ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[blocks in formation]

(Werke 1828. 1, 178 f. a: W. Meifters Lehrjahre Buch 2 (geschr. 1782] Cap. 11. in T. 3, 327 f. - G. 7, 40 ff. — D. 1, 219 f.)

Was hör' ich draußen vor dem Thor,
Was auf der Brücke schallen?
Laß den Gesang vor unserm Ohr
Im Saale wiederhallen!

Der König sprach's, der Page lief;
Der Knabe lam, der König rief:
Last mir herein den Alten!

Gegrüßet send mir, edle Herrn,
Gegrüßt ihr, schöne Damen!

Welch reicher Himmel! Stern bei Stern! Wer kennet ihre Namen?

Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
Schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit,
Sich staunend zu ergößen.

Der Sånger drückt' die Augen ein,
Und schlug in vollen Tönen;
Die Ritter schauten muthig drein,
Und in den Schoos die Schönen.
Der König, dem das Lied gefiel,
Lies, ihn zu ehren für sein Spiel,
Gine goldne Kette reichen.

Die goldne Kette gib mir nicht,
Die Kette gib den Rittern,
Vor deren kühnem Angesicht,
Der Feinde Lanzen splittern;
Gib fie dem Kanzler, den du hast,
Und laß ihn noch die goldne Last
Zu andern Lasten tragen.

Ich finge wie der Vogel singt,
Der in den Zweigen wohnet;
Das Lied, das aus der Kehle dringt,
In Lohn, der reichlich lohnet.
Doch darf ich bitten, bitt' ich eins:
Laß mir den besten Becher Weins
In yurem Golde reichen.

Er seßt' ihn an, er trank ihn aus:
Trank voll füßer Labe!
Owobl dem hochbeglückten Haus,
Wo das ist kleine Gabe!

1: reist-B.-10: fed. a-19: Laf.. vor] Paft..ju a. -23: Bring ibn herein-a. — 24: fend ihr hohe Herrn-a. -23: schönen-6.-27: Rahmen- D. 32: Und ichlug bie vollen Tone- a. - 33: Der Ritter icbaute-a.-34: E4oof - CD. Schone-a.-36: Lief ihm, sum Lohne for-a.-37: reichen] bolen-a 6 D. 38, 39 u. 42: gieb -a D.-50: Laft einen Trunk des beften Weins In rei rem Slate bringen. a 52: ibn es a. 53: voll süßer) der füßen. a - 54: D! breymal hochbeglüdtes-a

[blocks in formation]

20

25

Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!
Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr last den Armen schuldig werden,
Dann überlaßt ihr ihn der Bein;
Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.

Mignon.

(Werke, 1828, 1, 177. GW. Meiflers Lehrf. III, 1. in: Neue Schriften B. 4. Berlin 1795, S. 1 f. Kennst du das Land, wo die Citronen blühn, Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst du es wohl?

Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,

Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, 30 Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, gethan? Kennst du es wohl?

Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Beschüßer, ziehn. 35 Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maulthier sucht im Nebel seinen Weg; In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es stürzt der Fels und über ihn die Fluth. Kennst du ihn wohl?

40

Dahin! Dahin Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn!

[blocks in formation]

Mignon und der Harfenspieler. C: W. Meisters 2. IV, 1: Neue Schriften Bd. 4. Berlin 1795. S. 265 f.) Nur wer die Sehnsucht kennt Weiß, was ich leide!

Allein und abgetrennt

Von aller Freude,

Seh ich an's Firmament

Nach jener Seite.

Ach, der mich liebt und kennt,

Ist in der Weite.

Es schwindelt mir, es brennt
Mein Eingeweide.

Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß, was ich leide!

2: Und danfet Gott, to warm,als_ich Für diesen - a. -20: Land? wo - 26 u. f. w.: Mögt E. —`

Wandrers Nachtlied.

[blocks in formation]

(Werke 1828. 1, 109.-B. 8, 151.
Der du von dem Himmel bist
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach! ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Luft?
Süßer Friede!

Komm, ach komm in meine Brust!

Aus dem Schauspiel:

Erster Aufzug. Erster Auftritt.

[blocks in formation]

15

In deinen heil'gen, sanften Arm genommen.

(Werke 1828. Bb. 9. S. 3 ff. — V: Schriften. Bd. 3. Ja, Tochter Zeus, wenn du den hohen Mann,

Leipz. 1790. S. 3 f.)
Iphigenie.

Heraus in eure Schatten, rege Wipfel
Des alten, heil'gen, dichtbelaubten Haines,
Wie in der Göttin stilles Heiligthum,
Tret' ich noch jest mit schauderndem Gefühl,
Als wenn ich sie zum Erstenmal betråte,
Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher.
So manches Jahr bewahrt mich hier verborgen
Ein hoher Wille, dem ich mich ergeben;
Doch immer bin ich, wie im ersten, fremd.
Denn ach mich trennt das Meer von den Ges
liebten,

Und an dem Ufer steh' ich lange Tage,
Das Land der Griechen mit der Seele suchend;
Und gegen meine Seufzer bringt die Welle
Nur dumpfe Töne brausend mir herüber.

Den du, die Tochter fordernd, ängstigtest,
Wenn du den göttergleichen Agamemnon
20 Von Troja's umgewandten Mauern rühmlich,
Der dir sein Liebstes zum Altare brachte.
Nach seinem Vaterland zurückbegleitet,
Die Gattin ihm, Elektren und den Sohn,
So gib auch mich den Meinen endlich wieder,
Die schönen Schäße wohl erhalten hast;
Und rette mich, die du vom Tod errettet,
Auch von dem Leben hier, dem zweiten Tode!

25

30

(Im 2. Auftritte drückt Arkas des Königs Wunsch
aus, Iphigenien zur Gattin zu wählen. Die Prie.
ruhig und mild ab.)
fterin weist die Andeutungen mit klarer Gelassenheit

Dritter Auftritt.

Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern (Werke 1829, 9, 12 ff. - B: Schriften 1790. 8, 16 ff.)

Ein einfam Leben führt! Ihm zehrt der Gram
Das nächste Glück vor seinen Lippen weg.
Ihm schwärmen abwärts immer die Gedanken
Nach seines Vaters Hallen, wo die Sonne
Zuerst den Himmel vor ihm aufschloß, wo
Sich Mitgeborne spielend fest und fester
Mit fanften Banden an einander knüpften.
Ich rechte mit den Göttern nicht; allein
Der Frauen Zustand ist beklagenswerth.
Zu Hauf und in dem Kriege herrscht der Mann
Und in der Fremde weiß er sich zu helfen.
Ihn freuet der Befiß; ihn krönt der Sieg;
Ein ehrenvoller Tod ist ihm bereitet.
Wie eng-gebunden ist des Weibes Glück!
Schon einem rauhen Gatten zu gehorchen,
Ist Pflicht und Trost; wie elend, wenn fie gar
Ein feindlich Schicksal in die Ferne treibt!
So hält mich Thoas hier, ein edler Mann,
In ernsten, heil'gen Sklavenbanden fest.
Owie beschämt gesteh' ich, daß ich dir
Mit stillem Widerwillen diene, Göttin,
Dir meine Retterin! Mein Leben sollte
Zu freiem Dienste dir gewidmet seyn.
Auch hab' ich stets auf dich gehofft und hoffe
Noch jezt auf dich, Diana, die du mich,
Des größten Königes verstoßne Tochter,

[blocks in formation]

35

Iphigenie. Thoas.
Iphigenie.

Mit königlichen Gütern segne dich
Die Göttin! Sie gewähre Sieg und Nuhm
Und Reichthum und das Wohl der Deinigen
40 Und jedes frommen Wunsches Fülle dir!

Daß, der du über Viele sorgend herrschest,
Du auch vor Vielen seltnes Glück genießest.
Zufrieden wär' ich, wenn mein Volk mich rühmte;
Thoas.
45 Was ich erwarb, genießen Andre mehr
Als ich. Der ist am glücklichsten, er sey
Ein König oder ein Geringer, dem
In seinem Hause Wohl bereitet ist.
Als mir das Schwert der Feinde meinen Sohn,
Du nahmest Theil an meinem tiefen Schmerze,
Den lezten, besten, von der Seite riß.
So lang die Rache meinen Geist besaß,
Empfand ich nicht die Oede meiner Wohnung;
Doch jezt, da ich befriedigt wiederkehre,
55 Ihr Reich zerstört, mein Sohn gerochen ist,
Bleibt mir zu Hause nichts, das mich_ergöße.
Der fröhliche Gehorsam, den ich sonst
Aus einem jeden Augen blicken fah,
Ist nun von Sorg' und Unmuth still gedämpft.

50

60

1:3nicbrift vom 7. September 1783, auf einem eins famen Bretterbäuschen des höchsten Gipfels der Tannenwälder, bei Ilmenau. G. an Zelter Rr. 813. 4. Sept. 1831. Bd. 6, S. 280.-16: 3evs, B-17: fobernd-56 u. f. w. ergebe B.

Ein Jeder sinnt mas künftig werden wird,
Und folgt dem Kinderlosen, weil er muß.
Run komm' ich heut in diesen Tempel, den
Ich oft betrat um Sieg zu bitten und
Für Sieg zu danken. Einen alten Wunsch
Trag' ich im Busen, der auch dir nicht fremd,
Noch unerwartet ist: ich hoffe, dich,
Zum Segen meines Volks und mir zum Segen,
Als Braut in meine Wohnung einzuführen.
Iphigenie.

Der Unbekannten bietest du zu viel,
König, an. Es steht die Flüchtige
Beschämt vor dir, die nichts an diesem Ufer
Als Schuß und Ruhe sucht, die du ihr gabst.
Thoas.

Daß du in das Geheimniß deiner Abkunft
Vor mir wie vor dem Leyten stets dich hüllest,
Wår' unter keinem Volke recht und gut.
Dieß Ufer schreckt die Fremden: das Gesez
Gebietet's und die Noth. Allein von dir,
Die jedes frommen Rechts genießt, ein wohl
Von uns empfang’ner Gast, nach eignem Sinn
Und Willen, ihres Tages sich erfreut,
Von dir hofft' ich Vertrauen, das der Wirth
Für seine Treue wohl erwarten darf.
Iphigenie.

[blocks in formation]

Er ist es; aber Götter follten nicht MitMenschen, wie mit Ihresgleichen, wandelu; Das sterbliche Geschlecht ist viel zu schwach In ungewohnter Höhe nicht zu schwindeln. 25 Unedel war er nicht und kein Verräther; Allein zum Knecht zu groß, und zum Gesellen Verbarg ich meiner Eltern Namen und Des großen Donn'rers nur ein Mensch. So war Mein Haus, o König, war's Verlegenheit, Auch sein Vergehen menschlich; ihr Gericht Nicht Mißtrau'n. Denn vielleicht, ach wüßtest du War streng, und Dichter singen: Uebermuth Wer vor dir steht, und welch verwünschtes Haupt 30 Und Untreu stürzten ihn von Jovis Tisch Du nåhrst und schüßest, ein Entsehen faßte Zur Schmach des alten Tartarus hinab. Dein großes Herz mit seltnem Schauer an, Ach und sein ganz Geschlecht trug ihren Haß! Und statt die Seite deines Thrones mir Chons. Zu bieten, triebest du mich vor der Zeit Ans deinem Reiche, stießest mich vielleicht, Ch' zu den Meinen frohe Rückkehr mir Und meiner Wandrung Ende zugedacht ist, Dem Elend zu, das jeden Schweifenden, Von seinem Haus' Vertriebnen überall Mit kalter fremder Schreckenshand erwartet. Thoas. [15. Was auch der Nath der Götter mit dir sey, Und was sie deinem Haus' und dir gedenken; So fehlt es doch, seitdem du bei uns wohnst Und eines frommen Gastes Necht genießest, An Segen nicht, der mir von oben kommt. Ich möchte schwer zu überreden feyn, Daß ich an dir ein schuldvoll Haupt beschüße. Iphigenie.

Dir bringt die Wohlthat Segen, nicht der Gast.
Thoas.
Was man Verruchten thut, wird nicht gesegnet.
Drum endige deinSchweigen und dein Weigern;
Gs fordert dieß kein ungerechter Mann.
Die Göttin übergab dich meinen Händen;
Wie du ihr heilig warst, so warst du's mir.
Auch seh ihr Wink noch künftig mein Gesetz:
Wenn du nach Hause Nückkehr hoffen kannst,
So sprech' ich dich von aller Forderung los.
Doch ist der Weg auf ewig dir versperrt,
Und ist dein Stamm vertrieben, oder durch
Gin ungeheures Unheil ausgelöscht

85

Trug es die Schuld des Ahnherrn oder eigne?
Iphigenie.
Zwar die gewalt'ge Brust und der Titanen
Kraftvolles Mark war seiner Söhn' und Enkel
Gewisses Erbtheil; doch es schmiedete
Der Gott um ihre Stirn ein ehern Band.
40 Nath, Mäßigung und Weisheit und Geduld
Verbarg er ihrem scheuen düstern Blick;
Zur Wuth ward ihnen jegliche Begier,
Und grånzenlos drang ihre Wuth umher.
Echon Pelops, der Gewaltig-wollende,
45 Des Tantalus geliebter Sohn, erwarb
Sich durch Verrath und Mord das schönste
Weib

Des Denomaus Tochter, Hippodamien.
Sie bringt den Wünschen des Gemahls zwei
50
Söhne!

Thyest und Atreus. Neidisch sehen sie
Des Vaters Liebe zu dem ersten Sohn
Aus einem andern Bette wachsend an.
Der Haß verbindet sie, und heimlich wagt
55 Das Paar im Brudermord die erste That.
Der Vater wåhnet Hippodamien

[blocks in formation]

Iphigenie.

[ocr errors]

Wohl dem, der seiner Våter gern gedenkt,
Der froh von ihren Thaten, ihrer Größe
Den Hörer unterhålt, und still sich freuend
An's Ende dieser schönen Reihe fich
Geschloffen ficht! Denn es erzeugt nicht gleich
Ein Haus den Halbgott noch das Ungeheuer;
Erst eine Reihe Böser oder Guter
Bringt endlich das Entseßen, bringt die Freude
Der Welt hervor.—Nach ihres Vaters Tode 10
Gebieten Atreus und Thyest der Stadt,
Gemeinsam-herrschend. Lange konnte nicht
Die Eintracht dauern. Bald entehrt Thyest
Des Bruders Bette. Nächend treibet Atreus
Ihn aus dem Reiche. Tückisch hatte schon 15
Thyeft, auf schwere Thaten finnend, lange
Dem Bruder einen Sohn entwandt und heimlich
Ihn als den seinen schmeichelnd auferzogen.
Dem füllet er die Brust mit Wuth und Nache.
Und sendet ihn zur Königsstadt, daß er
Im Oheim seinen eignen Vater morde.
Des JünglingsVorsaß wird entdeckt; der König
Straft grausam den gesandten Mörder, wåhs
nend,

Die lang' entbehrte Naßt gewährt. Allein
Es mangelte dem Glück der Eltern noch
Ein Sohn, und kaum war dieser Wunsch erfüllt,
Daß zwischen beiden Schwestern nun Orest
der Liebling wuchs, als neues Uebel schon
Dem sid,ern Hause zubereitet war.
Der Ruf des Krieges ist zu euch gekommen,
Der, um den Raub der schönsten Frau zu råchen,
Die ganze Macht der Fürsten Griechenlands
Um Trojens Mauern lagerte. Ob fie
Die Stadt genommen, ihrer Rache Ziel
Erreicht, vernahm ich nicht. Mein Vater führte
Der Griechen Heer. In Aulis harrten sie
Auf günst'gen Wind vergebens: denn Diane,
Erzürnt auf ihren großen Führer, hielt
Die Eilenden zurück und forderte
Durch Kalchas Mund des Königs åltste Tochter.
Sie lockten mit der Mutter mich ins Lager;
Sie rissen mich vor den Altar und weihten
20 Der Göttin dieses Haupt. Sie war vers
söhnt:
Sie wollte nicht mein Blut, und hüllte rettend
In eine Wolke mich; in diesem Tempel
Erkannt ich mich zuerst vom Tode wieder.
Ich bin es selbst, bin Iphigenie,
Des Atreus Enkel, Agamemnons Tochter,
Der Göttin Eigenthum, die mit dir spricht.
Thoas.

25

85

Mehr Vorzug und Vertrauen geb' ich nicht
30 Der Königstochter als der Unbekannten,
Ich wiederhole meinen ersten Antrag:
Komm, folge mir und theile was ich habe.
Iphigenie.
[21.
Wie tarf ich solchen Schritt, o König, wagen?
Hat nicht die Göttin, die mich rettete,
Allein das Recht auf mein geweihtes Leben?
Sie hat für mich den Schußort ausgesucht,
Und sie bewahrt mich einen Vater, den
Sie durch den Schein genug gestraft, vielleicht
Zur schönsten Freude feines Alters hier.
Vielleicht ist mir die frohe Nückkehr nah;
Und ich, auf ihren Weg nicht achtend, hätte
Mich wider ihren Willen hier gefesselt?
Ein Zeichen bat ich, wenn ich bleiben sollte.
Thoas.

Er tödte feines Bruders Sohn. Zu spåt
Erfährt er, wer vor seinen trunknen Augen
Gemartert stirbt; und die Begier der Rache
Aus seiner Brust zu tilgen, fiunt er still
Auf unerhörte That. Er scheint gelaffen,
Gleichgültig und versöhnt, und lockt den Bruder
Mit seinen beiden Söhnen in das Reich
Zurück, ergreift die Knaben, schlachte fie,
Und seßt die ekle schaudervolle Speise
Dem Vater bei dem ersten Mahle vor.
Und da Thyest an seinem Fleische fich
Gesättigt, eine Wehmuth ihn ergreift,
Er nach den Kindern fragt, den Tritt,dieStimme
Der Knaben an des Saales Thüre schon
Zu hören glaubt, wirft Atreus grinsend
Ihm Haupt und Füße der Erschlagnen hin.—40
Du wendest schaudernd dein Gesicht, o König:
Se wendete die Sonn' ihr Antlig weg
Und ihren Wagen aus dem ew'gen Gleise.
Dieß sind die Ahnherrn deiner Priesterin;
Und viel unseliges Geschick der Månner,
Viel Thaten des verworrnen Sinnes deckt
Die Nacht mit schweren Fittigen und läßt
Uns nur die grauenvolle Dåmmrung fehn.
Choas.

Verbirg fie schweigend auch. Es sey genug
DerGråuel! Sage nun, durch welch ein Wunder
Von diesem wilden Stamme Du entsprangst.
Iphigenie.

50

55

Des Atreus åltster Sohn war Agamemnon:
Er ist mein Vater. Doch ich darf es sagen,
In ihm hab' ich seit meiner ersten Zeit
Ein Muster des vollkommnen Manns gesehn.
Ihm brachte Clytemnestra mich, den Erstling
Der Liebe, dann Elektren. Ruhig herrschte
Der König, und es war dem Hause Tantals 60

48: Une nur in grauenv. B.

Das Zeichen ist, daß du noch hier verweilst.
Such' Ausflucht solcher Art nicht ängstlich auf.
Man spricht vergebens viel, um zu versagen;
Der Andre hört von allem nur das Nein.
Iphigenic.

Nicht Worte sind es, die nur blenden sollen;
Ich habe dir mein tiefstes Herz entdeckt.
Und sagst du dir nicht selbst, wie ich dem Vater,
Der Mutter, den Geschwistern mich entgegen
Mit ångstlichen Gefühlen sehnen muß?
Daß in den alten Hallen, wo die Trauer
Noch manchmal stille meinen Namen lispelt,
Die Freude, wie um eine Neugeborne,
Den schönsten Kranz von Saul' an Säulen
schlinge,

Ofendetest du mich auf Schiffen hin!
Du gåbest mir und Allen neues Leben.

[blocks in formation]

Gedenk; o König, deines edeln Wortes!
Willst du mein Zutrau'n so erwiedern? Du
Schienst vorbereitet alles zu vernehmen.
Thoas.

Aus's Ungehoffte war ich nicht bereitet;
Doch sollt' ich's auch erwarten: wußt' ich nicht
Daß ich mit einem Weibe handeln ging?
Iphigenic.

[ocr errors]

10

Nur du hast mich mit einer Freundlichkeit,
In der ich bald der zarten Tochter Liebe,
Bald stille Neigung einer Braut zu sehn
Mich tief erfreute, wie mit Zauberbanden
Gefesselt, daß ich meiner Pflicht vergaß.
Du hattest mir die Sinnen eingewiegt,
Das Murren meines Volks vernahm ich nicht;
Nun rufen sie die Schuld von meines Sohnes
Frühzeitgem Tode lauter über mich.
Um deinetwillen halt' ich länger nicht
Die Menge, die das Opfer dringend fordert.
Iphigenie.

Um meinetwillen hab' ich's nie begehrt.
Der mißversteht die Himmlischen, der sie
15 Blutgierig wähnt; er dichtet ihnen nur
Die eignen grausamen Begierden an.
Entzog die Göttin mich nicht selbst dem Priester,
Ihr war mein Dienst willkommner, als meinLod.
Thoas.

25

20 Es ziemt sich nicht für uns, den heiligen Gebrauch mit leicht beweglicher Vernunft Nach unserm Sinn zu deuten und zu lenken. Echilt' nicht, o König, unser arm Geschlecht Thu deine Pflicht, ich werde meine thun. Nicht herrlich wie die euern, aber nicht Zwei Fremde, die wir in des Ufers Höhlen Unedel sind die Waffen eines Weibes. Versteckt gefunden, und die meinem Lande Glaub' es, darin bin ich dir vorzuziehn, Nichts Gutes bringen, find in meiner Hand. Daß ich dein Glück mehr als du selber kenne. Mit diesen nehme deine Göttin wieder Du wähnest, unbekannt mit dir und mir, Ihr erstes, rechtes, lang entbehrtes Opfer! Ein näher Bond werd' uns zum Glüd vereinen, Ich sende sie hieher; du weißt den Dienst. Boll guten Muthes, wie voll guten Willens, 30 Dringst du in mich, daß ich mich fügen soll; Und hier dank' ich den Göttern, daß sie mir Die Festigkeit gegeben, dieses Bündniß Nicht einzugehen, daß sie nicht gebilligt. Thoas.

[blocks in formation]

Und hab' ich, fie zu hören, nicht das Recht?
Iphigenie.

Es überbraus't der Sturm die zarte Stimme.
Thoas.

Die Priesterin vernimmt sie wohl allein?
Iphigenic.

Vor allen andern merke fie der Fürst.

Thoas.
Dein heilig Amt und Dein geerbtes Recht
An Jovis Lisch bringt dich den Göttern näher,
Als einen erdgebornen Wilden.

Iphigenie.

Co
Büß'ich nun das Vertraun, das du erzwangst.
Thoas.

Ich bin ein Mensch; und besser ist's, wir enden.
So bleibe denn mein Wort: Sey Priesterin
Der Göttin, wie sie dich erkoren hat;
Doch mir verzeih' Diane daß ich ihr,
Bicher mit Unrecht und mit innerm Vorwurf,
Die alten Opfer vorenthalten habe.
Kein Fremder nahet glücklich unserm Ufer;
Bon Alters her ist ihm der Lod gewiß.

35

40

[Vierter Auftritt. Iphigenie fleht um Schuß zu der Göttin für sich und die unschuldig Ver. folgten 3 weiter Aufzug, erster Auf. tritt. Die beiden Gefangenen treten auf und deu, ten ihren Charakter durch Wechselreden an. Drest, unter der Qual der Erinnerung ermattend, sehnt fich dem Tode entgegen; Pylades ist voll freudiger Lebenshoffnung und ermuthigender Worte. Jener offen und gerade, während dieser eine kluge List dem Charakter des edlen Mannes veeeinbar hält. Er gedenkt des fremden göttergleichen Weibes, die, wie er von den Wächtern erforscht hat, das blutige Geseß der Scythen gefesselt hålt und der Göt. tin anstatt der ehemaligen Menschenorfer Weih. 45 rauch, Gebet und ein reines Herz darbringt. 3 weiter Auftritt. Iphigenie löst dem Pylades die Ketten und erfragt sein Geschick. Er gicht vor, mit seinem Pruder aus Kreta zu ftammen; sie seien Söhne des Adrast und sein Bruder, Lao. 50 damas, habe einen Mord begangen und werde von den Furien verfolgt. Troja, berichtet er weiter, sei gefallen, Agamemnon bei seiner Heimkehr burch Alytemnestra und Aegisth erschlagen. In tieffter Bewegung verhüllt sich Irhigenie und entweicht.]

55

60

Dritter Aufzug. Erster Auftritt
(Werke 1828. 9, 43 ff. B: Schriften 1790. 3, 57 ff.)
Iphigenie. Orest.
Iphigeuie.
Unglücklicher, ich löse deine Bande
Zum Zeichen eines schmerzlichern Geschicks.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »