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O daß ich gegenwärtig wäre, fie,
Die größten Seelen, nun vereint zu sehen!
Leonore.

Erwach'! Erwache! Laß uns nicht empfinden,
Daß du das Gegenwärt’ge ganz verkennst.
Calo.

Es ist die Gegenwart die mich erhöht;
Abwesend schein' ich nur, ich bin entzückt!
Prinzessin.

Ich freue mich, wenn du mit Geistern redest,
Daß du so menschlich sprichst, und hör' es gern.
(Ein Page tritt zu dem Fürsten und richtet leise
etwas aus.)
Alphons.

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15

Eich wieder gleich wie ehmals finden soll.
Er ist in seinem Innern nicht verändert;
Laß uns mit ihm nur wenig Tage leben,
So stimmen sich die Saiten hin und wieder,
Bis glücklich eine schöne Harmonie
Auf's Neue fie verbindet. Wird er dann
Auch näher kennen, was du diese Zeit
Geleistet hast, so stellt er dich gewiß
Dem Dichter an die Seite, den er jegt
Als einen Riesen dir entgegen stellt.
Tasso.

Ach meine Fürstin, Ariöstens Lob Aus seinem Munde hat mich mehr ergößt Als daß es mich beleidigt hätte. Tröftlich Er ist gekommen recht zur guten Stunde. Ist es für uns, den Mann gerühmt zu wissen, Antonio! Bring ihn her Da kommt er Der als ein großes Muster vor uns steht. schon! Wir können uns im stillen Herzen sagen: [Antonio kehrt von einer Sendung aus Rom zu. Erreichst du einen Theil von seinem Werth, rück. Freundliches Willkommen des Hofmannes. Vleibt dir ein Theil auch seines Ruhms gewiß. Auch Lasso grüßt ihn und hofft, fich der Nähe des 20 Nein, was das Herz im Tiefsten mir bewegte, vielerfahrnen Mannes auch zu freun. Antonio Was mir noch jeßt die ganze Seele füllt, will fich wahrhaft finden lassen, wenn Tasso je Es waren die Gestalten jener Welt, in seine Welt schauen möge. Lobende Schilderung Die sich lebendig, raftlos, ungehcuer, des Papstes Gregor. Tafso fragt, ob die Wissen. Um Einen großen, einzig klugen Mann schaft und Kunst sich seines Schußes auch erfreue, 25 Gemessen dreht und ihren Lauf vollendet, und Antonio erwiedert mit deutlicher Beziehung, Den ihr der Halbgott vorzuschreiben wagt. er ehre die nügende Wissenschaft, die zierende Kunst. Begierig horcht' ich auf, vernahm mit Luft An seiner Nähe dürfe nichts mússig sein, und Die sichern Worte des erfahrnen Mannes; als Tassos Kranz, der gleich anfangs des Hof. Doch ach! je mehr ich horchte, mehr und mehr mannes Verwunderung erregt hatte, durch die Er-30 Versank ich vor mir selbst, ich fürchtete wähnung seines gelungenen Gedichtes erklärt wird, Wie Echo an den Felsen zu verschwinden, dußert Antonio, es sei ihm lange bekannt, daß Ein Wiederhall, ein Nichts mich zu verlieren. Alphons im Belohnen unmäßig sei, eine Kränkung, Prinzessin. die durch das absichtsvolle Preisen Ariosts nur verstärkt wird.]

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Unsicher folgen meine Schritte dir,
O Fürstin, und Gedanken ohne Maß
Und Ordnung regen fich in meiner Seele.
Mir scheint die Einsamkeit zu winken, mich
Gefällig anzulifpeln: komm, ich löse
Die neu erregten Zweifel deiner Brust.
Doch werf' ich einen Blick auf dich, vernimmt
Mein horchend Ohr ein Wort von deiner Lippe,
So wird ein neuer Tag um mich herum,
Und alle Bande fallen von mir los.
Ich will dir gern gestehn, es hat der Mann,
Der unerwartet zu uns trat, nicht sanft
Aus einem schönen Traum mich aufgeweckt;
Sein Wesen, seine Worte haben mich
So wunderbar getroffen, daß ich mehr
Als je mich doppelt fühle, mit mir selbst
Auf's neu' in streitender Verwirrung bin.
Prinzessin.

Es ist unmöglich daß ein alter Freund,
Der lang' entfernt ein fremdes Leben führte,
Im Augenblick da er uns wiederfieht,

Und schienst noch kurz vorher so rein zu fühlen,
35 Wie Held und Dichter für einander leben,
Wie Held und Dichter sich einander suchen,
Und keiner je den andern neiden foll?
Zwar herrlich ist die liedeswerthe That,
Doch schön ist's auch, der Thaten stärkste Fülle
40 Durch würd❜geLieder anf die Nachwelt bringen.
Begnüge dich, aus einem kleinen Staate,
Der dich beschüßt, dem wilden Lauf der Welt,
Wie von dem Ufer ruhig zuzusehn.
Tasso.

50

45 Und fah' ich hier mit Staunen nicht zuerst,
Wie herrlich man den tapfern Mann belohnt?
Als unerfahrner Knabe kam ich her,
In einem Augenblick, da Fest auf Fest
Ferrara zu dem Mittelpunkt der Ehre
zu machen schien. O! welcher Anblick war's!
Den weiten Plaß, auf dem in ihrem Glanze
Gewandte Tapferkeit sich zeigen sollte,
Umschloß ein Kreis, wie ihn die Sonne nicht
So bald zum zweytenmal bescheinen wird.
55 E8 faßen hier gedrängt die schönsten Frauen,
Gedrängt die ersten Männer unsrer Zeit.
Erstaunt durchlief der Blick die edle Menge ;
Man rief! Sie alle hat das Vaterland,
Das Eine, schmale, meerumgebne Land,

60

6: Auf's neue BD. (val. Sv. 1. Zeile 58.) — 13: ergeht BD.49.: Mittelpunet BD. —

Hierher geschickt. Zusammen bilden sie
Das herrlichste Gericht, das über Ehre,
Verdienst und Tugend je entschieden hat.
Gehst du sie einzeln durch, du findest keinen
Der seines Nachbarn sich zu schämen brauche !—
Und dann eröffneten die Schranken sich:
Da stampften Pferde, glänzten Helm und
Schilde,

Da brångten sich die Knappen, da erklang
Trompetenschall, undLanzen krachten splitternd,
Getroffen tönten Helm und Schilde, Staub,
Auf einen Augenblick, umhüllte wirbelnd
Des Siegers Ehre, des Besiegten Schmach.
Olaß mich einen Vorhang vor das ganze,
Mir allzu helle Schauspiel ziehen, daß
In diesem schönen Augenblicke mir
Mein Unwerth nicht zu heftig fühlbar werde.
Prinzessin.

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Wenn unerfahren die Begierde sich
Nach tausend Gegenständen sonst verlor,
Trat ich beschämt zuerst in mich zurück,
Und lernte nun das Wünschenswerthe kennen.
So sucht man in dem weiten Sand des Meers
Vergebens eine Perle, die verborgen
In stillen Schalen eingeschlossen ruht.
Prinzessin.

Es fingen schöne Zeiten damals an,
10 Und hatt' uns nicht der Herzog von Urbino
Die Schwester weggeführt, uns wären Jahre
Im schönen ungetrübten Glück verschwunden.
Doch leider jest vermiffen wir zu sehr
Den frohen Geist, die Brust voll Muth und Leben,
15 Den reichen Wig der liebenswürd'gen Frau.
Tasso.

20

Ich weiß es nur zu wohl, seit jenem Tage,
Da sie von hinnen schied, vermochte dir
Die reine Freude niemand zu erseßen.
Wie oft zerriß es meine Bruft! Wie oft
Klagt' ich dem stillen Hain mein Leid um dich!
Ach! rief ich aus, hat denn die Schwester nur
DasGlück, das Recht, der Theuern viel zu seyn?
Ift denn kein Herz mehr werth, daß sie sich ihm
23 Vertrauen dürfte, kein Gemüth dem ihren
Mehr gleich gestimmt? Ist Geist und Wiß
verloschen?

Wenn jener edle Kreis, wenn jene Thaten
Zu Müh' undStreben damals dich entflammten,
So fonnt' ich, junger Freund, zu gleicher Zeit
Der Duldung ftille Lehre dir bewähren.
Die Feste, die du rühmst, die hundert Zungen
Mir damals priesen und mir manches Jahr
Nachher gepriesen haben, sah' ich nicht.
Am stillen Ort, wohin kaum unterbrochen
Der lezte Wiederhall der Freude sich.
Verlieren konnte, mußt' ich manche Schmerzen
Und manchen traurigen Gedanken leiden.
Mit breiten Flügeln schwebte mir das Bild
Des Todes vor den Augen, deckte mir
Die Aussicht in die immer neue Welt
Nur nach und nach entfernt' es sich, und ließ
Mich, wie durch einen Flor, die bunten Farben
Des Lebens, blaß doch angenehm, erblicken. 35
Ich sah lebendige Formen wieder sanft sich
regen.

Zum erstenmal trat ich, noch unterstüßt
Von meinen Frauen, aus dem Krankenzimmer,
Da fam Lucretia voll frohes Lebens
Herbei und führte dich an ihrer Hand.
Du warst der erste, der im neuen Leben
Mir neu und unbekannt entgegen trat.
Da hofft' ich viel für dich und mich; auch hat
Uns bis hieher die Hoffnung nicht betrogen.
Tasso.

Mir

Und ich, der ich betäubt von dem Gewimmel
Des drängenden Gewühls, von so viel Glanz
Geblendet, und von mancher Leidenschaft
Bewegt, durch stille Gänge des Palasts,
An deiner Schwester Seite schweigend ging,
Dann in das Zimmer trat, wo du uns bald
Auf deine Frau'n gelehnt erschienest
Welch ein Moment war dieser! O vergib!
Wie den Bezauberten von Rausch und Wahn
Der Gottheit Nähe leicht und willig heilt;
So war auch ich von aller Phantasie,
Bon jeder Sucht, von jedem falschen Triebe
Mit einem Blick in deinen Blick geheilt.

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36: (ein überzähliger Trimeter, von 13 Silben.) - 40: Patretia B-41: Derben BD 46: bierber B 50: Pal. lafts BD-54: D! Bergib! BD.

30

40

45

50

Und war die Eine Frau, so trefflich fie
Auch war, denn alles? Fürstin! o verzeih'!
Da dacht' ich manchmal an mich selbst, und
wünschte,

Dir etwas feyn zu können. Wenig nur,
Doch etwas, nicht mit Worten, mit der That
Wünscht' ich's zu seyn, im Leben dir zu zeigen,
Wie sich mein Herz im Stillen dir geweiht.
Doch es gelang mir nicht, und nur zu oft
That ich im Irrthum, was dich schmerzen mußte,
Beleidigte den Mann, denn du beschüßtest,
Verwirrte unflug, was du låsen wolltest,
Und fühlte so mich stets im Augenblick,
Wenn ich mich nahen wollte, fern und ferner.
Prinzessin.

Ich habe, Tasso, deinen Willen nie
Verkannt, und weiß wie du dir selbst zu schaden
Geschäftig bist. Anstatt daß meine Schwester
Mit jedem, wie er sey, zu leben weiß,
So kannst du selbst nach vielen Jahren kaum
In einen Freund dich finden.

Casso.

Ladle mich!
Doch sage mir hernach, wo ist der Mann,
Die Frau, mit der ich wie mit dir
Aus freiem Busen wagen darf zu reden?
Prinzessin.
[140.
55 Du solltest meinem Bruder dich vertrauen.
Tasso.

Er ist mein Fürst! - Doch glaube nicht daß mir
Der Freiheit wilder Trieb den Busen blåhe.
Der Mensch ist nicht geboren frei zu seyn,
60 Und für den Edlen ist kein schöner Glück,

51: ber Mann? Die Frau? 8 53: frehem BD - [ den. - 59: Freyheit BD-59: frep B D. —

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Um sehnsuchtsvolle Liebe traulich schlang; Wo klar und still auf immer reinem Sanoe Der weiche Fluß die Nymphe sanft umfing; Wo in dem Grase die gescheuchte Schlange 5 Unschädlich sich verlor, der kühne Faun Vom tapfern Jüngling bald bestraft entfloh; Wo jeder Vogel in der freien Luft, Und jedes Thier, durch Berg' und Thäler schweifend, 10 Zum Menschen sprach: Erlaubt ist was gefällt. Prinzessin.

15

Mein Freund, die goldne Zeit ist wohl vorbei:
Allein die Guten bringen sie zurück;
Und soll ich dir gestehen wie ich denke:
Die goldne Zeit, womit der Dichter uns
zu schmeicheln pflegt, die schöne Zeit, sie war,
So scheint es mir, so wenig als sie ist;
Und war sie je, so war sie nur gewiß,
Wie sie uns immer wieder werden kann.
20 Noch treffen sich verwandte Herzen an
und theilen den Genuß der schönen Welt:
Nur in dem Wahlspruch ändert sich, mein Freund,
Ein einzig Wort: Erlaubt ist was fich ziemt.
Casso.

Ich hofft' es ehmals, jezt verzweifl' ich faft.
Wie lehrreich wäre mir sein Umgang, nüglich
Sein Rath in tausend Fällen! Er befißt,
Ich mag wohl sagen, alles was mir fehlt.
Doch haben alle Götter fich versammelt
Geschenke seiner Wiege darzubringen;
Die Grazien sind leider ausgeblieben,
Und wem die Gaben dieser Holden fehlen,
Der kann zwar viel befißen, vieles geben,
Doch läßt sich nie an seinem Busen ruhn.
Prinzessin.
[141.
Doch läßt sich ihm vertraun, und das ist viel.
Du mußt von Einem Mann nicht alles fordern,
Und dieser leistet was er dir verspricht, 25
Hat er sich erst für deinen Freund erklärt,
So sorgt er selbst für dich, wo du dir fehlst.
Ihr müßt verbunden sein! Ich schmeichle mir
Dies schöne Werk in kurzem zu vollbringen.
Nur widerstehe nicht wie du es pflegft!
So haben wir Lenoren lang' besessen,
Die fein und zierlich ist, mit der es leicht
Sich leben läßt; auch dieser hast du nie,
Wie sie es wünschte, nåher treten wollen.
Casso.

Ich habe dir gehorcht, sonst hått' ich mich
Von ihr entfernt anstatt mich ihr zu nahen.
So liebenswürdig fie erscheinen kann,
Ich weiß nicht wie es ist, konnt' ich nur selten
Mit ihr ganz offen seyn, und wenn sie auch
Die Absicht hat, den Freunden wohlzuthun,
So fühlt man Absicht und man ist verstimmt.
Prinzessin.

Auf diesem Wege werden wir wohl nie
Gesellschaft finden, Tasso! Dieser Pfad
Verleitet uns durch einsames Gebüsch,
Durch stille Thäler fortzuwandern, mehr
Und mehr verwöhnt sich das Gemüth, und strebt,
Die goldne Zeit, die ihm von außen mangelt,
In seinem Innern wieder herzustellen,
So wenig der Versuch gelingen will.

Casso.

O welches Wort spricht meine Fürstin aus!
Die goldne Zeit, wohin ist sie geflohen,
Nach der sich jedes Herz vergebens sehnt?
Da auf der freien Erde Menschen sich
Wie frohe Heerden im Genuß verbreiteten;
Da ein uralter Baum auf bunter Wiese
Dem Hirten und der Hirtin Schatten gab,
Ein jüngeres Gebüsch die zarten Zweige

1: einem] einen B-5: thun BD] ihm W-17: darzubrin gent-50: Prepen BD 57: Herden BD — (Trimeter).

wenn aus guten, edlen Menschen nur Ein allgemein Gericht bestellt entschiede, Was sich denn ziemt! anstatt daß jeder glaubt, Es sey auch schicklich was ihm nüßlich ist. Wir sehn ja, dem Gewaltigen, dem Klugen 30 Steht alles wohl und er erlaubt sich alles. Prinzessin.

Willst du genau erfahren was sich ziemt. So frage nur bei edlen Frauen an. Denn ihnen ist am meisten dran gelegen, 35 Daß alles wohl sich zieme was geschieht. Die Schicklichkeit umgibt mit einer Mauer Das zarte leicht verleßliche Geschlecht. Wo Sittlichkeit regiert, regieren fie, und wo die Frechheit herrscht, da sind sie nichts. 40 Und wirst du die Geschlechter beide fragen: Nach Freiheit ftrebt der Mann, das Weib nach Sitte.

45

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Caso.

Du nennest uns unbåndig, roh, gefühllos ?
Prinzessin.
Nicht das! Allein ihr strebt nach fernen Gütern,
Und euer Streben muß gewaltsam seyn.
Ihr wagt es, für die Ewigkeit zu handeln,
Wenn wir ein einzig nah beschränktes Gut
Auf dieser Erde nur befizen möchten,
Und wünschen, daß es uns beständig bleibe.
Wir find von keinem Mannerherzen sicher,
Das noch so warm sich einmal uns ergab.
Die Schönheit ist vergånglich, die ihr doch
55 Allein zu ehren scheint. Was übrig bleibt,
Das reizt nicht mehr,und was nicht reizt, ist todt.
Wenn's Männer gåbe, die ein weiblich Herz
Zu schäßen wüßten, die erkennen möchten,
Welch einen holden Schaß von Treu' und Liebe
Go Der Busen einer Frau bewahren kann;

7: Freyen BD-12: vorbey BD 27: Anflatt 33: bey BD-40; beyde BD-41: Freyheit B-56: reißt B.

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Du sagst mir Worte, die in meiner Brust
Halb schon entschlafne Sorgen mächtig regen.
Prinzesin.

Was meinst du, Tasso? Nede frei mit mir.
Casso.

10

Casa.

Was auch in meinem Liede wiederklingt,
Ich bin nur Einer, Einer alles schuldig!
Es schwebt kein geistig unbestimmtes Bild
5 Vor meiner Stirne, das der Seele bald
Sich überglänzend nahte, bald entzöge.
Mit meinen Augen hab' ich es gesehn,
Das Urbild jeder Tugend, jeder Schöne
Was ich nach ihm gebildet, das wird bleiben:
Tancredens Heldenliebe zu Chlorinden,
Erminiens stille nicht bemerkte Treue,
Sophroniens Großheit und Olindens Roth,
Es sind nicht Schatten, die der Wahn erzeugte,
Ich weiß es, sie sind ewig, denn sie sind.
Und was hat mehr das Recht, Jahrhunderte
Zu bleiben und im Stillen fortzuwirken,
Als das Geheimniß einer edlen Liebe,
Dem holden Lied bescheiden anvertraut ?
Prinzessin.

15

Oft hört' ich schon, und diese Tage wieder
Hab' ich's gehört,ja hätt' ich's nicht vernommen,
So müßt' ich's denken: edle Fürsten streben
Nach deiner Hand! Was wir erwarten müssen,
Das fürchten wir und möchten schier ver-20
zweifeln.

Berlaffen wirst du uns, es ist natürlich ;
Doch wie wir's tragen wollen, weiß ich nicht.
Prinzessin.

Für diesen Augenblick seyd unbesorgt!
Fast möcht' ich sagen: unbesorgt für immer.
Hier bin ich gern und gerne mag ich bleiben;
Noch weiß ich kein Verhältniß, das mich lockte;
Und wenn ihr mich denn ja behalten wollt,
So laßt es mir durch Eintracht sehn, und schafft
Euch selbst ein glücklich Leben, mir durch euch).
Tasso.

lehre mich das Mögliche zu thun!
Gewidmet sind dir alle meine Tage.
Wenn dich zu preisen, dir zu danken sich
Mein Herz entfaltet, dann empfind' ich erst
Das reinste Glück, das Menschen fühlen können;
Das göttlichste erfuhr ich nur in dir.
So unterscheiden sich die Erdengötter
Vor andern Menschen, wie das hohe Schicksal
VomRath und Willen selbst der klügstenMänner
Sich unterscheidet. Vieles lassen sie,
Wenn wir gewaltsam Weg' auf Wege sehn,
Wie leichte Wellen, unbemerkt vorüber
Vor ihren Füßen rauschen, hören nicht
Den Sturm, der uns umsaus't und niederwirst,
Bernehmen unser Flehen kaum, und lassen,
Wie wir beschränkten armen Kindern thun,
Mit Seufzern und Geschrei die Luft uns füllen.
Du hast mich oft, o Göttliche, geduldet,
Und wie die Sonne, trocknete dein Blick
Den Thau von meinen Augenliedern ab.
Prinzessin.

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30

35

Und soll ich dir noch einen Vorzug sagen,
Den unvermerkt sich dieses Lied erschleicht?
Es lockt uns nach, und nach, wir hören zu,
Wir hören und wir glauben zu verstehn,
Was wir verstehn, das können wir nicht tadeln,
Und so gewinnt uns dieses Lied zulegt.
Caffo.

Welch einen Himmel öffnest du vor mir,
OFürstin! Macht mich dieser Glanz nicht blind,
So seh' ich unverhofft ein ewig Glück
Auf goldnen Strahlen herrlich niedersteigen.
Prinzessin.

Nicht weiter, Tafso! Viele Dinge find's,
Die wir mit Heftigkeit ergreifen follen:
Doch andre können nur durch Mäßigung
Und durch Entbehren unser eigen werden.
So sagt man, sey die Tugend, sey die Liebe
Die ihr verwandt ist. Das bedenke wohl!

[2, 2: Lasse, allein, giebt sich dem Gedanken der 40 Wonne hin, die ihm aus den Worten der Prin. zessin aufzuleuchten scheint. Hingerissen von diesen Aussichten tritt er in seliger Entzückung dem ern. fien Lebensflugen Antonio entgegen.}

45

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Zweyter Aufzug. Dritter Auftritt.
(Werke 10, 155 ff. · ·B. 6, 77 ff. — D. 6. 144 ff.)
Casso. Antonio.
Casso.

Seh mir willkommen, den ich gleichsam jezt
50 Zum erstenmal erblicke! Schöner ward
Kein Mann mir angekündigt. Sey willkommen.
Dich kenn' ich nun und deinen ganzen Werth,
Dir biet' ich ohne Zögern Herz und Hand,
Und hoffe, daß auch du mich nicht verschmähst.
Antonio.

Go ist sehr billig, daß die Frauen bir
Auf's freundlichste begegnen; es verherrlicht 55
Dein Lied auf manche Weise das Geschlecht.
Zart oder tapfer, hast du stets gewußt
Sie liebenswerth und edel vorzustellen;
Und wenn Armide hassenswerth erscheint,
Versöhnt ihr Reiz und ihre Liebe bald.

4: Shlever BD-9: Bir] Bir BD - 14: frey BD 20: mir B. 8. D! — 49; Geschrey BD — 60: Reiß B D.

Freigebig bietest du mir schöne Gaben, Und ihren Werrh erkenn' ich wie ich soll, Drum laß mich zögern eh' ich sie ergreife Weiß ich doch nicht, ob ich dir auch dagegen 60 Ein Gleiches geben kann. Ich möchte gern Nicht übereilt und nicht undankbar scheinen: 56: Frepgebig BD -60: Ein gleiches GD.

Laß mich für beide llug und sorgsam seyn.
Tasso.

Wer wird die Klugheit tadeln? Jeder Schritt
Des Lebens zeigt, wie sehr sie nöthig sei;
Doch schöner ist's, wenn uns die Seele sagt,
Wo wir der feinen Vorsicht nicht bedürfen.
Antonio.

Darüber Frage jeder sein Gemüth,
Weil er den Fehler selbst zu büßen hat.
Tasso.

So sey's! Ich habe meine Pflicht gethan;
Der Fürstin Wort, die uns zu Freunden wünscht,
Hab' ich verehrt und mich dir vorgestellt.
Rückhalten durft' ich nicht, Antonio ; doch gewiß,
Zubringen will ich nicht. Es mag denn sehn.
Zeit und Bekanntschaft heißen dich vielleicht
Die Gabe warmer fordern, die du jest
So falt bei Seite lehnst und fast verschmähst.
Antonio.

Der Mäßige wird öfters kalt genannt
Von Menschen, die sich warm vor andern
glauben,
Tasso.

Weil sie die Hiße fliegend überfällt.

Du tadelst was ich table, was ich meide.
Auch ich verstehe wohl, so jung ich bin,
Der Heftigkeit die Dauer vorzuziehn.
Antonio.

Sehr weislich! Bleibe stets auf diesem Sinne.
Tasso.

[152.

Du bist berechtigt mir zu rathen, mich
Zu warnen, denn es steht Erfahrung dir
Als lang' erprobte Freundin an der Seite.
Doch glaube nur, es horcht ein stilles Herz
Auf jedes Tages, jeder Stunde Warnung,
Und übt sich ingeheim an jedem Guten,
Das deine Strenge neu zu lehren glaubt.
Antonio.

Es ist wohl angenehm, sich mit sich selbst
Beschäft'gen, wenn es nur so nüßlich wäre.
Inwendig lernt fein Mensch sein Innerstes
Erkennen; denn er mißt nach eignem Maß
Sich bald zu klein und leider oft zu groß.
Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur
Das Leben lehret jedem was er sey.

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5

An andre denkßt du, andern stehst du bei,
Und auf des Lebens leicht bewegter Woge
Bleibt dir ein stetes Herz. So seh' ich dich.
Und was wär' ich, ging' ich dir nicht entgegen?
Sucht' ich begierig nicht auch einen Theil
An dem verschloss'nen Schah, den du bewahrst?
Ich weiß, es reut dich nicht, wenn du dich öffnest;
Ich weiß du bist mein Freund, wenn du mich
kennst:
10 Und eines solchen Freunds bedurft' ich lange
Ich schäme mich der Unerfahrenheit
Und meiner Jugend nicht. Still ruhet noch
Der Zukunft goldne Wolke mir um's Haupt.
O nimm mich, edler Mann, an deine Brust,
15 Und weihe mich, den Raschen, Unerfahrnen,
Zum måßigen Gebrauch des Lebens ein.
Antonio.

20

In Einem Augenblicke forderst du,
Was wohlbedächtig nur die Zeit gewährt.
Tasso.

In Einem Augenblick gewährt die Liebe,
Was Mühe kaum in langer Zeit erreicht.
Ich bitt' es nicht von dir, ich darf es fordern.
Dich ruf' ich in der Tugend Namen auf,
23 Die gute Menschen zu verbinden eifert.
Und soll ich dir noch einen Namen nennen?
Die Fürstin hofft's, Sie will's — Eleonore,
Sie will mich zu dir führen, dich zu mir.
O laß uns ihrem Wunsch entgegen gehn.
30 Laß uns verbunden vor die Göttin treten,
Jhr unsern Dienst, die ganze Seele bieten,
Vereint für sie das Würdigste zu thun.

Noch einmal! Hier ist meineHand! Schlag' ein!
Tritt nicht zurück, und weigre dich nicht länger,
35 O edler Mann, und gönne mir die Wollust,
Die schönste guter Menschen, sich dem Beffern
Vertrauend ohne Nückhalt hinzugeben!

Antonio.

Du gehst mit vollen Segeln! Scheint es doch 40 Du bist gewohnt zu fiegen, überall

45

Die Wege breit, die Pforten weit zu finden.
Ich gönne jeden Werth und jedes Glück
Dir gern; allein ich sehe nur zu sehr,
Wir stehn zu weit noch von einander ab.
Casso.

Es sey an Jahren, an geprüftem Werth :
An frohem Muth und Willen weich' ich keinem.
Antonio.

Der Wille lockt die Thaten nicht herbei;
50 Der Muth stellt sich die Wege kürzer vor.
Wer angelangt am Ziel ist, wird gekrönt,
Und oft entbehrt ein Würd'ger eine Krone.
Doch gibt es leichte Kränze, Kränze gibt es
Von sehr verschiedner Art; fie lassen sich
55 Oft im Spazierengehn bequem erreichen.
Tasso.

Was eine Gottheit diesem frei gewährt
Und jenem streng' versagt, ein solches Gut
Erreicht nicht jeder wie er will und mag.

1: Ardre Andern BD 6: verichloßnem BD 23: fodern BD (fonfi in B D auch: fordern) 811 biethen BD48: herbey BD 37: frey BD.

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