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solute Preishöhe sei. Ist dieser Zustand erreicht, dann ist es füglich ganz gleich, in welche Worte man das Preisgesetz kleiden will. Ob man sagt: die Produktionkosten bestimmen den Marktpreis, oder: der Marktpreis, d. h. die Kaufkraft des Volkes, bestimmt die Produktionkosten, Das kommt in der Wirkung auf das Selbe hinaus und es kommt für uns lediglich darauf an, diese Wirkung überhaupt zu erreichen.

Wir sind heute mit einer ganzen Reihe dem Welthandel unterliegender Waaren von diesem Jdealzustand weit entfernt. Seit zwei Jahrzehnten hat sich der Waarenpreis in einer den Produktionkosten entgegengesezten Richtung entwickelt und so ist die schwere Krisis entstanden, unter der das gesammte Wirthschaftleben des Volkes dahinsiecht.

Die Gesammterscheinung der beim Brotgetreidepreis eingetretenen Entwickelung läßt sich auf vier Ursachen zurückführen: 1) auf den Börsenspielhandel; 2) auf die Gestaltung internationaler Währungverhältnisse seit 1873; 3) auf ungenügende Vorrätheverwaltung beim inländischen Getreidezwischenhandel; 4) auf ungenügenden Produktionschuß gegenüber dem Ausland. Ich will von diesen vier Punkten nur den ersten beleuchten.

Die Börse soll der große Markt sein, an dem effektives Abgabebedürfniß mit effektivem Kaufbedürfniß sich begegnet und je nach Ueberwiegen des einen oder des anderen Faktors in der entsprechenden Richtung sich ausgleicht. Die landläufige Bezeichnung für das Abgabebedürfniß ist: Angebot, für das Kaufbedürfniß: Nachfrage. So lange dabei das Angebot auf thatsächlichem Vorrath beruht, das Abgabebedürfniß also auf effektiven Waarenbesiz sich gründet und so lange die Nachfrage aus wirklichem Bedarf hervorgeht, ist eine wirthschaftlich berechtigte Konkurrenz realer Faktoren gegeben, als deren Ergebniß ceteris paribus eine berechtigte Preisbildung resultirt. Daran ändert sich noch nichts, wenn innerhalb oder außerhalb der Börse Jemand ein Waarenquantum, das er augenblicklich noch nicht besigt, aber nach Maßgabe seiner Produktion- oder Geschäftseinrichtung zum gegebenen Zeitpunkt thatsächlich besigen wird, im Voraus auf Terminverkauft und wenn audererseits Jemand, der augenblicklich noch keinen Bedarf hat, aber nach Maßgabe seines Geschäftsbetriebes solchen zum gegebenen Zeitpunkt haben wird, im Voraus auf Termin - ein Waarenquantum einkauft. Beide Operationen beruhen noch immer auf der realen Unterlage wirklicher heutiger oder künftiger Vorräthe und wirklichen Bedarfes.

heutigen oder künftigen

Wenn wir dagegen heute an der Fondsbörse sehen, daß die auf Basis wirklichen Werthebesizes und die in Absicht wirklicher Werthe-Erwerbung abge= schlossenen Verkäufe und Käufe nur wenige Prozent des Gesammtumsages ausmachen, ja daß in einzelnen Spielpapieren zuweilen an einem Tage das Fünffache Dessen umgesetzt" wird, was davon überhaupt vorhanden ist, und wenn wir weiter sehen, daß die Börse nicht mehr blos ein Spieltempel für das berufsmäßige Spekulantenthum ist, daß vielmehr weite Kreise der Bevölkerung, nicht zum Zweck effektiver Veräußerung oder wirklichen Werthe-Erwerbes, sondern nur des Differenzspieles wegen an die Börse Aufträge geben, dann ließe sich hier gegen ein staatliches Einschreiten allenfalls noch geltend machen: Was kümmert Das uns? Wer spielt und sein Geld verliert, hat die Folgen zu tragen. Auf

keinen Fall jedoch dürfen wir Zustände länger dulden, in denen das ganze werkthätige Volk, ohne die geringste Beziehung zur Börje zu haben, doch den Wirkungen des Börsenspieles überantwortet wird: Das aber sind die heutigen Zustände an der Produktenbörse.

Ich habe dargelegt, daß die jeweilige Kaufkraft des Volkes den gerechten Maßstab abgiebt einerseits für die innerhalb gewisser Zeitperioden zulässige Höhe der Produktionkosten, andererseits für die innerhalb dieser Periode realisirbare Höhe der Produktenpreise. Ich habe hinzugefügt: auf dieser für größere Zeitabschnitte durchschnittlichen Normale ergiebt sich durch das auf effektiven Vorrath sich stützende Angebot und durch die einem wirklichen Bedarf entspringende Nachfrage die Preisbildung im konkreten Fall nach Ort und Zeit. Dieses wirthschaftlich nöthige und gerechte Verhältniß ist heute gänzlich aufgehoben. Vermöge der Institution des Terminhandels wird heute auf den Weltbörsen in einem Monat mehr Getreide in Gänsefüßchen — gekauft und in Gänsefüßchen verkauft, als in zehn Jahren auf der ganzen Welt wachsen kann, von Tausenden. von Leuten, die Naturroggen nicht von Naturweizen zu unterscheiden vermöchten, die daher zum effektiven Kornhandel genau so reale Beziehungen haben wie der Storch zum Kinderkriegen.

Der Umstand, daß es dem Spielhandel niemals um die Waarc, sondern stets nur um die Preisdifferenz zu thun ist, und der weitere Umstand, daß dieser Spielhandel lediglich mit Hilfe der Kapitalkraft zu den zehn Millionen Tonnen effektiver deutscher Ernte noch beliebige hundert Millionen Tonnen Papiergetreide - Ernte auf die Märkte zaubern kann, daß er ferner dem realen Konsumverbrauch einen unendlich großen Papiermagen noch hinzuzufügen im Stande ist —: diese Umstände haben die natürlichen Beziehungen zwischen effektiver Erzeugung und effektivem Verbrauch vollkommen aufgehoben, haben den preisbildenden Einfluß der Kauffraft des Volkes und somit das gerechte Verhältniß zwischen Kauffraft und Produktionkosten erschüttert.

An die Stelle des natürlichen Preisbildungsgesetzes ist die rohe Willkür getreten; und will man für die internationalen Spielwaaren ein Preisbildungsgesetz aufstellen, so würde es lauten müssen; der Weltgetreidepreis wird der Menschheit von der an den internationalen Getreidespieltischen jeweilig stärksten Geldmacht diftirt. Diese, aus dem Vergleich der Weltgetreideproduktion und des Weltgetreideverbrauches mit der schroffen Preiskurvenbildung der Börse uns längst zur Gewißheit gewordene Ueberzeugung hat handgreifliche Bestätigung gefunden. in zwei Vorkommnissen der jüngsten Zeit.

Ich bitte den Leser, auf der beigegebenen graphischen Darstellung des Roggenpreises in Berlin die beiden äußersten Punkte der lezten Rubrik zu be= trachten: 1891 Preis pro Tonne 240 Mark (Ritter & Blumenfeld)

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Die immer noch unentwegt die Freiheit des Handels und Wandels vertretende Presse ist um eine natürliche“ Erklärung für diese extreme Preisschwankung nicht verlegen. Da ist 1891 „bekanntlich" eine sehr schlechte Weltcrute gewesen, während 1895 „bekanntlich" Ueberproduktion auf die Märkte drückt, und so erklärt sich die starke Differenz „ganz naturgemäß“, es sind eben Weltmarktskonjunkturen.

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Die „Zukunft“ brachte vor einiger Zeit einen Aufsaß von Karl Hecht: Spekulation". Was dort gesagt ist, kann man Wort für Wort unterschreiben. Man muß aber darüber klar werden, daß die solide, berechtigte Spekulation, die Herr Hecht meint, im Produktenhandel thatsächlich heute nicht mehr existirt. Es existirt nur noch die von ihm sogenannte Pseudospekulation, die nicht auf objektiven Thatsachen fußt und nach objektiven Thatsachen sich richtet, sondern die, gemäß dem „corriger la fortune“ des Falschspielers, die Thatsachen künstlich zu gestalten sucht, nach ihren Zwecken biegt und beugt. Den Haussiers à la Ritter & Blumenfeld genügt nicht die Thatsache einer durch die natürliche Lage des Marktes geschaffenen berechtigten Preisaufbesserung, sondern sie seßen skrupellos alle Hebel an, um durch künstliche Fernhaltung der Waare vom Markt ihre das Vielfache betragenden Papierengagements mit Wuchernußen auszulösen. 1leber die hierfür angewendeten Mittel brachte der unlängst vor dem Kammergericht in Berlin verhandelte Prozeß Ritter & Blumenfeld contra Koppel auch dem Laicn ja vollkommene Klarheit. Eben so aber verfährt heut auch die Baisse: nicht mit dem wirthschaftlich berechtigten Moment eines natürlichen Preisdruckes durch guten Ernteausfall rechnet sie, sondern auf künstliche Ueberfluthung und einen dadurch unberechtigt tiefen Stand der Preise rechnet sie für ihren Fischzug. Dafür ist der Fall „Cohn & Rosenberg" typisch.

Fm April bis Mai 1895 bewegte sich, nach tiefem Sturz im Herbst 1894, der berliner Roggenpreis langsam aufwärts und erreichte Ende Mai den Stand von 138 Mark. Zu diesem Zeitpunkt verkaufte die Firma Cohn & Rosenberg, die schon im Herbst 1894 eine Million Centner Roggen gefixt und so die Preise tief geworfen hatte, auf Sommer- beziehungweise Herbstterminlieferung riesige Kornmengen. Mit hoher Kapitalunterstüßung durch den Schaaffhausenschen Bankverein und die Dresdener Bank (doch sehr respektable Häuser, nicht?) zogen Cohn & Rosenberg nunmehr anderthalb Millionen Centner russischen Roggen nach Berlin, mietheten unter der Hand sämmtliche hier vorhandenen Getreidespeicher und begannen nun, im Juli-Termin, den Tanz à la baisse, indem sie das nach Menge wie Qualität völlig unverbrauchbare Korn auf den berliner Börsenmarkt warfen. Da die Firma über sämmtliche Speicher verfügte und keinem Anderen deren Benuhung gestattete, so ergab sich für die meisten Gegenkontra= henten die Unmöglichkeit, durch effektive Abnahme das Engagement zu lösen. In gleicher Richtung wirkte die Beschaffenheit der angekündigten Waare. In den drei Terminen August-Oktober kamen zwei Millionen Centner Roggen zur Ankündigung; davon wurden überhaupt 1 300 000 Centner dem Börsenkommissariat zur Beurtheilung gestellt und hiervon wurden 500 000 Centner als „lieferbar“, 800 000 Centner dagegen als unterwerthig erklärt. Dabei ist zu beachten, daß, nach übereinstimmenden Aussagen der Müllereisachverständigen in der Börsenenquetekommission, das von der berliner Börse noch als „lieferbar“ begutachtetc Getreide der Regel nach als nicht vollkommen mahl- und backfähig sich erweist," eine Thatsache, die einen Minderwerth von 100 bis 150 Mark pro Waggon gegenüber deutschem Getreide bedingt. Diese Thatsache der schweren Absagfähigkeit des berliner „Liefergetreides“, verbunden mit den Folgen des von der ehren= werthen Firma geübten schlauen Speichercoups, bedangen natürlich für die meisten. Interessenten der Haussepartei den Wunsch, lieber durch schlanke Differenzzahlung

aus dem Geschäft auszuscheiden, als durch den Versuch effektiver Abnahme die Baissierfirma zuletzt in Waarenmangel zu sehen. Ueberdies hatte die Firma noch den Vorort der berliner Roggenbörse, Hamburg, gleichfalls mit Roggen vollgepfropft, um „jeder Eventualität gewachsen" zu sein. So hält diese Firma den bei Roggen für den Weltmarkt ausschlaggebenden Börsenplag Berlin seit vier Monaten unter ihrem Druck und bewirkt einen Preistiefstand, der seit vierzig Jahren nur zweimal (1848/9 und 1864) erreicht worden ist.

Was aber, so fragt vielleicht der mit den Börsenpraktiken nicht vertraute Leser, was in aller Welt kann die Baisse veranlassen, so auf die Preise zu drücken? Jsts nicht ein alter Grundsaß, daß, je besser die Preise sind, desto lebhafter auch der Handel und um so höher der Nußen sich gestaltet? Der Leser mag noch mehr staunen, wenn er hört, daß Cohn & Rosenberg Das läßt sich aus dem damaligen Preisstand auf den russischen Exportplätzen genau nachweisen die anderthalb Millionen Centner Roggen, selbst unter Berücksichtigung, daß die Hälfte nicht lieferbarer Schund ist, um fünfzehn Mark pro Tonne theurer eingekauft haben, als der spätere Schleuderverkaufspreis betrug, daß sie also rund zwei Millionen Mark bei diesem Effektivhandel zusezten.

Aber Cohn & Rosenberg sind gutmüthige Leute, die gern, zu Gunsten des deutschen Konsumenten, noch mehr Geld verloren und statt zu 110 am Liebsten zu 10 Mark verkauft hätten, wenn sies riskiren durften. Sie trösten sich damit, daß sie für jede effektiv eingekaufte Tonne vorher im Mai 1895, zu 130 bis 135 Mark Herbstterminpreis! an unvorsichtige Brotkornspieler das doppelte und dreifache Quantum Papierkorn losgeworden waren. Je tiefer sie nun bei Lösung jener Papierengagements durch Ueberschwemmung des Marktes den Effektivpreis senkten, je schwerer also ihr „Verlust" am eingekauften Effektivkorn sich stellte: desto größer war auf der anderen Seite ihr Gewinn beim dreifach größeren Papierkornquantum.

Das sind, nach der bei Eröffnung des Reichstages gehaltenen Thronrede, die beim heutigen Stande des Weltverkehres nicht mehr entbehrlichen, entwickelteren Formen“, in denen die deutsche Produktenbörse heutzutage handelt und wandelt. Als der Minister Maybach einst vom Giftbaum sprach, dem die Wurzeln beschnitten werden müßten, da war es zumeist das werbende Volk, das vom Bann der Manchesterpresse noch gefangen gehalten wurde. Heute scheint dieser Bann auf andere Regionen sich gelegt zu haben. Zwar: beim Reichstage liegt ein Gesehentwurf zur „Reform der Börse", dessen wirksamste Bestimmungen hinsichtlich der Produktenbörse aber darin bestehen, daß die Ritter & Blumenfeld und Cohn & Rosenberg künftig in eine Liste sich einschreiben müssen und für das Recht, papiernes Getreide zu handeln, jährlich fünfzig Mark zu entrichten haben.

Diesen Nichtigkeiten stand am sechzehnten und siebenzehnten Januar, zum dritten Male nun, der Antrag Kanig gegenüber. Was wollte dieser Antrag? Nach der von der Manchesterpresse gegebenen Definition war er das ärgste Attentat, das jemals gegen die Menschheit versucht worden ist“.

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Ich bitte den Leser, nochmals die beigeschlossene graphische Darstellung des Roggenpreises auf dem berliner Markt zu betrachten.*) Er findet hier in den

*) Die Skizze giebt eine verkleinerte Abbildung der auf Grund des Aktenmaterials des Polizeipräsidiums (1636–1815) und der amtlichen preußischen Statistik (1816-1895) von mir entworfenen Darstellung.

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