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Leben hinabziehen; denn nicht eine uns unnahbare himmlische Göttin, die wir anbeten, sondern eine brauchbare Gehilfin, die mit uns wohne, soll sie uns sein.

Noch weniger aber fann es uns in den Sinn kommen, die ärztliche Kunst etwa an die Nichtdiplomirten, was immer sie anbeten und wie sie sich nennen mögen, ausliefern zu wollen. Wir werden doch nicht so unklug sein, von einem Extrem in das andere zu fallen und den Teufel mit Beelzebub austreiben zu wollen. Wir können uns ein Verhältniß zur sogenannten Naturheilkunde recht wohl vorstellen, aber wir dürfen dabei nicht im Schlepptau sein; nicht in ihrem Kielwasser wollen wir segeln, sondern wir müssen auch hier die Führer sein. Denn nicht degradiren, nicht von seiner beherrschenden Stellung herabziehen wollen wir den ärztlichen Künstler, sondern ihn zu einer Höhe erheben, von der vorher noch nicht die Rede war.

Wenn unser Arzt aus der Schule in das Leben hinaustritt, soll ihm kein Pfuscher, aber auch kein Bacillus mehr fürchterlich sein. Wie ein souverainer Herr über Leben und Tod soll er, im Gefühl der durch unsere Ausbildung gewonnenen Sicherheit, am Bett des Kranken erscheinen. Wie ein Strahl der Sonne, wie ein erfrischender Luftzug, muß es bei seinem Eintritt durch das Krankenzimmer gehen, so daß dem Patienten sofort jenes unerschütterliche Vertrauen zu dem ärztlichen Helfer, jener Wille zur Heilung suggerirt wird, der eine der stärksten Handhaben unserer Kunst und eine der wesentlichsten Vorbedingungen der Genesung ist. So wollen wir den Arzt; so müssen wir ihn uns erziehen.

Und nicht als die bescheidene Dienerin weltfremder Wissenschaftlichkeit, nicht als die geduldete Genossin handwerksfroher Unwissenschaftlichkeit, sondern als unbeschränkte, frei schaltende Herrin und Führerin auf dem weiten Gebiete medizinischen Wirkens und Wissens stellen wir uns die wahre ärztliche Kunst vor.

*

Werden wir diese Kunst noch sich ausbreiten und die Welt erobern sehen? Werden wir die Gründung unserer ärztlichen Fachschule noch erleben, uns ihrer Blüthe noch erfreuen können?

Wir denken: ja und bald! Wahrlich, nicht um elegante publizistische Scheingefechte, nicht um platonische Erfolge: um ernsten Kampf und praktischen Sieg ist es uns zu thun. In uns lebt die Ueberzeugung, daß eine gute, lebensfähige Sache, einmal auf die Tagesordnung gebracht, sich endlich gegen alle Hindernisse und Widersprüche siegreich durchsetzen muß.

Der versteigerte Herr Gemahl.

Eine Geschichte nach der neuen Schule.

er Maryl drängte sich gemeinsam mit seinem fürnehmen Freund durch das Kirchtagsgewühl und stieß unversehens einen Obstkorb um, so daß etliche. honiggelbe und wahrscheinlich auch honigsüße Kaiserbirnen dem lieben Christenvolke unter den Beinen umherkollerten. Natürlich hub die dicke Obstkrämerin nun ihre Prachtstimme empor und schmiß dem sich eilig weiterschiebenden Bürschen etliche Kosenamen nach, wie Büffelochs, Tagedieb, Mordbrenner, Ehebrecher u. s. w. „Was hat sie gesagt?" fragte der Maryl seinen fürnehmen Freund, „Chebrecher hat sie gesagt?"

„Na, Das wäre auch weiter was!" antwortete der Fürnehme.

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Si, hi," lachte der junge Bauernbursche, Chebrecher, Das könnt ich gar nicht sein."

Wäre nicht übel!" meinte der Fürnehme, „so ein kernfrischer junger Mann da!“ „Ich bin ja gar nicht verheirathet!" lachte der Maryl.

Sie waren schon vor dem Dorfe draußen. Der Fürnehme streckte seine Hand aus gegen die Gartenhecke und riß einen Hagebuttenzweig ab.

Mein Freund!" sagte er dann zum schlanken und aufgeweckten Bauernburschen. „Siehst Du, ich besize keinen Hetschenbusch und habe doch einen Zweig gebrochen. Verstehst Du?"

"

Haben Dich die Dornen nicht in die Finger gestochen?" fragte Maryl nicht ungeschickt. Der Andere warf den Zweig in den Straßengraben und steckte die Hand in den Sack.

„Nein, Das wär' mir auch zu dumm," versezte nun der Maryl, zum Zeichen, daß er recht wohl verstanden hatte.

Da die Beiden das Marktgetriebe hinter sich hatten, blieb der Fürnehme stehen und fragte den Bauernjungen: „Sag mal an, Marx, wie viele Geburtstage hast Du schon gehabt?"

„Einen," antwortete der Bursche.

„Eh, Das glaube ich Dir. Wie alt Du bist, frage ich Dich."
„Neunzehn und ein halb."

„Ganz schön. Für ein solches Alter thust Du noch verdammt unschuldig. Blicke einmal zurück auf die Leute dort im Kirchtag. Männer und Weiber, Alles durcheinander. Und lauter

Lauter?"

„Was über sechzehn oder siebzehn Jahre ist."

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Lieber Herr Poiser, da wirst Du Dich wohl irren", meinte der Marrl.

Am Ende strafft Du mich Lügen, indem Du hingehst und Jeden und Jede extra befragst, obs wahr ist!" lachte der Fürnehme. „Dir werden sie die Wahrheit schon sagen, ich bin überzeugt.“

„Du nimmst das Maß vielleicht von den Stadtleuten,“ sagte der Marxl, „nun, mein Lieber, mit so einem Strick lassen wir uns noch lange nicht messen.“ „Du bist ja ganz aufgeregt," sprach der Fürnehme. Sonst treibt Jhr

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Bauern ein wahres Luderleben und macht gar kein Geheimniß daraus, in jedem Trugliedel und Schnaderhüpfel beichtet Ihrs in die Welt hinaus. Warum just in dem einen Punkte so manierlich? Was ists denn weiter! Wem schadets denn?“ Der Maryl blieb wieder stehen: „Laß Zeit, da muß ich erst nachdenken.

Obs wem schadet, fragst Du?“

„Obs meiner lieben Ehegattin schadet?"

„Ah, nur Das. Na, der schadets eigentlich nicht, heißt Das: wenn Du nicht heimlich Milchkreuzer zahlen mußt vom Geld, das ihr, das Deiner Familie mitgehört."

,,Ach Gott, nein.“

„Jeht denke Dir, Poiser, Deine Frau

„Was, meine Frau?"

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wäre so klug wie Du.“

„Knäbchen, die Frau, Das ist etwas Andercs. Der Ehemann kompromittirt die Familie nicht, die Frau jedoch, die kompromittirt."

„Na, und ordentlich!" rief der Maryl lustig aus. „Aber mir deucht Poiser, sie thut mehr als kom— kom—“

„-promittiren!“ half der Andere freundschaftlich nach.

„Wenn dem Mann das Haus niederbrennt, wenn er blind wird auf beiden Augen, wenn er seinen ehrlichen Namen verliert, wenn ihm das liebste Kind stirbt, so ist Das ein Unglück. Und es ist doch Alles miteinander nichts dagegen, als wenn ihm sein Weib untreu wird.“ Also sagte der Maryl.

Ein kluger Mann geht schweigend darüber hinweg.“

„Ich danke schön," sagte der Bauernbursche. „Und hast morgen vielleicht das Kukuksei im Haus. Es ist ein Menschenkind, nu freilich ists eins. Du starrst es täglich an und suchest in seinem Gesicht Familienähnlichkeit, und findest feine. Die Augen sind nach aufwärts geschlitt, oder nach abwärts, der Kopf ist zu spißig, oder zu platt. Das Geschrei, wenn es den Mund aufthut, ist wie Elstergekreisch. Deine übrigen Kinder sind anders. Ja, vielleicht willst Du Dich zwingen und nichts merken lassen von Deinem Elend, aber jeden Tag erinnert Dich der Balg daran, was Dir Deine liebste Frau Gemahlin angethan hat; es ist ein Denkmal von ihrer Falschheit und Deiner Schand'. Und dieses Denkmal mußt Du in Deinem Haus haben, mußt es füttern und kleiden und Wenn erziehen und versorgen und das verhaßte Wesen führt Deinen Namen. mir so was passiren thät, verflucht und vermaledeit!" Eine grauenhafte Handbewegung machte der Bursche Zuerst sie nachher mich!"

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Ei nun, darum sage ich ja, es ist etwas Anderes, sie oder er," entgegnete der Fürnehme.

„Und wenn mans wieder so nimmt," sagte der Maryl, „sie ist in einer größeren Versuchung als er. Jhn versucht so leicht niemand Anderer, er versucht sich nur felber und geht ́hin und überredet Eine. Sie hat auch eine eigene Versuchung, jezt kommt noch die von ihm dazu, zulezt sind zwei böse Geister gegen den einen guten Willen und da muß sie freilich schwach werden."

Blieb wieder der Fürnehme stehen und sagte zum Bauernburschen: „Herr Maryl, Du sprichst wie ein Philosoph! Du mußt auf der Universität gewesen sein!"

„Ja freilich, auf der, die dort steht," antwortete der Maryl und deutete

gegen das Dorfschulhaus.

„Weißt, wer nicht ganz vernagelt ist, Der braucht

für so was keine U— Universität.“

,So wirst Du wohl auch weise genug sein, niemals zu heirathen!“ „Hörst Du, Poiser, für Das mußt schon Du mir die Weisheit leihen. Wenn man Dir zuhört, wie es im Ehestand hergeht, nachher mach' ichs wie die fieben Sakramente im Katechismus, die Ehe wär' mein Leßtes.“

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"Junger Freund," sagte der Fürnehme, mache es wie ich. Ich bin ja auch verheirathet, und sogar sehr glücklich. Ich habe meine Frau sehr lieb und bin ihr auch treu, vollkommen treu, Das heißt es geschieht ja aus Rücksicht für sie, wenn Deshalb braucht man ja Keine zu verführen und sich Keiner zu verpflichten. Wenn Du mit einer Ledigen umgehst, so wirst Du bald in der Patsche fizen. Das ist sehr gefährlich. Es giebt genug unglückliche Ehefrauen, die von ihren Männern schlecht behandelt werden, genug giebt es solcher, ein gutes Werk ists, sich ihrer anzunehmen, verstehst Du mich?“

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Nun blich wieder der Maryl stehen, mit seinen grauen Aeuglein blinzelte er den Fürnehmen an und flüsterte: „Poiser, eigentlich habe ich mir Das auch schon gedacht!"

Licber Gott, wer hätte sich Das nicht gedacht," rief der Andere. Dann sette er leise bei: „age mir einmal, Maryl, Du gehst im Dachsbauernhause aus und ein."

„Das wohl, ich komm' immer einmal hin.“

„Sage mir, wie leben denn die Zwei miteinander? Die Bauersleute, meine ich."

Der Maryl zuckte die Achseln: „Wie es halt schon oft geht."

„Sie ist ein bildsauberes Weib," sagte der Fürnehme.

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Wer?"

„Die Dachsbäuerin. Was meinst, Freund, wäre da nichts zu machen? Einen Besuch

Jezt schaute ihn der Bursche an.

„Ich meine, ob

Das Gesicht vom Maryl! Dann zuckte er wieder die Achseln, was so viel heißen konnte wie: Weiß ichs? oder: Möglich! oder: Vielleicht!

Der Fürnehme musterte den Burschen. Dann drohte er mit dem Finger:

"Ich glaube gar! Maryl, Maryl!"

,,Aufrichtig Gott nein, ich nicht!" rief der Bursche.

„Na nu, ist Alles Eins," also wieder der Andere. „Ich will einmal meinen Besuch machen im Dachshofe. Mit dem Bauer bin ich ohnehin schon bekannt, der war unser Führer im vorigen Sommer, als die große Partie auf dem Hochnock gewesen ist. Sein Weib hat seither meiner lieben Frau ein paarmal Eier gebracht. Brave Leute sinds, recht brave Leute. Will sie doch einmal besuchen. Wann glaubst Du denn, daß der Dachsbauer am Sichersten zu Hause ist?"

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Das will ich Dir schon sagen," antwortete der Marxl, „morgen z. B. ist er den ganzen Tag nicht zu Hause. Weißt, er hat sein Ausnahmhäusel verkauft, das unten im Thal steht, weil er glaubt, daß er keine Kinder kriegen wird und also sein Lebtag auf dem Hof sizen bleiben kann. Und jetzt, morgen, läßt er

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vom Häusel die Einrichtung versteigern, Kisten und Kästen und lauter so alte Sachen. Ist eh angeschlagen auf der Tafel. Na und da hat der Dachsbauer dabei zu thun und kannst ihn im Thalhäusel finden.“

Faßte jezt der Fürnehme den Burschen bei den Jackenflügeln und sagte: „Bist Du ein ganzer Kerl, Maryl? Bist Du ein Freund?"

Allemal!" betheuerte dieser.

„Spiele mit! Wenn Du mich einmal brauchst, verfüge! Spiele mit, daß ich sie allein finden kann morgen, oben im Dachshofe. Du weißt schon . .“ „Freilich“, sagte der Bursche, „und es wird ganz leicht gehen. Will heut noch kundschaften, dann laß ich Dichs wissen. Verrathen wirst Du mich wohl nicht?"

„Mensch, was denkst Du! Ich hoffe aber: auch Du mich nicht. Meine Frau ist nicht eifersüchtig, hat auch keinen Grund dazu; allein erfahren darf sie es auf keinen Fall, sie würde sich kränken, ganz unnöthiger Weise, hörst Du?“

*

Der Leser wird endlich ungeduldig. Er will wissen, was es mit diesen zwei niederträchtigen Gesellen eigentlich ist. Das ist bald berichtet. Der Fürnehme kommt natürlich aus einer Stadt, vermuthlich aus einer großen, denn der Mann scheint Welt zu haben. Dort besißt er ein erheirathetes Bankgeschäft und hier in der Windwend, wie der Ort heißt, genießt er mit seiner Frau Gemahlin stets die Sommerfrische. Herr Poiser ist ein Mann noch nicht einmal in den besten Jahren, denn in solchen ist Einer erst glaube ich von fünfzig bis sechzig. Er steht nicht hoch über vierzig; daß seine Frau noch fast niedriger steht, obzwar sie ihm ziemlich hoch zu stehen kommt, Das ist glaubhaft. Der Lebemann verstand sich auf Naturgenuß und Geselligkeit. Schon im vorigen Sommer war er mit dem Bruckmüller Maryl bekannt geworden und hatte mit ihm Freundschaft geschlossen, denn dieser Bruckmüller - Maryl war ein merkwürdiger Kumpan. Ein junges, hübsches, findiges und schalkhaftes Bürschlein, wußte er für sich einzunehmen; durch seine gesunde Naivetät, die aber, näher besehen, nicht immer eine war, ge= wann er bei den Herrenleuten Siz und Stimme. Er hatte von einem Oheim die Bruckmühle geerbt und wieder verpachtet. Seit er als Knabe Ministrant gewesen war, that er unterschiedliche Kirchendienste, wenn der Meßner oder der Schulmeister einmal nicht vorhanden war. Orgeln konnte er, Lichte anzünden konnte er, mit dem Klingelbeutel konnte er umgehen und Jedem, der Etwas hineinwarf, schmunzelte er verständnißzinnig zu: „Nur her mit dem Bußpfennig! Du solltest wohl noch einen zweiten geben!" Bei Lust und Festlichkeiten hatte man den Maryl auch gern, denn er wußte mancherlei Schwank und Schelmenstück und verdarb nie Etwas. Andererseits konnte er gar nachdenklich sein; weil er viel in Büchern las, aber nicht Geschichten und Romane, sondern Besseres, so hatte er sich das Denken angewöhnt, dachte es aber nicht gerade so den Büchern nach, sondern aus Eigenem, und wie das Leben just dazu Anlaß giebt. Es war oft erstaunlich und oft drollig, wie das frische Bürschlein in Bauernloden (er verachtete das Stadtzeuggewand) und Bauernsprache die tiefsinnigsten Dinge vorbrachte, und plöglich ein feces Hinaushüpfen ins Schalkhafte, so daß der Zuhörer schließlich nicht klug war darüber, gehöre er zu den Belehrten oder zu den Gefoppten.

All Das und manch Anderes zusammen machte ihn gesucht, umworben, se

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