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der Weltregierung kund giebt. Die Moira oft als der von christlichen Ideen am meisten abstehende Theil der Theologie, nur als die kalte fatalistische Nothwendigkeit gefasst, der gegenüber jedes religiöse Gefühl zu Eis werde, ist vielmehr in ihrer angedeuteten Beziehung zum Ganzen eine erste Prophetenstimme auf den Monotheismus des Christenthums, vor dem alle andere Göttermacht schwindet.

2) Was die Offenbarungen der Götter anlangt, so sind sie freilich sehr äusserlich, durch Verwandlungen in äussere Menschen- und Thiergestalten, durch viele Zeichen und Wunder und Träume vorgestellt; allein die innere Offenbarung an den Geist, die Erleuchtung fehlt nicht, und es herrscht der Glaube wie im ganzen Alterthume und im Christenthume, dass diese Offenbarungen vor Zeiten viel häufiger und unmittelbarer gewesen seien, dass das Menschengeschlecht durch die Sünde sich dieser Gemeinschaft mit den Göttern untheilhaftig gemacht habe und nun eine Sehnsucht nach dem alten Zustande in sich trage. Einen Anschluss an das Christenthum in diesem Punkte giebt Nägelsbach selbst S. 170, indem er nach einer sehr gründlichen Exposition zu folgendem beherzigenswerthen Resultate kommt.,, Demnach stehen die Stufen heidnischer Offenbarung in Absicht auf Werth und Haltung zur christlichen in gerade umgekehrtem Verhältniss. Während bei dieser Gottes Offenbarung in den Werken als ihr niedrigster, auch den Heiden zugänglicher Grad erscheint, höher die Prophetie steht, aber die Fülle der Gottheit sich der Menschheit offenbart in der persönlichen Erscheinung des Sohns, so muss umgekehrt bei den Heiden die scheinbar realste Mittheilung der Gottheit durch persönlichen Verkehr in der That gerade die unwahrste Form der Offenbarung sein, während einige Spur von Wahrheit schon hin und wieder in der Prophetie, z. B. in den Ahnungen, enthalten, vollkommen wahr aber die Vorstellung von Erkennbarkeit des göttlichen Wesens aus den Werken ist. Also beginnt die christliche Wahrheit mit ihrer untersten Stufe gerade da, wo das Heidenthum die ihm mögliche höchste erstiegen hat, während die im Wesen des Christengottes begründeten übernatürlichen Offenbarungsarten bei den Heiden zwar auch schon vorkommen, aber als Mittheilungsformen ohne

wahren Inhalt, der erst im Christenthum diesen Formen real entsprechend und ein substantieller wird."

3) Die Lehre von der Sünde bietet bei Homer ein der christlichen sehr analoges Verhältniss in Entstehen, Wesen und Hebung derselben. a) Ihr Entstehen wird als doppeltes angesehen, als ein äusserliches und innerliches. Von aussen lässt sich der Mensch bethören und verführen. Allein dieses könnte nicht sein, wenn nicht die innere Neigung zur Bethörung in der Seele selbst gegeben würde. Diese Neigung besteht in einer Abneigung gegen die gute Sitte und das Göttliche. Sie ist eine ziemlich allgemeine, „denn wenige Söhne gleichen den Vätern." b) Das Wesen der Sünde, der Kern dieser Abneigung, ist die Eigenliebe, die Selbstsucht, die zur Erhebung des eignen Ich führt und sich bis zum Uebermuth und zur Verspottung der sittlich geordneten Verhältnisse und der Götter selbst steigert. Ist nun auch die Sünde ihrem Wesen nach zunächst mehr als ein Vergehen gegen die Sittlichkeit gefasst, so führt sie doch bei der homerischen Identität von Religion, Rechtsgefühl und Sitte überhaupt auch zu dem tieferen christlichen Bewusstsein. c) Die Hebung der Sünde ist von innen durch das Gewissen bedingt, das im Anschauen der sittlich geordneten Zustände rings herum und besonders in dem strafenden Zorn der Götter zur Anerkennung der Sünde treibt, denn die Götter schützen den Rechtszustand der Menschen. So bildet sich in dem Uebertreter ein tiefes Gefühl von Schuld und Reue, und gerade hierin steht das homerische Schuldbewusstsein dem Christenthume sehr nahe und wohl näher als das jüdische zur Zeit von Christi Erscheinen. So erfolgt durch das Sühnopfer unter Gebet die Anerkennung der Oberen und das Wiedereintreten in die von ihnen geordnete sittliche Gemeinschaft der Menschen. Das treibendste Motiv ist freilich die Furcht vor der Götterstrafe, die abschreckt, während der Glaube an die Alles beherrschende Liebeskraft fehlt; denn diese Liebe erstreckt sich nur auf einzelne bevorzugte Lieblinge der Götter. Somit führt auch dieser Punkt von der Sünde und der Hebung derselben in die Nähe des Christenthums, nicht aber in das Heiligthum selbst, nicht bis zu dem Glauben an die Vaterliebe Gottes und den für den Sünder beseligenden gewissen Satz:,,Mir sind meine Sünden vergeben."

4) Bezüglich der Gemeinschaft der Menschen unter einander steht die Homerische Anforderung und Praxis in den weitesten Kreisen derselben, wo sich verschiedene Nationalitäten begegnen, dem Christenthum am fernsten, wiewohl sie auch da nicht ohne Verbindungsglied mit demselben ist, und in den engsten Kreisen der Familie und Freundschaft am nächsten. Von diesen bis zum patriarchalischen Staatsleben sind die Verhältnisse von den Göttern durchdrungen und geheiligt. Innerhalb der Familienbande ist die Beziehung der Kinder zu den Eltern ein unmittelbar heiliges, von reinster Pietät getragenes Verhältniss. Homer ist ja in diesen Schilderungen, was Natürlichkeit und Innigkeit der Empfindung betrifft, vor Allen unerreichtes Ideal. Auch das Band der Gatten ist von den Göttern geheiligt und unauflöslich. Freunde aber umschlingt nach freier Wahl ein eben so inniges und heiliges Band als das der Geschwister unter einander sowie der Kinder und Eltern, und es ist dieses, abgesehen von dem engen Kreise, den es umfasst, der christlichen Bruderliebe am meisten entsprechend. Als Beweise, dass diese Privatverhältnisse von Gott durchdrungen gedacht werden, dienen ausser den zahlreichen Stellen, welche dieses. nach einzelnen Beziehungen hin klar machen, die häuslichen Opfer, bei denen die Familie in ihrer Einheit sich um den sie beschützenden Gott versammelt, so dass wir den Eindruck aus diesen Familienopfern erhalten: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen" (Buch Jos. 24, 15.). Der Staat aber entsteht nicht auf Grund eines künstlichen Staatsgesetzes, sondern aus der Verbindung der Familien und Stämme unter einem Könige, der unmittelbar wieder unter dem Einflusse der Götter gedacht wird; denn seine Genealogie reicht in den Olympus hinein, er ist doyev und ein Freund des Zeus. Sein Ansehen und seine Machtfülle steht unmittelbar unter göttlichem Schutze, und die ganze bürgerliche Gerechtigkeit fällt mit der Religiosität zusammen. So ist das Staatsleben überall als von Gott durchdrungen gedacht, und die öffentlichen Opfer bringen das zum steten Bewusstsein des Volkes. Allein wo sich verschiedene Nationalitäten berühren, da fehlt das gemeinsame Band; denn andere Völker haben auch andere Götter, die einander ebenso wie die Menschen bekämpfen. Doch es fehlt auch hier nicht

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der Fingerzeig auf die christliche Gleichheit aller Menschen vor Gott und auf die christliche allgemeine Menschenliebe. Wie schon angedeutet, wird die Moira wenigstens nach der einen Reihe von Stellen als über allen Göttern und Menschen gedacht. Nach ihrer freilich dunklen Machtäusserung bewegen sich die Geschicke der ganzen Menschheit ohne Ausnahme. Die Menschenliebe aber trägt Zeus, als der oberste Gott, der Glück und Unglück der Menschen empfindet, und der auch die weitesten Kreise noch durch seine freilich nicht unbedingte Macht vereinen kann, von einem Volke zum andern. Denn er ist Schutz und Schirm der Fremdlinge und Schutzsuchenden, die unter dem fremden Volke nach den bürgerlichen Gesetzen ohne Schutz wären. Treffend sagt Nägelsbach Homer. Theol. S. 253 in diesem Betracht: ,,Das mangelnde menschliche Recht wird jure divino supplirt." Je schroffer die Scheidewände zwischen den Völkern waren, je tiefer der spätere Unterschied von Hellenen und Barbaren, und Römern und Barbaren in die Entwickelung der Weltgeschichte einschnitt und die Anerkennung der Idee von der christlichen allgemeinen Menschenverbrüderung hemmte, um so mehr müssen wir von diesen frühen Fingerzeigen auf die letztere bei Homer Act nehmen und den tiefen Sinn derselben zu erforschen streben. Und Aehnlichem wir möchten es Analoga vom barmherzigen Samariter nennen begegnen wir bei Späteren nicht selten.

5) Zum Schluss heben wir noch Einiges aus der Eschatologie hervor. So sehr der Homerische Held und Mensch wie die Griechen überhaupt die Schönheit und den Reiz des irdischen Lebens genossen und in solchem Dasein das eigentliche Leben des Geistes und des Körpers erkannten, so konnten sie doch der Empfindung des Unglücks sich nicht entschlagen und empfanden gerade deshalb die Grösse und Allgemeinheit desselben durch den Gegensatz noch tiefer, als andere für die Freuden des Lebens weniger empfängliche Völker. Somit wird auch der Tod bei Homer nicht blos als das grösste Uebel, sondern auch und besonders von dem rastlosen Dulder als Ruhepunkt nach den Leiden betrachtet. Hat sich derselbe mit Resignation des Lebensgenusses begeben, so begrüsst er den Tod mit Freuden. Doch die Lebens

hoffnung stirbt niemals, und so erwacht gerade aus diesem Unglück des Dulders der erste Gedanke an ein Fortleben. Aus einem diesem gerade entgegengesetzten Gedanken leitet Homer einen zweiten Grund für seine Hadeslehre ab. Man konnte sich nämlich nicht wohl die Möglichkeit denken, dass die herrlichen Heldennaturen in ihrem Glücke und in ihrer Kraftfülle vom Tode ganz gebrochen würden. Ein dritter Grund ergab sich aus der nothwendigen Forderung des göttlichen und des Sittengesetzes, dass eine Vergeltung nach dem Tode, namentlich aber eine Bestrafung der Frevler stattfinden müsse. Wenn auch unter diesen drei verschiedenen Gründen die göttliche Liebe, dieses Charakteristicum des Christenthums fehlt, und an die Stelle herzerfreuender Trostgründe nur eine kalte Resignation treten kann, so ist doch in allen dreien die Richtung nach den drei christlichen Sätzen gegeben: 1) wir sind Pilgrime auf Erden;

2) der erhabene unsterbliche Gottesgeist geht unversehrt durch das Thor des Todes;

3) Gottes Heiligkeit erzieht auch in seiner strafenden Gerechtigkeit noch nach dem Tode die Seele.

Die Vorstellung vom Hades selbst ist bei Homer freilich eine aus sehr verschiedenen Elementen gemischte und sich theilweise widersprechende. Die gewöhnlichen Seelen sind in demselben als südwλa ihres Empfindens, Denkens und Wollens entkleidet, und es ist ihnen das Dasein eines Rauches oder Schattens verliehen. Somit sinken sie tief unter das Niveau ihres irdischen Lebens hinab und fühlen auch im Hades noch schmerzlich diesen Abstand. Allein es treten doch auch Züge hervor, die mindestens eine Ahnung von einem vollkommneren Fortleben bekunden und, wie Nägelsbach sagt, den Samenkörnern gleichen, deren Aufgehen einem späteren Zeitalter vorbehalten war. So wird gesagt, dass einzelne Todte nicht nur ihre Stimme und ihr Bewusstsein jenseits behalten, sondern auch übermenschliches Wissen, Weissagungen und Offenbarungen von sich geben. Mehr noch als die Strafe der grossen Frevler an einem gesonderten Orte führt das allgemeine Gericht des Minos über die Todten, besonders wenn wir der Ansicht beistimmen, dass dasselbe denjenigen Handlungen der

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