Sich unterwerfen müssen. Schweigend herrscht Des ew'gen Schicksals unberathne Schwester. Was sie dir auferlegt, das trage: thu' Was sie gebeut. Das andre weißt du. Bald Komm' ich zurück, aus deiner heil'gen Hand Der Rettung schönes Siegel zu empfangen.
(Fünfter Auftritt. In tiefer Bewegung über bas doppelt ihr mit ehrner Hand aufgelegte Laster:
Es bleibt wohl Undank; nur die Noth_ent-10das heilige ihr anvertraute viel verehrte Bild zu
rauben und den Mann zu hintergehen, dem sie ihr Leben und ihr Schicksal dankt, fleht Iphigenie, fle vor dem tiefen Haß der alten Götter gegen die Olympier zu wahren, vor jenem ingrimmigen 15 Haffe, der in dem Liede der Parcen ausgesprochen liegt, das sie sangen, als Tantalus vom goldnen Stuhle fiel:]
So hast du dich im Tempel wohl bewahrt; 25 Das Leben lehrt uns, weniger mit uns Und Andern strenge seyn; du lernst es auch. So wunderbar ist dieß Geschlecht gebildet, So vielfach ist's verschlungen und verknüpft, Daß Keiner in fich selbst, noch mit den Andern 30 Sich rein und unverworren halten kann. Auch sind wir nicht bestellt, uns selbst zu richten; Zu wandeln und auf seinen Weg zu sehen Ist eines Menschen erste, nächste Pflicht: Denn selten schäßt er recht was er gethan, Und was er that weiß er fast nicht zu schäßen. Iphigenie.
Fast überred'st du mich zu deiner Meinung. Pylades.
Braucht'sUeberredung, wo die Wahl versagt ist? 40 Den Bruder, dich, und einen Freund zu retten Ist nur Gin Weg; fragt sich's, ob wir ihn gehn? Iphigenie.
O laß mich zaudern! denn du thåtest selbst Ein solches Unrecht keinem Mann gelaffen, 45 Dem du für Wohlthat dich verpflichtet hieltest. Pylades.
Wenn wir zu Grunde gehen, wartet dein Ein hårt'rer Vorwurf, der Verzweiflung trägt. Man sieht, du bist nicht an Verlust gewohnt, 50 Da du dem großen Uebel zu entgehen, Ein falsches Wort nicht einmal opfern willst. Iphigenie. O trüg' ich doch ein männlich Herz in mir! Das, wenn es einen kühnen Vorsaß hegt, Vor jeder andern Stimme sich verschließt.
Du weigerst dich umsonst; die ehrne Hand Der Roth gebietet, und ihr ernster Wink Ist oberstes Geseß, dem Götter selbst
36: weiß er fakt nie zu schåɣen. 1790. S. 102.
Es fürchte die Götter Das Menschengeschlecht! Sie halten die Herrschaft In ewigen Hånden, und können sie brauchen Wie's ihnen gefällt.
Der fürchte sie doppelt Den je sie erheben! Auf Klippen und Wolken Sind Stühle bereitet Um goldene Tische.
Erhebet ein Zwist sich: So stürzen die Gäste Geschmäht und geschåndet In nächtliche Tiefen, Und harren vergebens Im Finstern gebunden, Gerechtes Gerichtes.
Sie aber, fie bleiben In ewigen Festen An goldenen Tischen. Sie schreiten vom Berge Zu Bergen hinüber: Aus Schlünden der Tiefe Dampft ihnen der Athem Erflickter Titanen Gleich Opfergerüchen, Ein leichtes Gewölke.
Es wenden die Herrscher Ihr seguendes Auge Von ganzen Geschlechtern Und meiden, im Enkel Die eh'mals geliebten Still redenden Züge Des Ahnherrn zu sehn.
So fangen die Parcen; Es horcht der Verbannte In nächtlichen Höhlen Der Alte die Lieder, Denkt Kinder und Enkel Und schüttelt das Haupt.
36: Gerechten - 1790. S. 106. Min..Ausa. 1846. S. 73. -55: Verbannte, 1790. S. 108. INA. 1846. S. 74.
Mit nichten! Dieses blutigen Beweises Bedarf es nicht, o König! Laßt die Hand Vom Schwerte! Denkt an mich und mein Geschick.
[V, 1: Arkas läßt den König errathen, welchen Groß ist die Zahl der edeln tapfern Männer, Betrug die Priesterin vorhabe. 2: Thoas voll Die mich begleiten; doch ich stehe selbst Grimm gegen Iphigenie, die seine Güte wie alt In meinen Jahren noch dem Feinde, bin verjährtes Eigenthum misbrauche. 3: Iphigenie Bereit mit dir der. Waffen Loos zu wagen. im Bewußtsein menschlichen Unrechts gegen Thoas 5 Iphigenie. sucht unter Schmerz`und Troß und Stolz auszu. weichen, aber von Thoas kalter Strenge gedrängt überwältigt sie den Troß in demüthiger reiner Of fenheit, und Thoas fühlt sich schwankend, als (4:) Dreft, die Seinen im Kampfe ermuthigend auf- 10 tritt und Pylades (5:) hinzukommt. Thoas ge. beut Waffenruhe, Pylades geht, den Rest seines Volks zu sammeln. (6:) Milde, menschliche Auf. lösung aller Dissonanzen bis zum friedlich.weh. müthigen Abschied.]
Fünfter Aufzug. Sechster Auftritt.
Der rasche Kampf verewigt einen Mann. Er falle gleich, so preiset ihn das Lied. Allein die Thränen, die unendlichen Der überbliebnen, der verlass'nen Frau, Zählt keine Nachwelt, und der Dichter schweigt 15 Von tausend durchgeweinten Tag' undNächten, Wo eine stille Seele den verlornen, Rasch abgeschied❜nen Freund vergebens sich
(Werke 1828. 9, 92 ff. Schriften 1790. 3, 127 ff.) Zurückzurufen bangt und sich verzehrt.
Iphigenie. Thoas. Orest. Iphigenie.
Befreit von Sorge mich, eh' ihr zu sprechen Beginnet. Ich befürchte bösen Zwist, Wenn du, o König, nicht der Billigkeit Gelinde Stimme hdrest; du, mein Bruder, Der raschen Jugend nicht gebieten willst. Thoas.
Ich halte meinen Zorn, wie es dem Aeltern Geziemt, zurück. Antworte mir! Womit Bezeugst du, daß du Agamemnons Sohn Und Dieser Bruder bist?
Hier ist das Schwert, Mit dem er Troja's tapfre Månner schlug. Dieß nahm ich seinem Mörder ab, und bat DieHimmlischen, den Muth und Arm, das Glück Des großen Königes mir zu verleihn, Und einen schönern Tod mir zu gewähren. Wahl Einen aus den Edeln deines Heers und stelle mir den Besten gegenüber. So weit die Erde Heldensöhne nährt; Ist keinem Fremdling dieß Gesuch verweigert. Thoas.
Dieß Vorrecht hat die alte Sitte nie Dem Fremden hier gestattet.
Mich selbst hat eine Sorge gleich gewarnt, 20 Daß der Betrug nicht eines Räubers mich Vom sichern Schußort reiße, mich der Knechts schaft
Verrathe. Fleißig hab' ich sie gefragt, Nach jedem Umstand mich erkundigt, Zeichen 25 Gefordert, und gewiß ist nun mein Herz. Sieh hier an seiner rechten Hand das Mahl Wie von drei Sternen, das am Tage schon, Da er geboren ward, sich zeigte, dás Auf schwere That mit dieser Faust zu üben 30 Der Priester deutete. Dann überzeugt Mich doppelt diese Schramme, die ihm hier Die Augenbraune spaltet. Als ein Kind Ließ ihn Elektra, rasch und unvorsichtig Nach ihrer Art, aus ihren Armen stürzen. Er schlug auf einen Dreifuß auf — Er ist's – Soll ich dir noch die Aehnlichkeit des Vaters, Soll ich das inn're Jauchzen meines Herzens Dir auch als Zeugen der Versichrung nennen? Thoas.
40 Und hübe deine Rede jeden Zweifel Und båndigt' ich den Zorn in meiner Brust; So würden doch die Waffen zwischen uns Entscheiden müssen; Frieden seh' ich nicht. Sie find gekommen, du bekennest selbst, 43 Das heilge Bild der Göttin mir zu rauben. Glaubt ihr, ich sehe dieß gelassen an? Der Grieche wendet oft sein lüstern Auge Den fernen Schäßen der Barbaren zu, Dem goldnen Felle, Pferden, schönenTöchtern ; Doch führte fie Gewalt und List nicht immer Mit den erlangten Gütern glücklich heim. Orest.
Das Bild, o König, soll uns nicht entzweyen! Jezt kennen wir den Irrthum, den ein Gott 55 Wie einen Schleier um das Haupt uns legte, Da er den Weg hierher uns wandern hieß. Um Rath und um Befreiung bat_ich ihn Von dem Geleit der Furien; er sprach: „Bringst du die Schwester, die an Tauris Ufer 60 Jm Heiligthume wider Willen bleibt,
Nach Griechenland, so ldset fich der Fluch.“ Wir legten's von Apollens Schwester aus,
Und er gedachte dich! Die strengen Bande Sind nun gelöst; du bist den Deinen wieder, Du Heilige, geschenkt. Von dir berührt War ich geheilt; in deinen Armen faßte Das Uebel mich mit allen seinen Klauen Zum Leßtenmal, und schüttelte das Mark Entseßlich mir zusammen; dann entfloh's Wie eine Schlange zu der Höhle. Neu Genieß' ich nun durch dich das weite Licht Des Tages. Schön und herrlich zeigt sich mir Der Göttin Rath. Gleich einem heil'gen Bilde, Daran der Stadt unwandelbar Geschick Durch ein geheimes Götterwort gebannt ist, Nahm fie dich weg, die Schüßerin des Hauses, Bewahrte dich in einer heil'gen Stille Zum Segen deines Bruders und der Deinen, Da alle Rettung auf der weiten Erde Verloren schien, gibst du uns alles wieder. Laß deine Seele sich zum Frieden wenden,
Empfangen will ich ihn wie einen Gott, Ich will ihm selbst ein Lager zubereiten, Auf einen Stuhl ihn an das Feuer laden, Und nur nach dir und deinem Schicksal fragen. 5 O geben dir die Götter deiner Thaten und deiner Milde wohlverdienten Lohn! Leb wohl! O wende dich zu uns und gib Ein holdes Wort des Abschieds mir zurück! Dann schwellt der Wind die Segel fanfter an, Und Thränen fließen lindernder vom Auge Des Scheidenden. Leh' wohl! und reiche mir Zum Pfand der alten Freundschaft deine Rechte. Thoas. Lebt wohl!
König! Hindre nicht, daß sie die Weihe Des väterlichen Hauses nun vollbringe, Mich der entsühnten Halle wiedergebe, Mir auf das Haupt die alte Krone drücke! Vergilt den Segen, den fie dir gebracht, Und laß des nähern Rechtes mich genießen! 25 Gewalt und Lift, der Männer höchster Ruhm, Wird durch die Wahrheit dieser hohen Seele Beschämt, und reines, kindliches Vertrauen Zu einem edeln Manne wird belohnt.
Und seh' ich an dem Aermsten eure Tracht; 50
(Schriften. Bd. 5. Leipz. 1790. S. 33 u. 97.) Soldatenlied chen.
Clara wickelt Garn und singt mit Brackenburg. Die Trommel gerühret!
Das Pfeifchen gespielt! Mein Liebster gewaffnet Dem Haufen befiehlt, Die Lanze hoch führet, Die Leute regiert. Wie klopft mir das Herze! Wie wallt mir das Blut! O hått' ich ein Wamslein, Und Hofen und Hut!
Ich folgt ihm zum Thor 'aus Mit muthigem Schritt, Ging durch die Provinzen, Ging überall mit.
Die Feinde schon weichen, Wir schießen darein.
Welch Glück sonder Gleichen, Ein Mannsbild zu seyn!
Clårchen singt.
(Daselbst. S. 97.).
Freudvoll
Und leidvoll
Gedankenvoll seyn;
Langen
Und bangen
In schwebender Pein; Himmelhoch jauchzend, Zum Tode betrübt; Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Aus dem Schauspiele: Torquato Tasso.
(1780 und 1781 in Prosa geschrieben; 1787 89 55 Hermen Virgils und Arioftens, wobei Leonore der
neu, in Versen, bearbeitet.)
[Erfter Aufzug. Erster Auftritt: Prinzessinn Leonore von Este Schwester des Herzogs, und Leonore Sanvitale, Gråfinn von Scandiano, krán, zen im Garten des Lustschlosses Belriguardo die
5: mit] in- Miniat..Aug. 1846. S. 90. R. Gibele, die deutsche Dichtung. II.
Gunst erwähnt, welcher sich die größten Dichter Italiens von den Fürsten von Efte erfreuten, und Lasso schildert, der auf dieser Erde kaum verweilt, dagegen mit gesammeltem Gemüth und voll bes 60 harmonischen Einklangs der Natur, oft adelt was
gemein erschien, und das Geschäßte werthlos macht. Der theuern Eltern unverdiente Noth. Die Prinzessin neckt Leonoren mit Tassos sanft Eröffnete die Lippe sich zu fingen, angedeuteter schwärmerisher Liebe und Leonore So floß ein traurig Lied von ihr herab, wendet die Neckerei gegen die Fürstinn selbst. 1, 2: Und ich begleitete mit leisen Tönen Alphons der zweyte, Herzog von Ferrara, sucht 5 Des Vaters Schmerzen und der Mutter Qual Tasso und kußert, im Gespräch von Leonore dar. Du warst allein, der aus dem engen Leben auf geführt, seine Ungeduld, mit welcher er der Zu einer schönen Freiheit mich erhob; Vollendung von Tassos Gedichte entgegensicht, um Der jede Sorge mir vom Haupte nahm, ihn, nach dieser großen Leistung, dem Leben ver, Mir Freiheit gab, daß meine Seele sich trauter zu bilden. Leonore warnt vor Versuchen, 10 Zu muthigem Gesang entfalten konnte; die des Menschen meidenden Dichters Argwohn Und welchen Preis nun auch mein Werk erhält, gegen das Leben vielleicht in Furcht und Haß ver- Euch dank ich ihn, denn euch gehört es zu. wandeln können. Alphons erwähnt Antonios, Alphons. seines Staatssecretairs, der kommen werde, um ihn abzuholen. Die Prinzessinn bemerkt den lang. 15 sam herwandelnden Tasso.]
Erster Aufzug. Dritter Auftritt. (Werke 1828, Bd. 9, S. 116ff. — V.Schriften Bd. 6. S. 26 ff. D. 6, 113 ff.)
Die Vorigen. [Prinzessin. Leonore. Al- phone.] Tasso. Taso
(mit einem Buche in Pergament geheftet.) Ich komme langsam dir ein Werk zu bringen, Und zaudre noch es dir zu überreichen. Ich weiß zu wohl, noch bleibt es unvollendet, Wenn es auch gleich geendigt scheinen möchte. Allein, war ich besorgt es unvollkommen Dir hinzugeben, so bezwingt mich nun Die neue Sorge; möcht' ich doch nicht gern Zu ängstlich, möcht' ich nicht undankbar scheinen. Und wie der Mensch nur sagen kann: Hie bin ich! Daß Freunde seiner schonend sich erfreun. So kann ich auch nur sagen: Nimm es hin! (Er übergibt den Band.) Alphons.
Du überraschest mich mit deiner Gabe Und machst mir diesen schönen Tag zum Fest. So halt' ich's endlich denn in meinen Hånden, Und nenn' es in gewissem Sinne mein! Lang wünscht' ich schon du möchtest dich ent- schließen Casso.
Und endlich sagen: Hier! es ist genug.
Wenn ihr zufrieden seyd, so ist's vollkommen; Denn euch gehört es zu in jedem Sinn. Betrachtet' ich den Fleiß, den ich verwendet, Sah ich die Züge meiner Feder an,
So konnt' ich sagen: Dieses Werk ist mein, Doch seh' ich näher an, was dieser Dichtung Den innern Werth und ihre Würde gibt, Erkenn' ich wohl, ich hab' es nur von euch. Wenn die Natur der Dichtung holde Gabe Aus reicher Willkür freundlich mir geschenkt, So hatte mich das eigenfinnge Glück Mit grimmiger Gewalt von sich gestoßen; Und zog die schöne Welt den Blick des Knaben Mit ihrer ganzen Fülle herrlich an, So trübte bald den jugendlichen Sinn
zum zweytenmal verdienst du jedes Lob, Und ehrst bescheiden dich und uns zugleich. Casso.
O könnt' ich sagen wie ich lebhaft fühle Daß ich von euch nur habe, was ich bringe! Der thatenlose Jüngling nahm er wohl 20 Die Dichtung aus sich selbst? Die kluge Leitung Des raschen Krieges hat er die ersonnen? Die Kunst der Waffen, die ein jeder Held An dem beschiednen Tage kräftig zeigt, Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth, Und wie sich List und Wachsamkeit bekämpft, Hast du mir nicht, o kluger, tapfrer Fürst, Das alles eingeflößt, als wärest du Mein Genius, der eine Freude fånde Sein hohes, unerreichbar hohes Wesen Durch einen Sterblichen zu offenbaren? Prinzessin.
Genieße nun des Werks das uns erfreut! Alphons. Erfreue dich des Beifalls jedes Guten! Leonore.
Des allgemeinen Nuhms erfreue dich! Cafo.
Mir ist an diesem Augenblick genug. An euch nur dacht' ich, wenn ich fann und schrieb; Euch zu gefallen war mein höchster Wunsch. Euch zu ergeben war mein legter Zweck. Wer nicht die Welt in seinen Freunden sieht, Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre. Hier ist mein Vaterland, hier ist der Kreis, In dem sich meine Seele gern verweilt. Hier horch' ich auf, hier acht' ich jeden Wink. Hier spricht Erfahrung, Wissenschaft, Ge-
Ja, Welt und Nachwelt seh' ich vor mir stehn. 50 Die Menge macht den Künstler irr' und scheu. Nur wer euch ähnlich ist, versteht und fühlt, Nur der allein soll richten und belohnen! Alphons.
Und stellen wir denn Welt und Nachwelt vor, 55 So ziemt es nicht nur müßig zu empfangen. Das schöne Zeichen, das den Dichter ehrt, Das selbst der Held, der seiner stets bedarf, Ihm ohne Neid um's Haupt gewunden sieht, Erblick' ich hier auf deines Ahnherrn Stirne. (Auf die Herme Virgils deutend.)
7 u. 9: Freyheit B D. — 12: euch] Euch BD — 18 Euch BD.27; eingeflost als B-34: Beyfalls BD → 41: ergeben B
Hat es der Zufall, hat's ein Genius Geflochten und gebracht? Es zeigt sich hier Uns nicht umsonst. Virgilen hör' ich sagen: Was ehret ihr die Todten? Hatten die Doch ihren Lohn und Freude da fie lebten; Und wenn ihr uns bewundert und verehrt, So gebt auch den Lebendigen ihr Theil. Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug. Der grüne Zweig gehört dem Leben an. (Alphons winkt seiner Schwester; fie nimmt den10 Kranz von der Wüste Virgils und nähert sich Tasso. Er tritt zurück.) Leonore. Du weigerst dich? Sich welche Hand denkranz, Den schönen unverwelklichen, dir bietet! 15
last mich zögern! Seh' ich doch nicht ein, Wie ich nach dieser Stunde leben soll. Alphons.
In dem Genuß des herrlichen Besizes, Der dich im ersten Augenblick erschreckt. Prinzessin
(indem sie den Kranz in die Höhe hålt.) Du göanest mir die feltne Freude, Tasso, Dir ohne Wort zu sagen wie ich denke.
Und wer sich rüsten will, muß eine Kraft Im Busen fühlen, die ihm nie versagt. Ach! sie versagt mir aber jezt! Im Glück Verläßt sie mich, die angeborne Kraft, Die standhaft mich dem Unglück, stolz dem Unrecht Begegnen lehrte. Hat die Freude mir, Hat das Entzücken dieses Augenblicke Das Mark in meinen Gliedern aufgelös't? Es finken meine Kniee! Noch einmal Siehst du, o Fürstin, mich gebeugt vor dir! Erhöre meine Bitte; nimm ihn weg! 20 Daß, wie aus einem schönen Traum erwacht, Ich ein erquidtes neues Leben fühle. Prinzessin.
Wenn du bescheiden ruhig das Talent, Das dir die Götter gaben, tragen kannst, 25 So lern' auch diese Zweige tragen, die Das Schönste sind, was wir dir geben können. Wem einmal würdig fie das Haupt berührt, Dem schweben sie auf ewig um die Stirne. Casso.
Casso. [121. Die schöne Laft aus deinen theuern Hånden Empfang'ich knieend auf mein schwacheshaupt. (Er kniet nieber, die Prinzessin seht ihm den Kranz auf.) 30
Leonore (applaudirend.) Es lebe der zum erstenmal Bekränzte! Wie zieret den bescheidnen Mann der Kranz. Tasso (steht auf). Alphons.
Es ist ein Vorbild nur von jener Krone, Die auf dem Capitol dich zieren foll. Prinzessin.
So laßt mich denn beschämt von hinnen gehn! Laßt mich mein Glück im tiefen Hain verbergen, Wie ich sonst meine Schmerzen dort verbarg. Dort will ich einsam wandeln, dort erinnert Kein Auge mich an's unverdiente Glück. 35 Und zeigt mir ungefähr ein klarer Brunnen In seinem reinen Spiegel einen Mann, Der wunderbar bekränzt im Wiederschein Des Himmels zwischen Bäumen, zwischen Felsen Nachdenkend ruht: so scheint es mir, ich sehe Elysium auf dieser Zauberfläche
Dort werden lautre Stimmen dich begrüßen; Mit leiser Lippe lohnt die Freundschaft hier. 40 Caso.
O nehmt ihn weg von meinem Haupte wieder, Nehmt ihn hinweg! Er fengt mir meine Locken. Und wie ein Strahl der Sonne, der zu heiß Das Haupt mir tråfe, brennt er mir die Kraft45 Des Denkens aus der Stirne. Fieberhize Bewegt mein Blut. Verzeiht! Es ist zu viel! Leonore.
Es schüßet dieser Zweig vielmehr das Haupt Des Manns, der in den heißen Regionen Des Ruhme zu wandeln hat, und kühlt die Stirne. Casso. Ich bin nicht werth die Kühlung zu empfinden, Die nur um Heldenstirnen wehen soll. D hebt ihn auf, ihr Götter, und verklärt Ihn zwischen Wolken, daß er hoch und höher Und unerreichbar schwebe! daß mein Leben Nach diesem Ziel ein ewig Wandeln fey!
17: Jogern feh'. B 27: theuren. BD-32: be. franzte! BD-39: lautere. B
Gebildet. Still bedenk' ich mich und frage, Wermag der Abgeschiedne seyn? DerJüngling. Aus der vergangnen Zeit? So schön bekränzt? Wer sagt mir seinen Namen? Sein Verdienst? Ich warte lang' und denke: Kåme doch Ein andrer und noch einer, sich zu ihm In freundlichem Gespräche zu gesellen! säh' ich die Heroen, die Poeten Der alten Zeit um diesen Quell versammelt, O såh' ich hier fie immer unzertrennlich, Wie fie im Leben fest verbunden waren! So bindet der Magnet durch seine Kraft Das Eisen mit dem Eisen fest zusammen, Wie gleiches Streben Held und Dichter bindet. Homer vergaß sich selbst, sein ganzes Leben War der Betrachtung zweyer Männer heilig, Und Alexander im Elysium
Eilt den Achill und den Homer zu suchen.
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