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des frischen christlichen Lebens in Kirche und Schule. Die drei grossen Vorläufer in Italien Dante, Boccaccio und Petrarca nahmen aus ihrer Begeisterung für die Römischen und Griechischen Classiker die scharfen Waffen zur Bekämpfung der unwissenden und in Weltlichkeit versunkenen Geistlichkeit. Fehlte es bei Einzelnen nicht an dem Missbrauche, der die Classiker über alles Vaterländische und Christliche erhob, so dass sie im Gelehrtenstolze dieses beides verachteten, so wurde. die Begeisterung doch bald in die rechte Bahn gelenkt und diente namentlich in Deutschland der neuen Kirche. Erasmus schrieb in seinen Adhortat. ad christ. phil. studium: Permulta reperire licet in ethnicorum libris, quae cum Christi doctrina consentiant.

Luthers Jugendbildung basirte wesentlich auf den Alten, und er war in diesem Betracht unverkennbar das Kind seiner Zeit. In Erfurt las er besonders Cicero, Virgil und Livius. Er schreibt an die Bürgermeister und Rathsherren allerlei Städte in Deutschen Landen:,, Wenn da gelehrte und züchtige Meister wären, die da Sprachen und andere Künste und Historien lehreten, da würden sie hören die Geschichte und Sprüche aller Welt und könnten also in kurzer Zeit gleichsam der ganzen Welt von Anbeginn Wesen, Leben, Rath und Anschläge, Gelingen und Ungelingen vor sich fassen, wie in einem Spiegel: daraus sie denn ihren Sinn schicken und sich in der Welt Lauf richten könnten mit Gottesfurcht etc."

In gleicher Weise günstig urtheilt er über die philosophischen, oder wie ich lieber sagen möchte, theologischen Leistungen der Alten.,, Plato hat vielleicht" sagt er,,, wie es sich ansehen lässt, in Aegypten etliche Fünklein aus der Väter und Propheten Predigten zusammen gelesen. Darum ist er näher beikommen. Denn er giebt zu eine ewige Materie," wohl was wir jetzt Substanz nennen, und Ideeen." Luther meint also wie schon Andere vor ihm, vergl. oben Seite VI. die Stelle aus Theophylaktus, wirklich Christliches im Plato zu finden, gerade da er es aus einer fremden Quelle ableitet. Desgleichen sagt er:,, Wenn ich Christum nicht hätte, wollte ich etliche philosophische Bücher lesen oder Ciceronem von den Pflichten, welche Bücher Ciceronis auserlesene Tugend

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und Sittenlehre in sich enthalten," und an einer andern Stelle:,, Wer die rechtschaffene Philosophiam lernen will, der lese Ciceronem." Indessen fügte er doch bei: Wenn ich Christum nicht hätte," - und sagt von Aristoteles und Cicero: ,,Jedoch kann aus ihren Schriften, ob sie wohl fürtrefflich sind, die wahre Weisheit gleichwohl nicht erlernt werden."

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Ueber die Sprachen sagt er unter Anderem: „, Weil jetzt die Sprachen hervorkommen sind, bringen sie ein solches Licht mit sich und thun solche grosse Dinge, dass sich alle Welt verwundert und muss bekennen, dass wir das Evangelium so lauter und rein haben, fast als die Apostel gehabt haben und ganz in seine erste Reinigkeit kommen ist, und gar viel reiner, denn es zur Zeit St. Hieronymi oder Augustini gewesen ist." Alles muss bei ihm auf Christum hinarbeiten.

Dem grossen Kirchenreformator steht der Praeceptor Germaniae als tiefsinniger Forscher in den Alten und somit als Beistand im Kampfe (rapactáτng) zur Seite. Aus dem gelehrten Stillleben, in welchem Melanchthon seit der frühsten Jugend in universalster Weise die Alten umspannt hatte, wurde er durch Luther in den Kampf der Kirche hineingezogen. Er las immer abwechselnd theologische und philologische Collegien. Die Moralphilosophie sah er neben Grammatik, Dialektik, Physik, Geschichte etc. für die Kirchenlehrer als besonders wichtig an. Er sagt:,,Ungelehrte Theologie ist eins der grössten Uebel." Er, der Begründer unsrer gelehrten Schulen, spricht aus eigner Erfahrung: „Ich bin selbst sechs Jahre in der Schule pseudoaristotelischer Sophisten fast zu Grunde gegangen, solcher Menschen, welche das volle Gegentheil des Sokrates gewesen. Das Bessere ist hintangesetzt, das Griechische vergessen, Unnützes gelehrt, die Classiker sind ganz beseitigt worden." Seine Reden namentlich sind voll von dem Lobe der Alten. Ohne auf Einzelnes hier einzugehen, erinnern wir an ein Wort K. v. Raumers in seiner Geschichte der Pädagogik, I, 204. ,,In Melanchthon, dem Lehrer Deutschlands, tritt uns das Bildungsideal und der Bildungsweg seiner Zeitgenossen wie persönlich vor Augen.“ Wenn dieses wahr ist, so bestand auch das Bildungsideal und der Bildungsweg der Reformationszeit in einer engen

Verschwisterung der antiken Bildung mit dem Christenthume. Und wenn es wahr ist, dass das Christenthum die höchste Vollendung ist, so musste diese Vollendung durch jene Verschwisterung erst recht hervorgehoben werden und namentlich im Vergleich zum Mittelalter einleuchtend hervortreten.

In den Jahrhunderten, welche der Reformation folgten, fehlte es nicht an Specialschriften, welche die Verwandtschaft des Heidenthums mit dem Christenthume hervorhoben.

Pansa: de consensu ethnicae et christianae philosophiae. 1605.

Pfanner: systema theologiae gentilis purioris. 1679. *) Lindemann: Geschichte der Meinungen älterer und neuerer Völker von Gott, Religion und Priesterthum. 1784.

Bautain: la morale de l'évangile comparée à la morale des philosophes. 1828.

Ausser diesen und ähnlichen grösseren Werken fanden in kleineren Schriften einzelne Schriftsteller und einzelne Materien dieses weiten Feldes Berücksichtigung. Die Handbücher der christlichen Dogmatik und Ethik fügten häufig den einzelnen Abschnitten Sammlungen verwandter Sätze aus den Alten hinzu. Allein es fehlte theils das Streben nach möglichster Vollständigkeit im Détail und nach übersichtlicher Ordnung des Ganzen, theils jene äussere Form, welche den Inhalt nicht blos Theologen, sondern auch weiteren Kreisen der Gebildeten zugänglich gemacht hätte.

In neuster Zeit sind manche vortreffliche Abhandlungen und Monographieen erschienen, welche die Hauptvertreter der

Pfanner praef. 2 sagt: Ceterum meliora ethnicorum dogmata, et quam prope a Christiana veritate ista absint, ostensuro, illud maxime convenire putavi, propriis horum verbis ea exponere, quo et de sententia illorum certior securiorque lector redderetur, et simul clarius appareret, quam eleganter ii, accurate et saepe ad sacri codicis ecclesiaeque scriptorum formam de rebus divinis locuti sint.

Ferner p. 3; Istud nescio an monere opus sit, saepe ex ethnicorum scriptis quaedam ostendendae, cui hic labor destinatus, puritati, afferri, quae si tota adspicias, non sordes minus ac nitorem prae se ferant. Argenti nempe isthaec aurique conditionem imitantur, quibus utut scoriis lutoque involutis, suum nihilominus, apud peritos saltem, pretium constat.

Alten ausführlich behandeln. Die letzteren geben uns, indem sie sich in ihren Schriftsteller vertiefen, in systematischer Darstellung ein Geistes- und Lebensbild desselben wieder, in welchem sich manch christlicher Zug, Blicke und Worte eines Gottesmannes und Propheten, viele Heilandsthaten darstellen, welche dem schönen Miniaturlebensbilde von Jesus gleichen, welches uns Lucas entwirft: διῆλθεν εὐεργετῶν καὶ ἰώμενος. Er ist umher gezogen und hat wohl gethan und gesund gemacht. Ap. Gesch. 10, 38, in welchem man auch den Leidenszug und das triumphirende Auge des für eine erhabene Sache sich dahingebenden Todtenopfers erkennt. Wir heben nur hervor:

Tholuck: über das Wesen und den sittlichen Einfluss des Heidenthums, besonders unter Griechen und Römern.

Nitzsch: über den Religionsbegriff der Alten. 1832.
Baur: Symbolik und Mythologie. 1824.

Klippel: de summo in Stoicorum ethice morum principio (diss. Gottingae 1823).

Hoffmeister: die Weltanschauung des Tacitus. 1831. Derselbe: Sittlich-religiöse Lebensansicht des Herodotus. 1832.

Ackermann: das Christliche im Plato, 1835, ins Englische übersetzt 1860 von Ashbury.

E. G. Siebelis: Disputationes quinque, quibus periculum factum est ostendendi, in veterum Graecorum Romanorumque doctrina religionis ac morum plurima esse, quae cum Christiana consentiant amicissime, neque humanitatis studia per suam naturam vero religionis cultui quidquam detrahere, sed ad eum alendum conservandumque plurimum conferre. Lipsiae 1837. Baur: Das Christliche des Platonismus, oder Socrates und Christus. 1837.

Helbig die sittlichen Zustände des Griechischen Heldenalters, ein Beitrag zur Erläuterung des Homer und zur Griech. Culturgeschichte. 1839.

Bötticher: Prophetische Stimmen aus Rom, oder das Christliche im Tacitus. 1840.

Derselbe: de Jeí Herodoteo. 1830.

Nägelsbach: 1. Die Homerische Theologie in ihrem Zu

sammenhange dargestellt. 1840, und 2. Die nachhomerische Theologie.

Schaubach: das Verhältniss der Moral des classischen Alterthums zur christlichen, beleuchtet durch vergleichende Erörterung der Lehre von der Feindesliebe, in d. Theol. Stud. und Krit. 1851, I.

Lübker: Theologie und Ethik des Sophokles. 1851.

Lübker: Beiträge zur Theologie und Ethik des Euripides. 1863, und dessen Vortrag auf der Braunschweiger Philologenversammlung.

Derselbe: Propyl. zu einer Theologie des classischen Alterthums, in d. Stud. und Krit. 1861 III. IV. *)

an,

*) Einige Ansichten dieser Neueren fügen wir hier wir im weiteren Verlaufe zu erwähnen Gelegenheit haben.

andere werden

Hoffmeister: sittl. rel. Lebensansicht des Herodot. S. 10. So sehen wir viele Jahrhunderte vor dem Christenthum die Einführung des Christenthums vorbereitet. Die Vorstellung Einer Gottheit war, wenn auch unentwickelt, und mehr im Gebrauche, als im abstracten Begriffe vorhanden.

Derselbe: die Weltanschauung des Tacitus. S. 131. Und doch stand dem Geiste des Christenthums, dessen Form er verwarf, vielleicht kein Schriftsteller näher als Tacitus.

Siebelis exord. p. 10. Ostendere non exiguam religionis Christianae partem cum eorum sententiis, qui rationem solam sequebantur ducem, admirabili modo congruere, eam videtur posse vim habere, ut divina religionis nostrae praestantia, tanto eius consensu cum humana ratione perspecto, clarius exsplendescat augustiusque.

Bötticher Vorrede 33. Wenn man in diesem (tieferen) Geiste die ganze Literatur des heidnischen Alterthums durchforscht, wird man dessen inne werden, dass wie in der Philosophie, so auch in der Philologie die pleniores haustus zu Gott und zu Christo führen.

Nägelsbach: die Homer. Theol. Vorrede S. 12. Den Gewinn, den ich persönlich aus meinem Buche gezogen habe, schlage ich sehr hoch an. Es stellte sich mir das Sehnen und Ringen des Menschengeistes nach dem Besitze des Einen, des lebendigen persönlichen Gottes dar, ohne welchen derselbe sich nicht zu beruhigen und zu befriedigen, den ihm keine, dem Alterthum stets nahe liegende pantheistische Weltanschauung zu ersetzen vermag. Dieses Suchen Gottes ist der lebendige Pulsschlag in der gesammten religiösen Entwickelung des Alterthums. Aber schon bei Homer tritt es für Jeden, der Augen hat zu sehen, so deutlich als möglich hervor, dass dieses Suchen in der Ahnung und Sehnsucht des Bedürfnisses viel weiter vor

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