine Religion ein rein subjektives Dasein. Sie lebt in den Gedanken und Unterhaltungen der ursprünglichen Jünger, und so lange der erste Lehrer und seine Jünger noch am Leben sind, so lange ist kein Wunsch nach etwas Anderem vorhanden. Das Bedürfniß nach etwas Geschriebenem macht sich zuerst in der zweiten oder selbst dritten Generation fühlbar, wenn die Mütter eine zuverlässige Führung brauchen, um ihre Kinder Das zu lehren, was sie selbst in ihrem Verkehr mit der ersten und zweiten Jüngergeneration aufgegriffen haben. Es giebt gewöhnlich kein Angebot, als bis sich ein Bedürfniß oder eine Nachfrage ein= stellt, und nach meiner Meinung verdanken viele Heilige Bücher und besonders die Evangelien, dem natürlichen Bedürfniß oder der natürlichen Nachfrage nach Handbüchern zur Belehrung der Kinder ihre Entstehung. Sie sind, wie uns ausdrücklich gesagt wird, geschrieben worden, auf daß Schüler und Bekehrte „die Gewißheit der Dinge wüßten, die ihnen eingeprägt worden waren“.

Wenn uns also die historische Ehrlichkeit diesen Abzug von dem Werthe Heiliger Bücher als den Autoritäten über den Ursprung und die Entstehungbedingungen einer neuen Religion machen heißt, so ist doch ein zweites Befenntniß oder Eingeständniß nöthig, ehe wir sie selbst in späteren Zeiten, nachdem sie mit voller kanonischer Autorität begabt worden waren und als die fast ausschließliche Quelle der religiösen Nahrung für Millionen Gläubiger gelten, als Quellen für unsere Kenntnißnahme benüßen können. Natürlich können wir mit vollkommenem Recht sagen, daß Jeder, der den Brahmaismus kennen. lernen will, die Veden, und Jeder, der den Buddhismus kennen lernen will, das Tripitaka studiren muß, gerade wie wir von dem Gelehrten, der sich mit

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der jüdischen Religion beschäftigt, erwarten, daß er sich seine Belehrung aus dem Alten Testament, und von einem Forscher, der sich mit dem Christenthum beschäftigt, daß er sie sich aus dem Neuen Testament holt. Wir wissen, wie schwer es ist, eine Kenntniß der wirklichen Religion der Griechen und Römer, der Babylonier und Egypter, der alten germanischen und keltischen Völker zu erwerben, eben weil wir hier keine maßgebenden Heiligen Bücher besitzen, aus denen wir sie kennen lernen und nach denen wir sie beurtheilen könnten. Aber man muß auch die Thatsache nicht übersehen, daß bei den alten Religionen, selbst wenn es in ihnen Heilige Bücher gegeben hat, die Anzahl der Leute, die sie benüßen und von ihnen beeinflußt werden konnten, außerordentlich klein war. Sicherlich waren es nicht Millionen, auch nicht Tausende oder Hunderte. Die Zahl Derer, die in alten Zeiten lesen und Bücher studiren konnten, muß immer sehr klein gewesen sein. Wenn wir von Heiligen Büchern reden, so müssen wir auch bedenken, daß sie für eine lange Zeit gar keine Bücher in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes gewesen sind. Was bis jetzt auch da= gegen behauptet worden ist: noch ist nirgends ein greifbares Zeugniß vorgebracht worden, das uns das Dasein wirklicher Bücher in unserem Sinne des Wortes viel vor 600 vor Christi bewiesen hätte. Wenn ich Das ausspreche, so brauche ich das Wort Buch in seinem anerkannten Sinn, als eine literarische Komposition, als Kunstwerk, das dazu bestimint ist, von dem Publikum gelesen und genossen zu werden. Der Ausdruck „Buch" ist offenbar auf babylonische, egyptische, persische oder indische Inschriften, und seien sie auch noch so lang, nicht anwendbar; eben so wenig auf babylonische Cylinder; ja nicht einmal auf die egyptischen Papyri, wie sie das sogenannte „Buch der Toten" bilden. Für einen alten chinesischen Text könnte man ihn noch zur Noth in Anspruch nehmen, aber im gewöhnlichen Gebrauch schließt der Begriff des Buches alphabetische Schrift und einen Inhalt ein, der von einem gebildeten Publikum gelesen werden soll. Als ich sagte, wir fennen lange vor 600 vor Christi keine Bücher, hatte ich gewiß nicht die Datirungen des Veda, egyptischer und babylonischer Inschriften vergessen, und auch nicht die fast vorgeschichtlichen Daten, die die Chinesen für ihre früheste Literatur in Anspruch nehmen. Die Griechen haben praktisch zuerst geschriebene Bücher erfunden und sie sind sich ihres verhältnißmäßig jungen Datums ganz wohl bewußt. Plato scheint sich noch auf die Zeit zu besinnen, wo die Literatur einzig eine mündliche war, und er betrachtet die Einführung geschriebener Literatur feines: wegs als eine ungemischte Segnung. Auch Klemens von Alexandrien ist ganz vertraut mit der Idec, daß geschriebene Bücher nicht sehr lange vor der Zeit des Perikles in Gebrauch gekommen sind; denn er giebt an, der erste Grieche, der ein geschriebenes Buch veröffentlicht habe, sei Anaxagoras gewesen.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß alle Heiligen Bücher der alten

Welt zuerst nur mündlich geschaffen und Jahrhunderte hindurch nur in mündlicher Ueberlieferung verbreitet worden sind. Es hat keinen Sinn, zu sagen, Derartiges sei unmöglich gewesen; denn wenn wir selbst auch von den fast wunderbaren Fähigkeiten des menschlichen Gedächtnisses vor der Erfindung des Schreibens keine Ahnung haben, so können wir uns doch, wenn es uns beliebt, noch jetzt mit unseren eigenen Augen und Ohren überzeugen, daß in Finland und in Indien, wo doch Schrift und Druck lange bekannt sind, eine ungeheure Menge von Versdichtungen und selbst Profa nur mündlich ge= fchaffen und auf dem selben Wege überliefert wird.

So lange die alten Heiligen Bücher nur in mündlicher Ueberlieferung existirten, stand es ihren Besizern frei, sie entweder für sich und eine kleine Anzahl von Schülern zu behalten oder sie vom Hausdache aus aller Welt zu predigen. Und hier ist es eine seltsame psychologische Thatsache, daß in vielen Religionen die Heiligen Bücher bald geheime Bücher geworden sind und daß ihre Kenntniß den Leuten, zu deren Bestem sie dienen sollten, vorenthalten worden ist. Es ist ein oftmals wiederholter Irrthum, die Brahmanen hätten die Veden Allen, außer ihrer eigenen Kaste, vorenthalten. Das Vorrecht, die Veden zu lehren, haben sie ihrer Kaste allerdings vorbehalten, aber in alten Zeiten haben sie es der zweiten und dritten Kaste wie der ersten sogar als Pflicht auferlegt, die Veden auswendig zu lernen. Nur die vierte Klasse, die Sûdras, waren ausgeschlossen, weil ihre geistigen und sozialen Fähigkeiten sie für eine solche Aufgabe ungeeignet machten.

Ein anderer wichtiger Punkt, der im Auge behalten werden muß, ist, daß in mehreren Fällen die Sprache der Heiligen Bücher veraltete und nach einiger Zeit unverständlich wurde. Als natürliche Folge davon wurde die Zahl Derer, die sich eine Kenntniß der alten heiligen Sprache und Literatur erwarben, immer begrenzter. Deshalb ist es völlig wahr, daß die Veden nur einen sehr indirekten Einfluß auf die großen Massen der Bevölkerung Indiens ausüben konnten und daß die Leute nur Das von ihrer alten Religion wußten, was die Brahmanen ihnen sagen wollten. Eben so wahr ist es, daß unter dem Volke, ganz unabhängig von der Religion der Veden, religiöse Bräuche und Anschauungen sich entwickelten. Trotzdem bleibt es nach all diesen Eingeständnissen eine Thatsache, daß der Historiker, der die alte Religion Indiens studiren will, einzig die Veden als Grundlage zu benußen hat. Von der Religion der großen Masse des Volkes haben wir keinen Bericht und werden niemals einen haben. Aber was heute wahr ist, ist es in vedischen Zeiten wahrscheinlich auch gewesen. Ich führe das Zeugniß eines völlig vorurtheilslosen Reisenden, Moncure Conway, an. „Auf meinem Bücherbrett", schreibt er, finden sich all die Heiligen Bücher des Ostens und ich habe Jahre lang beglückt über ihnen gesessen. Die edlen Bestrebungen jener alten Schriftsteller, die glühende

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Poesie der alten Veden, die erhabene Bildersprache ihrer Seher, sind ein Theil
meines Lebens geworden. Aber als ich dann nach den großen Städten Indiens
ging, nach den Pilgerstätten, zu denen sich alljährlich Millionen Derer drängen,
die sich zu dem Glauben der Männer bekennen, die jene Bücher verfaßt
haben, wehe, der Gegensatz zwischen Wirklichkeit und Ideal war herzbrechend.
Kein Schimmer der großen Gedanken ihrer Dichter und Weisen erhellte ihre
verdunkelten Tempel. Nichts von Religion in geistigem Sinne. Wer sich Religion
wünscht, Der wird sie im heutigen Brahmaismus nicht finden." Das Selbe
hätte man wahrscheinlich in vedischen Zeiten auch sagen können. Damals so gut
wie jetzt hat es eine populäre Religion gegeben, die von der der Seher der
Upanishads eben so abwich, wie heute die Religion der Verehrer von Durgâ
von dem Gottesdienst von Männern wie Rammohun Roy oder Keshub
Chunder Sen abweicht. Die jezige Generation besitzt die Veden gedruckt
und erkennt sie feierlich als höchste Autorität in allen religiösen Fragen an.
Aber der Bruchtheil der Leute in Indien, die überhaupt lesen können, ist sehr
klein, die Zahl der Gebildeten, die Sanskrit lesen, noch viel kleiner, während
die Gelehrten, die die Veden lesen und verstehen können, sich wahrscheinlich
an den Fingern zählen lassen. Die selbe Einschränkung gilt für alle
Heiligen Bücher des Orients. Die Gathas des Avesta waren bereits in der
Zeit, wo sie niedergeschrieben wurden, unverständlich geworden; entweder im
dritten oder im ersten Jahrhundert nach Christus, wie man heute behauptet.
Das Alte Testament mußte gegen 300 vor Christus ins Griechische übersetzt
werden, nicht für die Griechen allein, sondern auch für die Juden selbst, die
in den verschiedener Ländern, wo sie eine Zuflucht gefunden hatten, das alte
Hebräisch nicht mehr zu verstehen vermochten. In China kann nur noch der
Gelehrte die kanonischen Bücher des Confucius lesen und verstehen. Der
Buddhismus macht in diesem Punkte, wie in anderen, eine vortheilhafte Aus-
nahme. Seine Heiligen Schriften sind in der Volksmundart der Zeit abge=
faßt worden, und als diese Sprache wiederum veraltete, hat man Ueber-
sehungen in die Sprachen aller der Völker gemacht, die die Lehren Buddhas
aufgenommen hatten. So ist es zuerst auch mit dem Neuen Testament gewesen.
Es war griechisch geschrieben und mußte zum Besten des Westens ins Lateinische
und zum Besten der ersten bekehrten Germanen ins Gothische übersetzt werden.
Im Osten finden wir syrische, koptische, äthiopische, armenische, griechische und
flavische Uebersetzungen, die alle für den Eifer der früheren Kirche sprechen,
ihre Glieder, Klerus und Laien, zu befähigen, das Evangelium in ihrer eigenen
Sprache zu lesen. Ein Wechsel trat ein, als Gregor der Siebente anordnete,
Lateinisch, und zwar Lateinisch allein, solle die allgemeine Kirchensprache sein
(1080 n. Chr.). Den slavischen Einwohnern Böhmens wurde es damals
untersagt, sich ihrer gesprochenen Sprache beim kirchlichen Gottesdienste zu

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