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Aber ist es euch denn wohl dabei? Ihr lieben Leute, ist's euch wohl ohne Gebet? Woher kommt denn die Unruhe eures Herzens, die euch umtreibt, bis ihr den innern Lärm durch den äußern des Vergnügens und anderer Zerstreuungen erstickt habt? Woher kommt der Unfriede, in dessen finsterer Macht ihr auch den äußeren Frieden störet und eheliches Glück und bürgerliche Ruhe vernichtet? Woher kommt's, daß ihr von GOtt und Ewigkeit nichts hören wollt, woher, daß ihr euch beredet, der christliche Glaube sey falsch, woher, daß ihr euer Gewissen anlüget, um nur einige Ruhe zu erkaufen? O ihr betet nicht mehr, ihr seyd von GOtt gewichen, und so ist die Quelle alles Friedens für euch versiegt. Aber brechen denn nicht in stillen Stunden die Wunden eures innern Menschen auf, ist nicht der Schmerz und die Wehmuth, womit die Leerheit des Herzens euch erfüllt, ein lauter Zeuge, und das durchbohrende Gefühl, ein Leben ohne Zweck und ohne Segen dahinzuschleppen, ist es nicht ein Ruf zu GOtt, ja ruft denn nicht der zu GOtt geschaffene Geist oft laut in euch um Nahrung? Könnt ihr ihn darben lassen, um die Früchte dieser Welt zu genießen, die nie wahren Frieden, zulegt aber den Tod bringen! O blicket zurück auf eures Lebens heitern Morgen. Wenn ihr erwachtet und der Vater stimmte GOtres Lob an und segnete den Tag; wenn ihr euch zu Bette legtet und die liebe Mutter kam und ließ euch beten zum Heiland, war's euch da nicht wohl, war's dazumal nicht besser, als jezt? Und wenn ihr an der Confirmation euch dem HErrn weihtet und ihn um Segen anriefet, kam nicht ein himmlischer Friede in euch? Wo ist er hingeschwunden? Die Sünde hat ihn weggenommen, und weil ihr nicht mehr betetet, so konnte der HErr euch nicht mehr segnen. Aber das Verlorene zu suchen, ist JEsus erschienen. Suchet, so werdet ihr finden, bittet, so wird euch gegeben. Aber wie, wie sollen wir suchen, wie sollen wir bitten?

III. Wie soll man beten?

Andächtig, als in der Gegenwart GOttes,

busfertig,

demüthig, sowohl innerlich im Herzen, als auch äußerlich in Gebärden,

Karffs Gebetbuch. I.

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mit wahrem Glauben, und

in dem Namen JEsu Chrifti.

So lehrt unsere Kirche. Wir wollen ihre Vorschrift genauer betrachten.

1) Andächtig, als in der Gegenwart GOttes, sollst du beten. Beten beißt mit GOtt reden. Während du mit GOtt redest, darfst du mit nichts Anderem reden in deinem Herzen, d. i. an nichts Anderes denken. So Jemand einen irdischen König um etwas bittet, so nimmt er sich zusammen, sammelt seine Gedanken, denkt nur an sein Anliegen, behütet seine Zunge, daß sie nicht thöricht rede von anderen Dingen, die nicht hergehören. Mußt du das nicht vielmehr vor dem König aller Könige? Wie darf Jemand vor ihm erscheinen, und doch nicht an ihn denken? ist es nicht die größte Unehre und Beleidigung seiner heiligen Majestät, wenn du so leichtsinnig, zerstreut und flatterhaft vor ihn kommst? Weißt du, wie der HErr die heißt, die sich ihm nahen mit dem Munde und ehren ihn mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von ihm? Heuchler heißt er sie und die Hoffnung der Heuchler wird verloren seyn, sagt die Schrift. Darum, wenn du betest, sollst du nicht seyn wie die Heuchler. Bete, als in GOttes Gegenwart. Es gibt ja keine größere Ehre für dich als daß der HErr Himmels und der Erden dir gegenwärtig seyn will. Dafür sey ihm dankbar, dafür ehre ihn und deine Ehrfurcht heilige alle Kräfte deines Geistes, daß alle Irrlichter der irdischen Bilder in dir erlöschen und alle Stimmen. aus der Welt und aus deinem Fleisch verstummen, und du vor dem Eintritt ins Heiligthum dich wascheft von aller Unreinig keit, wie die Priester im Tempel thun mußten.

Wie könntest du beten, wenn alle möglichen Bilder dich nach Morgen und Abend, Mitternacht und Mittag hintreiben, und dein Herz einem Jahrmarkte gleicht, darauf allerlei irdische Gegenstände sich umtreiben? Nur wenn wir die Welt verlassen, kann GOtt sich uns mittheilen, und je mehr wir von uns selbst ausgehen, desto mehr kann GOtt in uns eingehen. Nahet euch zu GOtt, so nahet er sich zu euch. Dagegen: entfernt ihr euch von GOtt, so entfernt er sich von

euch. Entfernt werden wir von ihm durch Alles, was sich zwischen ihm und uns stellt und uns gegenwärtiger ist, als er.

Was ist aber zu machen, wenn doch allerlei irdische Dinge zwischen GOtt und uns sich stellen? Schwinge dich im Geist auf Golgatha und sieh, wie der Sohn GOttes um der Sünde und Welt willen, an der du hängst, sich hat mariern und tödten lassen. Da siehe, wer du bist und wer er ist und was es ist, daß du beten darfft. Da laß deinen Geist erfüllen von heiligen Bildern, durch welche alle unheiligen verdrängt werden, da laß dich erfüllen mit Reue über deine Sünden, die JEsu solche Martern verursacht haben, da lerne JEsum lieben und dich ihm ganz und gar hingeben.

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Um aber auch von Außen weniger zerstreut, also andächtiger seyn zu können, gebot JEsus: gehe in dein Kämmerlein und schließe die Thür zu. Stille Einsamkeit, wo du allein bist mit deinem GOtt, da ist der beste Ort zum Beten. Die frommen Beter des Volks GOttes stiegen hinauf auf den Söller zu oberst im Hause und da, fern vom Getümmel des Lebens und vom Geräusch des Hauses, suchten und fanden sie den HErrn. JEsus ging Nachts auf die Berge, und da, unter GOttes freiem Himmel, während Alles schlief und schwieg, da war er in dem, das seines Vaters ist, und lebte in der Geisterwelt und betete für uns. So geh auch du in dein Kämmerlein oder geh hinaus, wo die leuchtenden Gestirne des Tages oder der Nacht dir's leichter machen, in den Glanz des himmlischen Lichtes dich zu verseßen, und wo die Natur dich mächtiger zum Himmel erhebt. Aber überall schließe die Thür zu, schließe dich ab gegen die Außenwelt, daß du allein seyest im Heiligthum, daß du allein mit dem HErrn redest und der HErr mit dir. Hüte dich, daß nicht durch die Thüren, dadurch die Außenwelt in uns eingehet, etwas in dich dringe, das dich hindert, mit den Augen des Geistes in die unsichtbare Welt zu blicken; denn das mußt du. Schauen mußt du, um recht zu beten, schauen den, der da ist der Abglanz von GOttes Herrlichkeit, und das Ebenbild seines Wesens. Vom Allerhöch= ften hast du kein Bild noch Gleichniß, aber im Sohne sehen wir den Vater, und den Sohn fönnen wir in seiner verklärten Menschengestalt vor die Augen des Geistes hinstellen und ihn sehen

und wie von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden. Sich vor Christum hinzustellen und bald in seiner Leidens- und Kreuzgestalt, bald in seiner Herrlichkeit ihn zu schauen, und Alles ihm zu sagen, als stünde der beste, liebste Freund vor uns, das erst heißt: beten, als in der Gegenwart GOttes. Mit dem liebsten Freund und mit dem liebsten Vater reden, was gibt es Seligeres, und im Himmel seyn, was ist süßer? Und das dürfen wir im Gebet. Das sagt der Eingang des Gebets, das uns JEsus selbst gelehret hat: Unser Vater in dem Himmel. Wer so aus voller Seele beten kann, der betet in der Gegenwart GOttes, er spricht, wie das zutrauensvolle Kind mit dem Vater. Aber der Vater ist im Himmel, und das Kind geht ihm nach und verläßt die Erde, und findet im Himmel den Vater, und freut sich sein, und danket ihm und bittet von ihm, was sein Herz begehret.

Aber ein Kind, das den Vater durch schwere Sünden beleidiget hat, wie darf es den Vater um etwas bitten, wie darf der Sünder bitten?

2) Bußfertig sollst du beten. GOtt will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich befehre und lebe. Das halte ihm vor und sprich mit Daniel: wir liegen vor dir mit unserem Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Luther begann sein tägliches Gebet mit den Worten: „Lieber himmlischer Vater, ich bekenne es allewege, daß ich allenthalben, wo ich gehe und stehe, inwendig und auswendig, mit Haut und Haar, mit Leib und Seele in das höllische Feuer hineingehörte. Meinethalben ist nichts Gutes in mir, nicht ein Haar auf meinem Haupt, es gehöret doch Alles in den Abgrund der Höllen zu dem leidigen Teufel." Das heißt bußfertig gebetet. Willst du besser seyn als dieser Mann GOttes?

Ohne bußfertigen Sinn gibt es kein rechtes Gebet, und Tausende können gar nicht beten, bloß deswegen, weil sie nicht bußfertig sind. Alles Menschliche ist um der Sünde willen vor GOtt verwerflich, die Sünde verschließt alle Thüren zu GOtt, wie Jesaias sagt: Eure Untugenden scheiden euch und euren GOtt von einander, und eure Sünden verbergen das Angesicht von euch, daß ihr nicht gehöret werdet. Buße allein öffnet einen Weg zu GOtt, deßwegen sagt er selbst, Joel 2: Bekehret euch zu mir

von ganzem Herzen, mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen. Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider und befehret euch zu dem HErrn, eurem GOtt, denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und reuet ihn bald der Strafe. Daß man nicht beten könne, wenn man seine Sünde nicht bekennet und Buße thut, sagt David im 32. Psalmen: Da ich meine Missethat wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine. Deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir, daß mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Darum befenne ich dir meine Sünde und verhehle meine Missethat nicht. Ich sprach: ich will dem HErrn meine Ucbertretung bekennen. Da vergabest du mir die Missethat meiner Sünde.

So lange wir vor GOtt etwas verschweigen wollen, und sey es auch nur das Kleinste, so lang läßt seine Gerechtigkeit unser Herz dürre und vertrocknet, wie dürres Erdreich, das von der Sonne versengt ist, daß kein Grashalm darin aufkommt. Da kannst du oft niederfallen auf deine Kniee, und den HErrn suchen, aber du findest ihn nicht, du kannst nicht beten. Du weißt nicht, woher es kommt, aber der Herzenskündiger weiß es: er sieht eine unversöhnte Sünde in dir, eine Sünde, über die du noch nicht Buße gethan, ja die du vielleicht noch nicht erkannt oder doch nicht bekannt hast, und da liegt ein Bann auf dir, wie auf ganz Jfrael wegen des einzigen Diebstahls Achans, und der HErr muß sein Antlig vor dir verbergen. Darum laß das Licht seiner Gerechtigkeit dich durchleuchten, prüfe dein Leben vor seinem Richterstuhl, und erkenne auch die kleinste Abweichung als Verrath, der sich mit dem Feinde wiederum einläßt, demüthige dich als fluch- und höllenwürdig, und dann aus der Hölle heraus rufe zum Himmel empor, und der JEsus, der für dich gestorben, begraben, zur Hölle gestiegen, auferstanden und gen Himmel gefahren ist, der wird dir der Weg seyn und der Zugang zum Bater, in ihm findest du den Vater, und dann kannst du beten.

Wollen wir im Gebet uns erheben zum Himmel, so müssen wir um aller unsrer Sünden, auch um der kleinsten, willen Buße gethan, ja zur Hölle uns erniedrigt haben. Dieß gilt für Befehrte wie für Unbekehrte. Auch bei Bekehrten kommen ja täglich Sünden vor; deßwegen geht auch für sie der Weg zum Gebet

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