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III. Nach dem Beten werden ebenfalls oft große Fehler gemacht.

1) Gewöhnlich wird der Segen des Gebets bloß nach Gefühlen gemessen. Das ist aber eben so falsch, wie wenn man das geistige Leben überhaupt nach Gefühlen beurtheilt. Ein bloßes Gefühlsleben ist ein schwächliches, unwirksames Leben. Wolfen, die keinen Regen geben, Rauch, der schnell verfliegt. Glauben sollen wir, und der Glaube macht selig, nicht das Gefühl. Selig sind, die nicht sehen und nicht fühlen, und doch glauben. Nicht in uns liegt der Segen des Gebets oder die Ursache des Segens, sondern allein in GOtt und in seiner Verheißung. Und wer im Glauben betet, dem gilt die Verheißung, mag er es augenblicklich fühlen oder nicht.

2) Aus der Ueberschägung des Gefühlswesens fließt, daß man glaubt, mit dem Beten habe man etwas Großes gethan, habe seine Pflichten gegen GOtt erfüllt, oder gar GOtt einen Dienst erwiesen. Aber seht ihr's denn als einen Dienst an, den ein Bettler euch erweise, wenn er euch um ein Almosen bittet? Oder wenn ein Mensch euch aus großer Noth errettet hat, und ihr habt eine Freude darüber, ist solches Gefühl ein Dienst, den ihr ihm thut? Das Beten ist nichts Verdienstliches von unserer Seite, sondern bloß von Seite des HErrn. Christo allein kommt das Verdienst unseres Betens zu, Christus verdient in Ewigkeit Dank, daß wir beten dürfen, und GOtt, daß er hört auf so elende Creaturen, wie wir sind. Die Erlaubniß, beten zu dürfen, ist die größte Gnadenwohlthat, die wir von GOtt haben, und so wie ein niedriger Unterthan, der vor seinen König treten und bei ihm Hülfe fuchen darf, es nicht für ein Verdienst, sondern für eine große Gnade hält, so müssen wir unser Gebet ansehen.

Eine Arbeit ist das Gebet freilich, und ich glaube, cs ist die größte Arbeit, das wichtigste Geschäft und das erfolg= reichste Wirken, ja auch eine oft sehr anstrengende Abspannung aller Geisteskräfte, aber deßwegen hat man mit dem Gebet doch keineswegs das Seine gethan, noch ist es irgend verdienstlich, so wenig als wenn ein Mensch arbeitet, um zu effen, und ist, um zu leben.

3) Gebet ohne Gebetsleben ist Heuchelei. Nicht das ist der frömmste Christ, der am meisten betet, sondern der, dessen Gebet am kräftigsten wirkt zu einem heiligen Lebenswandel. Nicht der ist der Beste, der den Willen GOttes sich am fleißigsten vorhält, sondern der, der ihn am fleißigsten thut. JEsus sagt Matth. 7, 21.: Es werden nicht Alle, die zu mir sagen: HErr, HErr! in das Himmelreich fommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Leider sezen jezt Viele ihr Christenthum bloß ins Beten, und sehen um deßwillen auf Andere herab. Aber wer viel betet und wenig thut, ist viel schlechter, als wer weniger betet und viel thut, denn ein Gebet, das nichts wirft, ist kein wahres.

4) Viele wollen sogleich Erhörung sehen, und glauben, wenn sie nicht alsbald Erhörung sehen oder spüren, ihr Gebet sey vergeblich gewesen. Selche Ungeduld ist ein Beweis, daß GOttes Wille noch nicht ihr Wille ist, daß sie also noch nicht im Namen JEsu, also nicht auf die rechte Weise beten. Wer recht betet, dem wird die Erhörung im Geistlichen immer, im Leiblichen entweder gleich oder bald, oder es wird ihm etwas viel Besseres zu Theil. Deßwegen: haltet an am Gebet. Anhalten schafft Aushalten, Aushalten hilft zum Erhalten. Abraham mußte 25 Jahre auf Isaak warten. Aber dann erwies sich an ihm das Wort: Wenn ihr stille bliebet, so würde euch geholfen. Durch Stilleseyn und Hoffen werdet ihr stark seyn.

Wer aber noch nicht recht beten fann, weil er kein Glied am Leibe JEsu ist, der wisse, daß er aus und in sich selbst vor GOtt nichts als Fluchwürdigkeit hat, weil alle Gebets= und Erhörungswürdigkeit ganz allein in JEsu Christo liegt. Ein solcher bitte also vor allen Dingen um Buße, Glauben und Leben in Christo. Und dieses Gebet, wenn es aus tiefer Demuth und Heilsbegierde fließt, wird immer erhört. Ein großer Fehler ist aber, daß

5) so wenig auf die Erhörung und auf die Antwort des HErrn gemerkt wird. Er erhört viele tausend Gebete, aber wir sehen es nicht als eine Erhörung an, wir verstehen seine Antwort nicht, fragen nicht, was er uns sagen

will. Ein weiser Vater schlägt seinem Kinde oft etwas ab, und gibt ihm einen Grund an, der es beruhigt. Eo zeigt ung GOtt oft durch die innere Stimme des Geistes deutlich, daß er so, wie wir's wünschen, uns nicht erhören könne. In solchen Antworten liegt oft eine viel wichtigere Gebetserhörung, als wenn wir das Erbetene erhalten hätten. Freilich ist dazu nöthig, daß wir die innerliche Stimme des Geistes hören und auf die äußerliche Regierung unseres Lebensgangs im Eineluften merken. Da werden wir oft finden, daß etwas, das wir lange als das Gegentheil der Erhörung ansahen, doch Erhörung ist. Denn denen, die GOtt lieben, müssen ja alle Dinge zum Besten dienen. Du betest, der HErr möchte dich doch selig machen, daneben aber bittest du auch um manches Irdische; nun kann der HErr dich selig machen, nur wenn er etwas Jrdisches dir entzieht; was er dann thut, ist Erhörung deiner Bitte um die Seligkeit, wenn gleich eine andere Bitte dabei abgeschlagen wird. So kann man Schmerzen und Leiden aller Art als Gebetserhörungen ansehen, und wie leicht sind sie dann zu ertragen!

Du beteft, der HErr möchte einen Menschen, den du liebst, befehren, und du siehst, daß er nur widriger gegen die Wahrheit wird. Das ist eine Gebetserhörung. Vor der Befehrung kommt eine Unruhe und ein Unfriede in das Herz, die Macht der Sünde kämpft gewaltig gegen den Zug des Vaters zum Sohne (gegen die vorbereitende Gnade), und das macht eine Steigerung des Widerstandes gegen die Wahrheit. Aber bete nur fort, so wird die Gnade immer mehr Raum in dem Herzen deines Freundes gewinnen, und er wird fich zulegt bekehren müssen. Und wenn er es nicht thut, so hast doch du keine Verantwortung, bekommst wenigstens mehr Liebe zu ihm, und dadurch mehr Macht im Umgang mit ihm, und das ist auch eine Erhörung.

Du betest, der HErr möchte dich selbst von einer gewissen Sünde losmachen, und bald mußt du sehen, wie sie nur stärker hervorbricht. Ist das auch Gebetserhörung? Manchmal. Je mehr die Sünde hervorbricht, desto offenbarer ist der Feind, und je offenbarer er ist, desto leichter fann er überwunden

werden, und desto mehr stellt sich auch von Außen ihm entgegen, was ihn züchtigt und zurückdrängt. 3. B. wenn der Hochmuth besonders stark wird, so wird er gewiß auffallend, auch vor den Augen der Welt, gedemüthigt, und solche Demüthigung ist Erhörung deines Gebetes.

6) Einer der gemeinsten Fehler nach dem Gebet ist auch der, daß man auf die Erhörung stolz ist, oder doch sich selbst davon Ehre gibt. Entweder schreiben wir das, was GOtt gethan hat, theilweise oder ganz uns zu, oder, wenn es offenbar bloße Gebetserhörung war, wozu wir gar nichts thun konnten, so bilden wir uns wenigstens darauf etwas ein, daß GOtt unser Gebet erhöre, daß wir also besonders kräftig beten können, oder daß wir bei GOtt besonders in Gnaden stehen. Diese Art des Hochmuths zeigt sich oft auf die allerfeinste Weise, und ist ein trauriger Beweis, wie tief die Verdorbenheit unserer Natur geht. Unser natürlicher Mensch will von allem Ehre haben, und wenn er durch den Geist beherrscht ist, und wenn ihm. durch's Gebet Hände und Füße gebunden sind, so erweckt er noch dadurch Hochmuth im Geist, oder macht er auch den Geist sicher, daß er um der im Gebet erfahrenen Scligkeit willen weniger wachen zu müssen glaubt. Und so kann oft auf Zeiten großer Nähe des HErrn wieder große Entfernung von ihm folgen.

Deßwegen dürfen wir nie vergessen, daß alle innerlichen oder äußerlichen Wirkungen des Gebets nichts als lautere Gnade sind, und daß es ein schändlicher Undank ist, dessen, was wir bloß empfangen haben, uns zu rühmen, als hätten wir es nicht empfangen.

Um aller solcher Fehler willen gilt für das Gebet, wie für das ganze übrige geistliche Leben, die Grundregel JEsu: Es sey denn, daß ihr euch umkehret, und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Erster Theil der Gebete.

Allgemeine Gebete

für

alle Chriften.

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