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1876, Oct. 23. Minot Fund,

Das Recht der Uebersehung wird vorbehalten.

Druck von Karl Kirn in Stuttgart.

Vorwort.

Man erlaube mir, daß ich den Hergang der Entstehung dieser Arbeit berichte, um einer Messung mit unrichtigem Maßstabe vorzubeugen. -Im Jahr 1857 brachte die Monats= schrift des wissenschaftlichen Vereins, die damals in Zürich erschien, einen Aufsah von mir: „Kritische Bemerkungen über den ersten Theil von Göthes Faust, namentlich den Prolog im Himmel." Die Verlagshandlung (Meyer und Zeller) gab die= selbe in besonderem Abdruck heraus. Diese kleine Broschüre (20 Druckseiten) ist vergriffen, der jezige Besizer jenes Verlags, Herr Vogel in Stuttgart, zeigte sich zu einer neuen Ausgabe geneigt; von einfachem Wiederabdruck konnte keine Rede sein, Manches durfte stehen bleiben, aber in vielen Puncten mußte der Auffah umgearbeitet, mußten seine Säße gegen Einwendungen, die inzwischen aufgetreten sind, vertheidigt werden. Ich gieng im Anfang vorigen Winters an dieß Geschäft, da mich die Reihe meiner amtlichen Vorlesungen wieder zu Göthes Faust führte, und ich glaubte eigentlich, nur mit rascher Feder meinen Vorträgen folgen zu dürfen und so die Arbeit ziemlich glatt erledigen zu können. Sie ward mir, offen gestanden, ungleich schwerer, als ich vorhergesehen; ich mußte aufs Neue erfahren, daß man mit diesem unfertigen Wunderwerk der Dichtung nie fertig. wird. Als ich meine Mühe zu Ende geführt und niedergeschrieben vor mir lag, was jezt den Theil des zweiten Abschnitts S. 205 bis 260 bildet, hielt ich für passend, eine Einleitung über die Ursachen der langen Verschleppung des Faust hinzuzugeben; ja ich glaubte, den gegebenen Anlaß hiezu benüßen zu sollen.

Meine Ansichten hierüber hatten sich seit meinen letzten Veröffentlichungen geändert, ich hatte aufgehört, mit Gervinus den einzigen Grund des langen Stockens in Göthes Scheue vor dem politischen Schauplag zu suchen, auf den der Held doch geführt werden sollte; es war natürlich, daß ich wünschte, Rechenschaft vom jezigen Stand meiner Auffassung zu geben.

Das wuchs und wuchs mir nun unter der Hand. Was ich jezt für die erste Ursache des Zauderns, Hinziehens bis ins lezte Lebensjahr des Dichters halte: der gänzliche Wandel seines Stylprincips, das verlangte eine Nachweisung, die nicht von kurzer Hand sein konnte, dieselbe führte naturgemäß auf den ästhetischen Charakter des spätvollendeten zweiten Theils, und nun stand ich abermals einem Urtheil gegenüber, das ich längst bekämpft habe, alte Vertreter dieses Urtheils waren seit meinen legten Publikationen gegen mich vorgegangen, neue hatten sich eingestellt und mich angegriffen; ich mußte mich meiner Haut wehren, doch dieß war Nebensache, es handelte sich um eine Aufgabe der Kritik, die ich für ihre Amtspflicht halte nach wie vor: nicht zu dulden, daß zahnlose Pietät uns den Geschmack verderbe. Die Polemik führte unter Anderem nothwendig auf eine Untersuchung der Begriffe: Symbolisch und Allegorisch, die den Umfang nicht um Weniges ausdehnen mußte. Was ich dann als zweites Hinderniß entschlossener Fortarbeit aufführte: die „philosophische Schwierigkeit," war ebenfalls nicht in Kürze klarzulegen; da galt es, schwere Fragen über das Verhältniß von poetischem Instinct und Denken aufzunehmen, Fragen, die nur ganz natürlich dazu führten, daß ich mehrere Hauptstellen des Gedichts in diesem Zusammenhang herbeizog und darauf ansah, ob sie der dichterischen Divination oder der bewußten Absicht und Reflerion ihren Ursprung verdanken. Dann erst als dritte Ursache der langen Säumniß ließ ich die Schwierigkeit der politischen Aufgabe folgen, wie sie für Göthe bestand; sie konnte kürzer erledigt werden, war aber auch nicht leichtweg abzumachen; und die vierte

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was ich die rein subjective Schwierigkeit nenne schien mir eine Wärme zu fordern, die sich mit einer gewissen Ergiebigkeit aussprechen mußte.

Ich hatte nun zwei Auffäße geschrieben: einen über die Ursachen der langen Verschleppung des Gedichts, einen über den Prolog im Himmel. Sie bildeten nebeneinanderstehend ein Paar von einer Ungleichheit des Umfangs, die das Proportionsgefühl stören mußte. Die Zusammenstellung zeigte aber auch im Inhalt ein organisches Mißverhältniß. Ich habe vorhin gesagt, jener Theil, der die Aufschrift führt: „die zweite Ursache, die philosophische Schwierigkeit" habe mehrere Hauptstellen des Gedichts unter dem Standpuncte beleuchtet, der die betreffende Untersuchung leitet. Es sind diejenigen, die besonders viel und schwer zu denken geben; zu diesen gehört namentlich der Prolog im Himmel; dieser aber mußte dort ausgelassen werden, denn er war ja in einem besondern Aufsatz schon behandelt mit einer Ausführlichkeit, die den Charakter einer selbständigen Arbeit trug und so die Einreihung in jenen Zusammenhang ausschloß. Die beiden Aufsäge verhielten sich denn nun so zu einander, daß der leztere zweite, ursprünglich erste, an einer der Scenen des Drama, welche so tief sind, daß sie dem begriffmäßigen Denken eine unendliche Aufgabe bieten, eine eingehende Analyse vornahm, ein Beispiel philosophischer Auswicklung des Inhalts gab, während andere Stellen, welche dieselbe Schwierigkeit bringen, im jezt ersten, ursprünglich zweiten Auffah eine ähnliche, nur kürzere Behandlung fanden. Dieß also wie die Ungleichheit des Umfangs forderte eine organische Aenderung. Die Parthieen, welche es mit den Stellen des Gedichts zu thun haben, die besonders schwere Probleme enthalten, bei denen zugleich die Frage ist: divinatorisch erschaut oder reflectirt oder etwa auch eine Art Mischung von beidem? kurz mit allen erquicklich oder minder erquicklich bemühenden tiefsinnigen Stellen: diese Parthieen mußten beisammen stehen. Ich zog also aus der genannten Abtheilung

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